Refurbished-Produkte kaufen: Darauf müssen Sie achten
Refurbished-Produkte, also etwa generalüberholte Notebooks oder Smartphones, werden beliebter. Wir verraten, worauf Sie bei den Schnäppchen achten müssen.

- Refurbished-Produkte kaufen: Darauf müssen Sie achten
- Refurbished: Geräte fast so gut wie neu
Wolfgang Müller aus Kassel könnte zufriedener nicht sein. Gerade hat er bei Amazon zugeschlagen und ein als Warehouse-Deal mit dem Zustand "gebraucht – wie neu" deklariertes Lenovo Thinkpad erworben. Bei einer Einsparung von satten 35 Prozent im Vergleich zum Normalpreis nimmt er die in der Prod...
Wolfgang Müller aus Kassel könnte zufriedener nicht sein. Gerade hat er bei Amazon zugeschlagen und ein als Warehouse-Deal mit dem Zustand "gebraucht – wie neu" deklariertes Lenovo Thinkpad erworben. Bei einer Einsparung von satten 35 Prozent im Vergleich zum Normalpreis nimmt er die in der Produktbeschreibung erwähnten „Beschädigungen der Umverpackung“ sowie den „kleinen, kaum sichtbaren Kratzer auf dem Display“ gern in Kauf. Bereits zwei Tage später hält Wolfgang Müller sein Lenovo Thinkpad in Händen. Und in der Tat: Der Notebookkarton hatte den ein oder anderen Schlag abbekommen, doch keinesfalls so schlimm, dass er nicht mehr verwendbar gewesen wäre. Den „kleinen Kratzer auf dem Display“ suchte Herr Müller sogar vergeblich: Der Bildschirm war entgegen der Beschreibung absolut einwandfrei, die Freude darüber natürlich riesengroß.
Die Ernüchterung setzte erst einige Tage später ein, als Wolfgang Müller das Thinkpad erstmals im Akkubetrieb verwendete. Bereits nach 35 Minuten ging dem Notebook die Puste aus, von der auf der Herstellerseite versprochenen achtstündigen Laufzeit konnte keine Rede sein. Ein klarer Fall eines Akkudefekts. Enttäuscht schickte Müller sein Notebook an Amazon zurück, was dank des eingeräumten 14-tägigen Rückgaberechts problemlos möglich war. Und dennoch bleibt ein fader Beigeschmack, denn rein optisch war das Thinkpad zwar durchaus „gebraucht – wie neu“, technisch jedoch nicht. Fälle wie dieser sind beileibe kein Einzelfall, wie das Supportforum des weltweit größten Onlinehändlers beweist.
Auf vielen Seiten wird von Problemen mit ungenauen Beschreibungen, von Falschlieferungen oder versteckten Defekten berichtet. Ist von Warehouse Deals also grundsätzlich abzuraten? Hier kann die Antwort eigentlich nur nein heißen – zumindest wenn man gewillt ist, eventuell auftretende Probleme in Kauf zu nehmen. Glücklicherweise ist Amazon auch bei Warehouse Deals kulant und bietet das gleiche Rückgaberecht wie bei Neuware. Eine Herstellergarantie besteht bei Artikeln aus Warehouse Deals grundsätzlich zwar nicht, jedoch bietet Amazon eine Gewährleistung gemäß den gesetzlichen Bestimmungen.

Der Ansprechpartner bei Defekten ist hier grundsätzlich nicht der Hersteller, sondern Amazon als Händler und Verkäufer des erworbenen Produkts. Bei einer Gewährleistung liegt die Beweislast für sechs Monate beim Verkäufer: Dieser muss innerhalb der ersten sechs Monate nach einem Kauf beweisen, dass ein in diesem Zeitraum aufgetretener Defekt beim Verkauf noch nicht bestanden hat, sondern erst danach entstanden ist. Da dieser Beweis für den Verkäufer so gut wie nicht zu erbringen ist, ist die Gewährleistung in den ersten sechs Monaten im Grunde ebenso wertvoll wie eine Garantie.
Danach jedoch dreht sich die Beweislast um: Geht das Gerät nach sechs Monaten und einem Tag kaputt, muss nun wiederum der Käufer beweisen, dass der Defekt bereits zum Zeitpunkt des Kaufs vorgelegen hat. Auch dieser Beweis ist oft schwierig zu führen. Unterm Strich ist eine 24-monatige Gewährleistung also im Endeffekt in etwa mit einer sechsmonatigen Herstellergarantie vergleichbar.
Längere Gewährleistungen hören sich nett an, bringen dem Käufer jedoch kaum zusätzliche Sicherheit. Zurück zu Lenovo. Dieser Hersteller gibt auf seine teuersten Thinkpad-Modelle in Deutschland eine dreijährige Garantie, Akkus sind mit einer Garantie von 12 Monaten versehen. Der Käufer wäre hier, anders als beim zuvor beschriebenen Warehouse Deal, zumindest für 12 Monate vor einem Akkudefekt seines Notebooks geschützt gewesen. Wichtig ist also, ein bei einem Warehouse Deal erworbenes Gerät gleich nach Erhalt sorgfältig zu testen und bei auftretenden Problemen vom Rückgaberecht Gebrauch zu machen.
Was sind Warehouse Deals?
Bei Amazon werden Rückläufer, geöffnete oder gebrauchte Produkte unter dieser Bezeichnung angeboten. Die Produkte können Gebrauchsspuren aufweisen, manchmal ist die Verpackung beschädigt, das Produkt selber jedoch absolut einwandfrei. Alle Produkte erhalten exakte Zustandsbeschreibungen sowie die Bewertungen neu, wie neu, sehr gut, gut und akzeptabel. Weiter folgt eine Beschreibung der Mängel wie eingangs beschrieben. Absolut verlässlich sind diese Beschreibungen zwar nicht, doch ist der Käufer aufgrund des Rückgaberechts in jedem Fall auf der sicheren Seite.
Doch wie groß sind die Ersparnisse bei Warehouse Deals? Das hängt vom Zustand und auch davon ab, ob es sich um ein aktuell im Angebot befindliches Produkt oder einen älteren Auslaufartikel handelt. Unsere Recherche ergab Einsparungen zwischen vier und knapp 30 Prozent im Vergleich zum Amazon-Neupreis. Nicht auszuschließen ist, dass man bei anderen Händlern in den Tiefen des Webs oder im stationären Handel den ein oder anderen Artikel sogar neu zu einem niedrigeren Preis findet. Daher lohnen die Suche im Web und ein sorgfältiger Preisvergleich in jedem Fall.