Gaming-Überlegungen 2021
PS5, Xbox Series X oder Gaming-PC? - eine Entscheidungshilfe
Ungeachtet aller Lieferprobleme: Welche Überlegungen es gibt, bei der Frage: PS5, Xbox Series X / S kaufen oder doch für einen Gaming-PC sparen?

Seit Ende 2020 hätte es für Gaming- und Heimkinofans nicht schöner sein können: Die TV-Geräte bieten hochauflösende Auflösung und für Dolby Vision sowie Dolby Atmos braucht man kein raumfüllendes Studio-Equipment mehr. Dazu zieht die Gaming-Technik nach und neue Spiele können ihre Stärken ausspielen.
Später gibt's moderne Nachfolger bzw. Next-Gen-Upgrades für Bestseller wie Assassin's Creed, Forza Horizon oder mal ein Uncharted, ein neues GTA und mehr, die die Gaming-Maus- und Gamepad-Finger schon jetzt nervös in der Luft klicken, tippen oder imaginäre Knöpfe drücken lassen.
Es hat immerhin ein Gutes, dass PS5 und Xbox Series X / S kaum bestellbar sind und dazu PC-Fans auf bezahlbare Hardware wie RTX 3000 und Radeon RX 6000 warten müssen: Wir können uns länger überlegen, welcher Plattform wir den Vorzug geben, bzw. was wir uns zuerst kaufen würden.
Da hierbei jeder Spielefan andere Vorlieben hat, möchten wir Ihnen verraten, welche Überlegungen wir ganz persönlich anstellen, um das eine gegen das andere abzuwägen oder welche Gründe es gibt, mehrgleisig zu fahren – vorausgesetzt natürlich, das Budget passt. Vielleicht fällt ein Punkt, den Sie bislang nicht bedacht haben und der Sie bei der Entscheidungsfindung unterstützen kann.
Warum eine PS5 ganz oben steht und was stört
Mit Uncharted, The Last of Us und vielen mehr; den einen oder anderen Demo-Titeln für PSVR und dazu unterhaltsamen und hochimmersiven AIM-Controller-Spielen, scheint kein Weg an Sony vorbeizuführen. Natürlich gibt es noch viele weitere Genres und Titel, die Spielergruppen fesseln und die sie weiter erleben möchten. Mit Sonys Exklusivtiteln sowie Playstation-eigenen Eingabemöglichkeiten und der Peripherie (PSVR, Kamera und Move-Sticks bspw.) gibt es genug Gründe, dem Sony-Universum nach fast über acht Jahren mit der PS4 (Pro) nicht den Rücken zuzukehren. Alte Gaming-Fans haben nur dort die Möglichkeiten, echtes Spielhallen-Feeling wieder und weiter aufleben zu lassen. Es könnte aber je nach Spiel klüger sein, einfach (erst einmal) auf der PS4 Pro zu bleiben und mit der PS5 zu warten.
PS5 Classic oder Digital Edition?
Eine Digital Edition ohne Disc-Laufwerk kommt für den Autor nicht in Frage: Viele geliebte Spiele liegen auf Disc vor und können nicht mit dem Sony-Konto verknüpft werden. Anderenfalls könnte der Schreiber wahrscheinlich dennoch verzichten, weil Dolby-Formate bei Sony zwecks eigenen (Audio-)Technologien fürs Wohnzimmer ausgeklammert werden. Das muss zwar nicht für Film- und Serien-Discs gelten, aber womöglich wieder für Netflix-Streams und anderen digital vorliegenden Content – für Spiele zum Beispiel (wenngleich Dolby Vision / Atmos noch kaum eine Rolle spielen).
Der Faktor Exklusivspiele als Zugpferd gilt weiterhin für Sony – da muss sich für die kritische Masse aber noch zeigen, ob nicht nur einfach das nächste Drake-Abenteuer oder Ellies weiteres Schicksal locken wird. Außerdem ist die eine oder andere PC-Umsetzung wie Detroit: Become Human oder Horizon: Zero Dawn zwar allgemein willkommen, für Playstation-Fans vor einem Kauf aus Sicht von Sony aber eher kontraproduktiv.
Warum eine Xbox Series X ganz oben steht und was stört
Vorab: Eine Xbox Series S lassen wir außen vor. Auf ausschließlich Full-HD werden wir oder einige von Ihnen vermutlich nicht spielen (wollen), auch wenn bis zu 120 fps und HDR für aktuelle Spiele sehr gut klingen. Die können zumindest Besitzer von TVs nutzen, die auf maximal 1080p eine entsprechende, native Bildwiederholfrequenz bieten. Auch hier fehlt uns aber ein UHD-Laufwerk wie bei Sonys PS5 Digital Edition, wenngleich der Game Pass gute Argumente für einen rein digitales Spielevorat und -nachschub liefert.
Bisher hieß es immer, wer sich im Microsoft-Gaming-Kosmos am PC wohlfühlt und den Game Pass inkl. Play Anywhere nutzt, der braucht nur für wenige echte Exklusiv-Highlights noch eine Konsole und könnte sein Geld in einen PC oder die Playstation investieren.
Geht es nur ums Gaming sowie vielleicht um einen leicht bedienbaren Media-Player und können Sie auf Spiele-Mods oder das eine oder andere PC-only-Highlight verzichten (Playstation natürlich inklusive), könnte man es nun umdrehen und sagen: Kaufen Sie eine Xbox Series X statt einem Gaming-PC.
Eine Xbox Series X ist ein vollwertiger Media Player – das war schon die Xbox One (X) – mit Support für Dolby (Vision für immerhin Streams, Spiele), dem Microsoft App Store mit Kodi und Plex sowie vielem mehr.
Eine neue Xbox-Generation brauchen Sie zuhause aber nicht, wenn TV-Gerät oder Monitor (je in HD) nicht aufgerüstet werden und ihr technischer Anspruch an Spiele mit Xbox One S / X bedient wird. Denn Abwärtskompatibilität schreibt Microsoft groß! Dies verstärkt Microsoft mit xCloud, das auch Mobilgeräte und alte Xbox-One-Konsolen abholt. Die neuen Xbox-Konsolen sind also eher für Enthusiasten gedacht, die fps zählen und Treppenbildung bei Kanten suchen - oder einfach nur wollen, dass ein Spiel auf dem 4K-TV super aussieht.
Diese Option, einfach bei der PS4 zu bleiben, haben PS5-Interessierte vermutlich nicht immer. Hier muss sich noch je nach favorisierten Titeln zeigen, ob sich jedes PS4-Spiel problemlos auf die PS5 migrieren lässt – inkl. Speicherstände und Achievements – und wie es dann läuft. Einzelne Titel erfordern umständliches Mikromanagement in den Spieleoptionen (etwa Horizon Zero Dawn, Final Fantasy). In der Regel läuft der Spielstand-Import wie gewünscht (siehe vorheriger Lesetipp).
Spielt die Internetleitung mit, könnte PS Now eine Alternative sein. Dort finden sich jedoch neue Spiele nicht immer gleich zum Release. Natürlich sind Sie dann auch dauerhaft abhängig von einer stabilen Breitband-Internetleitung.
Warum ein Gaming-PC ganz oben steht und was stört
Ja, der deutlich höhere Preis nervt! Uns ist bewusst, dass man mal eben das Doppelte oder Dreifache ausgeben kann, um auf eine vergleichbare Leistung wie PS5 und Xbox Series X zu kommen. Auch das Treiber-Management und die Abhängigkeit von Windows 10 sowie seinen Updates kann für Dauerfrust sorgen. Gaming-technisch hat der PC in Sachen Preis-Leistung und Komfort die schlechtesten Karten, wenn Sie nur spielen wollen.
Doch wer seinen PC ganz selbstverständlich nutzt und sich dabei selten beklagt, der freut sich über ausgewählte Portierungen von der Playstation und über PS Now. Reichte dazu bislang Detroit: Become Human und Horizon: Zero Dawn, müssen Sie für weitere Exklusiv-Highlights nicht unbedingt 400 bis 500 Euro für eine Konsole ausgeben. Sie könnten dann etwa warten, bis PS Now Nachschub bekommt.
So gut wie das komplette moderne Xbox-Portfolio kommt in Form von Multiplattform-Ports, Play-Anywhere-Versionen oder zur Not über Game-Streaming auf den Rechner, teilweise auch auf Smartphone und Tablet. Natürlich darf man dabei hin und wieder schlecht optimierte Portierungen oder Einschränkungen nicht unbeachtet lassen – Horizon: Zero Dawn sei wiederholt genannt, das zum Start für einige Spieler nicht rund lief.
Dolby Vision und Dolby Atmos sind mit Windows 10 auch kein Problem – vorausgesetzt die Hardware, TV / Monitor und das Sound-Equipment spielen mit. UHD-Discs lassen sich auch am PC abspielen – natürlich wieder gegen Mehrkosten. Ein PC passt aber natürlich nicht in jedes Wohnzimmer-Bild. HTPCs mit ernstzunehmenden Gaming-Specs sind natürlich noch teurer.
Das Ganze wird – das sagen wir gebetsmühlenartig und ist natürlich von einzelnen Interessen abhängig – begrenzt ausgeglichen, weil sich in der Regel PC-Spiele günstiger kaufen lassen und Online-Spielefunktionen auf dem PC im Allgemeinen keine Abogebühren fordern. Kosten für Game Pass oder PS Now müssten manche PC-Spieler natürlich dennoch tragen, sollten sie beim Windows-Rechner bleiben und ohne Konsole nur begrenzt das Angebot von Sony und Microsoft nutzen wollen. PS Plus, Xbox Live oder Release-Preise für Spiele ab 60 bis 80 Euro bleiben ihnen aber erspart.
Ein wichtiger Punkt für Enthusiasten, die zwischen PS5, Xbox Series X und einem Gaming-PC entscheiden: Der Spieleleistung – also vorrangig der Grafikqualität und der Performance – sind am PC in der Regel kaum Grenzen gesetzt, wenn das Budget, die Portierung und - das gilt aktuell für alle Plattformen - weiterhin die Liefersituation mitspielt.
Berichte über Next-Gen-Titel, die auf PS5 oder Xbox Series X in 4K mit maximal 30 fps laufen, können leistungshungrige Spieler (ja, mit dem passenden Budget) am Windows-Rechner im Normalfall ignorieren.
Fazit:
Wer kann, hat mit einem ausreichend starken Gaming-PC das meiste aus drei Gaming-Welten auf einer Plattform vereint - bzw. richtet es sich so ein. Das Loch im Geldbeutel wird aber mindestens doppelt so tief sein wie bei einem Konsolenkauf, zumindest wenn Sie dabei nur die initialen Anschaffungskosten betrachten. Am PC gibt's für viele Games dann einen einfacheren Mod-Support, mehr Präzision bei Eingaben (bspw. mit Maus / Tastatur sowie höheren Abtastraten bei Lenkrädern und Joysticks), auf Wunsch einen Support für beide Konsolen-Controller und mehr Flexibilität. Mit einem potenten PC sparen Sie sich immerhin den Homeoffice-Rechner oder den Media-Server und und und. Das geschieht aber natürlich ohne den Komfort einer einfach zu bedienenden Konsole - am TV, während Sie auf dem Sofa sitzen.
Wer eine PS4 nutzt und sich den Umstieg überlegt, sollte in seiner Spielebibliothek je nach Titel nicht allzuweit fortschreiten oder diese abschließen, bevor mangelnde Kompatibilität beim Generationswechsel stört. Dazu müssen Sie daran denken, dass ausgewählte PS4- / PS5-Kracher später einfach auf den PC portiert werden oder über Streaming-Dienste verfügbar gemacht werden können – und eine Playstation somit je nach Spielevorlieben obsolet werden kann. Exklusive Konsolentechnologien (PSVR, Move-Sticks, Aim-Controller und mehr) sind aber nur an Playstation-Geräten (weiterhin) sicher nutzbar. Natürlich bleiben auch Spiele von Drittherstellern, die in der Regel immer auch für die Playstation entwickelt werden.
Lesetipp: PC selbst zusammenbauen - unsere Konfigurationstipps
Wer die PS5 auch als Zuspieler für das anspruchsvolle Heimkino nutzen will, hat in unseren Augen mit der Xbox Series X bessere Aussichten. Microsoft hält weiter an Dolby fest und bietet über den Store auch eine große Auswahl an Media-Apps. Hier können Apple TV, Chromecast 2020 und Fire TV Cube geplagte PS5-Nutzer jedoch sinnvoll unterstützen und die Konsole ergänzen.
Xbox-Spieler brauchen die neuen Konsolen theoretisch nur, wenn auf Xbox One niedrigere Spiele-Auflösungen sowie qualitativ vergleichsweise schlechtere Grafik und Performance stören. Abgesehen von einfachen Präferenzen für ein hübscheres und runderes Spieleerlebnis am TV.
Wem das alles gar nicht wichtig ist und wer hier einen bestimmten Spielekosmos vermisst und eine Alternative sucht: Es gibt auch noch Nintendo, die einen im Vergleich zu Sony noch exklusiveren Weg einschlagen und eigene Titel nur auf eigener Hardware anbieten. Animal Crossing, Spiele mit Mario, Link aus Zelda oder Pokémon sind nur ein paar Gründe, die für einen Blick über den Tellerrand sprechen. Mit einer Nintendo Switch (ab Oktober mit OLED-Display) spielen Sie am TV und unterwegs - und das nicht nur einfach gehaltener und kindgerechter, sondern durch vorrangig lokale Multiplayer-Modi auch mit einem ganz anderen Fokus als mit den oben genannten High-End-Maschinen. Themen wie Split-Screen oder Couch-Coop werden dort für AAA-Titel leider nur noch stiefmütterlich behandelt.