Kameras & Zubehör für Videokonferenzen und Live-Streaming
- Kamera statt Webcam: So gibt's das Maximum für die Bildqualität
- Kameras & Zubehör für Videokonferenzen und Live-Streaming
- Kameras als Webcam nutzen: Zubehör für Profis
Videokonferenzen sind Teil des neuen Normalzustands und werden auch nicht wieder aus dem Alltag verschwinden. Für einen professionellen Auftritt im beruflichen Umfeld reicht die Bildqualität von Webcams aber nicht aus. Richtig gut und noch bezahlbar ist einzig eine Kamera mit HDMI-Anschluss, die S...

Videokonferenzen sind Teil des neuen Normalzustands und werden auch nicht wieder aus dem Alltag verschwinden. Für einen professionellen Auftritt im beruflichen Umfeld reicht die Bildqualität von Webcams aber nicht aus. Richtig gut und noch bezahlbar ist einzig eine Kamera mit HDMI-Anschluss, die Sie per HDMI Capture Card mit dem PC verbinden. Diese Lösung haben wir uns bei Youtube-Streamern abgeschaut, deren Anforderungen sich stark mit denen von Videokonferenz-Teilnehmern überschneiden. Warum das so ist und wie die Lösung prinzipiell funktioniert lesen Sie auf der vorherigen Seite. Hilfe für die Auswahl und Einrichtung geeigneter Geräte finden Sie hier.
Streaming-Kamera kaufen
Das Angebot an geeigneten Kameras ist riesig, zumal Sie auch auf dem Gebrauchtmarkt noch viele gute Modelle finden. Wir konzentrieren uns deshalb hier auf die Beschreibung von Kameras, die Youtube-Streamer besonders häufig einsetzen. Ganz allgemein gelten die folgenden Anforderungen:
- Eine geeignete Kamera gibt Video als sauberes HDMI-Signal ("clean HDMI-Out") aus. Das Bild wird also nicht von künstlichen Display-Inhalten wie der Akkustandsanzeige der Kamera verunstaltet.
- Das HDMI-Signal wird mit einer Auflösung von 1080p ausgegeben, bei 25 Bildern pro Sekunde. Die Verschlusszeit ist ein Vielfaches der Bildrate, idealerweise 1/50 Sekunde. So entstehen Bilder, die optisch an Kinofilme erinnern. Noch einen Hauch besser sind 24 Bilder pro Sekunde, 30 gehen auch in Ordnung. Von 4K-Video raten wir ab, da die gängigen Kameras dabei noch sehr heiß werden. Das dürfte sich negativ auf die Lebensdauer auswirken und löst teilweise sogar eine Schutzschaltung aus, die den Videostream beendet.
- Das Objektiv muss weitwinklig sein, mit einer Brennweite ab circa 18mm (27mm Kleinbild-Äquivalent). Vielen Kameras liegen Objektive mit 18-55mm bei. Sie reichen in der Regel aus.
- Die Kamera lässt sich dauerhaft mit Strom versorgen. Anderenfalls führt ein leerer Akku zu einem Bildausfall. Vielfach benötigen Sie dafür einen Dummy-Akku, d.h. ein Netzteil in Form des Akkus, das Sie im entsprechenden Fach der Kamera verstauen. Immer mehr Kameras lassen sich auch einfach per USB-C-Anschluss mit Strom versorgen.
- Die Kamera lässt sich auf einem Stativ befestigen. Das ist wichtig, um sie präzise auszurichten und keine Unfälle bei Stößen gegen den Tisch zu riskieren.
Günstig und gut
Die EOS M200 (ab 400 Euro) und EOS M50 (ab 600 Euro) von Canon sowie Sonys Alpha 5100 (ab 500 Euro) sind ein Trio vergleichsweise günstiger Kameras mit "Clean HDMI out". Die Mischung aus Popularität und krisengetriebener Nachfrage hat die Neupreise zuletzt steigen lassen. Das gilt insbesondere für die Alpha 5100, die vor Corona deutlich unter 400 Euro lag. Wir haben jeweils die Kit-Preise angegeben, d.h. ein passendes Objektiv ist bereits enthalten.
Diese Kameras liefern sehr gute Bilder für Videokonferenzen und reichen bereits mehr als aus, um jede Webcam auszustechen. Das gilt insbesondere dann, wenn Sie sie im FullHD-Modus betreiben und auf die teilweise vorhandene 4K-Funktion verzichten. Im 4K-Betrieb neigen einige Modelle zur Überhitzung und die Einstellungsmöglichkeiten reichen nicht aus. Den Dauerbetrieb halten die Kameras problemlos aus, aber darauf vorbereitet sind sie nicht. Das erkennen Sie vor allem an der häufig fehlenden Stromversorgung. In der Regel benötigen Sie einen so genannten Dummy-Akku. Das Gerät hat die Form des Kamera-Akkus und wird im entsprechenden Schacht platziert, versorgt die Kamera aber per Kabel mit Dauerstrom.
Tipp: Ein solider Klassiker ist auch die Panasonic Lumix G7, die mittlerweile aber nur noch gebraucht erhältlich ist.
Die Youtube-Kamera: Sony ZV-1
Sony ist der Hersteller mit dem breitesten Angebot an Kameras, die sich gut für Video-Streams eignen. Die Sony ZV-1 (ab etwa 650 Euro) richtet sich ganz speziell an aufstrebende Youtuber, die mit ihr im Studio und unterwegs drehen. Dadurch eignet sie sich zwangsläufig auch für Videokonferenzen.
Die ZV-1 ist die günstigste Lösung in unserer Übersicht, die Sonys überrragenden Autofokus mitbringt. Er stellt sehr schnell und zuverlässig auf Ihre Augen scharf, springt bei Bedarf aber genauso schnell um. So wird auch ein Gegenstand (Produkt, Skizze o.ä.) scharf abgebildet, den Sie im Gespräch kurz vor die Kamera halten. Zu den Stärken der Kompaktkamera gehört außerdem das integrierte Mikrofon mit dem markanten "Puschel", in Fachkreisen "Tote Katze" genannt. Das synthetische Fell reduziert Windgeräusche bei Außenaufnahmen.
Auf dem umklappbaren Display können Sie sich während Konferenzen beziehungsweise Videoaufzeichnungen selbst sehen. Das dient weniger der Eitelkeit, als es sicherstellt, dass Sie auch gut zu sehen sind. Das ist ein deutlicher Mehrwert gegenüber den meisten günstigen Kameras. Schwächen hat die Sony ZV-1 aber auch. Das Display lässt sich bei Sonnenlicht schlecht und mit polarisierter Sonnenbrille gar nicht ablesen, die Touch-Steuerung ist sehr limitiert. Das nicht wechselbare Objektiv dürfte für Selbstportraits weitwinkliger sein. Den optionalen Handgriff, über den Sie die Kamera per Bluetooth fernsteuern können, finden wir praktisch.
Mittelpreisige Allrounder von Sony und Fujifilm
Rein für Videokonferenzen und erste Youtube-Experimente dürfte schon ein mittelpreisiges Modell wie die Sony Alpha 6400 (mit Kit-Objektiv 16-50mm ab circa 900 Euro) vielen Lesern zu teuer sein. Wir bezeichnen sie aber aus gutem Grund als "Allrounder". Sie liefert nämlich auch prima Fotos und verfügt über ein Wechselobjektiv. So eignet sie sich für den Einstieg in die "ernsthafte" Fotografie beziehungsweise als Ablösung für eine vorhandene Spiegelreflexkamera. Sonys erstklassiger Autofokus ist ebenfalls mit an Bord.
Als Videokamera ist die Alpha 6400 wahrscheinlich die beste ihrer Preisklasse. Seit kurzem macht ihr die Fujifim X-S10 diesen Titel jedoch streitig. Ihr größter Vorzug: Sie ist nur wenig teurer, bringt aber bereits eine im Kameragehäuse untergebrachte Bildstabilisierung mit. Dadurch ruckeln in Bewegung gedrehte Videos weniger und Sie gewinnen mehr Flexibilität beim Fotografieren unter Schwachlicht. Der Autofokus mit Gesichtserkennung steht dem der Sony nur einen Hauch nach.
Der Star bei den Profis
Auf Youtube finden Sie Hunderte von Kameratest-Videos. Spricht es nicht Bände, dass - zumindest nach unserem Eindruck - die meisten davon mit der Sony A7 III gefilmt wurden? Ab 1.700 Euro nur für das Gehäuse sind zwar richtig viel Geld, aber relativ günstig für eine Kleinbild-Kamera. Auch wenn die Bezeichnung gegenteiliges nahelegt, bergen diese Geräte größere Sensoren, sind dem entsprechend lichtempfindlicher, zeigen weniger Rauschen und liefern größere Bildausschnitte aus kurzer Distanz zum Motiv. Das wiederum erleichtert das Freistellen von Motiven beim Fotografieren, d.h. ihre scharfe Abbildung vor einem unscharf verschwommenen Hintergrund. Ob es dazu gehört, dass eine Profikamera auch etwas schwerer zu bedienen ist sei dahingestellt. Fest steht, dass sich Sony bei der Organisation der umfangreichen Menüstruktur nicht mit Ruhm bekleckert hat.
Wer zur teuren Sony greift, den belohnt die Kamera mit hervorragender Film- und Videoqualität. Mit dem teuren Gehäuse ist es aber nicht getan, auch Zubehör, vor allem die Objektive, ist teurer als bei den anderen Kameras.
Der Flop mit der DSLR
Schlechte Erfahrungen haben wir übrigens beim Videoconferencing mit einer noch recht aktuellen Spiegelreflexkamera (DSLR) gesammelt. Sie beendet die Ausgabe des Videosignals aus rechtlichen Gründen zuverlässig nach 30 Minuten - ein Limit, das auch andere uns bekannte DSLRs trifft. Technisch spricht nichts gegen eine längere Aufnahme. Im Internet kursieren sogar Tipps zur Aufhebung des Countdowns, etwa mit einem um die Kamera gespannten Einmachgummi, das den Auslöseknopf dauerhaft halb gedrückt halt. Doch ein weiterer Grund wirft die DSLR endgültig aus dem Rennen: Sobald wir sie per HDMI mit dem PC verbinden, ist das OnScreen-Menü nicht mehr zugänglich und auch die Fernsteuerung per USB und WLAN entfällt. Dadurch gestaltet sich die Navigation durch die Kamera-Einstellungen extrem umständlich und ist für uns nicht praktikabel.
Auf der nächsten Seite widmen wir uns der HDMI Capture Card und passendem Zubehör wie zusätzlichen Mikrofonen, Ständern wie Montagearmen und der Beleuchtung.