Inhaltsverzeichnis Internet Magazin 10/2009

Editorial: Billig-Content

Ist Content heute eigentlich noch etwas wert? Medienmogul Rupert Murdoch ist fest entschlossen, diese Frage zu beantworten. Nachdem er die New York Times online zunächst komplett auf kostenlos umgestellt hatte, macht er jetzt eine radikale Kehrtwende.

Kann das erfolgreich sein? In Zeiten, in denen nahezu ungeprüfte und unüberprüfbare Meldungen von anonymen Twitter-Usern ihren Weg in die Hauptnachrichten finden, muss man schon daran zweifeln, ob die breite Masse der User teuer produzierte Qualitätsnachrichten überhaupt von unverifizierten Billignews unterscheiden kann und will. In Zeiten, wo man über Vermittler wie textbroker.de oder textprovider.de ganze Fachartikel für ein paar Euro einkaufen kann, fällt es im Web zwar immer schwerer, verifizierte, korrekte Informationen zu finden. Und nur weil dieselbe Information im Web Tausende Male falsch abgeschrieben wird, ist sie dadurch noch lange nicht richtig. Doch weil dieser Content einfach und kostenlos verfügbar ist, lassen sich immer mehr User einlullen und nehmen unkritisch für bare Münze, was ihnen da massenhaft präsentiert wird. Ich wünsche Rupert Murdoch viel Glück - nicht nur, weil funktionierender Paid Content endlich ein tragfähiges Business-Modell fürs Web bringen würde, sondern auch, weil unabhängige, nachhaltige, langfristig ausgerichtete Recherche und Berichterstattung für eine Demokratie essenziell ist. Und ganz nebenbei würde ein solcher Trend auch Websites bevorzugen, die mit viel Aufwand und Ehrgeiz wirklich guten Content produzieren, statt diejenigen Websites zu pushen, die mit billigen Tricks User anlocken, aber in Wirklichkeit nur Minderwertiges, Sinnloses oder Abgeschriebenes zum Zwecke der Suchmaschinenoptimierung zu bieten haben.

Franz Neumeier Chefredakteur

Auf Seite 2: Das komplette Inhaltsverzeichnis im Überblick...