Glasfaser vs. Kabelanbieter
- High-Speed-Internet in Deutschland
- Glasfaser vs. Kabelanbieter
- Breitbandstrategie
Ist Glasfaser die richtige Technik? ...
Ist Glasfaser die richtige Technik?

Angesichts dieser bisher ungelösten Probleme stellt sich die Frage, ob Glasfaser überhaupt die "richtige" Technik für den Breitbandanschluss der Zukunft darstellt. Denn dem Kunden kann es letztlich egal sein, wie er ans Internet angeschlossen ist: hauptsache schnell, zuverlässig und zu vertretbaren Kosten.
Zumindest derzeit bietet Glasfaser keine höhere Geschwindigkeit als die Kabelanbieter: 100 MBit/s sind sowohl bei FTTH/FTTB als auch beim TV-Kabel Standard als maximale Bandbreite. Zwar verspricht die Telekom vollmundig "bis zu 1 GBit/s im Download und zu 0,5 GBit/s im Upload", aber das muss man bei kritischer Betrachtung als PR-Getöse abtun.
NetCologne, Wilhelm.Tel und MNet offerieren derzeit "nur" 100 MBit/s. Da sind sogar einige Kabelanbieter mit 120-MBit-Angeboten de facto schneller. In der Praxis bietet unser anonym beauftragter Kabelanschluss in einer Münchener Wohnung sogar 250 MBit/s (siehe PC Magazin 4/2011).
In zweierlei Hinsicht aber hat Glasfaser dennoch die Nase vorn: Zum einen lassen sich grundsätzlich höhere Geschwindigkeiten als bei kupferbasierten Leitungen realisieren. Technisch stellt eine Bandbreite von 1 GBit/s kein Problem dar.
Vorteil Nummer zwei ist der schnellere Upload, der sich schon jetzt bei VDSL-Anschlüssen zeigt, bei denen das Glasfaserkabel also erst in der Straße endet: 10 MBit/s zum Hochladen lässt sich derzeit bei keiner anderen Technik buchen, selbst die superschnellen Kabelanschlüsse erlauben maximal 6 MBit/s in der Senderichtung, Kabel Baden-Württemberg offeriert beim Upload sogar nur 2,5 MBit/s.
Per Glasfaser, so heißt es beim FTTH Council, seien im Upload ohne Weiteres schon jetzt 60 MBit/s möglich: "Nur orientieren sich die Provider eben an den marktüblichen Strukturen", stellt Professor Tauber bedauernd fest. Weil die Kunden in aller Regel nichts davon wüssten, würden sie bei ihren Netzprovidern gar nicht nach schnelleren Uploads fragen. Das bestätigen auf Nachfrage auch die drei großen deutschen Glasfaser-Provider.
DSL und VDSL gelten mit 16 000 beziehungsweise 50 000 Kbit/s als ausgereizt, bleibt als Alternative LTE. Die neue Funktechnik "Long Term Evolution" bietet zwar ebenfalls Download-Raten bis zu 50 oder sogar 100 MBit/s. Das aber sind theoretische Werte. Denn die verfügbare Bandbreite wird umso geringer, je mehr Nutzer sich die Funkzellen teilen.
Steht in der Startphase der politisch geförderten LTE-Gemeinden im ländlichen Raum also noch schnelles Internet zur Verfügung, sieht es ein paar Monate später mit mehr Kunden unter Umständen ganz anders aus. Experten rechnen mit realistisch 3 bis 5 MBit/s im Download, im Upload wird es ein Zehntel dessen sein. Hinzu kommt bei diesen Mobilfunkanschlüssen eine Volumenbeschränkung.
Die Deutsche Telekom drosselt die Bandbreite bereits ab einer monatlichen Grenze von 3 GByte, Vodafone im günstigsten Tarif oberhalb von 10 GByte: Von einer echten Flatrate kann deshalb keine Rede sein.
Wettbewerb beschleunigt die Innovation

Die Befürworter einer flächendeckenden Glasfaserinfrastruktur sehen in LTE sogar die Gefahr, dass sich die Politik auf der Breitbandförderung per Funk ausruht und in der Folge die anderen Techniken vernachlässigt. Voran geht es vor allem dort, wo der Wettbewerb über schnelle Breitbandzugänge und günstige Preise den DSL-Providern Kunden wegnimmt: also wieder in den Städten.
So ist in Köln beispielsweise NetCologne bei schnellen Anschlüssen schon deutlich stärker als der Ex-Monopolist. Derzeit verfügen in der Domstadt am Rhein rund 26 000 Gebäude über einen Glasfaseranschluss von NetCologne, damit sind rund 150 000 Haushalte anschlussbereit. MNet versorgt in den drei bayerischen Städten etwa 60 000 Haushalte mit Glasfaser, bis Dezember will man die Zahl in etwa verdoppeln, schildert Sprecher Wolfgang Wölfe Stand und Ausbaupläne.
Wilhelm.Tel versorgt eigenen Angaben zufolge bereits rund 260 000 Haushalte mit Glasfaser bis ins Haus, Ende dieses Jahres sollen es rund 300 000 sein. Die Anschlusszahlen der drei mit Abstand größten Glasfaser-Provider zusammen liegen somit deutlich über den "offiziellen" Angaben des FTTH Councils - verglichen mit DSL-und Kabelanschlüssen bleiben sie gering.
Die "digitale Spaltung" in Ballungszentren und ländliche Regionen könnte sich ohne politische Vorgaben weiter vertiefen: hier superschnelle Internet-Zugänge mit 100 MBit/s und mehr, dort vergleichsweise langsames DSL/LTE mit 3000 KBit/s.
Dabei ist ein schneller Internet-Anschluss nicht nur für Privathaushalte wünschenswert, für Unternehmen ist er geradezu essentiell wichtig. Beispiele für weiße oder hellgraue Flecken auf der DSL-Landkarte gibt es zuhauf: Da lädt die freie Fotografin fünf Kilometer außerhalb der Münchner Stadtgrenze ihre Bilder ausschließlich nachts hoch und Firmen müssen darauf verzichten, größere Patches oder Updates herunterzuladen, um die Bandbreite nicht stundenlang lahmzulegen.