Gesundheitsportale - Darauf müssen Sie achten
Wer sich vor einem Arztbesuch mal eben schnell über die Ursache seiner Wehwehchen und passsendeTherapien informieren möchte, findet im Internet unzählige Ratschläge, virtuelle Sprechstunden oder Selbsthilfeforen - aber auch Quacksalber. Wir sagen Ihnen, wo Ihnen wirklich geholfen wird.

Wenn das Auge gerötet ist und tränt, der Kopfschmerz und Schwindel plagen oder die Wade zwickt, ist bei anhaltenden Leiden ein Weg zum Arzt vorprogrammiert. Und zwar gehen gesetzlich krankenversicherte Patienten im Durchschnitt 17-mal pro Jahr zu einem niedergelassenen Arzt. Das geht aus Zahlen de...
Wenn das Auge gerötet ist und tränt, der Kopfschmerz und Schwindel plagen oder die Wade zwickt, ist bei anhaltenden Leiden ein Weg zum Arzt vorprogrammiert. Und zwar gehen gesetzlich krankenversicherte Patienten im Durchschnitt 17-mal pro Jahr zu einem niedergelassenen Arzt. Das geht aus Zahlen des Zentralinstituts für die Kassenärztliche Versorgung hervor. Bevor sie jedoch zum Arzt gehen, informieren sich immer mehr Patienten im Internet über die mögliche Diagnose oder Therapie.
Großteil der Patienten ergreifen selbst die Initiative

Laut der MSL-Gesundheitsstudie 2012 der Marktforschung Skopos geben sogar insgesamt drei Viertel der Patienten (74 Prozent) an, das Internet regelmäßig als Informationsquelle in Gesundheitsfragen zu nutzen. Außerdem gibt sogar die Hälfte der Befragten an, sich bei Bagatellerkrankungen wie Erkältung oder Durchfall ausschließlich im Internet Rat zu holen. Empfohlene Medikamente beschaffen sie sich anschließend selbst. Wurde früher Omas Rat vertraut, kommt das Hausrezept also heute aus dem Netz. Doch ist es bei der ungeheuren Anzahl an Gesundheitsseiten im Web schwierig, jene ausfindig zu machen, denen man tatsächlich vertrauen kann. Schließlich gibt es neben Gesundheits- und Bewertungsportalen im Netz unzählige Foren und Selbsthilfegruppen, Seiten von Krankenkassen oder Pharmafirmen sowie Online-Sprechstunden von Cyber-Ärzten. Wer allerdings nicht gerade selbst Mediziner ist, läuft Gefahr, bei den verwirrenden Infos im Netz sich noch gleich viel kranker zu fühlen. Der Begriff des "Cyberchonders" taucht im neuen Duden zwar noch nicht auf, macht aber seit geraumer Zeit die Runde. Er bezeichnet den eingebildeten Kranken, der wegen langer und ausführlicher Online-Recherchen zu seinen möglichen Gebrechen zum Patienten wird.
Erste Anlaufstelle für Gesundheitsinformationen im Web sind Online-Lexika wie Wikipedia. Laut der MSL-Gesundheitsstudie 2012 sucht über die Hälfte der Befragten (55 Prozent) zunächst auf Wikipedia nach einer Krankheit. Immerhin 51 Prozent vertrauen demnach Webseiten der Krankenkassen.
Anlaufstelle Gesundheitsportal
Besonderes Vertrauen bei Patienten genießen auch sogenannte Gesundheitsportale wie Netdoktor.de, Onmeda oder Vitanet.de. Nicht zu unrecht, denn Ziel dieser Angebote ist es, wertfrei über Gesundheitsthemen zu informieren. Die Inhalte dieser Seiten werden dabei von Redaktionsteams, Medizinern und andere Fachleuten betreut. Aktuelle Themen tauchen dort ebenso auf wie Hintergrundinformationen zu gängigen Krankheiten. Gezielt kann dort außerdem nach Symptomen, Diagnosen oder Medikamenten gefahndet werden. Welche Komplikationen durch eine Maserninfektion auftreten, lässt sich also ebenso nachschlagen wie die Therapie von Bauch- und Magenkrämpfen. Dazu gibt es Foren, in denen sich Betroffene und Patienten austauschen können.
Dass es sich bei den Angeboten um seriöse Informationsseiten handelt, erkennen Nutzer zudem an Zertifikaten von Medisuch oder der Stiftung Health on the Net (HON). Geprüft wird bei der Zertifikatvergabe unter anderem die Neutralität der Gesundheitsseite. Ist beispielsweise nicht deutlich erkennbar, wie sich Inhalt und beispielsweise Pharma-Werbung voneinander unterscheiden, wird nicht zertifiziert. Genau diese Trennung von Werbung und Inhalt ist bei Webseiten von Pharma-Firmen nicht gegeben. Zwar ist die Qualität der dort dargebotenen Informationen nicht zwangsläufig schlecht. Letztendlich soll der Patient aber die dort vorgeschlagene Therapie und Medikamente wählen. So verwundert es nicht, dass die Mehrheit der Gesundheitsinteressierten Unternehmensseiten nicht traut. Nur 24 Prozent der Befragten der MSL-Gesundheitsstudie informieren sich auf solchen Webseiten.
Die fünf nützlichsten Gesundheitsseiten im Netz
- Apotheken UmschauNützliche Hintergrundberichte, Adressen und Links rund um die Themen Gesundheit und Wellness liefert das Online-Magazin der Apotheken Umschau.
- Krebs-Informationsdienst Die offizielle Seite des deutschen Krebsforschungszentrums informiert ausführlich über Krebsrisiken und -arten, Therapien und neueste Forschungsergebnisse.
- Netdoktor Übersichtlich und umfassende Informationen über Krankheiten, Symptome, Medikamente oder Therapien. Dazu gibt es Dienste wie Apotheken- oder Arztsuche.
- Onmeda Auch Onmeda dreht sich alles um die Gesundheit. Aktuelle Themen werden dort ebenso behandelt wie häufige Erkrankungen. Dazu gibt es Symptomchecks und hilfreiche Links.
- Sprechzimmer Über diese Webseiten ist die medizinische Online-Beratung der Fachärzte der Universitätsklinik Zürich erreichbar.
Fragestunde im Forum
Weitaus mehr Patienten verlassen sich auf Informationen in Ratgeber-Communities oder Foren. Anlaufstellen sind sowohl Seiten wie Gutefrage- oder auch Gesundheitsfrage.net. Betroffene, Fachleute oder selbst ernannte Experten geben Anworten auf Gesundheitsfragen. Hilfreiche Tipps dürften dort ebenso auftauchen wie gut gemeinte Ratschläge, die nicht wirklich zu Heilung oder Linderung beitragen. Interessante Infos oder Links, die zur weiteren Recherche anregen, tauchen dort sicher auch auf. Foren von und für Betroffene gibt es auch auf Gesundheitsportalen oder Webseiten von Selbsthilfegruppen. Letztere dürften vor allem für chronisch Kranke interessant sein. Schließlich bieten diese auch Listen mit Ärzten, Therapeuten oder Ansprechpartnern am eigenen Wohnort an.

Einen Arztbesuch sollten sie im Zweifelsfall aber ebenso wenig ersetzen wie all die anderen Informationsseiten im Web. Obwohl: Auf Webseiten wie DrEd.com oder Sprechzimmer.ch ist die virtuelle Sprechstunde längst Praxis. Dabei gibt es streng genommen in Deutschland das sogenannte Fernbehandlungsverbot. Danach sollte ein Arzt nur aufgrund einer eigenen Untersuchung und direktem Kontakt zum Patienten Diagonosen und Therapien festlegen. Und sowohl Bundesärztekammer als auch Verbrauchermagazine wie test und WISO warnen ausdrücklich vor einer ausschließlichen Behandlung durch Cyberärzte. DrEd umgeht Diskussionen um Fernbehandlungsverbote dadurch, dass die Ärzte ihre virtuelle Praxis von London aus betreiben.
Wartezimmer Cybersprechstunde
Problematisch bei Online-Praxen ist auch, dass die Krankenkassen weder den virtuellen Arztbesuch noch die verschriebenen Medikamente erstatten. Wer sich also von Cyberdocs behandeln lässt, muss alle damit verbundenen Kosten selbst tragen. Dabei wäre es für manchen Patienten außerordentlich bequem, statt langer Anfahrtswege und Wartezeiten in der Facharztpraxis, einfach in die Cybersprechstunde zu gehen. Unabhängig von Sprechstunden beschreibt der Patient per Formular oder Mail sein Leiden oder seine Beschwerden. Wie in jeder echten Arztpraxis wird nach der Registrierung und nach Zahlung der Beratungsgebühr eine Patientenakte angelegt. Für die Erstellung der Diagnose werden Fachärzte hinzugezogen. Sie verschreiben Medikamente, die gleich über eine Online-Apotheke geordert werden können. Bereits einen Tag nach Besuch der Cybersprechstunde sollen sie den Patienten erreichen. Auf Wunsch kann der Patient mit dem behandelnden Arzt auch per Videosprechstunde in Kontakt treten.

Das ist bei der ebenfalls kostenpflichtigen Online-Praxis Sprechzimmer.ch nicht möglich. Dafür stehen den Cyberpatienten Fachärzte der Universitätsklinik Zürich zur Verfügung. Die Kommunikation erfolgt über ein Formular; die Antworten treffen per E-Mail ein.
So bleibt also trotz vielfältiger Angebote im Netz der Gang zum Haus- oder Facharzt unerlässlich. Als Informationsquelle taugen zertifizierte Gesundheitsportale ebenso wie Webseiten von Krankenkassen oder Foren. Der Trend zu mobilen Angeboten ist auch im Gesundheitsbereich da. Was allerdings unter anderem bei den meisten Arztpraxen noch fehlt, sind echte Online-Angebote.