20 Jahre DVD – 7 gute Gründe, warum wir gerne gratulieren
Kein Medium hat den Home-Entertainment-Markt mehr geprägt, als die DVD. Unzählige Male wurde sie bereits totgesagt, wurden Nachfolger gesucht. Doch sie lässt sich nicht ohne weiteres aus dem Amt jagen. video hat viele gute Gründe, herzlich zum 20. Geburtstag zu gratulieren.

Es war der 15. September 1995, spät abends in Tokio. Nach jahrelangem, erbittertem Formatstreit einigten sich die großen Player der Unterhaltungselektronikindustrie endlich auf ein gemeinsames digitales Disc-Format für Videoprogramme: die DVD war geboren. Das Kürzel stand zun&au...
Es war der 15. September 1995, spät abends in Tokio. Nach jahrelangem, erbittertem Formatstreit einigten sich die großen Player der Unterhaltungselektronikindustrie endlich auf ein gemeinsames digitales Disc-Format für Videoprogramme: die DVD war geboren. Das Kürzel stand zunächst verständlicherweise für Digital Video Disc, wurde später aber in Digital Versatile Disc geändert. Versatile steht für flexibel und vielseitig und diese Scheibe, die auf Basis der schon seit den 1980er Jahren auf dem Markt befindlichen Audio-CD entstand, sollte genau das sein: Vielseitig und mehr, als nur ein Abspielmedium für einen Film, wie es zuvor die analoge VHS-Kassette war. Sie wurde viel mehr: Sie wurde ein Milliardengeschäft. video gratuliert zum 20. Geburtstag – aus 7 guten Gründen!
Grund 1: Bislang unerreichte Erfolge
Mit der DVD begann das Heimkino-Zeitalter und für die Filmstudios eine goldene Ära. 1998, als die DVD trotz VHS-Dominanz erstmals sichtbare Beiträge zum deutschen Videomarkt lieferte, betrug das Marktvolumen gerade einmal 600 Mio. Euro. Im Jahr 2014 kam allein der Kaufmarkt für die DVD und ihre High-Definition-Version, die Blu-ray, auf 1,37 Mrd. Euro Umsatz, wie der Branchenverband BVV berichtet. Verleih und Video on Demand noch nicht eingerechnet. Apropos: Als jene Blu-ray vor knapp zehn Jahren nach einem weiteren Formatstreit auf der Bildfläche erschien, prophezeiten viele Fachleute der DVD schnell das Aus. Doch die wehrte sich erfolgreich und ist bis heute unerreicht. 2014 erwirtschaftete sie in Deutschland immer auch noch beachtliche 900 Mio. Euro Umsatz. Die Blu-ray, das mittlerweile von der qualitätsbeflissenen Heimkinogemeinde bevorzugte Medium, gerade einmal 410 Mio. Euro. Und auch im ersten Halbjahr 2015 behielt die DVD ihren Erfolgskurs bei. 350 Mio. Euro Umsatz standen hier 185 Mio. Euro für die Blu-ray gegenüber. Und zum Vergleich: Gerade einmal jeder achte Euro wird bislang durch digitale Kauf- oder Leihangebote wie Video on Demand durch iTunes, Netflix oder Amazon Instant Video generiert.
Grund 2: Eintauchen in die Filmgeschichte
Zu Zeiten der Kaufkassette – die Älteren mögen sich noch erinnern – kam ein neuer Film auf den Markt und den kaufte (oder lieh) man eben – oder eben nicht. Bei der DVD war das bald anders: Plötzlich erhielt jeder Fan Zugang zu einem tausende Titel umfassenden Katalog der Filmgeschichte. Kaum ein Klassiker, ach was, kaum ein Film egal welcher Qualität, der es nicht irgendwann auf DVD geschafft hätte. Von Muss-Titeln wie „Vom Winde verweht“ bis hin zu unnötigen deutschen 80er-Klamotten wie „Sunshine Reggae auf Ibiza“. Dazu kamen Konzertmitschnitte und Dokumentationen. Die Auswahl ist heute schier endlos.

Grund 3: Einstiegsdroge für Serienjunkies
Nebst Spielfilmen erfreuten sich im Lauf der Jahre auch TV-Serien auf DVD immer größerer Beliebtheit. Ob Einzelstaffeln oder ganze Boxsets mit Komplettserien von Staffel eins bis Staffel 12, ob aktuelle TV-Hits wie „24“ oder deutsche Klassiker wie „Diese Drombuschs“, auf DVD wurden viele noch einmal zum gigantischen Verkaufsschlager.
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Während sich TV-Serien auf Blu-ray nie durchsetzen konnten, fand der Run in den letzten Jahren bei den Video-on-Demand-Diensten seine Fortsetzung. So genannte Binge-Watcher, also Leute, die sich ganze Staffeln am Stück ansahen, gab es aber auch schon zu den Hochzeiten der DVD.

Grund 4: Traum für Sammler
Mit der Sammlung der globigen VHS-Kassetten war das so eine Sache. Erst die DVD machte viele Film- und Serienfans zu echten Sammlern. Es gab (und gibt) viele Filme in zig Spezialversionen, in Sammlerboxen, Ultimate Collections und Limited Editions. Nach einer neuen Flyer-Werbung durch Media Markt, Saturn und Co. standen und stehen die Fans samstags gern im Laden, um sich den Einkaufskorb mit günstigen Sammlerstücken zu befüllen. Bis heute werden weitaus mehr Filme gekauft, als auch zuhause angesehen werden. Fachleute schätzen, dass um die 40 Prozent aller gekauften Discs zuhause nur in den Sammlerschrank wandern und gar nicht – zumindest vorerst – nicht in den Player eingelegt werden. Die Filmstudios freut’s.

Grund 5: Mehr Entertainment dank Bonusmaterial
Zugegeben, nicht alle Filmanbieter haben uns mit den Extras auf DVD gleichermaßen erfreut. Doch in den Boomjahren der Scheibe gab es viele aufwendige Bemühungen, rund um den Hauptfilm jede Menge Mehrwert zu bieten. Blicke hinter die Kulissen und andere Featurettes waren zum Teil schon spannend, manche aber leider auch unnötig. Bei historischen Filmen und Stories nach wahren Begebenheiten waren etwa Dokus zum Thema besonders spannend. Nur eines sollte und wollte nicht so recht funktionieren: Die Internet-Anbindung der DVD. Aufwendig wurden zum Teil eigene Portale zum Film erstellt. Nur wer hätte die jemals aktuell halten wollen?

Grund 6: Die Blu-ray
Die DVD legte mit ihren großen Verkaufserfolgen die Grundlage für die heute für Heimkinofans unerlässliche High-Definition-Variante, die Blu-ray. Diese musste sich zwar erst in einem langwierigen Formatkrieg durchsetzen. Und eigentlich waren sich viele Fachleutevor zehn Jahren einig, dass die HD-DVD nicht nur namentlich, sondern auch technisch der bessere Nachfolger gewesen wäre.
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Aber heute möchten wir die Blu-ray nicht mehr missen. Und sie war ja auch nie eine wirkliche Nachfolgerin, sondern wurde eher zur Marktbegleiterin. Denn schließlich ist die DVD noch immer weitaus erfolgreicher – siehe Punkt 1.

Grund 7: video war Geburtshelfer
Dieses wichtigen Punkt wollen wir am Ende nicht unerwähnt lassen: Die video-Redaktion war maßgeblich beteiligt, als 1997, zwei Jahre nach der Entscheidung für das DVD-Standardformat in Tokio, hierzulande der erste Titel auf den Markt kam. Es war „12 Monkeys“ von Concorde Home Entertainment. Zuvor war lange nichts vorangegangen, weil DVD-Miterfinder Philips MPEG-2 als Tonstandard durchsetzen wollte, während Dolby für AC-3 kämpfte. Mithilfe von Concorde und Hardwarehersteller Panasonic brachte video den Bruce-Willis-Film an den Start – und damit die erste DVD in Europa.
