DVB-T-Handy LG HB620T
Fernsehen mit dem Handy - etwas Überflüssigeres kann man sich wohl kaum vorstellen. Es sei denn, es ist gerade EM: Da käme ein Handy mit digitalem Fernsehempfänger ganz recht. Zum Beispiel das LG HB620T mit integriertem DVB-T-TV - magnus.de hat's getestet und nennt Alternativen.

2006 begann der Trubel um Fernseh-Handys: Mit ihnen sollte der Bildschirm in die Hosentasche wandern und jeder hätte sein geliebtes Fußball immer dabei haben können - tschüß, vollgepfropfte Public-Viewing-Area, hallo gemütlicher Garten. Allerdings wurde nichts draus: Zur WM 2006 gab's zwar ...
2006 begann der Trubel um Fernseh-Handys: Mit ihnen sollte der Bildschirm in die Hosentasche wandern und jeder hätte sein geliebtes Fußball immer dabei haben können - tschüß, vollgepfropfte Public-Viewing-Area, hallo gemütlicher Garten. Allerdings wurde nichts draus: Zur WM 2006 gab's zwar ein paar Fernseh-Handys, aber keinen verbindlichen Standard, also keine Zukunftssicherheit, kurz: das Ganze war ein Flop.
Inzwischen hätte sich die Lage entspannen können, schließlich sind zwei Jahre ins Land gegangen. Geändert hat sich aber wenig: Die EM ist da, das DVB-H-Fernsehen jedoch nicht wirklich. Dafür gibt's erste Handys mit DVB-T (mehr Infos dazu bei ueberallfernsehen.de), allen voran das LG HB620T. Das aber hat auch seine Schattenseiten.
LG HB620T: Fernseher zum Aufklappen
Der südkoreanische Konzern LG ist es, der uns kostenloses TV für EM 2008 beschert. Kostenlos heißt: Außer Geräteanschaffung und GEZ fallen fürs Fernsehen keine weiteren Kosten an, denn das Handy LG HB620T ist nichts anderes als ein normales, durchaus schickes Klapp-Handy mit zusätzlichem, aber integriertem DVB-T-Empfänger.
Das DVB-T-Handy zeigt sein Fernsehbild auf einem 2-Zoll-Display. Selbst für Mäuse ist das noch Daumenkino, aber in der Praxis deutlich besser als nichts. Selbst ein Abseits kann man noch erkennen, den Spielstand rechts oben eher nicht. Für den Empfang hat das Gerät eine zarte externe Antenne, die knapp 13 Zentimeter lang aus dem Handy ragt und sehr vorsichtiges Ausziehen und Einschieben erfordert. Die Bedienung des eingebauten TVs ist extrem simpel: Unterhalb des Displays gibt's einen TV-Knopf. Den drückt man, schon gibt's Fußball.
Leider nicht überall und immer. Denn der Empfänger verarbeitet nur UHF-Sender, daher trägt das Gerät auch kein offizielles DVB-T-Logo. Je nach Region, in der man es benutzt, entfallen deswegen einige Sender, die das VHF-Band verwenden - im Großraum München und Hannover zum Beispiel die ARD, die aber nun mal leider auch Fußballspiele senden, unter anderem das nicht unerhebliche Finale. Wer wissen will, ob er im VHF-Loch sitzt, checkt die Frequenzen auf the-media-channel.com.

Über die Optionen-Taste gibt's eine Senderliste mit allen von der Sendersuche erfassten Broadcastern. Das Display spiegelt etwas zu stark, ist davon abgesehen aber in Ordnung. Der Monitor lässt sich in zwei Stufen aufklappen, das Handy kann dann ganz einfach wie ein liegender Mini-Seher genutzt werden. Der Werbespot zeigt einen Benutzer, der in der Trambahn TV schaut - wir wollten wissen, ob die Reklame übertreibt, und fuhren eine dreiviertel Stunde mit der S-Bahn. Das Ergebnis: Klar, der Empfang ruckelt gelegentlich, aber er reißt nicht ab. Und der eingebaute Akku hält zwei Stunden lang.
Als Handy geht das LG HB620T übrigens auch in Ordnung, als Multimedia-Handy erst recht. Videotelefonie per UMTS ist eingebaut, E-Mail, WAP-Browser und RSS-Reader profitieren vom Datenturbo HSDPA mit bis zu 7,2 MBit/s. Die Kamera knipst mit 2 Megapixeln Auflösung, der MP3-Player verwendet als Medium den MicroSD-Speicherkartenslot mit Karten bis zu 4 GByte und kennt auch die Formate AAC und WMA. Für den Kartenwechsel ist allerdings der Akku zu entfernen.
Eigentlich wäre das LG HB620T also ein einwandfreies, schickes Klapp-Handy, das tatsächlich den Traum von der EM in der Hosentasche wahr werden lässt. Wer aber nun gleich lossprinten will, um sich noch eines zu sichern, sollte sich ein paar Sachen bewusst machen.
Etwas merkwürdig ist zum Beispiel, dass das Gerät für den Fernsehbetrieb eine gültige SIM-Karte benötigt - als reiner DVB-T-Seher mit gelegentlicher Ersatz-Handy-Funktion kommt es daher eher nicht in Frage. Und: Der Zwei-Zoll-Screen (etwas über 5 Zentimeter in der Diagonale) ist wirklich klein. In der Praxis sieht das Fernsehbild zwar sehr gut und scharf aus. Aber ein mobiler DVB-T-Fernseher (siehe unten) bietet einfach mehr Bild fürs Geld.
Letztes Problem: die Akkulaufzeit. Ein Spiel dauert bekanntlich 90 Minuten. Zwei Stunden reichen also dicke für Deutschland gegen Österreich, denn diese Partie ist schnell entschieden. Geht es hingegen im Endspiel in die Verlängerung plus Elfmeterschiessen, dann könnte dem Handy ausgerechnet im spannendsten Augenblick der Saft ausgehen. Tipp: Einfach erst zur zweiten Halbzeit einsteigen.
Preisfrage: der Preis ist rund
Der Spaß kostet ohne Vertrag bei LG 399 Euro (https://de.lge.com/), der Strassenpreis liegt bei gut 300 Euro. Mit Vertrag ist das LG HB620T bei T-Mobile (t-mobile.de/shop) schon für einen Euro zu haben, bei knapp 40 Euro Grundgebühren pro Monat. Vodafone (https://shop.vodafone.de) bietet das LG für einmalig knapp 30 Euro plus etwa 35 Euro monatlich. Die DVB-T-Nutzung ist jeweils kostenlos.

Übrigens: Auch debitel, Talkline und The Phone House haben das Gerät inzwischen im Programm und bündeln es mit verschiedenen Tarifen ab 1 Euro Startpreis.
Fazit: dabei sein ist alles. Wer das Geld erübrigen kann, macht mit dem LG HB620T nichts falsch - sofern er nicht in einem Bereich wohnt, in dem die Fußball-Sender nicht das VHF-Band verwenden. Ganz allgemein ist ein Mini-Fernseher allerdings die preiswertere Alternative, wenn es nur darum geht, in Büro und Biergarten keinen Anpfiff zu verpassen.
Alternativen für mobiles DVB-T-TV
Vodefone GSmart t600: Vodafone hat zusätzlich zum LG HB620T das Windows-Mobile-Smartphone Gigabyte GSmart t600 im Angebot. Es besitzt ebenfalls einen DVB-T-Empfänger, allerdings ist der Bildschirm mit 2,6 Zoll und 640x480 Pixeln größer und feiner als der des LG. Dafür kann es nur UMTS, kein HSDPA. Es soll in Verbindung mit der Vodafone SuperFlat 290 Euro einmalig und etwa 40 Euro monatlich kosten.

Technaxx DVBM3: Der mobile Mini-Fernseher für DVB-T hat zwar nur ein 3-Zoll-Display und dürfte mit seinem Akku ebenfalls kein ganzes Spiel durchhalten, dafür kostet er unter 100 Euro.
Venzero tube: Der Player-Hersteller Venzero hat mit dem Tube einen sehr kompakten, 170 Gramm leichten DVB-T-Mini-Fernseher mit 3,5-Zoll-Display im Programm, der allerdings auch nur UHF kann. Straßenpreis: etwa 200 Euro.
Cowon A3 und Q5W: Der Cowon A3 kostet mit 60 GByte-Platte etwa 420 Euro und lässt sich für weitere 80 Euro zu einem DVB-T-Fernseher (UHF und VHF) mit 4-Zoll-Display aufrüsten. Der Q5W hat den DVB-T-Receiver schon eingebaut, kostet etwa 550 Euro und hat ein 5-Zoll-Display.
Große mobile DVB-T-Fernsehern: Es gibt noch viele weitere Geräte, etwa den Lenco TFT-721 mit 7-Zoll-Display für 150 Euro oder den DVB-T Xoro HSD 7580 mit 8,5-Zoll-Display für etwa 180 Euro. Doch diese Geräte brauchen wegen des flächigeren Displays deutlich mehr Strom und halten daher oft kaum zwei Stunden durch; dann empfehlen sich das mitgelieferte Netzteil und eine Kabeltrommel.
