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Goldrausch mit Computer

Bitcoin, Ethereum und Co: Kryptowährungen erklärt

Es herrscht wieder einmal Goldgräberstimmung auf der Welt. Doch dieses Mal geht es nicht um das funkelnde Edelmetall aus dem Yukon, sondern um eine wesentlich modernere Variante des Geldes: Bitcoin.

Autor: Stefan Schasche • 14.8.2017 • ca. 5:30 Min

Bitcoins
Ein Bitcoin ist mittlerweile über 3.000 Euro wert.
© Tom Stepanov / shutterstock.com

Während der Kurs des echten Goldes seit längerer Zeit auf einem Stand von unter 1.200 Euro verharrt, geht der des virtuellen Gegenstücks durch die Decke: Über 2.500 Euro musste man im Mai für ein Bitcoin bezahlen, im August fiel die 3.000-Euro-Marke. Innerhalb eines Jahres hat sich der Preis da...

Während der Kurs des echten Goldes seit längerer Zeit auf einem Stand von unter 1.200 Euro verharrt, geht der des virtuellen Gegenstücks durch die Decke: Über 2.500 Euro musste man im Mai für ein Bitcoin bezahlen, im August fiel die 3.000-Euro-Marke. Innerhalb eines Jahres hat sich der Preis damit verfünffacht.

2011 war ein Bitcoin noch zum Schnäppchenpreis von etwa zehn Dollar zu bekommen. Wohl dem, der sich damals mit Bitcoins eingedeckt und diese bis heute behalten hat. Sollte man also auf den Zug aufspringen und seine mühsam ersparten „echten“ Euros in virtuelle Währungen umtauschen? Nicht so schnell.

Virtuelle Währung mit Risiken

Der Wechselkurs des Bitcoins ist zunächst einmal ungemein volatil, wie der aktuelle Kurs eindrucksvoll beweist, denn dieser geht bei Weitem nicht nur in eine Richtung. Seit dem Höchststand im Mai verloren Bitcoins innerhalb von 14 Tagen nämlich satte zehn Prozent ihres Wertes. Bitcoins sind unterm Strich ein sehr risikoreiches Anlageobjekt für Menschen mit guten Nerven, die auch vor größeren Verlusten keine Angst haben. Cyberwährungen sind weiterhin nur vereinzelt offizielles Zahlungsmittel und daher mit dem Nachteil behaftet, dass Banken oder Geschäfte diese nicht akzeptieren müssen. Wer Bitcoins verkaufen möchte, ist also im Zweifelsfall darauf angewiesen, einen Käufer zu finden. Das kann besonders bei fallenden Kursen schwierig bis unmöglich werden.

Bitcoins
Auch das geht: Bei bitaddress.org erstellt man mithilfe der Maus seine eigene Bitcoin-Wallet samt persönlichem und öffentlichem Schlüssel. Auf einem Marktplatz wie beispielsweise Bitcoin.de können Interessenten Bitcoins erwerben oder verkaufen.
© bitaddress.org, bitcoin.de

Was sind eigentlich Bitcoins?

Bitcoin und andere Kryptowährungen wie Ethereum, Litecoin, Zcash oder Ripple sind allesamt dezentral und werden daher nicht wie beispielsweise der Euro oder der US-Dollar von einer Bank herausgegeben. Der Bitcoin, der Legende nach von einem Japaner namens Satoshi Nakamoto entwickelt, war 2009 die erste digitale Währung, inzwischen gibt es über 1.000, von denen manche sehr exotische Namen wie FuzzBalls, Wild Beast Block oder auch 1337 tragen. Einen Überblick über alle Kryptowährungen sowie ihr jeweiliges Handelsvolumen und den Kursverlauf finden Sie beispielsweise auf coinmarketcap.com

Die Währungen werden, vergleichbar mit Aktien, auf diversen Online-Marktplätzen gehandelt. Der eigentliche Handel wird dabei allerdings direkt zwischen Käufer und Verkäufer sowie komplett anonym über ein Peer-to-Peer-Netzwerk vollzogen, wobei der Deal durch das Netzwerk überwacht und freigegeben wird. 

Nach einer Transaktion befindet sich die virtuelle Währung nicht mehr im sogenannten Wallet (Brieftasche) des Verkäufers, sondern in dem des Käufers. Tatsächlich liegt jedoch nicht wirklich ein Bitcoin in der Wallet, sondern lediglich  der digitale Eigentumsnachweis sowie ein privater Schlüssel. Letzterer ist nur dem Eigentümer der Wallet bekannt und ist nötig, um Bitcoins von der eigenen Wallet an einen Empfänger zu überweisen.

Lesetipp: Bitcoin und Ethereum kaufen - so geht's

Das Ganze  geht selbstverständlich vollkommen anonym vonstatten. Privater Key und alle Bitcoin-Transaktionen werden über die oben schon erwähnte Wallet durchgeführt, die Grundvoraussetzung für die Verwendung von Bitcoins ist. Neben den Wallets existiert mit der sogenannten Blockchain noch ein öffentliches Buchungssystem, in dem jede Transaktion gespeichert wird. 

Passend zum privaten gibt es daher auch noch einen öffentlichen Schlüssel. Mithilfe dieses Schlüssels kann jedermann jederzeit jede Bitcoin-Transaktion mathematisch gesichert nachvollziehen und damit sicher feststellen, ob eine Transaktion berechtigterweise und mithilfe des richtigen privaten Schlüssels vollzogen worden ist. Ein Missbrauch oder der Diebstahl von Bitcoins soll so ausgeschlossen werden.

Was fängt man mit Bitcoins an?

Natürlich, und daher rührt teilweise auch der dubiose Ruf der Cyberwährung, lassen sich mit Bitcoins auch im Darknet Geschäfte abwickeln. Die Bezahlung per Cyberwährung ist dafür bestens geeignet, geht die Transaktion doch anonym vonstatten. Darüber hinaus kann, wie oben bereits erwähnt, eine Cyberwährung auch als Geldanlage verwendet werden. Gewinne sind dann, wenn Sie sie sich auszahlen lassen, steuerpflichtig.

Lesetipp: Darknet - nur ein Paradies für Kriminelle?

Banken sind Bitcoins natürlich ein Dorn im Auge. Schließlich lassen sich damit Zahlungen vollkommen kostenlos abwickeln, Gebühren, wie bei Banken üblich, gibt es bei Bitcoins nicht - bis auf geringe Mining-Gebühren.

Kaufen Sie irgendwo auf der Welt eine neue Kamera für 0,5 Bitcoins, ist das der Preis, den Sie faktisch am Ende auch bezahlen. Zudem ist eine Zahlung per Kryptowährung innerhalb von wenigen Minuten erledigt, egal, wohin in der Welt die Überweisung erfolgt.

Bitcoins
Mit einer Bitcoin-Wallet ausgestattet, kann der Handel mit Bitcoins beginnen. Wer Bitcoins schürfen will, der kann in isländische Rechenpower investieren.
© Genesis Mining, bitcoin

Mining: Goldsuche des 21. Jahrhunderts

Gold und Bitcoins sind enger miteinander verwandt, als es auf den ersten Blick erscheint. Investierte man in Zeiten des Goldrausches in eine Fahrt nach Kalifornien oder Alaska, in ein Zelt und in jede Menge Werkzeug, benötigt der moderne Goldschürfer leistungsfähige Hardware, um Rechenaufgaben zu lösen und auf diese Weise das virtuelle Gold zu schürfen. 

Beim Schürfen mithilfe bestimmter Schürf-Software stellt der verwendete Rechner dem Bitcoin-Netzwerk quasi als Nebenprodukt Rechenleistung für die Verwaltung von Bitcoin-Transaktionen zur Verfügung. Dafür wird er in Form von Bitcoins entlohnt. Das Schürfen ist nicht billig, denn mit einem normalen PC ist es bei Bitcoins nicht mehr getan.

Stattdessen bedarf es heute großer Rechnerfarmen, wie sie von speziellen Mining-Firmen wie etwa dem in Island beheimateten Unternehmen Genesis Mining betrieben werden. Dort kann sich der moderne Goldsucher einkaufen und die Rechner für sich schuften lassen. Je mehr Rechenleistung man dort einkauft, desto größer die Chancen.

Zu Preisen von jährlich einigen Hundert bis zu mehreren Tausend Dollar können virtuelle Goldschürfer die Mining-Firmen für sich schürfen lassen und eventuell am Ende einen Gewinn einstreichen. Wie bei der Suche nach echtem Gold ist dieser Gewinn jedoch nicht garantiert, denn das Mining erfordert auf Dauer immer mehr Rechenleistung und vor allem Energie.

Lesetipp: Ethereum - Mining-Anleitung - Wallet erstellen, Miner-Tutorial und mehr

Gleichzeitig steigt die Schwierigkeit der zu lösenden Aufgaben mit der zur Lösung verwendeten Rechenpower. Am Ende ist das Schürfen von Kryptowährungen also durchaus mit einem Glücksspiel vergleichbar. Dieser ansteigende Schwierigkeitsgrad des Schürfens wurde absichtlich so konzipiert, denn bei stetig rasant verbesserten Rechenleistungen moderner Hardware hätte sich die Bitcoinsuche stetig beschleunigt. Das Ergebnis wäre eine Art Inflation gewesen. 

Als Alternative zu Bitcoins hat sich für private Goldsucher die Kryptowährung Ethereum etabliert. Hier ist das Schürfen momentan noch einfacher: Ein PC mit zwei Radeon RX 470/480- oder RX 570/580-Grafikkarten reichte Mitte 2017 noch aus, um monatlich einen dreistelligen Eurobetrag als Gewinn zu erzielen. Allerdings muss der Schürfer durch den Kauf des Rechners in Vorleistung gehen, und er muss für die Stromkosten des Rechners aufkommen, der rund um die Uhr laufen sollte.

Letztendlich hängt der Gewinn zudem vom Ethereum-Kurs ab, der jederzeit fallen und den Gewinn vernichten kann. Dennoch ist das private Ethereum-Schürfen derzeit sehr beliebt und die oben erwähnten Grafikkarten waren im Juli fast überall ausverkauft.

Kaufen auf Handelsplattformen

Das Schürfen ist also teuer und riskant. Wieso also nicht ein paar Euro in Bitcoins oder Ethereum tauschen und von Kursgewinnen profitieren – falls die Währung so rasant weitersteigt? Der erste Schritt ist hier die Installation einer Wallet, die als Client fungiert und den Zugang ins Bitcoin- Netzwerk ermöglicht. Auf der Seite bitcoin.org/de/waehlen-sie-ihre-wallet finden Sie einen Vergleich mehrerer Wallets inklusive einer Beschreibung der jeweiligen Vor- und Nachteile. Die meisten Wallets sind gratis erhältlich. Wer Euro in Bitcoins eintauschen möchte, der kann das etwa auf bitcoin.de erledigen. Hier findet man, ähnlich wie bei Ebay, diverse Angebote für Bitcoins. Gleichzeitig kann man Kaufgesuche aufgeben und dabei einen Kaufpreis vorgeben. Findet man den passenden Deal, wird dieser über die Handelsplattform abgewickelt. Gezahlt werden kann direkt vom Girokonto, die gekauften Bitcoins fließen in Form eines digitalen Besitznachweises in die Wallet. Von dort aus lassen sich die erworbenen Bitcoins weitertransferieren oder für Einkäufe auf Webseiten wie den oben erwähnten nutzen.