Amazon-Sprachassistentin

Alexa Skills: Alles, was Sie wissen müssen

11.10.2017 von Michael Rupp

Skills sind das Erfolgsmodell der Sprachplattform Alexa von Amazon. Über 15.000 der Mini-Apps gibt es. Doch Amazons Konzept kämpft mit Schwächen.

ca. 5:15 Min
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Alexa Skills
© © Happy Stock Photo / shutterstock.com

Skills sind Gratis-Apps für Alexa. Sie lassen sich über eine kurze Wortkombination aktivieren. Ihr einfaches Dialogschema macht die Amazon-Boxen Echo und Dot zum Mittelpunkt smarten Wohnens. Beide können von Haus aus nur vorgegebene Befehle entgegennehmen und Medieninhalte wiedergeben. Über Skills von Fremdanbietern aus dem Alexa Skills Shop lassen sich die Fähigkeiten von Alexa ausbauen. Dabei wird das Thema Musik zunehmend zweitrangig.

In der Masse des Alexa Skills Shop gilt es, die Rosinen herauszupicken

15.000 Alexa-Skills zählte die Sprachsteuerungsplattform Voicebot.ai im Juli 2017. Google bringt es auf knapp 400 Home-Apps, Microsoft auf bescheidene 68 Cortana-Apps. Hierzulande backt Amazon kleinere Brötchen: Nur 1.800 Skills ermittelt Voicebot.ai für Deutschland, gegenüber knapp 7.000 Skills im britischen Skills Shop ist das wenig.

Zudem schwankt die Qualität stark. Mit Info Skills finden Sie auf Zuruf heraus, wann der nächste Bus fährt, welche Tonne die Müllabfuhr diese Woche leert oder was im Kino läuft. Taxi rufen, Kochrezepte vorlesen, anstehende Termine abfragen, Wörterbücher durchsuchen oder Aufgabenlisten führen, das alles geht mit Info-Skills. 

Flash Briefing Skills arbeiten nach dem Motto „Hören statt Lesen“. Sie packen Schlagzeilen aus Politik, Wirtschaft, Entertainment und Sport in die tägliche Audiozusammenfassung, sobald Sie zur Aktivierung „Alexa, was ist meine tägliche Zusammenfassung?“ sagen. 

Vorbildlich schaffen das Tagesschau in 100 Sekunden, ZDFheute Xpress und Deutschlandfunk mit eigenen Audiostreams. Andere Flash Briefing Skills machen lediglich RSS-Inhalte über die Alexa-Sprachsynthese als News verfügbar. Ein guter Name ist dabei noch kein Qualitätsmerkmal, wie die Skills des Sportmagazins Kicker oder Welt Aktuelle Nachrichten zeigen. Flash Briefing Skills eignen sich auch zu Unterhaltungszwecken, wie die kurzen Duft-Statements der Parfumfachleute hinter dem Skill von Parfumo.de zeigen.

Amazon Alexa flash briefing
Amazon Alexa flash briefing
© Amazon

Einfache Sprachschnittstelle für das smarte Zuhause 

Ein Vorzeige-Skill im Bereich Smarthome ist Philips Hue. Hat man sich in der Alexa-App einmal durch die Hue-Geräte, Gruppe und Szenen gekämpft, wird man mit einer komfortablen wie zuverlässigen Lichtsprachsteuerung belohnt. 

Ähnlich funktionieren die Skills zu HomeMatic IP, Magenta SmartHome, Tado, Innogy/RWE, Rademacher, Devolo, Lupus und der KNX-Familie. Um Smart-Home-Geräte zu steuern, aber auch, um eine Pizza zu bestellen, muss man den jeweiligen Skill mit dem Nutzerkonto des dahinterstehenden Online-Dienstes verbinden. 

Alexa selbst ist fest mit der Amazon-Kennung verknüpft. Die für die Sprachsteuerung unverzichtbare Verbindung von permanenter Mikrofonaufnahme, eigenem Amazon-Konto, Skills, Haushaltsgeräten und Online-Diensten von Drittanbietern bringt Datenschützer auf die Barrikaden.

Skill-Entwickler sollen Zugriff auf Alexa-Sprachaufnahmen erhalten 

Das Problem liegt am Verfahren, das Amazon nutzt. Dabei werden Alexa-Anweisungen als Sprachaufnahme ins Amazon-Rechenzentrum übertragen und ausgewertet. Bislang hat nur Amazon Zugriff auf diese Aufnahmen – auch auf solche, die einen Fremd-Skill adressieren. Das dürfte sich bald ändern. 

Amazon plant, den Inhalt der Skill-Kommunikation auch an Entwickler durchzureichen. Sie sollen damit Rückschlüsse über die Nutzung ihrer Skills erhalten und diese so verbessern können. 

Die umfassenden Möglichkeiten zur Erstellung von Persönlichkeitsprofilen und der Einflussnahme auf die Sprachausgaben stehen im Konflikt mit der Privatsphäre der Nutzer. Das gilt erst recht für Echo Look, Amazons bislang nur außerhalb von Deutschland angebotene Alexa-Kamera. Sie nimmt Fotos und Videos auf Zuruf auf und soll Besitzer etwa per Style Check beim Einkaufen von Kleidung assistieren.

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Skills herunterladen 

Das Stöbern im Skills Shop ist komfortabel und schnell. Wahlweise lassen sich Skills in der Alexa-App für Android und iOS, in der Online-Version der App unter alexa.amazon. de oder im Skills-Bereich des Amazon-Shops auswählen und installieren. 

Skills sind in 21 Kategorien unterteilt und über ein Suchfeld auffindbar. Als Sortierfolge stehen Neu eingetroffen (nur auf der Skills-Shop-Website unterteilt nach Letzte Woche, Letzter Monat und Letzte 3 Monate), Relevanz und Kundenbewertung zur Auswahl. Promotion-Flächen in der App sollen auf interessante Skills hinweisen. 

Die Kundenwertungen im Amazon-üblichen Fünf-Sterne-Schema sind auch bei Skills ein wichtiges Auswahlkriterium. Und ebenso wie beim Einkauf auf Amazon.de ist es ratsam, die publizierten Wertungen mit Skepsis zu betrachten. Auffällig ist die große Zahl an Skills mit Ein- oder Zweisterne-Bewertung. Sie sind das Resultat aus Amazons Strategie, möglichst viele Skills in den Shop zu pumpen. 

Tempo vor Qualität zeigt sich etwa im DHL-Skill zur Sendungsverfolgung von Paketen. Hier muss der Nutzer jedes Mal aufs Neue eine 12-stellige Paketnummer aus dem Kopf diktieren oder ablesen. Eine zeitsparende Schnittstelle zum DHL-Konto, in dem die Nummer hinterlegt ist, haben die Skill-Macher ausgelassen. So ist man gezwungen, zum Nachsehen der Tracking-Nummer die DHL-App am Smartphone oder das DHL-Konto am PC zu öffnen. Dort genügt ein Tipper zur Abfrage des Sendungsstatus – wer braucht da den Skill? 

Auch sonst gibt es viele schwache Skills. Wer auf Namenssuche für den Nachwuchs ist, soll sich von 20 deutsche Namen inspirieren lassen. Der Skill liest lediglich die angeblich 20 gängigsten Namen vor. Wohl dem, der bei nicht einmal zwei Duzend Namensvorschlägen fündig wird. 

Immerhin: Gefakte Positivbewertungen konnten wir bei Stichproben nicht erkennen. Mit Blick auf die Qualitätsmängel liegt es nahe, dass Skills während des Reviews bei Amazon großzügig durchgewunken werden. Anders lassen sich die vielen Schrott-Skills nicht erklären, die den Benutzer entweder nicht richtig verstehen, unzureichende Ergebnisse liefern oder denen beworbene Funktionen fehlen.

Für manches Unternehmen hat es Vorrang, mit irgendeinem Skill vertreten zu sein. So bleibt Nutzern nur, diese Skills nach vielen untaugli- chen Versuchen wieder zu entfernen.

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Maßnahmen zur Qualitätssicherung im Amazon Skills Shop 

Was im Skills Shop fehlt, sind das Veröffentlichungsdatum und eine Versionnummer. Ohne diese Angaben ist nicht zu erkennen, ob es sich um einen brandneuen Skill handelt, bei dem Kinderkrankheiten zu befürchten sind. 

Auch einmal veröffentlichte und nie wieder aktualisierte Skill-Oldies sind nicht leicht auszumachen – es sei denn, der Anbieter führt eine freiwillige Versionsliste, wie es etwa Bosch bei den Home-Connect-Skills vormacht. Das Datum bei den Rezensionen ist dagegen ein unzureichendes Aktualitätsindiz.

Fehlende Monetarisierung und Werbung nur begrenzt 

Amazon bietet für Skills derzeit kein Monetarisierungsmodell. Das Unternehmen ermutigt Entwickler lediglich mit einer Veröffentlichungsprämie von 100 US-Dollar als Gutschein für die Hosting-Plattform Amazon Web Services. Zusätzlich werden mit der Amazon-Cloud verknüpfte Skills mit 100 Dollar monatlich subventioniert. 

Da der Skills Shop Teil des Amazon-Einkaufimperiums ist, dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Amazon eine optionale Bezahlfunktion freischaltet. Derzeit kosten Skills allenfalls Zeit, bis man herausgefunden hat, ob die Software die versprochene Aufgabe erfüllt oder ein Löschkandidat ist. 

Innerhalb von Skills erlaubt Amazon seit Kurzem keine Werbung mehr. Entwickler wurden aufgerufen, etwaige Sprachwerbung zu entfernen, und neue werbelastige Skills werden nicht zugelassen. Unklar bleibt jedoch, was Amazon als Werbung interpretiert. 

Drei Ausnahmen hat das Unternehmen definiert: Musik-Streaming-Skills dürfen innerhalb des Streams Audiowerbung übermitteln, dafür allerdings nicht die Alexa-Sprachausgabe verwenden oder diese akustisch nachahmen. Shopping-Skills dürfen Sonderangebote unterbreiten. Skills, die Dienstleistungen vorstellen oder erklären, ist die Übermittlung akustischer Promotion-Inhalte erlaubt.

Die Zukunft gehört Sprach-Apps 

Ein Großteil der aktuell erhältlichen Alexa-Skills sind reine Spielerei und die Dialoge der Heimassistenten von Amazon & Co. auf Vorschulniveau. Doch das Skills-Konzept ist ein Zukunftsmodell. Verbesserungen bei der Kommunikation vorausgesetzt, werden interaktive Apps für die Sprachassistenten von Amazon, Google, Apple und Microsoft zunehmend in den Alltag einziehen.

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