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IT-Strategien

Zukunftsweisend: New School of IT

Mobilität, Agilität, Elastizität: Dies sind die bestimmenden IT-Trends der kommenden Jahre. IT-Abteilungen, zugehörige Prozesse und die Architektur von Softwaresystemen werden sich an diese Trends anpassen müssen.

Autor: Business & IT • 18.11.2013 • ca. 5:10 Min

Zukunftsweisend: New School of IT
Zukunftsweisend: New School of IT
© FotoEdhar - Fotolia.com

Die "New School of IT" vereint die unterschiedlichen Strömungen zu einem ganzheitlichen Ansatz. Und sie leitet daraus Handlungsempfehlungen für Unternehmen und IT-Entscheider ab. Die digitalen Branchen stehen vor einschneidenden Veränderungen. Gleich drei aktuelle Trends haben Auswirk...

Die "New School of IT" vereint die unterschiedlichen Strömungen zu einem ganzheitlichen Ansatz. Und sie leitet daraus Handlungsempfehlungen für Unternehmen und IT-Entscheider ab. Die digitalen Branchen stehen vor einschneidenden Veränderungen. Gleich drei aktuelle Trends haben Auswirkungen auf Geschäftsmodelle, Prozesse und Organisationen:

Mobilität, Agilität und Elastizität. Vor diesem Hintergrund müssen ITAbteilungen ihre Rolle innerhalb der Unternehmen neu definieren. Die "New School of IT" zeigt, wie die Trends im Einzelnen aussehen, wie sie zusammenhängen und wie IT-Verantwortliche die Gestaltung der unternehmerischen Zukunft aktiv unterstützen können.

Gefragt ist neuartige Software: leicht mobilisierbare, einfach integrierbare Applikationen. IT-Abteilungen müssen diese schneller erstellen, schneller zuverlässig in Betrieb bringen, schneller ändern und schneller mit der Software

von Partnern integrieren können. All dies geschieht im Kontext der fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung von Geschäftsprozessen. Wie das funktionieren kann, beschreibt die New School of IT.

Prof. Dr. Volker Gruhn
Der Autor:Prof. Dr. Volker Gruhn,Inhaber des Lehrstuhls für Software Engineering an der Universität Duisburg-Essen und Vorsitzender des Aufsichtsrats der adesso AG
© Prof. Dr. Volker Gruhn

Die Welt ist mobil

Mobilität nimmt heute in allen Branchen zu. Fast überall haben die zentralen Geschäftsprozesse mobile oder zumindest mobilisierbare Anteile. Oft lassen sich Kunden und Lieferanten über webbasierte Anwendungen oder über Apps einbinden. Die Realisierung solcher Lösungen muss häufig schnell erfolgen. Ziel ist es, neue Produkte oder Dienstleistungen kurzfristig auf den Markt zu bringen, oft über viele verschiedene Vertriebskanäle hinweg. Dabei sollen bei der Konstruktion und Qualitätssicherung die Besonderheiten mobiler Entwicklungen nicht aus den Augen gelassen werden.

Etliche Grundfragen sind noch offen: Werden sich Apps oder eher browserbasierte Systeme durchsetzen? Kann für letztere HTML5 der Katalysator sein? Welche Plattformen müssen unterstützt werden? Geht der Trend in Richtung Windows oder Android? Werden Cross-Platform-Entwicklungsansätze und -Werkzeuge ausreichen, um mit einer Single-Source-Basis die verschiedenen Plattformen zu bedienen?

Neben diesen technischen Fragen werfen komplexere, eher prozessuale mobile Lösungen auch methodische Fragen auf: Wie lassen sich diejenigen Teile von Geschäftsprozessen, die sinnvollerweise unterstützt werden sollten, zuverlässig ermitteln? Wie können diese Elemente mit der Software zur Unterstützung der stationären Teile verbunden werden?

Die Welt wird immer agiler

Der Trend zur Agilität in der Softwareentwicklung ist allgegenwärtig: Software soll schnell entwickelt und bereitgestellt werden - oft sogar, ohne dass vorab schon im Detail geklärt wird, was diese Software alles leisten soll. Dabei spielt das Branchenwissen eine wichtige Rolle. Es muss kontinuierlich abgewogen werden, welche Funktionalitäten benötigt werden und welche nicht. Die Budgetsicherheit soll dabei natürlich nicht aufgegeben werden.

Diese Anforderungen führen von den Methoden ganz strikter Agilität wie beispielsweise Scrum zu "gezähmter" Agilität, die Kompromisse zwischen Planungssicherheit und Flexibilität anstrebt. Die Praxis in großen Projekten und produktnahen Entwicklungsprozessen sieht häuft so aus, dass im Kern agile Prozesse in eher planorientierte wie zum Beispiel das Produkt- und Anforderungsmanagement eingebettet werden. Es besteht die Gefahr, dass am Ende des Projektes die agil entwickelte Software auf die noch nicht ganz so agilen Prozesse des Deployments prallt; fehleranfällige, innovationshemmende und tayloristische Prozesse können dann den positiven Effekten der agilen Entwicklungen entgegenwirken.

Die Agilität der IT wird so auf zweierlei Weise befeuert: Einerseits, weil Anwender höhere Anforderungen an Verfügbarkeit und Flexibilität von IT stellen. Andererseits, weil Geschäftsprozesse und -modelle sich immer schneller ändern und die unterstützende IT entsprechend schnell mit geändert werden muss.

Gefragt ist prozessuales Wissen bei den Themen "Softwareentwicklung und -betrieb". Ansatzpunkte liefern hier DevOps-artige Organisationsformen - gemeint ist die enge Kooperation von Entwicklung (Development) und Betrieb (Operations) - oder automatisierte Prozesse im Kontext von "Continuous Integration and Delivery". Für die Anwendungsentwicklung sind Methoden wie "adVANTAGE" von adesso und der Interaction Room geeignet.

IT-Trends,Unternehmen,Softwaresystemen
Die Trends Mobilität, Agilität und Elastizität überschneiden sich in vielen Themenbereichen.
© Archiv

IT wird elastisch - oder kommt ins Museum

Bei der internen Organisation und Optimierung von Geschäftsprozessen ist heute die Identifizierung von wesentlichen Geschäftsprozessen und marktdifferenzierenden Kernkompetenzen im Unterschied zu unterstützenden Prozessen entscheidend. Ziel kann es sein, Letztere an externe Dienstleister abzugeben. Dies führt zu neu gestalteten Prozesslandschaften, die mehrere und andere Schnittstellen zu externen Prozessen und Partnern umfassen.

Die Zeiten vollständig geschlossener, konsistenter und gleichermaßen vertrauenswürdiger "Datenhaushalte" sind vorbei: Es ist notwendig, fremde Datenquellen unterschiedlicher Formate, Konsistenz und Glaubwürdigkeit flexibel einzubeziehen. Wechselnde Performance-Anforderungen für sprunghaft steigende Anwenderzahlen müssen ad hoc befriedigt werden können.

Fehleranfällige und langwierige Beschaffungs-und Installationsprozesse müssen eliminiert werden. Dann verschafft die digitale Integration aller Geschäftsprozesse den Unternehmen eine bisher nicht realisierbare Elastizität.

Die dazu passenden technischen Konzepte sind insbesondere Cloud Computing und Virtualisierung, Big-Data-fähige Architekturen sowie NoSQL-Datenbanken:

  • Cloud Computing und Virtualisierung bedeuten aus Anwendersicht, dass grundlegende IT-Ressourcen kurzfristig in Betrieb genommen werden können - vor allem ohne Beschaffungsprozesse,Lieferfristen und Expertenwissen.
  • Big Data heißt nicht nur, dass die Unternehmen heute mit enormen Datenmengen konfrontiert sind, sondern vor allem, dass die oft noch strikte Trennung von operativen und dispositiven Daten aufgehoben wird. Geschäftskritische Entscheidungen werden auf der Grundlage der operativen Daten getroffen. Externe Datenquellen und historische Daten werden einbezogen, auch größte Datenmengen werden online und in Echtzeit ausgewertet: flexibel, ohne komplizierte Datenbank-Operationen, Report-Definitionen oder ETL-Prozesse.
  • Hier spielen Not-Only-SQL-Datenbanken ihre Stärke aus: Denn bei der Auswertung so vielfältiger Daten kann nicht vorausgesetzt werden, dass sich alle Daten in relationale Formate transformieren lassen. Folglich reichen rein relationale Datenbanken auch nicht aus, um die komplexen Zusammenhänge offener, teils unstrukturierter Datenhaushalte angemessen widerzuspiegeln.

Alles hängt zusammen

Die drei Trends hängen eng zusammenhängen. Erscheint einer von ihnen auf der Unternehmens- und damit auf der IT-Agenda, dann ist damit zu rechnen, dass er die beiden anderen nach sich zieht: Software und Geschäftsprozesse, die mobilisiert werden sollen, erfordern im Hintergrund eine elastische Infrastruktur. Nur so können unvorhersehbare Auslastungsspitzen bewältigt werden.

Steht dagegen zunächst auf dem Plan, die Systeme elastischer zu machen, müssen Unternehmen sich fast zwangsweise auch mit dem Thema "Agilität" auseinandersetzen. Spätestens dies bewirkt schnell, dass Geschäftsprozesse mobilisiert werden müssen.

Zukünftige Projekte müssen daraufhin geprüft werden, ob sie alle drei Aspekte berücksichtigen. Unternehmen sollten hier auf bewährte Methoden und erprobte Lösungsbausteine zurückgreifen, mit deren Hilfe die Ansätze der "New School of IT" in der Praxis verfügbar sind und mit beherrschbarem Risiko eingesetzt werden können.