Vernetzung im Schnee per GPS
Ein französisches Startup hat ein GPS-basiertes System entwickelt, mit dem sich Pistenfreunde im Skigebiet orientieren können. Und abends können sie gucken, wer der Schnellste war.

Pierre-Jean Mathivet hat die Erfahrung oft genug gemacht. Da fährt man gemütlich eine Skipiste mit einer Gruppe Freunde hinunter und, schwupps, sieht man die anderen nicht mehr. Oft ist es dann schier unmöglich - oder aber extrem zeitaufwendig -, seine Freunde vor Ende des Tages wiederzufinden. D...
Pierre-Jean Mathivet hat die Erfahrung oft genug gemacht. Da fährt man gemütlich eine Skipiste mit einer Gruppe Freunde hinunter und, schwupps, sieht man die anderen nicht mehr. Oft ist es dann schier unmöglich - oder aber extrem zeitaufwendig -, seine Freunde vor Ende des Tages wiederzufinden. Damit Wintersportler wie er selbst nicht mehr stundenlang herumirren, hat Mathinet eine GPS-basierte Technologie entwickelt, die den Pistenfans ihren eigenen Standort und die ihrer Freunde anzeigt.
"Mitarbeiter von Fremdenverkehrsbüros und Skistationen hatten mir erzählt, dass sie Unsummen für die Beschilderung von Skigebieten ausgäben", sagt Mathivet, Gründer des Startups Kalkin, das das GPS-System entwickelt hat. "Denn viele Touristen verirrten sich auf den Pisten und riefen dann die Rettungsdienste an, damit sie sie rausholten."
Da schien es Mathivet, der in Bayonne einen Master im Sportmanagement gemacht hat, nur logisch, die zwei Geräte Loki und Sloki zu entwickeln. Deren Technologie lässt Kalkin gerade patentieren. Folgendes verrät das Unternehmen aber schon über ihre Funktionsweise: Wintersportler loggen sich in Sloki ein und verbinden ihr Profil mit dem ihrer Freunde. Der Apparat erhält ein GPS-Signal von einem Satelliten und sendet dieses über ein Netz an eine Smartphone-Applikation oder später auch direkt an Loki. Dessen mehrdimensionale Karte der Berge zeigt dann die genaue Position von einem selbst und seiner Freunde an. Beide Geräte befestigt man am Arm - Sloki mit einer mitgelieferten Armbinde und Loki mit einem integrierten Armreifen.
Die ersten Slokis - deren Durchmesser etwa acht Zentimeter beträgt - werden ab nächsten Monat im Skigebiet Le Lorian getestet, das nicht weit entfernt vom Firmensitz im mittelfranzösischen Clermont-Ferrand liegt. Für ein paar Euro am Tag können Ski- und Snowboardfahrer also entsprechende Daten an ihre Smartphone-App schicken. Zudem fängt das Sloki an zu piepen, sobald man sich in einem gefährlichen Teil des Skigebiets befindet. Und über einen Knopf auf dem Gerät kann man ein Signal an all seine Kontakte schicken - zum Beispiel, um anzuzeigen, dass man sie aus den Augen verloren hat. Abends sehen die Wintersportler zudem auf Kalkins Webportal, wo sie langgefahren sind, wie schnell sie waren, wie oft sie gefallen sind, wie hoch sie gesprungen sind etc. Und all diese Daten können sie mit denen ihrer Freunde vergleichen.
50.000 Euro hat die Entwicklung des Sloki-Prototypen gekostet, an dem das Startup fünf Jahre lang gearbeitet hat. In den vergangenen anderthalb Jahren hat das Unternehmen alle nötigen Daten über das Skigebiet Le Lorian gesammelt - zum Beispiel, was die Topographie oder auch die Funknetzabdeckung angeht. Inzwischen hat die Firma sechs Mitarbeiter und hofft, in zwei oder drei Jahren die Gewinnzone zu erreichen.
Der große Bruder Loki ist noch nicht ganz so weit. Mathinets Unternehmen sucht gerade über die Crowd-Sourcing-Webseite Ulule 8.500 der ingesamt etwa 20.000 Euro, die für die Entwicklung des Prototypen nötig sind. Weitere Gelder bekommt Kalkin unter anderem von der Region Auvergne. Läuft alles nach Plan, wird schon im April nächsten Jahres getestet - und zwar ebenfalls im Skigebiet Le Lioran. Die Vorlaufserie ist für den nächsten Sommer geplant und die Serienproduktion für Ende 2014. Es wird dann etwa 15 Euro kosten, sich beide Geräte für einen Tag auszuleihen.
"Aber Letzteres hängt natürlich von den Ergebnissen der Vorlaufserie ab", meint er. "Wenn wir feststellen, dass unser Konzept so nicht umzusetzen ist, müssen wir eventuell wieder bei Null anfangen."
Sollten Kalkins Pläne jedoch aufgehen, könnte das Loki-Sloki-System bald schon in anderen Skigebieten in Frankreich und Europa eingeführt werden. Neben Französisch wird man dann auch andere Sprachen wählen können.