IT-Infrastruktur im Rechenzentrum
Rechenzentren sind längst mehr als reine Anbieter von IT-Infrastruktur. In Communities versammeln sie zahlreiche Marktteilnehmer: Vor allem Big Player üben einen starken Magneteffekt aus und ziehen zahlreiche Unternehmen aus der jeweils gleichen Branche an. Davon profitieren alle, die ihre IT auslagern. Denn erst durch die Bündelung in Rechenzentren werden IT-Megatrends wie Cloud Computing und Big Data möglich.

Welche Aufgaben hatten Rechenzentrumsbetreiber bislang? Sie waren in erster Linie Dienstleister, die eine Infrastrukturumgebung inklusive Stromversorgung, Klimatisierung, Connectivity und Sicherheit angeboten haben. Ihre Kunden waren dadurch nicht länger an ihre eigenen begrenzten Ressourcen - ...
Welche Aufgaben hatten Rechenzentrumsbetreiber bislang? Sie waren in erster Linie Dienstleister, die eine Infrastrukturumgebung inklusive Stromversorgung, Klimatisierung, Connectivity und Sicherheit angeboten haben. Ihre Kunden waren dadurch nicht länger an ihre eigenen begrenzten Ressourcen - in Form von Stellfläche, Server, Bandbreite, Geld, Personal, Know-how - gebunden.
Diese Leistungen bieten Rechenzentren nach wie vor an und sie werden von einer zunehmenden Zahl von Marktteilnehmern unterschiedlicher Branchen in Anspruch genommen, weil es sie bei der Realisierung der eigenen Wertschöpfungsstrategie unterstützt: Finanzdienstleister, Unternehmen der Kreativwirtschaft, Versicherungen, Carrier, Internet Service Provider (ISP), Content Distribution Networks (CDN) und Internetaustauschknoten.
Innerhalb des Rechenzentrums standen diese Kunden lange Zeit unverbunden nebeneinander. Dies hat sich mittlerweile grundlegend verändert - was den Unternehmen eine Vielzahl neuer Möglichkeiten eröffnet und zusätzliche Vorteile bietet.
Eine strategische Entscheidung
Die Entscheidung der Auslagerung der eigenen IT ist heute nicht mehr ausschließlich ein Ergebnis technischer Überlegungen, sondern eine strategische Positionierung. Dabei stehen zunächst finanzielle Aspekte im Fokus. Hier geht es um eine klassische "Make or Buy"-Entscheidung: Der Bau eines eigenen modernen und gleichzeitig zukunftssicheren Rechenzentrums kostet schnell einige Millionen Euro.
Dabei sind die durch den Betrieb sowie Unterhalt anfallenden Kosten - wie für Energie, Personal oder Instandhaltung - noch gar nicht mit einberechnet. Diese hohen Kosten können mit der Auslagerung in die digitale Infrastruktur eines Rechenzentrums eingespart werden. Die Vertragsbasis beruht auf individuellen Mietmodellen.
Neben dem finanziellen Nutzen bietet diese Infrastruktur eines Carrier-neutralen Rechenzentrums zahlreiche weitere Vorteile wie das Aufeinandertreffen von verschiedenen Marktteilnehmern einer Branche in einem wirtschaftlichen Ökosystem. Der Kunde profitiert von dieser digitalen Community durch die hohe Anzahl von Anbindungen an Carrier, ISPs, CDNs und Internetaustauschknoten, die einen effizienten, kostengünstigen und flexiblen Datentransport gewährleisten.
Das ist das zentrale Merkmal der Carrier- Neutralität. Der Kunde sucht sich immer diejenigen Partner aus, die für seine spezifischen Anforderungen das beste Angebot bereithalten - sei es im Bezug auf Kosten, Leistung oder Service Level Agreements (SLA). Die Teilnehmer bilden innerhalb des Rechenzentrums Cross Connects, um ihre Daten schnellstmöglich austauschen und so ihre Wertschöpfung steigern zu können. Vor allem, wenn Big Player einer Branche in ein Rechenzentrum einziehen, entstehen Magneteffekte.
Dieses Business-Ökosystem deckt die wachsenden IT-Anforderungen von Unternehmen optimal ab. Durch die Ansiedlung zahlreicher Dienstleister können die Unternehmen im Rechenzentrum deren Angebote - vor allem Connectivity und andere Services wie Content Distribution - wesentlich effizienter nutzen. Gleichzeitig haben sie die Möglichkeit, ihre Kapazitäten jederzeit auszuweiten oder zu reduzieren und damit an den Bedarf des eigenen Unternehmens schnell und flexibel anzupassen. Sie befinden sich in einer "atmenden Fabrik".
Unkompliziert in die Cloud
Wie ermöglichen Rechenzentren Cloud Computing? Die Antwort ist ebenso einfach wie logisch: Nur durch den beschriebenen direkten Datenaustausch und den Zugang zu zahlreichen Carriern ist die dezentrale Speicherung von Daten und Services möglich. In einem Rechenzentrum finden Cloud Provider eine optimale Umgebung und eine breit gefächerte Community von Unternehmen vor- und nachgelagerter Wertschöpfungsstufen, wie etwa Betreiber von Telekommunikationsnetzen und Internetaustauschknoten.

Über diese können sie auf kürzesten Wegen und mit geringer Latenz Daten austauschen und ihren Kunden bereitstellen. Auch die Verfügbarkeit einer Vielzahl von Carriern, ISPs, CDNs und Internetaustauschknoten sorgt für eine reibungslose und kosteneffiziente Verbreitung der Inhalte bis zum Endanwender. Diese digitale Community bietet einen deutlichen Mehrwert, denn durch Netzwerkzusammenschaltungen und weitergehende Kooperationen können die Beteiligten ihre Wertschöpfung steigern und signifikant Kosten sparen.
Service Provider, die eigene Plattformen betreiben, sowie Finanzunternehmen, die auf Private Clouds setzen, können ihre Hardware in einer gemeinschaftlichen Rechenzentrumsumgebung betreiben. Diese zeichnet sich vor allem durch die Nähe zu führenden Netzwerken und CDNs aus, um die bestmögliche Leistung für den Endanwender zu erzielen. Darüber hinaus bekommen sie Zugang zu einer großen und stetig wachsenden Community an Service Providern. Durch die Verfügbarkeit vieler Anbieter an einem Ort entsteht ein digitaler Marktplatz.
Bereit für Big Data
Unter Berücksichtigung der "3 Vs" (Volume, Variety, Velocity) ist die sinnvolle Analyse und Verarbeitung exponentiell wachsender, strukturierter und unstrukturierter Datenmengen eine Herausforderung. Sie ist nur dann möglich, wenn der erforderliche Zugang zu Netzbetreibern gewährleistet ist. Denn Traffic wird für Unternehmen zunehmend zu einem wettbewerbsentscheidenden Faktor. Daher sollten die Daten dort vorgehalten werden, wo sie analysiert werden.
Ebenso essenziell ist ein schneller Datenzugriff, denn je länger die Verzögerungszeit (Latenz) ist, desto länger dauert die Datenanalyse. Zudem muss die Infrastruktur besonders leistungsfähig und ausbaufähig sein, um dem kontinuierlich steigenden Datenwachstum Rechnung zu tragen.
Moderne Rechenzentren werden diesen Herausforderungen gerecht und ermöglichen eine effiziente Handhabung von Big Data. In Carrier-neutralen Rechenzentren können direkte Verbindungen (Cross Connects) via Glasfaserverbindung zwischen den datenprodzierenden und den datenauswertenden Stellen etabliert werden. Dies reduziert die Latenz auf ein Minimum.
Fazit
Rechenzentren entwickeln sich zunehmend vom reinen Anbieter von Infrastrukturleistungen zu Motoren und Katalysatoren von Innovationen wie Cloud Computing oder Big Data. Für ihre Kunden eröffnen sich zahlreiche Vorteile dadurch, dass sich digitale Marktplätze bilden, die alle erforderlichen Marktteilnehmer versammeln. Die Kosten für Datentransfer werden damit vor allem vor dem Hintergrund von Big Data erheblich gesenkt, der Zugang zu Carriern, ISPs, CDNs und den Angeboten interessanter Dienstleister ist unmittelbar gegeben.
Rechenzentren ermöglichen Megatrends wie Cloud Computing und Big Data. Denn die effiziente Auswertung großer Datenmengen und die Bereitstellung reaktionsschneller, benutzerfreundlicher Cloud Services sind zunehmend Faktoren, die die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen in allen Branchen bestimmen.