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Zeit, die Silos zu verlassen

Technischer Fortschritt: Neue Anforderungen für IT-Berufe

Wer in der IT arbeitet, konnte sich bislang ziemlich sicher sein, dass er allein dadurch in seinem beruflichen Umfeld an der „vordersten Front“ der technischen Entwicklung mit dabei ist. Doch die Geschwindigkeit des Wandels hat sich auch hier dramatisch erhöht – nicht nur Anwendungen und Hardware müssen aus ihren „Silos“ kommen, sondern auch auf die IT-Spezialisten kommen Änderungen rasant schnell zu.

Autoren: Thomas Bär und Frank-Michael Schlede • 4.3.2016 • ca. 5:00 Min

Trendthema Social Business
DIe IT wandelt sich stetig, das müssen auch die Berufe.
© Rawpixel - shutterstock.de

Schon über 400 Jahre vor Christi Geburt formulierte der griechische Philosoph Heraklit von Ephesos seinen berühmten Ausspruch "Nichts ist so beständig wie der Wandel". Dieser Grundgedanke feiert aktuell unter anderem auch in Form des Modebegriffs "disruptiv" nicht nur bei Ansprachen d...

Schon über 400 Jahre vor Christi Geburt formulierte der griechische Philosoph Heraklit von Ephesos seinen berühmten Ausspruch "Nichts ist so beständig wie der Wandel". Dieser Grundgedanke feiert aktuell unter anderem auch in Form des Modebegriffs "disruptiv" nicht nur bei Ansprachen des Managements fröhlich Urständ. Das gilt im besonderen Maße für die Berufswelt: Noch bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts konnten sich viele Arbeitnehmer ziemlich sicher sein, dass sie den erlernten Beruf auch noch bis zu ihrer Rente ausüben würden. Nicht nur, dass die Aussichten für das Erreichen einer Rente aktuell für fast alle Arbeitnehmer immer geringer werden, auch die Chancen, mit der gleichen Ausbildung und dem gleichen Wissen über 20, 30 oder gar 50 Jahre zu bestehen, sind verschwindend niedrig.

Eigentlich sollte diese Problematik aber gerade Menschen, die im weiten Umfeld der IT tätig sind, grundsätzlich nicht so stark treffen: Denn im Gegensatz zu den traditionellen Berufsbildern mussten IT-Profis schon immer mit dem den schnellen Wandel leben. Zudem konnten sie sich lange darauf verlassen, dass sie ja in den Technik- und Ingenieurs-Disziplinen daheim waren, die an der vordersten Spitze der Entwicklung lagen. Der Fortschritt in und rund um die IT war schon immer so rasant, dass sich die Mitarbeiter in den IT-Abteilungen und Rechenzentren selten lange auf ihre bisherigen Erfahrungen "ausruhen" konnten. Doch diese Entwicklungen haben sich ein weiteres Mal beschleunigt: Nicht zuletzt durch den vermehrten Einsatz von Techniken wie Virtualisierung und hyperkonvergenten Infrastrukturen zeigen sich auch in den Berufsbildern und IT-Fachbereichen so starke Veränderung, dass der Begriff disruptiv in seiner Interpretation als "zerstörerisch" durchaus zutreffend erscheint.

Aktuelles Beispiel: Rechenzentren verändern sich

Auf den ersten Blick, scheint sich in den heutigen Rechenzentren alles noch so abzuspielen, wie es schon in den letzten 10 bis 15 Jahren üblich war: Die traditionelle IT-Architektur hat sich gerade in den großen Unternehmen über die Zeit bisher nur wenig geändert. Wer sich umschaut, findet überall noch separate Silos für Server, Netzwerk und Storage, die zumeist auch genau so streng getrennt verwaltet und betreut werden.

Viele CIOs, IT-Verantwortliche und Administratoren suchen dringend nach Wegen, diese Silo-Kultur hinter sich zu lassen und setzen neben der sowieso schon allgewärtigen Virtualisierung und dem Einsatz von Cloud-Techniken immer häufiger auch auf software-definierte Lösungen, was fast zwangsläufig zu Verwendung Techniken wie Konvergenz und Hyperkonvergenz führen wird. Wer aber nun dem Eindruck hat, der Einsatz solcher Lösungen und Techniken würde sich nur auf die Infrastruktur auswirken, die von den Profis verwaltet wird und ihnen damit "nur" das Erlernen einiger neuer Techniken und Bedienungsoberflächen abverlangen, der liegt falsch.

Der Einsatz hyperkonvergenter Lösungen und Techniken wird nicht nur auf die Infrastruktur, die von den Profis verwaltet wird, einen Einfluss haben, sondern auch auf die Arbeitsplätze der IT-Mannschaft. Aus der Sicht von CIOs und Verantwortlichen für das IT-Budget in den Firmen bedeutet die Einführung solcher Techniken in ihre IT nämlich nicht nur, dass die alten Silos aufgelöst werden können: Sie versprechen sich davon vor allen Dingen auch eine deutliche Reduktion der Betriebsausgaben. Schließlich gehört es zu den Vorteilen der hyperkonvergenten Systeme, dass sie helfen können, den administrativen Aufwand zu verringern. Das gilt ganz besonders für den Einsatz einer virtualisierten Infrastruktur, aber auch der bereits vorhandene Overhead bei der Verwaltung von Rechenzentrum soll so deutlich reduzieren werden können. Das heißt aber für die Manager aber vor allen Dingen auch, dass es dadurch möglich sein sollte, entsprechende Stellen zu reduzieren - schließlich versprechen diese Techniken ja viel mehr Automatisierung.

Das "Silo-Denken" muss auch bei den Menschen aufhören

Die Situation in vielen IT-Abteilungen ähnelt dabei durchaus der geschilderten Lage in den Rechenzentren: Auch in diesen Fachabteilungen herrscht häufig eine Art "Silo-Kultur". in der die IT-Profis für eng begrenzte Bereiche wie beispielsweise Netzwerk, Storage, Datenbanken oder Server-Systeme verantwortlich und zumeist auch nur dort tätig sind. Aber kommen neue Techniken und Ansätze wie beispielsweise konvergente und hyperkonvergente Lösungen zum Einsatz, so wird es im Idealfall nicht mehr jeweils einen Bereich der IT-Abteilung mit dedizierten Mitarbeitern geben, die nur für das Netzwerk, die Speicher- oder Server-Systeme zuständig sind. Das bedeutet, dass die IT-Mitarbeiter dann eine übergreifende Verantwortung besitzen. Die Realität zeigt aber, dass entsprechende Schulungen in Richtung einer gewissen Generalisierung des IT-Managements noch viel zu selten stattfinden. Hier gilt es für alle Fachleute aus den verschiedenen Bereich tätig zu werden und im Zweifelsfall selbst "über den Tellerrand" zu schauen.

So kann es sich ein Netzwerkadministrator heute kaum noch leisten, die modernen Entwicklungen rund um SDN (Software Definied Networking) einfach zu ignorieren. Natürlich trifft die in den Diskussionen immer wieder auftauchende Aussage zu, dass es ohne das physikalische Netzwerk, das auch weiterhin Kabel, Switches und Router in Form von Hardware (jedenfalls auf einer tieferen Ebene) brauchen wird, auch ein Netzwerk in Software geben kann. Aber Administratoren aus allen Bereichen werden damit leben müssen, dass sich die Komplexität ihrer Aufgaben immer mehr weg von der Hardware und hin zur Software bewegt.

Das bedeutet ja nicht, dass dadurch alle IT-Profis in den Rechenzentren arbeitslos werden. Anforderungen wie die Erstellung und Verwaltung der benötigten VLANs, die Einrichtung, Veränderung und Überwachung von Firewall-Regeln in und bei den virtuellen Maschinen bleiben neben anderen komplexeren Aufgaben auch weiterhin bestehen. Hingegen werden einfach Aufgaben wie beispielsweise Einrichtung und Störbehebung von Arbeitsstationen und Endgeräten in naher Zukunft immer häufiger automatisiert ablaufen. Aber auch neue Begriffe und Techniken wie DevOps, bei denen die Anforderungen von IT-Betrieb und Software-Entwicklung zusammenwachsen, sind in diesem Zusammenhang immer stärker gefragt. Für die IT-Profis kann es mit der steigenden Verbreitung solcher Lösungen deshalb nur heißen, dass sie ebenfalls "ihre gedanklichen Silos" verlassen und sich intensiv mit neuen Techniken beschäftigen müssen. Das gilt ganz besonders für den umfassenden Bereich des IT-Managements und nimmt dabei auch die IT-Fachleute nicht mehr aus, die sich auf den Bereich der Virtualisierung spezialisiert haben.