Spotify, Rdio, Simfy und Deezer im Vergleich
Wir präsentieren Ihnen vier Musik-Streaming-Dienste im Hinblick auf ihr Preis-Leistungs-Verhältnis. In unserem Vergleichstest geben wir Ihnen einen Überblick über die Stärken und Schwächen der verschiedenen Anbieter.

Musik-Streaming-Dienste wie Spotify, Rdio, Simfy und Deezer bieten ein riesiges Angebot an Musik zum kleinen Preis. Der Test zeigt, dass man für rund zehn Euro pro Monat unlimitierten Zugriff auf Millionen Songs erhält. Je nach Anbieter lassen sie sich sogar kostenlos anhören, meist wenn man Werb...
Musik-Streaming-Dienste wie Spotify, Rdio, Simfy und Deezer bieten ein riesiges Angebot an Musik zum kleinen Preis. Der Test zeigt, dass man für rund zehn Euro pro Monat unlimitierten Zugriff auf Millionen Songs erhält. Je nach Anbieter lassen sie sich sogar kostenlos anhören, meist wenn man Werbespots in Kauf nimmt.
Die Streaming-Dienste sind genauso legal wie Download-Dienste, beispielsweise iTunes oder Musicload. Denn die in Deutschland vertretenen Streaming-Anbieter haben mit Künstlern, Plattenfirmen und Vertretern von Musikrechten verhandelt und dabei Finanzierungsmodelle gefunden, die für sie und für die Nutzer gleichermaßen attraktiv sind.
Testverfahren
40% Angebot und Qualität: Wir haben das musikalische Angebot der Streaming-Dienste genau analysiert und die Anbieterangaben zur Wiedergabequalität stichprobenartig mit CD-Aufnahmen derselben Songs verglichen.
25% Song-Auswahl: Die Angebotsvielfalt wurde mittels Auswahltest (20 Songs) unabhängig von Anbieterangaben geprüft.
25% Service udn Vertrag: Wie kundenfreundlich sind die Verträge? Bewertet wurden u.a. Probe-Abos, Kündigungsfristen und Bezahlmethoden.
10% Nutzungsmöglichkeiten: Hier interessierten die verfügbaren Apps für unterwegs und ob man die Streaming-Dienste im Browser nutzen kann.

Masse, aber nicht nur Klasse
Von Klassik über Jazz, Pop und Rock bis hin zu Schlagern, Volksmusik und exotischen Klängen aus aller Welt liefern die Streaming-Dienste für jeden Musikgeschmack etwas - wobei die Betonung auf dem Satzende liegt. Prinzipiell ist das musikalische Angebot der getesteten Streaming-Dienste sehr umfangreich: mindestens 20 Millionen Musiktitel, bei Deezer und Xbox Music sogar 30 Millionen. Doch sucht man etwas allzu Spezielles, wird man selten fündig.
Die Chart-Hits der Testwoche Anfang Februar 2014 waren "Happy" von Pharell Williams auf Platz eins der deutschen MTV-Charts und "Hard Out Here" von Lily Allen auf Platz zwei. Wie für aktuelle Titel zu vermuten, konnten wir sie bei allen getesteten Streaming-Diensten finden. Auch Klassiker der Pop- und Rockgeschichte haben praktisch alle Testkandidaten im Programm - sofern sich die Künstler und Plattenfirmen mit dem Musik-Streaming arrangieren konnten.

Wenn Künstler bei allen Diensten fehlen, so gibt es vermutlich keine Verträge zwischen ihnen, der Plattenfirma und dem Streaming-Anbieter. Stichproben für den Heavy-Metal-Song "Ace of Spades" von Motörhead und den Titel "God Save the Queen" der legendären britischen Punk-Band The Sex Pistols waren bei allen Anbietern erfolgreich, wohingegen die berühmten Beatles nirgends vertreten sind. Aufgepasst: Dafür gibt es jede Menge Cover-Bands, die sich an Songs der Fab Four versuchen.
Einige Song-Proben erstaunten uns. Frank Zappas "Bobby Brown goes down" konnten wir bei allen Anbietern anhören, ebenso das avantgardistische Stück "Barnyard" von Brian Wilsons Konzeptalbum "Smile". Den Titel "Odin" vom russischen Weltmusiker Mikhail Sheleg fanden wir dagegen nur mit Deezer, Google Play Music All-Inclusive und Spotify. Spotify und Google bieten sogar den Rolling-Stones-Song "Sympathy for the devil" in der psychedelischen Interpretation von Jonathan Round an - ein Geheimtipp unter Fans von Hippie-Sound.
Wer hört den Unterschied?
Ein weiteres wichtiges Kriterium im Test war die Qualität der Musikwiedergabe. Sie lässt sich schwer vergleichen, da die Anbieter nicht nur verschiedene Streaming-Verfahren, sondern auch verschiedene Qualitätsstufen verwenden. Für die Wiedergabequalität bedeutsam ist die übertragene Datenmenge pro Zeiteinheit, die sogenannte Bitrate. Je mehr Daten in der gleichen Zeit gestreamt werden, je höher also die Bitrate ist, desto besser wird die Qualität. Hinzu kommt allerdings, dass das Hörempfinden jedes Menschen unterschiedlich ist, und eine höhere Bitrate nicht unbedingt als klanglicher Vorteil interpretiert werden muss. Deezer und Rdio machen gleich gar keine Aussage zur Mindest- und Standard-Bitrate.
Die maximal erreichbare Bitrate geben dagegen alle Testkandidaten an. Das ausgewogenste Verhältnis bietet der Testsieger: Bei Xbox Music liegt die Bitrate immer bei erfreulichen 192 kbit/s. Von CD-Qualität spricht man allerdings erst ab 256 kbit/s bis 320 kbit/s. Alle Dienste außer Xbox Music geben an, 320 kbit/s zu erreichen - allerdings nur bei einzelnen Songs. Die Qualität kann auch deutlich schlechter sein, zum Beispiel bei Google, wo manche Songs nur mit 64 kbit/s gestreamt werden.

Die in der Vergleichstabelle auf übernächsten Seite für Spotify genannte Mindest-Bitrate von 96 kbit/s wird dagegen nur mobil und auf Wunsch des Kunden genutzt. Unser subjektiver Höreindruck entsprach bei allen Diensten den Erwartungen. Unabhängig vom Wiedergabesystem lag die Tonqualität stets unter der einer CD. Im Vergleich zu iTunes und Musicload gibt es keine merklichen Qualitätsunterschiede. Hi-Fi-Erlebnisse darf man nicht erwarten - fürs Musikhören am Computer und unterwegs sind die Streaming-Dienste dagegen eine gute Wahl.
Mobil hören nur mit Abo
Für das Hören am Computer oder mittels Laptop bieten alle Testkandidaten außer Google und Xbox Music einen vergünstigten Tarif an. Man zahlt jeweils 4,99 Euro anstatt 9,99 Euro pro Monat, wenn man auf die Möglichkeit der Musikwiedergabe unterwegs verzichtet. Am Windows-PC und am MAC lassen sich die Streaming-Dienste entweder per Software oder im Browser nutzen. Spotify bietet nur die Software-Variante an, Google Play Music All-Inclusive ist dagegen rein Browser-basiert.
Die Kompletttarife kosten bei allen Anbietern rund zehn Euro pro Monat und beinhalten die mobile Nutzung und das Offline-Speichern von Musik. Die passenden mobilen Apps für das iPhone und für Android-Smartphones liefern alle Dienste gratis.

Wer sie erst einmal ausprobieren will, bevor er sich für ein Abonnement entscheidet, kann bei allen Anbietern eine kostenlose Testphase nutzen. Doch Achtung: Nur bei Rdio läuft der Test ohne Angabe eines Zahlungsmittels, und nur dort endet er automatisch! Bei allen anderen Streaming-Diensten muss der Nutzer das Probe-Abo selbst kündigen, ansonsten wird es automatischen zur kostenpflichtigen Variante.
Die Testangebote wirken fast ein bisschen wie Abo-Fallen. Auf den Websites übersiehtman leicht die Hinweise, dass man nach Ablauf der Testphase selbst kündigen muss. Und die entsprechenden Optionen sind oft gut versteckt. Achten Sie also darauf, rechtzeitig zu kündigen, wenn Sie einen Dienst nicht länger nutzen wollen.
Es geht aber auch kostenlos
Im Test positiv aufgefallen sind die kostenlosen Varianten von Xbox Music, Deezer und Spotify. Beim Testsieger kann man sechs Monate lang kostenlos werbefrei Musik genießen, danach immerhin noch zehn Stunden pro Monat mit Werbung. Spotify erlaubt generell kostenloses Hören, wenn man Werbung akzeptiert.

Deezer bietet ein Jahr lang kostenloses Hörvergnügen, danach zwei Stunden pro Monat. Bei allen Anbietern ist die kostenlose Nutzung auf Computer beschränkt - mobil ist sie nicht möglich. Und noch etwas muss man beachten: Nach Ablauf eines Abos lassen sich offline gespeicherte Songs nicht mehr wiedergeben. Das gilt für alle Anbieter. Eine Besonderheit zeichnet den Zweitplatzierten Spotify aus.
Der Dienst ver überprüft den Computer auf vorhandene Musiktitel. Dateien aus überwachten Ordnern werden automatisch in der Spotify-Bibliothek verlinkt. Gibt man im Suchfeld einen Liedtitel oder Künstlernamen ein, listet der Musik-Dienst alle ihm bekannten, zum Begriff passenden Stücke auf - übersichtlich sortiert nach Play Lists, Künstlern und Alben. Gibt es eine lokale Kopie, spielt Spotify diese, ansonsten wird der Titel aus dem Netz abgerufen. Durch den Zugriff auf lokale Dateien lassen sich Lücken im Repertoire gut verschmerzen. So finden sogar die Beatles den Weg zum Musik-Streaming.