4K mit HDR und Dolby Atmos

Xiaomi Mi Box 3 und Minix Neo U9-H: Android-TV-Boxen im Praxis-Test

16.8.2017 von The-Khoa Nguyen

Mit den TV-Boxen Xiaomi Mi Box 3 und Minix Neo U9-H schauen wir uns Android-(TV)-Zuspieler für 4K-Fernseher und Dolby-Atmos-Anlagen im Praxis-Test an.

ca. 5:35 Min
Vergleich
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Xiaomi Mi Box 3 vs Minix Neo U9-H
Die beiden TV-Boxen Xiaomi Mi Box 3 und Minix U9-H sind sehr kompakt und lassen sich unsichtbar im Wohnzimmer verstauen - etwa hinter einem TV-Gerät.
© Gearbest / Xiaomi / Minix

Der Markt für TV-Boxen ist eigentlich übersichtlich: Mit Apple TV für unter 200 und Fire TV für unter 100 Euro stehen beliebte Geräte zum Kauf bereit, die auf iOS beziehungsweise Amazons Android-Variante Fire OS bauen. Etwas teuer als Apples Lösung ist Nvidia Shield TV mit Android TV. Wer auf die Android-Freiheiten fern von iTunes oder Amazon nicht verzichten und weniger bezahlen möchte, hat eine Vielzahl von günstigen TV-Boxen zur Auswahl. Auf diesem Markt kämpfen Anbieter vor allem aus Asien mit günstigen Lösungen ab rund 20 Euro um die Gunst der Käufer.

Wir haben uns exemplarisch die Xiaomi Mi Box 3 für rund 60 Euro und die Minix Neo U9-H für rund den doppelten Preis in einem Praxistest angeschaut. Die Box von Xiaomi sollten Sie bei Interesse in der „Official International Version“ kaufen. So bekommen Sie ein multilinguales Android TV, inklusive deutscher Sprache. Ansonsten bietet Xiaomi für die anderen Versionen lediglich eine chinesische Oberfläche. Minix setzt bei der NEO U9-H auf ein vollwertiges Android-System, das Sie wie auf Smartphone oder Tablet gewohnt vielfältig anpassen können. Als Media Player kommt jeweils Kodi zum Einsatz, das bereits vorinstalliert ist.

Einwandfreies 4K, aber Probleme mit Alt-Codecs

Unsere Wahl fiel auf die beiden Boxen, weil sie einerseits Unterstützung für die wichtigsten 4K-Codecs (H.264 und H.265 HEVC) mitbringen. Die Xiaomi Mi Box unterstützt dabei auch das Webformat VP9 von Google, womit beispielsweise hochauflösende Youtube-Videos kodiert sind. Andererseits bieten die Boxen eine Ultra-HD-Bildausgabe inklusive HDR und können Toninformationen über HDMI per Bitstream an AV-Receiver senden. Der HDMI-Port liegt natürlich jeweils in der Spezifikation 2.0 vor. Damit sind sie für alle derzeit angesagten Streaming-Dienste und lokal vorliegenden Filmdateien inklusive Dolby-Atmos-Tonspur gerüstet.

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In der Tat haben wir in Tests mit verschiedenen Dateien und Streaming-Anbietern eigentlich keinerlei Probleme feststellen können. Zum „eigentlich“ kommen wir im nächsten Absatz. 4K-Streams sowie entsprechend kodierte Filme von Netzwerkplayern und USB-Zuspielern liefen bei idealer (Funk-)Verbindung geschmeidig über den Bildschirm. Zur Verfügung stehende Spiele bei Xiaomis „Android TV“-Installation und aufwendige Titel aus dem Play Store bei Minix‘ Standard-Android ließen sich einwandfrei nutzen. Die kabelgebundene Kommunikation mit Gamepads war ebenso problemlos, sodass Sie oder Ihre Kinder sich durchaus auch über Konsolenfähigkeiten freuen können.

Zum „eigentlich“: Günstige TV-Boxen haben so gut wie immer das Problem, das oft relativ schwache Prozessoren eingebaut sind. Decoder für die wichtigsten Codecs sind zwar an Bord, sodass die Grafikeinheit eine butterweiche Bildausgabe auf dem Fernseher ermöglicht. Ist jedoch der Prozessor gefragt, weil ein Stream oder eine Datei auf einen Codec setzt, der nicht per Hardware-Decodierung wiedergegeben werden kann, kann es zu Problemen kommen.  So können Videos in Formaten wie VC-1 oder im alten aber beliebten Xvid-Codec je nach Datei oder Stream leicht ruckeln. Das ist auch bei den beiden Geräten von Xiaomi und Minix nicht anders, die jeweils auf ARM-Prozessoren von Amlogic setzen. Wer das im Hinterkopf behält, kann durchaus Gefallen an den günstigen Alternativen zu Apple, Amazon oder Nvidia finden.

Mi Box 3 und Neo U9-H: Lieferumfang und Anschlüsse

Xiaomi Mi Box 3 vs Minix Neo U9-H
Die optionale Fernbedienung für die Minix Neo U9-H: Sie findet per USB-Nano-Stecker Verbindung.
© Gearbest / Minix

Für beide TV-Boxen gibt es neben Standardzubehör wie ein HDMI-Kabel je eine einfache Fernbedienung. Xiaomi orientiert sich dabei an der Konkurrenz: Die Fernbedienung ist ähnlich schlank wie bei Apple und das Design sehr nahe an Amazon. Minix ist in dieser Disziplin klobiger unterwegs, bietet optional aber die A3 Air Mouse mit rückseitiger Tastatur im Bundle mit der Neo U9-H an. Die mitgelieferten Fernbedienungen bieten mit Richtungs- und wenigen Funktionstasten nur begrenzte Steuermöglichkeiten. Das reicht für die Bedienung des Fernseher-optimierten Android-TV-Systems bei Xiaomi, das sich ähnlich wie der „Big Picture“-Modus von Steam auf einem TV steuern lässt. Bei Minix ist die Einrichtung des Android-Systems mit der Standard-Fernbedienung zeitaufwendiger; es sei denn, Sie nutzen eine USB-Tastatur mit Touchpad beziehungsweise die A3 Air Mouse. Für Kodi reichen die mitgelieferten Signalgeber später aber locker aus.

Beim Einsatz einer USB-Kombination mit Tastatur und Touchpad müssen Sie bei Xiaomi jedoch aufpassen. Die Oberfläche lässt sich zwar eindeutschen. Das Tastaturlayout ist aber stets QWERTY statt QWERTZ und lässt sich nicht umstellen. Bei Minix hatten wir hingegen keine Probleme. Android lässt im Vergleich zu Android TV weitergehende Einstellungen zu. Wer den Einsatz der Mi Box neben einem Media-Player auch im Internet für Mails, Surfen und Co. sieht, sollte also gleich zu einer passenden internationalen Tastatur greifen.

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© Oleksiy Mark / shutterstock

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Die Amlogic-Prozessoren von Mi Box 3 und NEO U9-H bieten in Verbindung mit je 2 GB RAM und 4 (Xiaomi) beziehungsweise 8 (Minix) Gigabyte internem Speicher genug Leistung und Reserven für die wichtigsten Medien-Apps. Die Bedienung der verschiedenen Android-Versionen läuft bei beiden Geräten flüssig und ohne Verzögerungen. Durch den Einsatz eines vollwertigen Android-Betriebssystems haben Sie bei Minix auch die Möglichkeit, alle Apps des Play Store zu nutzen: interessant sind für einen Fernseher dann vor allem Spiele, soziale Netzwerke und andere Web-Anwendungen. Der Speicher hätte dann zwar größer sein können, lässt sich aber per SD-Karte oder USB-Datenträger erweitern.

Die Xiaomi-Box ist durch Android TV begrenzter. Hier ist neben wenigen Spielen und Apps wie Chrome oder Facebook vor allem Kodi zu nennen. Etwas nervig finden wir, dass Apps wie Sky Go oder Prime Video von Amazon nur mit aufwendigem Sideload per USB-Stick auf die Mi Box finden. Dazu müssen wir noch einen Datei-Manager installieren. Immerhin gibt es die Möglichkeit, direkt die beliebte App ES File Explorer laden zu können. Etwas enttäuscht waren wir dann auch, dass derart geladene Apps dann nicht immer einwandfrei dargestellt wurden. Das ist aber eine hinzunehmende Nebenwirkung bei nicht offiziell zur Verfügung gestellten Apps.

Xiaomi Mi Box 3 vs Minix Neo U9-H
Die Anschlüsse der Minix Neo U9-H lassen kaum zu wünschen übrig.
© Gearbest / Minix

Beim Anschluss eines USB-Sticks müssen Sie aufpassen. Die Mi Box bietet nur einen USB-Port neben dem HDMI-Ausgang. Beim Hantieren von APK-Dateien im ES File Explorer müssen Sie also mit der Standard-Fernbedienung zurechtkommen. In Sachen Anschlüssen ist die Minix Neo U9-H vielfältiger. Hier gibt es insgesamt vier USB-Anschlüsse (1x Micro-USB), den angesprochenen Kartenleser sowie Ports für HDMI, SPDIF, Kopfhörer, WLAN-Antenne und sogar einen Gigabit-Netzwerkanschluss. Die Mi Box bietet nur WLAN an. Im 5-GHz-Funkbereich von WLAN-AC gibt es bei großen Dateien oder hochauflösenden Streams keinerlei Probleme. Mit älteren WLAN-Standards kann es aber zu Hängern kommen, wenn die Verbindung etwa durch eine ungünstige Positionierung nicht die idealste ist.

Fazit:

Sowohl die Minix Neo U9-H als auch die Xiaomi Mi Box 3 eignen sich sehr gut als zukunftstaugliche 4K-Player für das Wohnzimmer oder Nutzer, die im Schlafzimmer nicht auf Netflix oder Ihre digitale Filmsammlung verzichten können. Durch den Decoder für VP9 ist die Mi Box für die Nutzer vorzuziehen, die auf Web-Streaming setzen möchten. Spiele-Apps und Filme mit neueren Codecs lassen sich bei beiden Geräten fast uneingeschränkt nutzen.

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Bei der Minix-Box gefällt die Anschlussfreudigkeit, der Kartenleser und vor allem Gigabit-LAN, um besonders große Filmdateien problemlos im Netzwerk streamen zu können. Auch die optionale Fernbedienung gefällt. Sie wirkt zwar billig und altbacken durch das klobige Plastik, ist bei der täglichen Nutzung aber vor allem mit Ihrer rückseitigen Tastatur schnell unverzichtbar. Die Minix-Box können wir Nutzern, die mit dem fehlenden VP9-Decoder leben können, somit empfehlen. 

Was bei der Minix gefällt, stört bei der Xiaomi Box. Wer den Einsatzbereich auf 4K-Filme und wenige Apps einschränken kann, wird glücklich. Ansonsten nervt auf Dauer das Management von Eingabegeräten, Datenträgern für Sideloading-Apps und Co. mit nur einem USB-Anschluss. Bei guter WLAN-Abdeckung stört der fehlende Netzwerkanschluss nicht, doch in Ballungszentren sind freie WLAN-Bänder für eine stabile Drahtlosübertragung oft rar gesät. Wer das und andere im Text erwähnte Schwachpunkte im Hinterkopf behält, kann sich auch für die deutlich günstigere Mi Box 3 entscheiden.

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