VMware vs. VirtualBox - Virtualisierungs-Tools im Test
Die Virtualisierungs-Tools VMware Player und VirtualBox bieten virtuelle PCs im PC - zum Testen, sicheren Surfen oder Ausprobieren neuer Software. Wir haben beide Tools getestet.

Eine Software gefahrlos testen, ein alternatives Betriebssystem ausprobieren oder sicher im Web surfen: Mit einer virtuellen Maschine (VM) können Sie solche Vorhaben besonders einfach umsetzen, denn Sie müssen dazu nichts an Ihrer aktuellen Systemkonfiguration ändern. Sie benötigen lediglich ein...
Eine Software gefahrlos testen, ein alternatives Betriebssystem ausprobieren oder sicher im Web surfen: Mit einer virtuellen Maschine (VM) können Sie solche Vorhaben besonders einfach umsetzen, denn Sie müssen dazu nichts an Ihrer aktuellen Systemkonfiguration ändern. Sie benötigen lediglich eine Virtualisierungssoftware, die einmal installiert und eingerichtet einen kompletten Rechner simuliert.
Die virtuelle Maschine läuft isoliert vom Host-System in ihrem eigenen Programmfenster, verhält sich aber genauso wie ein echter PC und lässt sich daher ideal als sicheres Zweit- System verwenden. Zwei der bekanntesten und beliebtesten Virtualisierungstools sind VMware Player und VirtualBox, die einen ebenso leichten wie schnellen Einstieg in die VM-Welt erlauben. Im Duell müssen sie ihre Qualitäten unter Beweis stellen.
Preise und unterstützte Betriebssysteme
Die erste Prüfung absolvieren beide Testkandidaten mit Bravour: VMware Player ist für die private Nutzung gratis, und vom ebenfalls kostenlosen Open-Source-Tool VirtualBox stellt Anbieter Oracle sogar den Quellcode zum Download bereit. Die Systemvoraussetzungen beider Programme sind sehr niedrig angesiedelt. Bereits mit einem halbwegs aktuellen Rechner laufen die virtuellen Maschinen flüssig.

VMware Player arbeitet mit mehr als 200 Gast-Betriebssystemen zusammen, zu denen neben Windows und bekannten Linux-Distributionen wie SuSE, Red Hat und Ubuntu auch exotischere Derivate wie CentOS, Fedora und OpenSUSE gehören. VirtualBox sammelt hier ebenfalls Pluspunkte, reicht mit mehreren Dutzend Gast-Systemen von Linux über Mac OS X bis hin zu IBM OS/2 und FreeBSD aber nicht ganz an den Konkurrenten heran. Mit beiden Programmen können Sie jedes Windows von Windows 3.1 bis hinauf zu Windows 8.1 virtuell installieren, inklusive der Server-Versionen.
Beide Virtualisierungstools laufen unter Windows und Linux. Oracle stellt Virtualbox zusätzlich als vorkompilierte Installationsdatei für Mac OS X und Solaris zur Verfügung. Beim VMware-Konkurrenten lassen sich virtuelle Maschinen unter Mac OS X offiziell jedoch nur mit der separat erhältlichen Virtualisierungssoftware Fusion aufsetzen, die aktuell mit 59 Euro zu Buche schlägt.
Installation und Bedienung
VMware Player und VirtualBox sind mit wenigen Mausklicks installiert und sofort einsatzbereit, denn ein Neustart des Rechners ist anschließend nicht erforderlich. Beide Tools präsentieren sich mit einer übersichtlichen und intuitiven Benutzeroberfläche, die jeweils sehr ähnlich aufgebaut ist. Im zweigeteilten Programmfenster stehen linkerhand die virtuellen Maschinen. Auf der rechten Fensterseite sind alle Details zur gerade ausgewählten VM aufgeführt. Nach einem Klick auf das grüne Abspielen-Symbol wird das virtuelle OS gestartet - bei VMware Player direkt im Programmfenster, bei VirtualBox in einem neuen Fenster.

Die Installation eines virtuellen Betriebssystems läuft bei VMware Player und VirtualBox nach dem gleichen, einfachen Prinzip ab: Beim VMware Player legen Sie zuerst fest, welches Betriebssystem auf der VM installiert werden soll und wählen dazu als Quelle etwa eine ISO-Datei oder ein DVD-Installationsmedium aus. Nachdem Sie dem Programm dann noch mitgeteilt haben, welche virtuellen Hardwarekomponenten das OS nutzen soll, startet das VM-Setup. Bei VirtualBox sind die Schritte vertauscht. Dort ist zuerst die Hardware an der Reihe, dann die Auswahl des Betriebssystems.
Praktisch: Windows-Systeme und viele Linux-Distributionen werden mit dem VMware Player über die Funktion Easy Install installiert, hinter der das sogenannte Unattended-Setup steckt. Dabei gibt man alle Parameter, die normalerweise erst während der Installation abgefragt werden, schon vorab ein. Das sind zum Beispiel der Lizenzschlüssel, die gewünschte Windows-Version, die Bezeichnung des Rechners sowie der Benutzername und das Kennwort des Systemadministrators. Die Installation läuft danach ohne weiteres Zutun des Nutzers ab.
VM-Formate und Kompatibilität
VMware Player speichert virtuelle Maschinen grundsätzlich im VMDK-Format (Virtual Machine Disk) im ausgewählten Festplatten- oder SSD-Verzeichnis. VirtualBox lässt Ihnen mehr Freiheiten: Neben dem Standardformat VDI (VirtualBox Disk Image) können Sie die VMs in fünf weiteren Formaten anlegen und so etwa mit anderen Virtualisierungstools weiterverwenden.

VirtualBox beherrscht neben VMDK auch das von Windows Virtual PC verwendete VHD (Virtual Hard Disk) sowie das HDD-Format (Parallels Hard Disk) von Parallels Desktop. Mit VirtualBox angelegte VMs im VMDK-Format starten allerdings nicht direkt im VMware Player - umgekehrt klappt das genauso wenig. Der VM-Datenaustausch gelingt nur über einen Umweg. Die virtuelle Maschine wird im OVF-Format (Open Virtualization Format) exportiert und anschließend ins jeweils andere Programm importiert.
Funktionsumfang und Datenaustausch
VMware Player ist der kleine Bruder des für den Profieinsatz konzipierten VMware Workstation und muss sich daher mit einem etwas abgespeckten Funktionsumfang begnügen. So kann der VMware-Testkandidat anders als VirtualBox keine Snapshots anlegen und versteht sich damit nicht auf das praktische Feature, eine virtuelle Maschine in einen vorherigen Systemzustand zurückzuversetzen. Auch auf das Klonen von VMs müssen Sie beim VMware Player verzichten.

Wenn es um den Datenaustausch mit dem Host-System geht, muss wiederum VirtualBox etwas zurückstecken. Der VMware Player gestattet es nach Installation der VMware Tools auf der virtuellen Maschine, Dateien mittels Drag & Drop beliebig zwischen Gast- und Host-System hin- und herzuschieben. Bei VirtualBox funktioniert das ausschließlich mit Linux-Gastsystemen und nur in eine Richtung, nämlich vom Host zum Gast.
Dafür unterstützen wiederum beide Tools einen Datenaustausch über gemeinsame Ordner sowie Copy & Paste über eine gemeinsame Zwischenablage. Das macht es sehr leicht, Webadressen, Texte oder Seriennummern zwischen echtem System und virtueller Maschine zu übertragen. Zudem kann man mit beiden Virtualisierungstools auch USB-Medien nutzen, die am Host eingesteckt werden.
Leistung
Mit VMware Player und VirtualBox erstellte VMs laufen subjektiv betrachtet gleich schnell. Um zu ermitteln, ob sich objektiv gemessen ein Performanceunterschied ergibt, haben wir mit den Testkandidaten jeweils das gleiche virtuelle System eingerichtet (Windows 7 Ultimate Service Pack 1, 2 GB RAM, Dual-Core-CPU, Bildschirmauflösung 1.152 x 864 Pixel). Der anschließende Testdurchlauf mit Work-Benchmark von PCMark 8 zeigt, dass der VMware Player mit 2.798 Punkten knapp vor dem Konkurrenten VirtualBox, der es auf 2.654 Punkte bringt. Der VMware Player liegt allerdings nicht in sämtlichen Benchmarks vorne, was den gefühlten Eindruck des nahezu gleichen Tempos auch messtechnisch bestätigt.
Fazit
Einen eindeutigen Sieger zu bestimmen fällt aufgrund der guten Gesamtleistung beider Virtualisierungstools schwer. Sowohl VMware Player als auch VirtualBox punkten mit guter Bedienung, bieten umfangreiche Konfigurationsmöglichkeiten und laufen so gut wie gleich schnell. Letztlich sind es nur kleine Details, in denen sich die Testkandidaten voneinander unterscheiden.
VMware Player unterstützt mehr Linux-Betriebssysteme, bietet mit Easy Install eine sehr komfortable Installationsmethode und erlaubt einen Datenaustausch per Drag & Drop zwischen beliebigen Host- und Gast-Systemen. Mit VirtualBox können Sie dafür auch virtuelle Systeme unter Mac OS X aufsetzen, bei virtuellen Maschinen aus sechs verschiedenen Dateiformaten wählen und die VMs sowohl klonen als auch Snapshots von ihnen erstellen.
