5 Powerline Adapter im Test
Mehr zum Thema: AVMHeimnetz über das Stromkabel mit Gigabit-Übertragungsraten - wir haben fünf aktuelle Powerline-Adapter-Kits von Devolo, AVM, Trendnet, TP-Link und Zyxel im Test verglichen.

In unserem Test treten 5 aktuelle Powerline-Adapter an - doch zuvor ein Blick auf Geschichte und den aktuellen Stand der Technik: Wenn die WLAN-Reichweite nicht reicht und auch das Verlegen von Ethernet-Kabeln nicht möglich ist, bleibt als dritte Vernetzungsmöglichkeit noch der Weg über die Steck...
In unserem Test treten 5 aktuelle Powerline-Adapter an - doch zuvor ein Blick auf Geschichte und den aktuellen Stand der Technik: Wenn die WLAN-Reichweite nicht reicht und auch das Verlegen von Ethernet-Kabeln nicht möglich ist, bleibt als dritte Vernetzungsmöglichkeit noch der Weg über die Steckdose. Bei der Powerline Communication, kurz: PLC oder eben Powerline, wird eine Netzwerkverbindung über das heimische Stromnetz hergestellt. Über ein PLC-Adapterpaar können einzelne Hosts oder Teilnetze mit mehreren Hosts an ein Hauptnetz angeschlossen werden. Die beiden Powerline-Adapter werden jeweils in der Nähe eines Hosts oder Netzwerkzugangs in eine Wandsteckdose gesteckt und bauen dann über die Stromverkabelung eine Verbindung zueinander auf.
Die alten Powerline-Standards
In Europa und den USA hat sich schon seit Längerem der von der HomePlug Alliance herausgegebene HomePlug-Standard bei der im Handel verfügbaren Powerline-Hardware durchgesetzt. Im ursprünglichen HomePlug-1.0-Standard übertrugen die Powerline-Adapter noch mit Bruttodatenraten von nur 13 MBit/s, später dann mit 85 MBit/s. Doch Geräte nach dem HomePlug-1.0-Standard sind mittlerweile veraltet, zumal sie mit dem Nachfolgestandard HomePlug AV nicht mehr kompatibel sind. Zwar lassen sich beide Gerätestandards parallel im selben Stromnetz betreiben, doch kann ein Homeplug-1.0-Adapter keine Daten mit einem HomePlug-AV-Adapter austauschen.
HomePlug-AV-Adapter erreichten bereits Bruttodatenraten von bis zu 200 MBit/s übers Stromnetz. Als Trägerfrequenz für die Daten wird der Bereich von 2 bis 30 MHz genutzt. Die Datenübertragung erfolgt bei HomePlug AV ausschließlich über die Phase und den Neutralleiter der heimischen Stromverkabelung.
Im nachfolgenden Standard IEEE 1901 wurde dann zunächst die Trägerfrequenz auf den Bereich bis 68 MHz erweitert, was zu höheren maximalen Übertragungsraten von bis zu 500 MBit/s führte.
HomePlug AV2 bringt MIMO ins Stromkabel

Mit der Einführung von HomePlug AV2 erweiterte die HomePlug Alliance die Bandbreite noch einmal, die obere Frequenzgrenze liegt nun bei 86 MHz. Zusätzlich wurde in HomePlug AV 2 die MIMO-Technik eingeführt, die ja auch in allen aktuellen WLAN-Adaptern und -Access-Points mit mehr als einer Antenne zum Einsatz kommt. Die Multiple-Input-Multiple-Output-Technik eröffnet Powerline-Adaptern die Möglichkeit, erstmals alle drei Adern eines Stromnetzes in beliebiger Kombination zur Übertragung von Daten zu nutzen.
So suchen sich zwei Powerline-Adapter aus drei verschiedenen Kabelpaarkonstellationen (Phase-Neutral, Phase-Erde, Neutral-Erde) die jeweils günstigste für die Datenübertragung heraus. Das bietet für die nicht immer homogene Strominstallation in Wohngebäuden ganz entscheidende Vorteile. Zudem nutzt MIMO zwei unabhängige Überträger (Transmitter) und bis zu vier Empfänger zur Datenübertragung. Damit sollen die neuen HomePlug-AV-2-Adapter Übertragungsraten von bis zu 1.200 MBit/s erreichen.
Doch handelt es sich dabei nur um Bruttodatenraten inklusive des bei Powerline Communications recht hohen "Overheads". Dies sind Daten, die nur zur Aufrechterhaltung oder Verwaltung der Verbindung zwischen den beiden Adaptern fließen. Einen aussagekräftigen Wert über die effektive Geschwindigkeit einer Verbindung liefert jedoch nur die Nettodatenrate, denn diese zählt ausschließlich die Nutzdaten, die pro Zeiteinheit über eine Verbindung fließen.
Unser Powerline-Testfeld: 5 x 1.200, 1 x 650
In unserem Powerline-Testfeld finden sich fünf aktuelle 1200er-Adapter, die alle denselben PLC-Chip QCA7500 von Qualcomm Atheros verwenden. Außerdem haben wir ein schon etwas älteres 650er-Powerline-Adapter-Kit von Devolo außer Konkurrenz mitlaufen lassen. Das dLAN 650+ war Ende des Jahres 2013 das erste Powerline-Adapter-Kit, das bereits die Datenübertragung auf allen drei Stromadern (Phase, Neutral-, Erdleiter) unterstützte. Wir wollten damit prüfen, wie die Übertragungsleistung der 1.200er-Kits der eines 650er-Kits überlegen ist.

Darüber hinaus spaltet sich das Testfeld in drei Powerline-Adapter-Kits mit durchgeschleifter Steckdose (2 x Devolo, TP-Link) und drei Kits ohne (AVM, Trendnet, Zyxel). Da in den meisten technikaffinen Haushalten ein grundsätzlicher Mangel, wenn nicht sogar Notstand an frei verfügbaren Wandsteckdosen herrscht, hielten wir es für gerechtfertigt, die PLC-Adapter mit Durchschleifsteckdose entsprechend aufzuwerten.
Geschwindigkeit
Wir haben die Netto-Übertragungsrate der Powerline-Adapter-Kits über vier verschiedene Teststrecken innerhalb eines Privathaushalts mithilfe des Tools Jperf ermittelt. Über Verbindungsstrecke 2 haben wir zusätzlich eine Geschwindigkeitsmessung mit dem Tool Crystal DiskMark gefahren. Hier wurden Empfangs-(Lese-) und Sende-(Schreib-)Geschwindigkeit addiert und bewertet.
In unseren Speed-Messungen erreichten die Powerline-Adapter-Kits von Devolo und Trendnet die höchste Bewertung, dicht gefolgt von AVM und TP-Link. Das Kit von Zyxel lag vor allem auf den ungünstigeren Verbindungsstrecken 2, 3 und 4 konsequent schlechter als das übrige Feld, auf Strecke 2 und 4 wurde es sogar von Devolos 650er-Kit abgehängt.
Unabhängig davon kamen alle Kits (inklusive des Devolo 650+) problemlos mit dem Ruckel-freien Abspielen von gestreamtem Full-HD-Material zurecht. Nur bei Zyxel mussten wir zur flüssigen Wiedergabe eines gut 40 GByte großen MKV-Films im VLC-Player auf die Option Hohe Latenz umstellen.
Konfiguration per Knopfdruck oder Tool

Alle Adapter lassen sich problemlos über einen außenliegenden Pairing-Knopf mit einem zweiten Powerline-Adapter sicher verschlüsselt verbinden. Die Zeitdauer, mit der man das Knöpfchen für das Pairing drücken muss, ist bei allen Herstellern ähnlich lang und beläuft sich auf etwa 1 bis 2 Sekunden. Wir haben auf diese Weise alle Adapter aller Hersteller in allen möglichen Kombinationen problemlos miteinander verbinden können. Der Pairing-Knopf dient meist auch dazu, den Adapter komplett zurückzusetzen oder ihn aus dem bestehenden Powerline-Netzwerk auszuschließen, indem ein anderer Netzwerkname generiert wird. Bitte beachten Sie hierzu jeweils die Dokumentationen der Hersteller, die darüber informieren, wie lange das Knöpfchen zu drücken ist.
Zusätzlich liefert jeder Hersteller Tools mit, welche die Konfiguration der Powerline-Adapter als Alternative zum Knöpfchendrücken ermöglichen, aber auch andere nützliche Funktionen oder Informationen bereitstellen. Besonders gefallen haben uns hierbei die Tools von Devolo und AVM. Sie ermöglichen ein komfortables Firmware-Update und zeigen die PLC-Adapter in einer übersichtlichen Grafik. Bei TP-Link und Trendnet müssen Firmware-Updates zunächst umständlich im Browser von der Homepage heruntergeladen und installiert werden. Zyxels Tool hat sich die Update-Funktion gleich komplett gespart. Bei TP-Link, Trendnet und Zyxel sind nicht nur die Tool-Oberflächen, sondern auch die Handbücher nur als englische Sprachversion verfügbar.
Stromverbrauch
Was die Sparsamkeit beim Stromverbrauch anbelangt, so liegen die Powerline-Adapter von AVM, Trendnet und Zyxel an der Spitze, dicht gefolgt von Devolo. Mit Verbrauchswerten von 2,2 Watt im laufenden Betrieb, rund 3 Watt bei Datentransfer und weniger als 1 Watt im Energiesparmodus hält sich die Leistungsaufnahme der drei Adapter in Grenzen. TP-Links Adapter gönnt sich von allen Geräten im Testfeld am meisten Strom, kann dafür aber mit drei statt nur einem GBit-LAN-Port je Adapter punkten. So lassen sich ohne zusätzliche Switches gleich mehrere Geräte parallel übers Stromnetz miteinander verbinden.
Powerline-Adapter: Testsieger und Spartipp

Testsieger und Spartipp unseres Powerline-Adapter-Tests überzeugen praktisch in allen Testkategorien mit ähnlich positiven Leistungen, umfangreichen Funktionen (PLC-Tools) oder Ausstattungsmerkmalen. Die fehlende Steckdose ist der hauptsächliche Grund, weshalb AVMs Adapter-Kit einige Punkte zurückfällt und Devolo somit einen klaren Testsieg beschert. Für alle, die genügend freie Wandsteckdosen besitzen, ist das günstige Powerline-Kit von AVM eine absolute Kaufempfehlung.
Bei dem ebenfalls sehr schnellen Trendnet-Kit gibt es nur englischsprachige Dokumentation und ein wenig komfortables Powerline-Tool. Ähnliches gilt auch für die Kits von Zyxel und TP-Link. Beim Trendnet-PLC-Tool kam noch hinzu, dass es auf unserem Windows-7-Testsystem immer wieder nervende Fehlermeldungen produzierte.
Gefallen haben uns hingegen die zusätzlichen LAN-Anschlüsse am TP-Link-Kit, was einem die Installation eines zusätzlichen Switches erspart. Allerdings scheinen sich die Extra-LAN-Ports bei TP-Link negativ auf den Stromverbrauch des Powerline-Kits auszuwirken.
Unser Spartipp für schlechtere Verbindungsstrecken - allerdings außer Konkurrenz - ist übrigens Devolos dLAN 650+ Starter Kit. Besonders über Strecke 4 zeigt sich, dass dieses Kit trotz seines älteren PLC-Chipsatzes ähnlich starke und teilweise sogar bessere Verbindungsleistungen zeigt als so manches 1200er-Kit.