SpeedComfort Smartes Heizgebläse im Test: Heizkosten senken
Die smarten Heizventilatoren von SpeedComfort versprechen die Heizkosten um bis zu 22 Prozent zu senken. Ob das hinkommt? Unser Test klärt auf.

Egal ob Gas, Öl, Strom oder Wärmepumpe: Wie gut die eingesetzte Heizenergie in Wärme umgewandelt wird, hängt zu einem wesentlichen Teil auch von der Effizienz der im Raum installierten Heizkörper ab. An diesem Punkt setzen die smarten Heizgebläse von SpeedComfort an. Ihr Prinzip: Unten am Heiz...
Egal ob Gas, Öl, Strom oder Wärmepumpe: Wie gut die eingesetzte Heizenergie in Wärme umgewandelt wird, hängt zu einem wesentlichen Teil auch von der Effizienz der im Raum installierten Heizkörper ab. An diesem Punkt setzen die smarten Heizgebläse von SpeedComfort an. Ihr Prinzip: Unten am Heizkörper befestigt, verbessern Ventilatoren den Luftdurchsatz, der die vom Heizkörper abgegebene Wärme im Raum verteilt. So soll bei gleichem Energieeinsatz eine höhere Raumtemperatur erzielt werden – beziehungsweise für eine angestrebte Zieltemperatur weniger Heizenergie benötigt werden. Ob das klappt, haben wir in der Praxis ausprobiert.
Je nach Breite und Konstruktionsweise der Heizkörper stehen unterschiedliche Sets zur Wahl. Ein einzelnes Modul ist circa 34 cm breit und ist mit drei Lüfterrädern bestückt. Angeboten werden
Außerdem gibt es ein Erweiterungsmodul für 50 Euro, das sich an jedes der gerade genannten Sets zusätzlich anschließen lässt. Zum Testzeitpunkt boten Online-Händler die einzelnen Sets deutlich günstiger an als die oben genannten UVPs.
Jeder Heizkörper braucht ein Basis-Set
Jedes Basisset verfügt über ein Steckernetzteil mit etwa 1,50 Meter langem Zuleitungskabel sowie einen Thermostat-Schalter – zu dessen Zweck gleich mehr. Bei Mehrfach-Sets oder Erweiterung schließt man die zusätzlichen Lüftermodule mit einem rund 30 Zentimeter langen Verbindungskabel am Ausgang des vorherigen Moduls an. Sollen mehrere Heizkörper bestückt werden, erfordert jeder davon jeweils ein Basis-Set, weil sonst Netzteil und Thermostat fehlen. Für maximalen Nutzen sollte jeder im Raum in Betrieb befindliche Heizkörper mit den Lüftern ausgestattet werden – in größeren Räumen mit zwei, drei oder vier Heizkörpern kommt also schnell eine nicht unerhebliche Anfangsinvestition zusammen.Zur Montage der Lüfter werden diese mit Magneten an der Unterseite des Heizkörpers angedockt. Je nach Konstruktion der Heizkörper lassen sich die Magnethalterungen dabei unterschiedlich einsetzen – in der Testumgebung hielten die Magnete die beiden Lüftermodule problemlos und sicher am Heizkörper fest.
Thermostat-Schalter begrenzt die Laufzeiten
„Smart“ ist die Konstruktion durch den beigelegten Thermostat-Schalter. Eine App-Anbindung oder eine Vernetzung mit Smart-Home-Komponenten gibt es nicht – wobei sich das Netzteil auf Wunsch gegebenenfalls an einer Smart-Home-Schaltsteckdose betreiben lässt, die dann wiederum abhängig von der Raumtemperatur aktiviert oder ausgeschaltet werden könnte.

Gedacht ist die Konstruktion aber für autarke Steuerung. Dazu hängt der Thermostat-Schalter an einem rund 60 Zentimeter langen Verbindungskabel und wird ebenfalls magnetisch möglichst weit oben am Heizkörper befestigt. Steigt die Temperatur des Heizkörpers über 33 Grad, schalten sich die Lüfter an, sinkt sie unter 25 Grad, schalten sie wieder ab. Lautlos arbeiten die Lüfterräder nicht – in der Summe der in unserem Check sechs Ventilatoren entspricht der Geräuschpegel etwa einem leisen PC-Netzteil. Bei laufendem Fernseher oder anderen Nebengeräuschen geht das Betriebsgeräusch unter. In einem ruhigen Schlafzimmer könnte es hingegen stören.
Den Stromverbrauch von zwei laufenden Modulen haben wir mit 11 Watt gemessen. Je nach Raumgröße, Heizanlage und Regelung gibt der Hersteller an, dass die Lüfter etwa 1200 Stunden im Jahr aktiv sind. Setzt man die Heizperiode mit einem halben Jahr an, entspricht das 6 bis 7 Betriebsstunden am Tag – das dürfte je nach Tagesrhythmus der Bewohner realistisch sein. Bei einem Strompreis von 37 Cent/kWh liegen die Betriebskosten pro Lüfterset somit bei überschaubaren rund 4,90 Euro pro Jahr.
Der höhere Luftdurchsatz wirkt
Bei aktiven Lüftern konnten wir durchaus einen stärkeren Wärmeumsatz im Raum feststellen. Übrigens: Vor der Inbetriebnahme empfiehlt es sich, die Heizkörper mit einer Spezialbürste und einem Staubsauger gründlich zu reinigen. Sonst blasen die Ventilatoren zunächst einmal Staub durch das Zimmer.
In der Testumgebung wird der Heizkörper durch ein Smart-Home-System gesteuert, wobei ein Raumthermostat die Raumtemperatur misst und auf dieser Basis die Heizungsregler steuert. In einer Versuchsreihe haben wir beobachtet, dass sich bei aktiven Lüftern dieselbe Raumtemperatur mit einer rund 1 Grad tieferen Einstellung an den Heizungsreglern erreichen ließ.
Lohnt sich die Anschaffung?
Womit sich die Frage stellt, ob sich die Investition lohnt. Als Faustregel gilt, dass ein Grad geringere Heiztemperatur rund 6 Prozent an Energiekosten spart. Allerdings ist es angesichts der dafür anfallenden Kosten wohl kaum sinnvoll, die Lüfter in jedem Raum von Wohnung oder Haus zu installieren. Sinnvoll eingesetzt sind sie dort, wo vergleichsweise viel geheizt wird – also in Räumen, in denen sich die Bewohner die meiste Zeit aufhalten, wie etwa im Wohnzimmer, oder wo sie es besonders behaglich haben wollen, beispielsweise im Bad.

Amortisationsberechnungen sind vor diesem Hintergrund mit vielen Ungenauigkeiten verbunden. Ein Beispiel mit einigen typischen Annahmen: Eine mit Gas beheizte Wohnfläche von 120 qm2 verbraucht in einem mittelmäßig gedämmten Haus typischerweise 20.000 kWh Gas im Jahr. Dafür fallen aktuell etwa 1800 Euro Heizkosten im Jahr an. Hat das Wohnzimmer daran über den Daumen gerechnet einen Anteil von einem Viertel, entfallen darauf 450 Euro (vermutlich etwas mehr, da dieser Raum stärker und häufiger beheizt wird als andere Flächen). 6 Prozent Einsparung entsprechen 27 Euro. Drei bis vier Jahre muss das SpeedComfort-Set in diesem Beispiel also schon in Betrieb sein, bevor sich die Ausgabe rechnet.
Die Herstellerangabe, die das Sparpotenzial auf bis zu 22 Prozent beziffert, können wir auf Basis dieser Überschlagsberechnung nicht ganz nachvollziehen. Noch etwas optimieren lässt sich der Einsatz gegebenenfalls, wenn ein Heizungsmonteur einen sogenannten hydraulischen Abgleich an den einzelnen Heizkörpern vornimmt und die Vorlauftemperatur im Heizsystem zudem an die von den Lüftern erzielte höhere Effizienz anpasst. Aber da ein solcher Handwerkereinsatz Geld kostet, dürfte auch die Amortisation einer solchen Maßnahme über mehrere Jahre dauern.
Vorsicht in Wohnungen mit Heizkostenumlage
Umstritten ist im Übrigen, ob der Einsatz der Heizgebläse in Wohnungen, bei denen der gesamte Heizenergieverbrauch über Messgeräte am Heizkörper ermittelt wird, rechtens ist. Nutzt nur eine Partei die Effizienzsteigerung, verschaffe sie sich einen illegalen Vorteil gegenüber den anderen Wohneinheiten, so die Befürchtung. Demgegenüber vertreten die Anbieter von Messgeräten zur Heizkostenverteilung die Ansicht, ihre Systeme ließen sich nicht manipulieren. Mieter oder Wohnungseigentümer, die auf Nummer Sicher gegen wollen, sollten vor der Installation und Nutzung gegebenenfalls ihren Vermieter oder die Hausverwaltung konsultieren.
Fazit: Gute Idee, Amortisierung dauert aber
Die Idee ist gut und ihre Wirkung können wir im Test nachvollziehen. Angesichts der hohen Preise für die Basis- und gegebenenfalls Erweiterungssets braucht es aber sicherlich mehrere Jahre, bis sich die Investition gerechnet hat. Interessenten sind gut beraten, die smarten Heizgebläse nur in solchen Räumen zu installieren, in denen besonders viel geheizt wird. Mieter und Wohnungseigentümer mit Heizkostenumlage sollten sich zudem sicherheitshalber vorab mit Vermieter oder Hausverwaltung abstimmen.