Spiegellose Vollformat-Systemkamera

Sony Alpha 7 III im Test

24.4.2018 von Karl Stechl

Die Sony Alpha 7 III kombiniert Elemente der Profimodelle A7R III und A9. Mit einem neuen, rückseitig belichteten 24-Megapixel-Sensor lässt sie zudem exzellente High-ISO-Qualitäten erwarten - was diese Kamera der Vollformatklasse um 2000 Euro noch so alles kann, zeigt unser Test.

ca. 6:15 Min
Testbericht
VG Wort Pixel
Sony A7 III Test
Unser Test der Sony A7 III zeigt, warum die spiegellose Vollformatkamera wie ihre Vorgänger ein Erfolg werden dürfte.
© Sony

Pro

  • Sehr gute Bildqualität
  • Sehr gute Ausstattung
  • Integrierter Bildstabilisator
  • SD-Karten-Doppelschacht

Contra

  • Keine Ladeschale

Fazit

ColorFoto Testurteil: 77,5 Punkte (24 Punkt über Durchschnitt)

Auf die dritte Generation der Sony A7 musste die Fangemeinde lange warten: Anfang 2015 kam die A7 II auf den Markt, jetzt erst folgt die A7 III. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn das runderneuerte Basismodell punktet mit einer fabelhaften Ausstattung und verbesserter Bildqualität. Diesen Qualitätszuwachs ermöglicht ein rückseitig belichteter CMOS, die Nennauflösung bleibt bei 24 Megapixeln – eine klare Abgrenzung zum BSI-Sensor der Sony A7R III mit 42 Megapixeln. 

Ebenso deutlich grenzt sich die Sony A7 III preislich von ihren Schwestermodellen ab: Mit einem Einführungspreis von 2300 Euro ist sie deutlich erschwinglicher als die A7R III (3500 Euro) und die A9 (4800 Euro), obwohl sie zentrale Merkmale wie das Gehäusedesign oder den Autofokus von den kostspieligeren Modellen übernommen hat.

Gehäuse und Ausstattung 

Das Gehäuse der A7 III besteht aus einer Magnesiumlegierung und ist gegen Spritzwasser abgedichtet. Der Bildstabilisator nach dem „5-Achsen“-Prinzip ist bereits seit der zweiten A7-Generation integriert. Beim Gehäusedesign orientiert sich die Neue dagegen an den Topmodellen A9 und A7R III, bei denen ein größerer Handgriff die Bedienung verbessert. Mit einer Einschränkung: Sitzt ein lichtstarkes, dickes Objektiv wie das 2,8/24-70 mm an der Kamera, kann der Spielraum für die Finger zwischen Griff und Objektivtubus knapp werden – zumindest, wenn man über robustere Hände verfügt. Probieren Sie das zur Sicherheit selbst aus. 

Erfreulicherweise hat Sony auch dem Basismodell den neuen Akku NP- FZ100 spendiert, der für mehr als 600 Bilder im Sucherbetrieb gut sein soll – eine Seltenheit in der spiegellosen Welt. Leider wird nur ein USB-Ladegerät mitgeliefert; das Modell BC-QZ1 mit kürzeren Ladezeiten (Herstellerangabe) muss extra gekauft werden und kostet rund 80 Euro.

Sony Alpha 7 III back
Display-Tasten - Die Informationsdichte von Monitor- und Sucheranzeige kann separat eingestellt werden. Fast allen Tasten lassen sich Funktionen frei zuweisen.
© Sony / Montage: ColorFoto

 Ebenfalls optional erhältlich ist der Hochformatgriff VG- C3EM (ca. 350 Euro), der zwei Akkus fasst. Von den beiden SD-Karten-Slots ist einer mit den UHS-Standards I/II kompatibel, der zweite als Multi-Steckplatz für Memory Stick Duo und UHS- I-kompatible SD-Karten ausgelegt. Sichtbar aufgebohrt wurde der elektronische Sucher der A7 III im Vergleich zur Vorgängerin. 

Die Suchervergrößerung wächst von 0,71 auf 0,78 und liegt damit auf dem Niveau der Sony-Profimodelle. Diese punkten allerdings mit der noch höheren Sucherauflösung von 1 228 800 RGB-Pixeln, 786 432 RGB-Bildpunkte sind es bei der A7 III – damit kann man aber gut leben. Auch beim TFT-Monitor hat der Hersteller dezent den Rotstift angesetzt: Statt 480 000 RGB-Bildpunkte wie bei den höheren Modellen löst das Display der A7 III „nur“ 307 200 RGB-Bildpunkte auf. Verstellbar und berührungsempfindlich ist das Display aber schon.

Autofokus und Belichtung

Mit 693 Phasen- und 425 Kontrast-AF-Feldern kombiniert die A7 III das Maximum aus den AF-Systemen der A9 und der A7R III. Die Auslöseverzögerung inklusive AF-Zeit beträgt 0,33/0,35 s bei 300/30 Lux. Die A9 ist dabei mit 0,25/0,27 s noch etwas schneller und kann möglicherweise auch beim AF-Tracking Tempovorteile verbuchen. 

Sicher aber ist, dass die A9 beim Serienbildtempo mit 20 B/s auch weiterhin die Messlatte hoch legt; die A7 III schafft etwa halb soviel. Bei der AF-Feld-Konfiguration stehen folgende Optionen zur Wahl: „Breit“ (Messfeldautomatik), „Feld“ (Messfeldgruppe), „Mitte“ (zentrales AF-Feld), „Flexible Spot“ (frei wählbares AF-Feld), „Erweit. Flexible Spot“ (frei wählbares AF-Feld mit umgebenden AF-Punkten als zweite Priorität) und AF-Verriegelung (Lock-on). Im AF-C- Modus kann jetzt auch der Autofokus mit Augenerkennung für das AF-Tracking genutzt werden. 


Sony Alpha 7 III Top
Der kleine Unterschied - Die A7 III bietet Motivprogramme (SCN), dafür nur zwei Anwenderspeicher. Beim Schwestermodell A7R III sind es drei.
© Sony

Ein Wunsch bleibt offen: eine kleinere Messfeldgruppe als Alternative zur vorhandenen mit 16 Feldern. Die A7 III bietet die Möglichkeit, sowohl den ersten als auch den zweiten Verschlussvorhang elektronisch zu bilden. Die erste Option eignet sich als Standardeinstellung, die zweite sollte man nur dann verwenden, wenn lautlose Auslösung gefragt ist. 

Der Verschlusszeitenbereich bleibt in allen Fällen bei 1/8000 bis 30 s. Neben den Standardbelichtungsprogrammen (P, A, S, M) und der Vollautomatik (Auto) findet man am Programmwahlrad den Modus „S&Q“ (Slow-/ Quick-Motion). Damit kann man kurze Filme in Slow Motion oder mit Zeitraffer aufnehmen. 

Herkömmliche Videos zeichnet die A7 III maximal in 4K-Auflösung mit 3840 x 2160 Pixeln auf; die Zebra-Funktion hilft mit ihrem Streifenmuster, Überbelichtung zu vermeiden. Über die HDMI-Schnittstelle lässt sich das unkomprimierte Videosignal auslesen und extern aufzeichnen. Ambitionierten Filmern bietet die A7 III zudem das HLG-Bildprofil (Hybrid Log-Gamma).

Sony α7R III - Offizielles Produktvideo

Quelle: Sony
3:09 min

Bedienung und Performance

Die A7-Modelle der aktuellen Generation lassen sich fast unisono bedienen; vor allem die A7 III und A7R III sind im Bedienlayout nahezu identisch. Der einzige sichtbare Unterschied besteht in der SCN-Position am Programmwahlrad der A7 III. SCN steht für eine Auswahl von sieben Motivprogrammen (Scenes), die man sich bei der A7R III gespart hat. Dafür hat diese drei statt zwei Speicherplätze für individuelle Einstellungen zu bieten. 

Der Joystick zum Anwählen von AF- Punkten ist seit der A9 Standard bei den A7-Modellen. Leider werden AF-Punkte beim Verschieben nicht farbig hervorgehoben, was das Lokalisieren der Fokuspunkte im Bildfeld erschwert. Der Joystick lässt sich dank integrierter Druckfunktion auch beim Navigieren in den Menüs alternativ zum obligatorischen Richtungsschalter verwenden. Letzterer ist, wie bei Sony üblich, als Rändelrad konstruiert, sodass die Kamera insgesamt drei Einstellräder besitzt.

Sony Alpha 7 III - App PlayMemories
Kamera-Remote - Bei der Fernbedienung der Kamera über das Smartphone mit der App PlayMemories Mobile vermisst man den Touch- AF im Livebild.
© Screenshot WEKA / ColorFoto

Ein weiteres, rastendes Einstellrad dient der Belichtungskorrektur. Die Touch-Funktionalität des TFT-Monitors beschränkt sich im Wesentlichen auf den Touch-AF (ohne Auslösung) oder das Aktivieren der MF-Lupe per „Doppelklick“ mit der Fingerspitze. Über die Fn-Taste gelangt man in das konfigurierbare Funktionsmenü. Auf zwölf Funktionsfeldern am unteren Bildfeldrand kann man mittels Drehrad direkt Einstellungen verändern oder in ein Untermenü wechseln. 

Über vier frei belegbare Funktionstasten (C1-4) lässt sich die Bedienung zusätzlich individualisieren. Auch weitere Tasten, darunter die vier Richtungstasten am Multifunktionswähler, lassen sich umfunktionieren. Das Hauptmenü ist durch sechs Karteireiter (Aufnahme 1/2, Netzwerk, Wiedergabe, Einstellung, Mein Menü) gut gegliedert und umfasst 35 Menüseiten mit maximal sechs Einträgen pro Seite. Wer sich eingearbeitet hat, nutzt „Mein Menü“ für die Zusammenstellung von Einträgen nach persönlichem Gusto.


Bildqualität

Neuer BSI-Sensor, mehr Bildqualität? Ja, denn im Vergleich zur Vorgängerin A7 II schafft das Modell III eine um rund 100 LP/BH erhöhte Auflösung auf den meisten ISO-Stufen mit einem Maximum von 1964/1941 LB/BH bei ISO 100/400. Bis ISO 6400 fällt die Auflösung lediglich um 200 LB/BH ab. Deutlichen Zuwachs verzeichnet die Kamera bei den Dead-Leaves-Werten, vor allem für die niedrigkontrastigen Strukturen: Etwa 300 bis 400 LB/BH beträgt das Plus zwischen ISO 1600 und 6400. Der Kontrast wird dabei zwar erkennbar, aber in vertretbarem Umfang angehoben. 

Lesetipp: Sony Alpha - alle Systemkameras im Test

Die Nachschärfung fällt vor allem im Bereich der Undershoot-Werte ziemlich kräftig aus. Das Rauschen ist bei den JPEGs aus der Kamera sehr gering: VN 1,1 bei ISO 3200 und VN 1,5 bei ISO 6400. Das heißt, man kann, wenn es nicht um den maximalen Texturerhalt geht, mit ISO 3200 fotografieren, wenn es sein muss, sogar mit ISO 6400. Das Schwestermodell A7R III bietet aufgrund seiner höheren Auflösung nur bis ISO 1600 mehr Bildqualität, bei ISO 3200 und 6400 aber hat das A7-Basismodell knapp die Nase vorn. 

Die mit einem 24-Megapixel-CMOS ausgestattete A9 liefert eine in etwa vergleichbare Bildqualität – mit leichten Nachteilen beim Rauschen ab ISO 3200. Beide Kameras bieten aber eine überzeugende High-ISO-Qualität, die sich wohl bei der A7 III im RAW-Modus noch steigern lässt. Zum Testzeitpunkt konnte der Adobe-RAW- Konverter die Rohdateien der A7 III leider noch nicht lesen.

Testsiegel ColorFoto Sony Alpha 7 III Kauftipp
Testsiegel ColorFoto Sony Alpha 7 III Kauftipp
© WEKA Media Publishing GmbH

Fazit

Wer bei der Bezeichnung Basismodell an Rotstift und arme Verwandte denkt, liegt bei der A7 III komplett daneben. Sonys neue Vollformatkamera der 2000-Euro- Klasse agiert auf Augenhöhe mit den Profimodellen Sony A7R III und Sony A9. Mit den kleinen Abstrichen bei der Sucher- und Monitorauflösung lässt sich’s leben. 

2.300 Euro soll das Gehäuse zur Markteinführung kosten, was angesichts der gebotenen Ausstattung und Bildqualität ein sehr faires Angebot ist. Gerade bei wenig Licht legt die Sony A7 III sichtbar gegenüber der Sony A7 II zu. Schade, dass nur ein USB-Ladegerät beiliegt und keine Ladeschale, um den Akku außerhalb der Kamera aufzuladen. Abgesehen davon hat die Kamera alles, was man als ambitionierter Fotograf benötigt: vom Highend-Hybrid-AF über den integrierten Bildstabilisator bis zum SD-Karten-Doppelschacht.

Dazu kommt eine Stromquelle mit deutlich mehr Reserven, als man das von Spiegellosen anderer Hersteller kennt. Man muss kein Prophet sein, um der A7 III einen mindestens ebenso großen Erfolg im Markt vorherzusagen, wie er der Vorgängerin zuteil wurde.

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