Curved TV
Samsung UE65HU7200 im Test
Galten gebogene Displays im letzten Jahr noch als extravagant und unbezahlbar, durchbrechen sie jetzt die Schallmauer zum Kauftipp. Wer Samsungs schicken neuen 4K-TV UE65HU7200 kauft, macht aber auch Kompromisse.

Die Rahmendaten des neuen Samsung UE65HU7200 sind beeindruckend: 65 Zoll (164 cm) Großbild, Ultra-HD-Auflösung mit passendem HEVC-Codec und HDMI 2.0, und das Ganze im eleganten Curved-Design. Noch mehr beeindruckt der Preis: kaum mehr als 2000 Euro. Das mag man kaum glauben, zumal rein äußerlich die Ähnlichkeit zum über doppelt so teuren technologischen Überflieger UE65HU8590 immens ist.
Beim Auspacken haben wir allerdings festgestellt, dass hier und da etwas abgespeckt und umgestellt werden musste. So ist die Elektronik, die beim Topmodell in die externe One Connect Box ausgelagert wurde, jetzt mit all ihren Eingängen und Slots im Gerät eingebaut, was den gewölbten Korpus ungleich dicker macht. Wer deswegen um die Zukunftssicherheit bangt, darf sich entspannen, denn der Port für die externe Aufrüstlösung befindet sich an der Rückwand. Dafür ist die Kamera für Skype und Gestensteuerung nur als Zubehör erhältlich. Besser als durch Gesten lässt sich der Samsung-TV mit der Smart Touch-Fernbedienung steuern. Sie setzt die Bewegungen der Hand in einen Lichtpunkt auf dem Bildschirm um, der alle Menüs intuitiv und spielerisch im Griff hat - ganz so wie beim großen Bruder. Die wirklich einschneidenden Sparmaßnahmen zeigen sich beim Vier-Wege-Tuner, der hier inklusive CI+-Schacht nur einmal vorhanden ist. Einen zweiten Sender aufzunehmen, zu streamen oder als Bild im Bild anzuschauen ist nicht möglich. Darüber hinaus ist der UE65HU7200 der erste von uns getestete Samsung-Fernseher seit Jahren, der auf 3D verzichtet.

Angesichts der Details, die weggelassen wurden, darf man aber nicht die Fülle an Ausstattung vergessen, die immer noch angeboten wird. Die ist in puncto Qualität und Handling durchaus mit der des Top-Fernsehers vergleichbar. An Anschlüssen, Tuner- Wegen und Netzwerk-Funktionen wird nicht gespart. Aufnahmen auf eine USB-Festplatte sind genauso möglich wie DLNA-Streaming von Filmen, Fotos und Musik. Als Quelle werden gar Cloud-Services genutzt. Eine MHL-fähige HDMI-Buchse zapft spezielle Smartphones in optimaler Qualität an, Screen-Mirroring macht das Ganze kabellos. Die Bedienung ist zusätzlich über eine App oder mittels Bluetooth (Maus/Tastatur) möglich. Der Bereich Smart TV greift auf unzählige Apps zurück, wobei sich im Video-on-Demand-Zweig zu maxdome, WATCHEVER, Videoload und Videociety jetzt auch Netflix gesellt.
Der Trick mit der Kurve
Er hat zwar kein 3D, aber allein das gewölbte Display soll ja eine gewisse dreidimensionale Bildtiefe erzeugen - und das ganz ohne Brille. Während das technisch etwas fragwürdig erscheint, spricht unser Curved-Verbrauchertest, den wir auf der IFA mit dem hier getesteten TV-Gerät durchgeführt hatten, eine deutliche Sprache. Curved ist in und wird als überlegen wahrgenommen.

Eine wichtige Kleinigkeit, die den UE65HU7200 vom Topmodell unterscheidet, hat weitreichende Auswirkungen: Er besitzt eine Bildwiederholungsrate von nur 800 Hz gegenüber den 1200 Hz des teureren Bruders. Dahinter steckt, dass hier das Diplay nur mit 100 Hz befeuert wird statt mit 200 Hz. Diese 100 Hz reichen nicht für eine flimmerfreie 3D-Darstellung. Sie lassen auch auf eine preiswertere Bildelektronik schließen, als sie im großen Bruder zum Einsatz kommt.
Das eigentliche Panel sieht unter dem Mikroskop genauso aus wie das des UE65HU8590. Die Befürchtung, Samsung würde hier ein billiges Panel einsetzen, hat sich also nicht bewahrheitet. Trotzdem sind die Unterschiede im Kontrastverhalten enorm. Beide Modelle verlieren ihre Farbstärke unter seitlichem Blickwinkel relativ stark, hier fallen beim UE-65HU7200 jedoch Lichtflecken in den Bildecken auf. Diese wirken störend, wenn man einen CinemaScope-Film schaut. Im dunklen Raum gilt es, das Backlight zu zügeln, am besten mithilfe des Lichtsensors, dann fällt der Fehler weniger stark auf.
Schaut man direkt von vorn oder nimmt Messungen vor, zeigt sich der Samsung von seiner besten Seite: tolle Farben, eine in Studioqualität umgesetzte Gammafunktion und eine beispielhafte Schärfe - jedenfalls, wenn man den Filmmodus aktiviert. Auch der Schwarzwert und der daraus resultierende Kontrast stimmen.
Ein entscheidender Unterschied zum doppelt so teuren Referenzmodell ist die Aufbereitung von SD- oder HD-Material. Obwohl intelligent skaliert wird, wirkt selbst das HD-Bild der Öffentlich-Rechtlichen im Werks-Setup grobschlächtig und unsauber - ganz zu schweigen von SD-Material, schlimmstenfalls über DVB-T. Die Bewegungsglättung errechnet bei einer 24p-Blu-ray vier Zwischenbilder, tut dies aber nicht ganz fehlerfrei.

Leider purzeln im ansonsten beliebten Modus klar die Bilder durcheinander, sodass der Samsung-Fernseher extrem ruckelt. Freunden des Kinolooks muss man LED Clear Motion dort empfehlen, wo Bewegungsschärfe durch Backlight Blinking ohne Artefakte erzeugt wird.
Spielt man hochwertiges Ultra-HD-Material in 60 Hz zu - entweder über HDMI oder den eingebauten Decoder (USB, DLNA, Smart TV oder Fotowiedergabe) -, geht die Sonne auf. Die direkte native Pixelflut steht der unseres Referenzgeräts in puncto Detailauflösung, atemberaubende Farbspektakel und betörende Räumlichkeit in nichts nach. Mit der passenden Signalquelle dringt die Bildgewalt in Dimensionen vor, die man für weniger als 4000 Euro nie zuvor gesehen hat.
Fazit
Eine atemberaubende Bildqualität zum Hammerpreis - aber nur, wenn man optimale Ultra-HD-Quellen anschaut. Samsung setzt hier auf Zukunft und bietet bei normalen Bildquellen ordentliche Leistungen, verpackt in einen überaus ansprechenden Formfaktor.