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Kompaktprojektor

Optoma UHL55 im Test

Der Optoma UHL55 offenbart im Test einige Überraschungen: Das Konzept und die qualitativ hochwertige Umsetzung eröffnen neue Einsatzmöglichkeiten.

Autor: Roland Seibt • 21.1.2019 • ca. 5:00 Min

Optoma UHL55
© optoma

Es ist schon erstaunlich, dass gerade dort, wo die maximal auflösende highendige Ultra-HD- Projektionstechnik dringend benötigt wird, sich ihr Siegeszug verzögert: im Heimkino. Dort, wo es die größten Diagonalen gibt und fast jeder noch zu nah an Full-HD-Geräten sitzt, bleibt die Revolution de...

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Pro

  • Ultra-HD und HDR
  • WLAN
  • Mediaplayer & Apps

Contra

  • kein Zoom

Fazit

video-Testurteil: gut; Preis/Leistung: sehr gut

73,0%

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Es ist schon erstaunlich, dass gerade dort, wo die maximal auflösende highendige Ultra-HD- Projektionstechnik dringend benötigt wird, sich ihr Siegeszug verzögert: im Heimkino. Dort, wo es die größten Diagonalen gibt und fast jeder noch zu nah an Full-HD-Geräten sitzt, bleibt die Revolution des Marktes aus. Der brandneue Optoma UHL55 beinhaltet hingegen Ingredenzien der hochwertigsten Technologie, ist jedoch für eine völlig andere Zielgruppe gedacht als filmverliebte Kellerkinder.

Er dient als Popup-Beamer lieber im Wohn- oder Schlafzimmer der besonderen Unterhaltung oder bringt Gaming-Sessions großformatig auf die Wand. Zu diesem Zweck ist er nicht nur ein reiner Bildwerfer, sondern hat Netzwerkverbindung, Medienplayer und sogar Apps wie Netflix oder Youtube gleich integriert. Schon bei der Installation des sehr kompakten Gerätes zeigt sich, dass es mit nichts vergleichbar ist, das wir erwartet hätten. Sie gelingt nämlich noch leichter als bislang möglich.

Optoma UHL55 Rückseite
Strom wird über ein externes Netzteil zugeführt. Die Anschlüsse sind optimiert auf viel Multimedia.
© Screenshot WEKA / video

Weniger ist mehr

Dabei ist die eigentliche Aufstellung eher heimkinofeindlich. Es gibt weder Zoom noch Lensshift. Das Gerät muss exakt dort positioniert werden, wo sein Bild eine Leinwand oder Platz an der weißen Wand ausfüllt – in etwa 1,2-facher Entfernung der Bildbreite. Die originale Position ist wie üblich an der Unterkante der Projektionsfläche. Wer es gerne etwas höher mag und den Beamer schräg stellt, bekommt nach einigen Sekunden die Trapezverzerrung vollautomatisch vom Optoma weggerechnet.

Dabei ist der gefürchtete Auflösungsverlust zu verschmerzen, solange man nicht Ultra-HD in Reinkultur schauen möchte. Doch das ist ja gar nicht Sinn und Zweck dieses Gerätes. Hier böte sich Optomas gleich teurer UHD51 eher an. Der UHL55 nutzt die ultrahohe Auflösung seines DLP-Chips zur Trapezkorrektur und für einen fast analogen Look ohne Fliegengittereffekt. Die Optik bekommt nämlich auch nicht alle Bildecken gleichzeitig perfekt scharf, Full-HD und etwas mehr wird aber exzellent abgebildet.

Optoma UHL55 Wechsellaufwerk
Der Optoma spielte von unserem Referenz-Stick Ultra-HD-Videos mit HDR ruckelfrei ab. Er gibt sogar Musik, PDFs und Powerpoint wieder.
© Screenshot WEKA / video

Fast einzigartig ist was passiert, wenn man nach Positionierung des Beamers die Fokustaste etwas länger drückt. Ein Autofokus stellt dann das Bild scharf. Das gelang in unserem Screeningraum (Steward Leinwand) und Büro (weiße Wand) sehr gut, die unkonventionelle Rückproscheibe unseres Messplatzes wurde hingegen nicht erkannt. Eine schnellere und einfachere Aufstellung kann man sich wirklich nicht vorstellen.

Der UHL55 ist ein sehr universell einsetzbares Allroundtalent. Inhalte bezieht er nicht allein über seine beiden 4K-HDR-fähigen HDMI-Buchsen, sondern er kann USB-Quellen genauso nutzen (Bild oben rechts) wie einige Smart-TV-Apps (Bild oben links). Während eigene Streams und Youtube problemlos in Ultra-HD bis 30 fps laufen und Fotos leider nur in Full-HD angezeigt werden, erscheint Netflix nicht wirklich messerscharf. Präsentatoren werden sich freuen, dass der WPS-Dokumentenplayer neben PDF-Dateien auch Docs und Powerpoints versteht.

Optoma_UHL55_Fernbedienung
Die moderne unbeleuchtete Fernbedienung nutzt Bluetooth und erinnert uns stark an Smart-TV-Konzepte à la Fire-TV und Android-Boxen.
© optoma

 Was wir uns noch gewünscht hätten, wäre eine DLNA-Unterstützung für unsere Home-Server oder TV-Empfang. Allerdings blieben auch unsere Versuche, passende Apps über den Marketplace Aptoide nachzuladen, erfolglos. Durch das offene System, das auf Android basiert, könnte aber hier in Zukunft auch mehr gehen. Als sehr innovativ für einen Beamer ist die Integration des UHL55 in die Sprachsteuerungswelt von Amazons Alexa zu bewerten. Aus Zeitmangel konnten wir nicht ausprobieren, welche Befehle hier genau fruchten.

Kompaktes Genie 

Vielmehr interessierte uns die Bildqualität, die ja auf modernsten Elementen basiert. Dass RGB-LEDs die Lampen der Zukunft sind, haben wir bereits in deutlich teureren Beamern sehen können. Sie liefern sehr reine Farben und sind ultraschnell schaltbar, also ideal für HDR mit erweitertem Farbraum. Perfekt für DLP sind sie sowieso durch den Verzicht auf ein Farbrad und die deutlich höhere Schaltfrequenz. Fast zu schnell für unsere Hochgeschwindigkeitskamera konnten wir nachmessen, dass die Grundfarben im Rhythmus RGBRG bei 240Hz wechseln. So erzielt der Optoma einen erheblich kleineren Regenbogeneffekt als alle anderen DLP-Varianten. Und trotz des 4K-Shiftings, durch das der native 2K-Chip die volle Auflösung erhält, und das ja die Belichtungszeit aufteilt, waren die 10 Bit unseres Testbildes für HDR-Quantisierung gut sichtbar. 

Farbseitig sitzt Grün schon in der Werkseinstellung sehr genau dort, wo es hingehört. Blau und vor allem Rot sind aber deutlich übertrieben bunt. Zum Glück lässt sich der UHL55 jedoch komplett kalibrieren – mit allem, was dazu gehört. Ergebnis ist ein wirklich natürliches Bild in HDTV, das mit 720 Lumen und mäßigem Kon-trast für kleine Flächen voll ausreicht. Die dynamische LED-Steuerung bringt in dunklen Szenen einen ordentlichen Vorteil. 

Optoma UHL55 Screen2
Die Einstellungsmenüs erscheinen gut lesbar am linken Bildrand. Es sind alle Bildsetups vorhanden, die selbst ein Profi braucht.
© Screenshot WEKA / video

Ohne die Bewegungsglättung „PureMotion“ werden Kinofilme mit Pulldown verarbeitet und stottern wie üblich. Die mehrstufige Schaltung, die auch mit UHD-Quellen zurechtkommt, bringt dann deutlich mehr Harmonie in Schwenks. Das klappt auch mit 25/50-Hz-Quellen sehr gut. Was die Schärfe betrifft, werden die 0,47 Zoll DLP-Chips oft als „Fake 4K“ kritisiert, da sie nativ nur ein Viertel der Pixelanzahl als tatsächliche Kippspiegel besitzen, die aber durch Verschieben zeitlich hintereinander mehrere Leinwandpunkte anfahren können.

Grundsätzlich müssen wir anerkennen, dass das Verfahren besser ist als sein Ruf ist, da echte 4K-Dreichipbeamer auch ihre Probleme mit der Konvergenz haben und meist nicht jeden der 8 Millionen Bildpunkte ultrascharf abbildenkönnen. Unsere Ultra-HD-Testbilder (Foto linke Seite oben) zeigen hier eine Feinzeichnung, die weit über Full-HD hinausgeht und natürlich keinerlei Diskonvergenz aufweist. Unschärfen an den Bildrändern entstehen natürlich, wenn man schräg projiziert. Leichte Farbkränze sind auch sichtbar, aber insgesamt nicht schlimm. Interessanterweise tritt der störende helle Rahmen um die Projektionsfläche, den wir von den anderen kleinen 4K-DLPs kennen, hier nicht auf.

Heimkino-Projektor

Der UHL55 erkennt HDR-Signale automatisch, jedoch sind sein Schwarzwert und die Maximalhelligkeit keine optimalen Voraussetzungen für das enorme Kontrastsoll. Dank RGB-LEDs ist der erweiterte Farbraum jedoch viel besser als der des laserbasierten, brillanteren LG Presto. Er wurde hier im Test nur etwas eingeschränkt nachgemessen, weil die Sättigungskurve von Blau nicht linear ist.

Uns war es lieber, alle Zwischentöne natürlicher zu bekommen als das Maximalblau. Dafür mussten wir es deutlich zurücknehmen, und das Farbdreieck wurde so im Messergebnis kleiner (Diagramm „HDR“, Bild oben), aber bei natürlicheren Farben. Die EOTF-Kurve bildet der UHL55 sauber ab, schneidet dabei dunkle Partien nicht weg. Das ist bei Beamern trotz magerem Schwarz so üblich. Durch Änderung des Wertes für Gamma lassen sich die Übertragungskurven nach Geschmack und Masteringintensität des Quellmaterials anpassen. 

Optoma UHL55 Screen1
Apps und Mediaplayer machen den Optoma zum Allroundtalent, unter „SmartHome“ lässt sich der UHL55 in eine Amazon-Alexa-Umgebung einbinden.
© Screenshot WEKA / video

Nicht vergessen dürfen wir den Sound des Optoma, der ja für den Einsatz als Alleinunterhalter eine Rolle spielt. Seine Lautsprecher klingen durchaus angenehm, die maximale Dynamik hält sich jedoch in Grenzen. Besser so, als wenn er plärren würde. Dank der effizienten LED-Technik ist der UHL55 zudem einer der leistesten Beamer, die je in unserem Labor standen. Das wirklich dezente laue Lüftchen stört die Klangkulisse nie, noch ein Pluspunkt für den Einsatz beispielsweise im Schlafzimmer.

Fazit 

Optoma gelingt es, modernste Beamertechnik mit einem komfortablen Medienplayer zu vereinen. Herausgekommen ist ein äußerst schnell und einfach aufzustellender und überaus leiser Ultra-HD-Beamer, der ein Rundum-Sorglos-Paket zur Heimunterhaltung darstellt und seine Bildqualität alles andere als verstecken muss.

[Testsiegel] video Magazin Testurteil gut
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