Netgear Orbi im Test
Das WLAN-System Orbi von Netgear soll für eine lückenlose WLAN-Abdeckung zu Hause sorgen und dabei der klassischen Kombination aus WLAN-Router und WLAN-Repeater deutlich überlegen sein. Wir haben es ausprobiert.

Netgears Orbi besteht aus einem Orbi Router und einem Orbi Satellite, deren schickes, dezentes Gehäuse-Design auf den ersten Blick nicht unbedingt auf Hochleistungs-WLAN schließen lässt. Doch der Schein trügt. Das Orbi-System spannt ein 2x2-Dualband-WLAN über zwei Access Points auf, von denen d...
Netgears Orbi besteht aus einem Orbi Router und einem Orbi Satellite, deren schickes, dezentes Gehäuse-Design auf den ersten Blick nicht unbedingt auf Hochleistungs-WLAN schließen lässt. Doch der Schein trügt. Das Orbi-System spannt ein 2x2-Dualband-WLAN über zwei Access Points auf, von denen der erste im Orbi-Router und der zweite im Orbi-Satellite sitzt. Jeder Access Point sendet über dieselbe SSID und Verschlüsselung mit bis zu 867 Mbit/s brutto bei 5 GHz und mit bis zu 300 Mbit/s brutto bei 2,4 GHz. Die von Netgear angegebenen 400 Mbit/s bei 2,4 GHz werden über 256QAM erreicht, was aktuell jedoch kein WLAN-Client bei 2,4 GHz unterstützt.
Drahtloses Rückgrat mit 1733 Mbit/s
Der Clou an Orbi besteht jedoch in der drahtlosen Verbindung zwischen dem Orbit-Router und dem Orbit Satellite, die über ein drittes, separates 4x4-AC-WLAN-Funkband im 5-GHz-Bereich hergestellt wird. Für diesen dedizierten „WLAN-Backhaul“ stellen Orbi-Router und Orbi-Satellite je vier ihrer sechs internen WLAN-Antennen bereit. Damit wären unter idealen Voraussetzungen Linkraten von bis zu 1733 Mbit/s (4x433Mbit/s) zwischen Router und Satellite möglich.
Dies macht durchaus Sinn, da sich am Satellite neben WLAN-Clients auch bis zu vier LAN-Geräte anbinden lassen. Neben der hohen maximalen Bandbreite bietet der 4x4-WLAN-Backhaul noch einen weiteren Vorteil: Die Verbindung mit je vier separaten Antennen auf jeder Seite vermag sehr ungünstige Strecken zu überbrücken.
Im Gegensatz dazu nutzt ein herkömmlicher WLAN-Repeater für die Verbindung zum WLAN-Router und zum entfernten WLAN-Client dasselbe WLAN-Modul und denselben Kanal, was die Übertragungsrate zwischen Client und Router erheblich herabsetzt.

Einrichtung
Die Konfiguration des Orbi-Systems erfolgt über den Orbi-Router. Hierzu müssen beide Geräte über ein dediziertes AC-WLAN drahtlos miteinander verbunden sein. Diese Verbindung lässt sich mit Hilfe der an jedem Gerät angebrachten Sync-Taste herstellen. In den Werkseinstellungen unseres Testsystems war der verschlüsselte WLAN-Backbone bereits eingerichtet, so dass die Synchronisation nach dem Einschalten der beiden Geräte automatisch erfolgte. Sind beide Geräte synchronisiert, dient die Sync-Taste an beiden Geräten als WPS-Knopf, mit dem sich WLAN-Clients rasch und ohne ein WPA-Passwort eintippen zu müssen mit dem Orbi-System verbinden lassen.
Bei der Ersteinrichtung von Orbi wird man zur Vergabe eines individuellen Zugangspassworts aufgefordert. Der Orbi-Router besitzt neben drei Gbit-LAN- Ports auch einen WAN-Port sowie einen aktuell noch funktionslosen USB-2.0-Anschluss. Der fast baugleiche Orbi-Satellite hat anstelle des WAN-Ports einen vierten Gbit-LAN-Port. Firmware-Updates lassen sich automatisiert für beide Orbi-Geräte im Router-Menü durchführen.
Reichweite und Geschwindigkeit
Für unsere Durchsatztests musste das Orbi-System zunächst eine etwa 15 Meter lange Strecke von einem Wohnhaus in den Büroraum eines benachbarten Gebäudes überbrücken. Trotz dieser recht ungünstigen Verbindungstrecke durch zwei Außenmauern hindurch erreichten wir zwischen dem LAN-Port am Router und dem LAN-Port am Satellite eine beachtliche Übertragungsrate von 300 Mbit/s netto. Ein über 2x2-AC-WLAN (867 Mbit/s brutto) mit dem Satellite verbundenes Notebook kam auf Datenraten von 270 Mbit/s.
Zum Vergleich: Schalten wir den Orbi-Satellite aus und stellen die WLAN-Verbindung vom Notebook direkt zum Orbi-Router über den 15-Meter-Parcours her, messen wir nur magere 10 bis 15 Mbit/s. Selbst über diese ungünstige Verbindungsstrecke konnten wir noch zwei unterschiedliche FullHD-Filme von einem am Router angeschlossenen SMB-Server auf zwei am Satellite angeschlossene Clients (1xLAN und 1xWLAN) nahezu ruckelfrei streamen.
Unsere zweite Teststrecke von knapp 10 Metern Länge war innerhalb eines Wohngebäudes angelegt, wobei der Orbi-Router im Erdgeschoss und der Orbi-Satellite schräg versetzt im ersten Stockwerk platziert wurde. Als Hindernisse traten hier eine Geschossdecke und eine tragende Innenwand auf. In diesem Szenario ermittelten wir zwischen Router-LAN und Satellite-LAN Nettoraten von mehr als 400 Mbit/s. Ein über 2x2-AC-WLAN am Satellite angebundenes Notebook kommt hier auf Nettoraten von 320 Mbit/s. Bei einer WLAN-Direktverbindung zum Orbi-Router (Orbi-Satellite ausgeschaltet) erreicht dieses Notebook über dieselbe Strecke nur maximal 140 Mbit/s.
Die Weboberfläche des Routers samt Hilfe-Funktion und Kurzanleitung sind eingedeutscht, das ausführliche Handbuch liegt aktuell nur in englischer Version vor. Zwar bietet der Orbi-Router eine effektive Kindersicherung und einen VPN-Server, doch fehlen auch einige Funktionen wie zum Beispiel ein Gäste-WLAN, eine WLAN-Zeitschaltung oder eine Funktion (z.B. NAS, Medienserver) für den derzeit noch unbelegten USB-2.0-Port an Router und Satellite.
Auch der komfortable Fernzugriff auf den Router über die Netgear Genie App war zum Testzeitpunkt noch nicht funktionsbereit. Dafür lässt sich der Orbi-Router alternativ auch im Modus „Access Point“ an einem bereits vorhandenen Router betreiben.
Netgear Orbi: Details
- Preis: 429 Euro
- WLAN: AC3000-Triband-WLAN (1733 + 867 + 400 Mbit/s)
- Backhaul: Orbi-Router und -Satellite sind mit je 4 Antennen über 5-GHz-Backhaul mit 1733 Mbit/s verbunden
- Access-Points: Jeder Orbi funkt über Dualband mit 867 Mbit/s (5 GHz) und 400 Mbit/s (2,4 GHz)
- LAN: Orbi-Router mit 1 WAN- und 3 Gbit-LAN-Ports, Orbi-Satellite mit 4 Gbit-LAN-Ports
Weitere Funktionen: Kindersicherung, VPN-Server
Fazit
Wer für Wohnung oder Haus eine großflächige, durchsatzstarke WLAN-Abdeckung ohne Kabelverbindung benötigt, findet mit Orbi eine maßgeschneiderte, sehr einfach einzurichtende Lösung. Um den hohen Kaufpreis von Orbi zu rechtfertigen, könnte Netgear jedoch noch die ein oder andere Funktion per Firmware-Update nachrüsten.