55-Zoll-TV
LG OLED 55B7D im Test
Man muss kein Pessimist sein, um mit diesem TV mit Wonne und gern Schwarz zu sehen. Dank OLED-Panel zeigt der LG OLED 55B7D dunkle Partien perfekt – davon können LCD-Geräte nur träumen.

Manch Heimkinofan trauert noch heute dem Ende der Plasma-TVs nach – aus gutem Grund: Bis zu ihrem Ende lieferte kein Displaytyp vergleichbar satte und durchgezeichnete dunkle Bildpartien. Aber UHD lässt sich mit den in Wohnzimmern gängigen Schirmdiagonalen nicht mehr mit Plasma machen – das war’s.
Macht aber nichts, denn mit den organischen Leuchtdioden (OLED) steht eine bessere Alternative bereit. Kenner wissen: Ein Problem dieses Materials ist, dass die Leuchtstoffe für die TV-Grundfarben Rot, Grün und Blau unterschiedlich schnell altern. Das stört nicht bei der typischen Nutzungsdauer eines Smartphones und wenn das Navi im Auto die Straßen irgendwann mit leichtem Farbstich zeigt, ist das auch nicht schlimm. In einem Fernseher wäre das aber nicht tolerabel.
Ganz in Weiß
Kein Problem: LG nutzt weiße OLEDs und setzt ihnen Farbfilter vor – damit altert der Bildschirm gleichmäßig und OLED spielt seine Stärken aus: Während LCD-T Vs das Licht ihres LED-Backlights nie perfekt sperren, schalten OLEDs in dunklen Bildpartien einfach ab – der betreffende Bereich ist hundertprozentig schwarz. Aber schon zu Bildröhrenzeiten war es eine Binse: Für die Gesamtqualität eines Fernsehers ist auch die Signalverarbeitung vor dem Bildwandler wichtig – ebenso wie Bedienung und Ausstattung.
Mit seinen vier HDMI- und drei USB-Kontakten präsentiert sich dieser LG auf der Höhe der Zeit, wer für Altquellen noch einen analogen Komponenteneingang braucht, schaut beim OLED 55B7D aber trotz Flach-TV in die Röhre. Immerhin findet sich – wenn auch unpraktisch auf der Geräterückseite platziert – noch eine Buchse für konventionelle Kopfhörer.

Obwohl das Modell das „kleinste“ im LG-OLED-Portfolio ist, gibt es für alle digitalen Sendewege doppelte Emp-fangsteile – ein Progamm schauen und ein zweites auf einer externen USB-Festplatte aufzeichnen ist also möglich. Der Deckel der Rücksäule des Geräts ist abnehmbar – unter ihm lassen sich Kabel verstecken.
Der OLED 55B7 TV D bietet vielfältige Einstell- und Konfigurationsmöglichkeiten – manchmal schon zu viele. Schon im Bildmenü können sich auch Fachleute verirren, zu Senderlisten und -sortierung führen gleich mehrere Wege – keiner davon wirklich intuitiv. Andererseits: Sich das App-Menü per Drag & Drop nach persönlichem Gusto zusammenklicken zu können, ist eine feine Sache.
Stichwort Drag & Drop: Die Fernbedienung fungiert auch als virtuelle Computermaus. Zunächst muss manein bisschen üben, denn der Mauszeiger erscheint nicht zwingend dort aufdem Bildschirm, wohin man die Fernbedienung richtet. Hat man den Bogen einmal raus, ist diese, „Magic Remote“ genannte Funktion aber eine nette Zusatzbedienmöglichkeit.
Bei soviel Computeraffinität nimmt es Wunder, dass LG in Sachen Multimedia noch Defizite hat. Audiodateien im verlustfreien und verbreiteten FLAC-Format gibt der Fernseher nur stotternd wieder – hier wäre es wohl klüger, wenn der TV die Wiedergabe komplett verweigerte. Und dass im Jahr 2017 ein Medienplayer MP3-Musik mit holperndem Start abspielt, ist definitiv nicht Stand der Technik.
Multimedia: gemischt
Besser schlägt sich dieser LG-TV mit hochauflösenden Digitalfotos – die zeigt er schlicht perfekt mit sattem Kontrast und hoher Detailtreue. Zudem zoomt er fast beliebig nach Nutzerwunsch in die Bilder. Auf mehrere Tonspuren von MPEG-2- und -4-Videos greift er ohne Murren zu und spielt sie ab, alte Videos im Letterbox-format lassen sich bildschirmfüllend vergrößern.
Für ein TV-Gerät überzeugt auch der Klang des OLED 55B7D. So reproduziert der Fernseher Popmusik mit einem Hauch von hörbarem Bass, Chöre klingen offen und wenig angestrengt. Allerdings: Die größeren LG-OLED-Modelle mit integrierter Soundbar tönen deutlich audiophiler und spektakulärer. Und dass LG auch dem kleinsten TV seines OLED-Portfolios einen Decoder für den 3D-Raumklang Dolby Atmos spendiert, dürfte nur mit Blick auf die Länge der Ausstattungsliste logisch sein.

Spektakulär verläuft mit diesem Flachfernseher der Sichttest: Gleich, aus welchem Winkel man das Bild betrachtet – Farben und Kontraste blei-ben konstant gut. Keine Ecke hellt sich auf, wenn man den Kopf ein wenig hebt – mit diesem TV macht der Fußball- oder Filmabend auch Spaß, wenn sich Freunde und Familie auf der Wohnzimmercouch lümmeln. Die MPEG-Artefakte mancher SD-TV-Kanäle mit niedriger Bitrate putzen die entsprechenden Regler im Experten-Bildmenü weg. Schlecht: Mit SD-TV bleibt die zwangsweise Ausschnittsvergrößerung aus der Bildröhren-Steinzeit („Overscan“) – das müsste nicht sein.
Mit HDTV-Signalen via Satellit oder von Blu-ray-Discs sind solche Nickeligkeiten schnell vergessen und das Bild dieses LG zeigt sich von sei-ner Schokoladenseite: Sei es nur die Tagesschau oder ein Spielfilm: Kontraste und Hauttöne stimmen, Nachtszenen, die LCD-TVs an die Grenzen ihrer Technik bringen, meistert der OLED 55B7D mit links.
Zu Höchstform läuft dieser TV mit HDR-Bildern auf: Die winterliche Landschaft aus der UHD-Blu-ray „Kingsman: The Secret Service“ ist von Schneefeldern bis zu dunklen Erdklumpen perfekt durchgezeichnet, die Innenraumszenen überzeugen durch die leuchtenden Details. So muss HDR aussehen – dieser LG kann das auch, wenn die Informationen per Dolby Vision transportiert werden. Ärgerliches Detail im HDR-Betrieb: Wenn man den TV für Bildermit konventionellem Kontrastumfang optimiert hat, springt er mit HDR wieder auf Standardeinstellungen zurück – man muss also alle Bildwerte für HDR erneut justieren.
Fazit
Gleich, ob als Zentrum eines Heimkinos oder als klassischer Fernseher im typischen Wohnzimmer mit gedämpftem Licht – zur Zeit führt für die beste Bildqualität an OLED-TVs kein Weg vorbei. Mit dem OLED 55 B 7 D macht LG diese Perfektion erschwinglich, denn nach der IFA soll sich der Handelspreis des Geräts bei knapp unter 2.000 Euro einpendeln.