Arcade-Racer ohne Stein im Getriebe
LEGO 2K Drive im Test für PlayStation 5
Typischer LEGO-Humor trifft im Arcade-Rennspiel auf eine Prise Mario Kart und Forza Horizon: LEGO 2K Drive entpuppt sich im Test für PlayStation 5 als spaßiger Racer.

Dass die beliebten Klemmbausteine aus Dänemark und das Genre der Arcade-Rennspiele hervorragend harmonieren, wissen wir spätestens seit der LEGO Speed Champions-Erweiterung von Forza Horizon 4. Nun spendiert NBA- und WWE-Entwickler Visual Concepts den Kunststoff-Figuren ein eigenes Rennspiel, bei dem der Spielspaß im Vordergrund steht. LEGO 2K Drive entpuppt sich im Test der PlayStation-5-Version tatsächlich als positive Überraschung.
LEGO 2K Drive im Test: Spielzeug-Rennspiel mit Story-Modus
Im Story-Modus von LEGO 2K Drive verschlägt es uns in die kunterbunte Baustein-Welt von Bricklandia, in dem wir es als neues Renntalent mit Oberfiesling Shadow Z aufnehmen und am Ende den prestigeträchtigen Sky Cup für uns entscheiden sollen.
Genretypisch müssen wir uns dafür aber zunächst einmal in der Fahrer-Rangliste nach oben arbeiten, in dem wir es mit verschiedenen Rivalen aufnehmen. Schlagen wir diese im Rennen, sichern wir uns Zielflaggen, mit denen wir dann ein Spezialrennen freischalten und dem ultimativen Pokalwettbewerb näherkommen.
LEGO-Motorsport-Legende Clutch Racington steht uns, gemeinsam mit seinem Roboter-Begleiter namens STUD, dabei im rund acht- bis zehnstündigen Storymodus als Mentor zur Seite und sorgt in charmanten Zwischensequenzen immer wieder für Schmunzler.

Den Humor der klassischen LEGO-Games erreicht der Rennspiel-Ableger dabei aber nicht ganz, und auch die Handlung bleibt im Spielverlauf stets überschaubar. Als nettes Beiwerk, das abseits der Rennen für gute Laune sorgt, taugt die Story aber allemal.
LEGO 2K Drive Gameplay: Zwischen Mario Kart und Forza Horizon
Aus spielerischer Sicht ordnet sich LEGO 2K Drive als klassischer Arcade-Racer irgendwo zwischen den Mario-Kart-Spielen und der Forza-Horizon-Serie ein. Einerseits, weil wir uns in den Rennveranstaltungen unterschiedliche Power-Ups zu Nutze machen und unsere Kontrahenten mit Raketen, Minen oder Spinnennetzen in die Schranken weisen.
Andererseits präsentiert sich Bricklandia als frei befahrbare Spielwelt, die sich aus vier Teilbereichen zusammensetzt und auch abseits der Veranstaltungen jede Menge Überraschungen bereithält. Die Gebiete kommen thematisch und optisch angenehm abwechslungsreich daher.
So gehen wir in einer fröhlichen Graslandschaft, staubigen Canyons, einem Goldschürfer-Berggebiet und einer gruseligen Spuklandschaft auf Entdeckungstour - allesamt gespickt mit dem typischen LEGO-Humor, dank dem es wirklich Spaß macht, jeden Winkel der Spielwelten zu erkunden. Von Feuerwehrleuten, die eine Straßenblockade durch Popcorn in den Griff bekommen wollen, über tanzende Riesenhühner bis hin zu popkulturellen Anspielungen wie dem Brick-E-Mart.

In den Arealen suchen wir versteckte Sammelitems, absolvieren abwechslungsreiche Missionen, gehen in verschiedenen Minispielen auf Alien-Jagd oder kämpfen in den sogenannten „Zwischendurch-Veranstaltungen“ um eine Goldmedaille. Mal gilt es beispielsweise, in einem Stadtgebiet Donut-Spenden für die örtlichen Gesetzeshüter zu sammeln, mal müssen wir in einer bestimmten Zeit möglichst viele LEGO-Pilze zerstören.
Diese Nebenmissionen sind meist recht simpel gehalten und sorgen für Abwechslung im Rennalltag. Deutlich knackiger kommen da schon die Zwischendurch-Veranstaltungen daher, in denen wir uns für eine Goldmedaille mächtig ins Zeug legen müssen.
Als Lohn für unsere Mühen winken, neben Geld und neuen Bauteilen oder Fahrzeug-Designs, auch wichtige Erfahrungspunkte. Die benötigen wir, um im Fahrerlevel aufzusteigen, und so neue Rennen und Pokalveranstaltungen für die Hauptstory freizuschalten.
Insgesamt fällt der Umfang der Geschichte mit vier Pokalserien plus großem Finale recht überschaubar aus, und auch bei der Anzahl an Rennstrecken ist noch deutlich Luft nach oben. Weitere Inhalte im Rahmen eines Season Pass wurden aber immerhin schon bestätigt.

Wer mag, darf sämtliche Rennen, Veranstaltungen oder Mini-Spiele auch direkt aus dem Hauptmenü von LEGO 2K Drive anwählen und wahlweise allein oder gemeinsam mit Freunden absolvieren. Im Online-Multiplayermodus treten wir zu Einzelrennen oder Pokalserien gegen Spielerinnen und Spieler aus aller Welt an, und das dank Cross-Play sogar plattformübergreifend zwischen PlayStation, Xbox und PC.
Den Story-Modus absolvieren wir auf Wunsch sogar im Koop. Maximal zwei Personen dürfen an einer Plattform Bricklandia unsicher machen, online erkunden wir mit bis zu sechs Spielerinnen und Spielern die verschiedenen Gebiete.
Mit Gummiband zum Sieg: Die Rennen in LEGO 2K Drive
In den eigentlichen Rennen von LEGO 2K Drive muss der Fun-Racer allerdings ein paar Federn – oder Bausteine – lassen. Auf der Haben-Seite verbucht der Titel eine angenehm präzise Steuerung, dank der wir samt Drift-Funktion und Instant-Kehrtwende selbst die engsten Kurven problemlos meistern.
Per Druck auf die Sprung-Taste überwinden wir zudem besonders hohe Hindernisse, was sich in Verbindung mit den überall versteckten Abkürzungen zu einem echten Vorteil entwickeln kann.
Besonders spaßig ist der fliegende Wechsel zwischen den verschiedenen Vehikeln: Je nach Untergrund verwandelt sich unser Gefährt im Nu von einem Straßen-Rennwagen in ein Offroad-Quad oder Motorboot. Das ist nicht nur äußerst praktisch, sondern sieht auch ziemlich cool aus.
Für das Zerstören der Umgebungen sammeln wir Boost-Energie, die wir in einen kurzzeitigen Geschwindigkeitsschub ummünzen. Ohnehin lässt sich, mit Ausnahme von Bergen oder Gebäuden, so ziemlich jedes Element innerhalb der Spielwelt in seine Einzelteile zerlegen.

Kritik muss der Racer allerdings für die künstliche Intelligenz der CPU-Gegner über sich ergehen lassen, dank der die meisten Rennveranstaltungen exakt gleich ablaufen: Zu Beginn haben wir kaum eine Chance, überhaupt mitzuhalten, und auch der Einsatz der abwechslungsreichen Power-Ups schafft hier kaum Abhilfe.
Kurz vor Rennende holen wir sämtliche Kontrahenten aber wie durch Zauberhand ein und ziehen für den Sieg an ihnen vorbei. Das ist auf Dauer ziemlich eintönig und erstickt jegliche Spannung meist im Keim. Hier zeigt sich recht deutlich, dass sich der Racer vor allem auch an eine jüngere Zielgruppe richtet. Da geht es im Multiplayer schon deutlich spannender zur Sache.
Abwechslungsreiche Fahrzeuge und Baumodus
Rennspiel-Fans wissen, dass ein großer Fuhrpark ebenfalls maßgeblichen Einfluss auf den Spielspaß hat. Hier hat LEGO 2K Drive noch ein besonderes Ass im Ärmel, denn neben etlichen freischaltbaren Land- und Wasserfahrzeugen, schustern wir uns in der Werkstatt unsere eigenen Vehikel zusammen.
Neben der Möglichkeit, die vordefinierten Fortbewegungsmittel nach Lust und Laune zu modifizieren, dürfen wir im freien Baumodus auch unsere ganz eigenen Kreationen zusammenschustern und jeden einzelnen LEGO-Stein selbst auswählen.
Von der Bereifung über das Chassis bis hin zum Motorblock und optionalen Propellern: Erlaubt ist, was gefällt – da werden Kindheitserinnerungen wach, denn der Kreativität sind keinerlei Grenzen gesetzt. Neue Bauteile und Designs schalten wir im Story-Modus frei oder finden sie versteckt innerhalb der Spielwelt.

Die Arbeiten an den eigenen Vehikeln sind erfreulicherweise aber rein optional, denn die Eigenkreationen haben im Vergleich zu den normalen Boliden keinerlei Vor- oder Nachteile. Auf Wunsch lassen sich auch bestimmte Kombinationen aus Straßen-, Offroad- und Wasserfahrzeugen als eigene Rennpakete abspeichern, zwischen denen wir per Knopfdruck hin- und herwechseln.
Anpassen können wir hingegen die Eigenschaften unseres Fuhrparks hinsichtlich Tempos, Beschleunigung, Handling und Haltbarkeit. Relativ früh im Spiel gesellen sich zudem Erweiterungen hinzu, mit denen wir einen der Werte zusätzlich erhöhen.
Hinweis: Wie die NBA 2K-Reihe desselben Entwicklers, setzt auch LEGO 2K Drive verstärkt auf Mikrotransaktionen. Viele Inhalte lassen sich auch im Spielverlauf freischalten, während besondere Fahrzeuge und neue Spielfigur nur für bares Geld erhältlich sind. Glücklicherweise bieten diese Echtgeld-Käufe aber keinerlei spielerische Vorteile.
Die Technik von LEGO 2K Drive
Erfreulicherweise gibt LEGO 2K Drive im Test der PS5-Version aus technischer Sicht eine hervorragende Figur ab. Das Rennspiel punktet mit detailverliebten und abwechslungsreichen Umgebungen, in denen es gefühlt hinter jedem Hügel etwas Neues zu entdecken gibt.
Dabei fängt der Fun-Racer den ikonischen Baustein-Look gekonnt ein und setzt diesen nahezu perfekt um. Gleichzeitig sorgen ansehnliche Spezial- und Lichteffekte für eine gelungene Atmosphäre, die immer wieder zum Verweilen einlädt. Sei es, um die wuseligen LEGO-Figur in den Städten zu bewundern, oder der Flug-Show am Himmel über der Wüste beizuwohnen.
Mal abgesehen von einigen wenigen Grafikfehlern wie plötzlich aufpoppenden Objekten gibt es an der Grafik nichts zu beanstanden. Zumal das Spielgeschehen stets mit butterweichen 60 Bildern pro Sekunde über den Bildschirm flimmert.

Hinsichtlich der Vertonung stechen vor allem die gelungene deutsche Sprachausgabe und die überraschend satten Motorensounds positiv hervor. Der Soundtack hingegen vermag es kaum, nennenswerte Akzente zu setzen.
LEGO 2K Drive im Test: Fazit
LEGO 2K Drive entpuppt sich im Test als überraschend kurzweiliges Arcade-Rennspiel, das einige Elemente aus Titeln wie Mario Kart und Forza Horizon in sich vereint und diese mit gelungenen eigenen Ideen kombiniert.
Vor allem die Erkundung der abwechslungsreichen und lebendigen Spielwelt erweist sich dank liebevoller Details, vielfältiger Nebenaufgaben und versteckter Geheimnisse als größte Stärke des Spiels.
Im kooperativen und kompetitiven Multiplayermodus entfaltet LEGO 2K Drive sein volles Potenzial, während der Rennverlauf im Singleplayer aufgrund der Gegner-KI auf Dauer zu monoton ausfällt. So feiern aber gerade auch Genre-Neulinge und die jüngere Zielgruppe schnell Erfolge.
Pluspunkte gibt es zudem für den umfangreichen Baumodus, in dem wir unsere Kreativität frei entfalten können. Auch aus technischer Sicht und hinsichtlich des Fahrverhaltes markiert der Fun-Racer eine positive Überraschung und dürfte all diejenigen begeistern, die nach einem unkomplizierten und spaßigen Rennspiel suchen.