Dead Island 2 im Test: Zombie goes to Hollywood
Im Dead Island 2 Test der PlayStation-5-Fassung schauen wir uns das Action-Rollenspiel im Detail an und verraten, wo Stärken und Schwächen liegen.

Mit dem Action-Rollenspiel Dead Island landete Entwickler Techland im Jahr 2011 einen echten Überraschungshit, der deutlich mehr zu bieten hatte als nur stumpfe Zombie-Action. Auf der E3 2014 kündigte der Publisher einen Nachfolger an, der bereits im folgenden Frühjahr erscheinen sollte – dann ...
Mit dem Action-Rollenspiel Dead Island landete Entwickler Techland im Jahr 2011 einen echten Überraschungshit, der deutlich mehr zu bieten hatte als nur stumpfe Zombie-Action. Auf der E3 2014 kündigte der Publisher einen Nachfolger an, der bereits im folgenden Frühjahr erscheinen sollte – dann aber eine gefühlte Ewigkeit in der Entwicklungshölle verschwand.
Nun, knapp neun Jahre und mehrere Entwicklerstudios später, ist Teil Zwei endlich fertig. Ob sich das Warten gelohnt hat, klärt unser Dead Island 2 Test der PlayStation-5-Version.
Dead Island 2 im Test: Story mit B-Movie-Charme
Nach diversen Entwickler-Wechseln und Release-Verschiebungen mauserte sich Dead Island 2 zu einem ganz ähnlichen Running-Gag innerhalb der Gaming-Szene wie einst Duke Nukem Forever, das mit 14 Jahren Entwicklungszeit nur geringfügig länger gebraucht hat.
Dessen ist sich vermutlich auch das seit 2019 mit Dead Island 2 betraute Entwicklerteam von Dambuster Studios durchaus bewusst, denn dieses verpackt das erstaunlich komplexe Spielkonzept in ein Kleid aus Story und Charakteren, das direkt aus einem billigen B-Movie entsprungen sein könnte.
Wobei: Ob die Wirrungen aus größtenteils irrelevanter Handlung und vor Klischees triefenden Figuren letztlich beabsichtigt war, oder ob man sich bei der Ausarbeitung der Spielwelt einfach nicht wirklich viel Mühe gegeben hat, können wir auch nach über 30 Spielstunden im Zuge des Dead Island 2 Tests nicht mit Sicherheit sagen.
Was wir allerdings mit Gewissheit sagen können, ist, dass die Story des Spiels nur nettes Beiwerk ist. Dead Island 2 spielt, einige Monate nach den Geschehnissen des Vorgängers, im Großraum Los Angeles – im Spiel passenderweise als „Hell-A“ bezeichnet.

Zu Spielbeginn entscheiden wir uns für einen von sechs verschiedenen Charakteren, die versuchen, mit einem Flugzeug die Quarantänezone zu verlassen. Doch Untote an Bord zwingen den stählernen Vogel unsanft zur Landung. Als wir am brennenden Flugzeugwrack in Bel Air erwachen, ist unsere Aufgabe klar: Überleben und möglichst viele Zombies endgültig ins Jenseits schicken. Ja, sonderlich viel tiefgründiger wird es nicht.
Rund 10-15 Stunden hält uns die Haupt-Story bei Laune, im Verbund mit allen Nebenmissionen und Sammelaufgaben steigt die Spielzeit von Dead Island 2 auf gut 40 Stunden an.
Dead Island 2 im Test: So spielt sich der Titel
Dass die Entwickler von Dead Island 2 keine tiefgreifende Handlung schaffen, sondern den Fokus vor allem auf ein spaßiges Gameplay legen wollten, verriet man bereits im Rahmen der Gamescom 2022. Und so kam es dann auch: Denn aus spielerischer Sicht präsentiert sich das Action-Rollenspiel aus der First-Person-Ansicht erstaunlich komplex und clever.
Alles beginnt mit der Auswahl des Charakters den wir, einmal festgelegt, im Verlauf des Spiels nicht mehr ändern können. Diese unterscheiden sich hinsichtlich verschiedener Werte wie Beweglichkeit, Gesundheit oder verursachtem Schaden. Deutlich interessanter sind allerdings die Spezialfähigkeiten, die sie mitbringen.
Rockröhre Dani gewinnt beispielsweise Gesundheit zurück, wenn sie mehrere Zombies in kurzer Zeit tötet, während ihre schweren Angriffe eine Explosion auslösen. Motorrad-Stuntfrau Carla auf der anderen Seite steckt besonders viel ein und wird umso zäher, je niedriger ihre Gesundheit ist, während Betrüger Bruno einen Schadensboost erhält, wenn er die Untoten von hinten angreift.

Das ermöglicht also bereits ganz unterschiedliche Spielstile. Im Spielverlauf schalten wir aber noch viele weitere, charakterübergreifende Talente frei, die für Abwechslung sorgen.
Aus spielerischer Sicht setzt Dead Island 2, wie schon der Vorgänger, auf kernige und blutige Nahkampf-Action. Zwar gesellen sich später auch verschiedene Schusswaffen dazu, die meiste Zeit rücken wir den Untoten jedoch mit allerlei umfunktionierten Holzbrettern, Schraubenschlüsseln, Macheten oder – unser Favorit – Metall-Klauen im Stile von Wolverine zu Leibe.
Natürlich lassen sich die Gegenstände an den überall in der Welt verteilten Werkbänken aufrüsten und umfangreich modifizieren. Mit einer Feuer- oder Elektro-Mod können wir dann ganz schön kreativ werden.

Kreative Kämpfe gegen abwechslungsreiche Feinde
Während Story und Charaktere von Dead Island 2 jegliche Kreativität vermissen lassen, ist diese im Gameplay umso mehr zu finden. Überall in Bel Air, einem Filmstudio in Hollywood oder gar in Venice Beach finden wir Objekte innerhalb der Umgebung, mit denen wir interagieren können.
Dass so ein Benzinkanister in Verbindung mit einem Feuer-Dolch eine brandheiße Kombination abgibt oder unsere Elektro-Keule in einem Zombie-verseuchten Swimmingpool geradezu elektrisierend wirkt, können wir für unsere Zwecke nutzen.

Und das müssen wir sogar, denn nach und nach konfrontiert uns der Titel mit immer neuen, herausfordernden Zombie-Varianten. Die einfachen Schlurfer und Geher zu Spielbeginn werden alsbald durch Grenadiere samt Sprengstoffweste, besonders zähe Malmer, giftige Spucker oder Schreier ergänzt, die mal eben alle Zombie-Kollegen aus der Umgebung zusammentrommeln.

Die nahezu nicht vorhandene künstliche Intelligenz machen die Untoten durch zahlenmäßige Überlegenheit wieder wett, sodass Dead Island 2 den Adrenalinspiegel konstant hochhält. Den meisten Spaß entfaltet der Titel aber im kooperativen Onlinemodus, in dem bis zu vier Zombiejäger gleichzeitig durch Hell-A streifen dürfen.
Was uns beim Dead Island 2 Test nicht gut gefallen hat
Die brachialen Kämpfe gegen ein abwechslungsreiches Gegner-Repertoire machen Dead Island 2 zu einem kurzweiligen, mitunter gar selbstironischen Action-Fest für zwischendurch, das viele Stärken des Vorgängers übernimmt und sogar konsequent verbessert.
Ganz ohne nervige Designfehler kommt das Spiel jedoch nicht aus. Haben wir beispielsweise eine der schicken Villen in Bel Air erkundet und drehen der Bude unseren Rücken zu, tauchen auf einmal sämtliche untoten Bewohner aus dem Nichts erneut auf.
Viele Bereiche müssen wir sogar mehrfach besuchen, da dortige Schlüssel oder Quest-Gegenstände beim ersten Mal gar nicht zu finden sind, sondern erst bei der zweiten oder gar dritten Visite plötzlich auftauchen. Um eine verschlossene Geldkassette zu öffnen, benötigen wir einen Schlüssel, den ein nicht näher genannter Zombie bei sich trägt.

Um wen es sich dabei handelt oder wo dieser zu finden ist, verrät uns das Spiel aber nicht – so kann man die Spielzeit auch strecken. Grafikfehler, aufpoppende Texturen und Umgebungsdetails, sowie hölzerne Animationen und Mimik der Figuren lassen sich hingegen schon eher verschmerzen.
Spielerische Abwechslung sollte man bei Dead Island 2 ebenfalls nicht unbedingt erwarten und vor allem die Nebenmissionen bestehen zumeist aus repetitiven Sammelaufgaben
Dead Island 2 im Test: Erstaunlich starke Technik
Überraschend stark präsentiert sich Dead Island 2 aus technischer Sicht. Im Gegensatz zum Vorgänger erwartet uns hier keine offene Spielwelt, sondern eine in mehrere weitläufige Areale unterteilte Variation von Los Angeles.
Die Teilbereiche punkten allesamt mit ihrer ganz eigenen Atmosphäre: Im nächtlichen Bel Air bestaunen wir wunderschöne Licht- und Feuereffekte, während wir in der düsteren Kanalisation samt giftiger Dämpfe froh über die Taschenlampe in unserem Rucksack sind. Am berühmten Santa Monica Pier bestaunen wir die über dem Meer untergehende Sonne.
Die Charaktermodelle und Umgebungen können hinsichtlich des Detailgrades zwar nicht mit großen Triple-A-Titeln mithalten, doch in sich wirkt Dead Island 2 äußerst stimmig und transportiert die Atmosphäre hervorragend.

Letztere wird auch durch eine gelungene, mit coolen One-Linern gespickte englische Sprachausgabe und einen gefälligen Soundtrack gestützt, der vor allem in den schwermetallischen Regionen, Electro-Genre und im Punk-Rock angesiedelt ist.
Literweise roten Lebenssaft und abgetrennte Gliedmaßen gibt es, auch in der von uns getesteten deutschen USK-Fassung ebenfalls. Dead Island 2 richtet sich ganz klar an Erwachsene Splatter-Fans.
Dead Island 2 Test: Fazit
Nach der rund neun Jahren dauernden Odyssee, die Dead Island 2 hinter sich hat, hätten vermutlich die wenigsten mit einem spaßigen Spiel gerechnet. Doch das, was Enwickler Dambuster Studios hier als finales Produkt abliefert, überrascht aus vielerlei Hinsicht positiv.
Spielerisch baut Teil Zwei auf den Qualitäten des Erstlings auf und erweitert diese konsequent. Statt stumpfer Haudrauf-Action erwartet uns ein waschechtes Action-Rollenspiel, das mit cleveren Ideen, abwechslungsreichen Gegnertypen und einem motivierenden Fähigkeiten-System punktet.
Auch wenn Hell-A sich nicht als offene Spielwelt präsentiert, überzeugt das Spiel mit abwechslungsreichen und atmosphärischen Umgebungen. Vor allem im Koop-Modus, aber auch Solo entpuppt sich Dead Island 2 als kurzweilige Zombie-Hatz für zwischendurch, der es auf lange Sicht aber etwas an spielerischer Abwechslung mangelt.