Endlich für Konsolen
Anno 1800 Console Edition im Test: Aufbauhit neu gedacht
Anno 1800 gibt es jetzt auch für Konsolen. Wir haben die Version für Playstation 5 getestet und verraten, wie gut sich das Aufbauspiel in neuen Gefilden schlägt.

Strategiespiele auf Konsolen sind längst keine Seltenheit mehr. Highlights wie Cities Skylines oder Jurassic World Evolution 2 zeigen: das recht kleinteilige Gameplay funktioniert mittlerweile auch mit einem Controller sehr gut. Daher war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis Ubisoft ihr erfolgreichstes Strategiespiel ebenfalls für Konsolen veröffentlicht: Anno 1800. Und genau das gibt es jetzt als Anno 1800 Console Edition für Playstation 5 und Xbox Series X.
Aber fangen wir vorne an. Was ist Anno grob zusammengefasst? Im Spiel geht im Grunde um eine Expedition, welche zum Ziel hat, Inseln zu erschließen und diese zu bevölkern. Dabei muss man für die Beschaffung der notwendigen Rohstoffe sorgen, um die Bewohner der Insel zu befriedigen. Zusätzlich muss man sich gegen Angriffe von anderen Spielern oder KI-Gegnern verteidigen und diplomatische Beziehungen pflegen.
Zum Einstieg bietet Anno 1800 die Möglichkeit, eine Story-Kampagne zu spielen, die uns in die wichtigsten Gameplay-Mechaniken einführt. Wir spielen die Erlebnisse der Geschwister Goode nach, die auf einer verlassenen Insel einen Neuanfang wagen, nachdem ihr ansehnliche Firmenimperium zuvor zugrunde gegangen ist. Sonderlich spannend ist die Story nicht, sie wartet aber mit einer ausbalancierten Lernkurve aus. Und nach der Kampagne sind wir hervorragend gewappnet, um uns ans Endlosspiel zu wagen – das Herzstück eines jeden Anno-Teils und somit auch Herzstück von Anno 1800.

Anno 1800 Console Edition im Test: Das Endlosspiel ist des Spaßes Kern
Und was sich zu Beginn sehr einfach anhört, artet im Endgame zu echtem Mikromanagement aus. Denn oberstes Ziel ist es, unsere Bevölkerung bei Laune zu halten. Zu Beginn haben wir lediglich mit Bauern zu kämpfen, die sich bereits mit einfachsten Gütern zufriedenstellen lassen. Aus Bauern werden mit der Zeit Arbeiter, aus Arbeitern werden Handwerker und spätestens wenn wir in der letzten von fünf Entwicklungsstufen angekommen sind, sind die Ansprüche so hoch, dass wir einen ordentlichen Wirtschaftskreislauf benötigen, der sich über zahlreiche Inseln erstreckt und in Anno 1800 sogar auf eine eigene Südamerika-Karte. Hier werden feinste Dinge wie Kaffee, Baumwolle oder Gold organisiert.
So viel zu Anno 1800. Da das Spiel schon seit 2019 für PC auf dem Markt ist, wird dem ein oder anderen nicht entgangen sein, dass es sich dabei um eine echte Perle der Echtzeitstrategie handelt. Wie unterscheidet sich nun also die PC- von der Konsolenversion?

Anno 1800 Console Edition im Test: Leider keine DLC geplant
Wir starten mit einer kleinen Enttäuschung. Denn die Anno 1800 Console Edition umfasst „lediglich“ das Hauptspiel. Erweiterungen in Form von DLC, wie es sie zuhauf für PC gibt, sind für die Konsolenversion nicht geplant. Immerhin: sämtliche Patches, Verbesserungen oder Anpassungen haben es auch in die Konsolenversion geschafft.
Die meiste Arbeit hatten die Entwickler vermutlich in Sachen Steuerung. Alle Menüs und sämtliche Bedienelemente fallen im Vergleich mit dem PC nicht nur größer aus, sondern sind auch entsprechend des Eingabegerätes angepasst. So entfällt die Bauleiste. Dafür bekommen wir ein Baumenü in Kreisform angezeigt. Aufgerufen wird das ganze über den rechten Trigger. Über den linken Trigger wiederum wird ein weiteres Kreismenü aufgerufen, in dem wir zahlreiche Shortcuts finden, wie zum Beispiel das Werkzeug zum Abriss von Gebäuden.
Die Steuerung haben die Entwickler also hervorragend umgesetzt. Dennoch müssen wir gestehen, dass die Steuerung am PC noch einmal deutlich komfortabler von der Hand geht. Das ist natürlich nicht dem Spiel an sich geschuldet, sondern vielmehr der Komplexität. Etwas schade: Anno 1800 Console Edition unterstützt keine Tastatur und keine Maus, auch wenn zum Beispiel die PS5 derlei Eingabegeräte mittlerweile unterstützt. Andere Aufbauspiele, zum Beispiel Planet Coaster, können auch an der Konsole mit Maus und Tastatur gespielt werden.

Anno 1800 Console Edition im Test: Komfort ist Trumpf
Dafür gibt es aber zahlreiche kleinere und größere Kontrollerleichterungen. Verliebt haben wir uns beispielsweise in den Straßenausbau. Wir müssen lediglich den Cursor über einen Gebäudeblock halten und mit einem einzigen Tastendruck entstehen Straßen rund um den gesamten Block herum. Ein Komfortfeature, auf das Anno-Spieler am PC durchaus neidisch werden könnten. Ebenfalls nett ist die Regionalkarte, auf der wir bildschirmfüllend die Welt erkunden können, wir erfahren alle wichtigen Informationen zu den Inseln und können mit nur einem Tastendruck an eine Stelle auf der Karte.
Ganz grundsätzlich kann man konstatieren, dass die Entwickler viel Energie in die Steuerung und die Anpassbarkeit gesteckt haben. In den Optionen können wir selbst bestimmen, wie schnell die Kamera sich bewegen soll, wie hoch die Zoomgeschwindigkeit ausfällt oder welche Symbole in der Spielwelt angezeigt werden.
An die Technik können wir übrigens einen Haken machen. Anno 1800 sieht auf Konsolen genauso schick aus wie auf dem PC. Auch die Performance ist, selbst bei stark ausgebauten Städten, hervorragend. Lediglich das Nachladen von Texturen stört hin und wieder etwas, aber das ist ein Problem, mit dem sich auch PC-Spieler rumschlagen müssen.
Anno 1800 Console Edition im Test: Fazit
Wer Lust hat, sich tage- oder wochenlang in einer Welt zu verlieren, der ist mit Anno 1800 auch auf Konsolen bestens bedient. Auch wenn lediglich das Hauptspiel enthalten ist und weitere DLC leider nicht geplant sind, so zählt die Console Edition von Anno 1800 zum Besten, was es derzeit im Strategie-Bereich für Konsolen gibt. Spielspaß, Technik, Bedienung – hier passt wirklich alles. Wer Anno 1800 jedoch bereits auf dem PC spielt, für den gibt es keinen wirklichen Grund zu wechseln.