Amazon Echo im ersten Test
Mehr zum Thema: AmazonAmazon Echo ist da. Der digitale Butler zieht in die deutschen Haushalte ein und hat einen Namen: Alexa, die Sprachsteuerung, soll vor allem dem Smart Home zum Durchbruch verhelfen. Ein erster Praxistest mit dem intelligenten Lautsprecher.

Soviel vorweg: Ein ausführlicher Test von Amazon Echo und seiner Alexa-Sprachsteuerung unter Berücksichtigung aller möglicher Komponenten ist nicht seriös in den 24 Stunden zu machen, in denen wir unseren neuen Lautsprecher bislang zur Verfügung hatten. Dennoch sind es weit mehr als erste spann...
Soviel vorweg: Ein ausführlicher Test von Amazon Echo und seiner Alexa-Sprachsteuerung unter Berücksichtigung aller möglicher Komponenten ist nicht seriös in den 24 Stunden zu machen, in denen wir unseren neuen Lautsprecher bislang zur Verfügung hatten. Dennoch sind es weit mehr als erste spannende Eindrücke, die wir bereits heute schildern können.
Der Reihe nach: Echo ist 23,5 Zentimeter hoch mit achteinhalb Zentimetern Durchmesser. In weiß oder schwarz erhältlich, zum Preis von 180 Euro, zunächst im Rahmen eines Einladungsverfahrens. Die Einrichtung erfolgt über die kostenlose Alexa-App, in Verknüpfung mit dem persönlichen Amazon-Account. Darin können theoretisch auch Funktionen anderer Amazon-Geräte wie Fire TV und Fire TV Stick eingerichtet werden. Doch bleiben wir bei Echo.
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Die App leitet den Nutzer an, um den Speaker mit dem WLAN-Netz des Hauses zu verbinden. Echo wird am besten zentral im Wohnraum platziert. Empfohlen sind mindestens 20 cm Abstand zur Wand, damit der 360-Grad-Sound gewährleistet wird.
Danach lohnt sich sogleich die Einrichtung diverser Services. Der Draht zu Amazon Music ist automatisch gelegt. Auch der Radioservice TuneIn ist direkt verfügbar. Wer einen Spotify-Premiumaccount sein Eigen nennt, loggt sich einmal ein und kann seine Lieblingshits ab sofort über Echo anhören: „Alexa, spiele die Dire Straits mit Money for Nothing auf Spotify“ läuft tadellos. Mit „Alexa, Stop!“ lässt sich jede Wiedergabe schnell beenden, mit „Alexa, lauter“ oder etwa „Alexa, Lautstärke 4“ alles Wichtige schnell regeln. Und das auch aus mehreren Metern Distanz. Gleiches gilt für Hörbücher von Audible.

Amazon selbst stellt zum Start stark die Musikfunktionen von Echo in den Vordergrund, um ein möglichst breites Publikum anzusprechen. Doch audiophile Freunde dürfen sich nicht zu viel erwarten. Es handelt sich um einen Lautsprecher auf dem Niveau eines sehr ordentlich, aber nicht high-endig klingenden Bluetooth-Speakers (letztere Kurzdistanzverbindung meistert Echo übrigens auch). Eine hochkarätige Musikanlage kann die runde Klangsäule nicht ersetzen. Doch immerhin spielt sie raumfüllend und mit überraschend ausgewogenem Sound. Viele Multiroom-Fans dürften jedoch auf eine hoffentlich baldige Anbindung an ihr Sonos-, Raumfeld-, Bose- oder MusicCast-System warten. Denon etwa hat die Verknüpfung für seine Heos-Speaker für Anfang 2017 angekündigt. Und dann dürfte der Musikspaß erst richtig losgehen.
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Nebst Musikdiensten lassen sich unter „Einstellungen/Konto“ in der Alexa-App weitere Informationsdienste aktivieren: das lokale Wetter, Nachrichten der Tagesschau und von n-tv, Sportinfos von Kicker, Verkehrsmeldungen für die Strecke zur Arbeit, das Wetter, Kalenderauskünfte aus dem Google Kalender und To-Do-Listen für alle, die Apps wie Any.do oder Todoist nutzen. All das funktioniert im ersten Versuch hervorragend. Einfach nur „Alexa“ ansprechen und aufwecken, schon geht es los.
Smart-Home-Steuerung im Fokus
Unter der App-Rubrik „Skills“ verbergen sich hingegen die eigentlichen Juwelen des schmucken Neubewohners: Skills werden die Angebote von Dritten genannt, die Alexa eigentlich erst richtig zum Leben erwecken. Da sind einmal Anwendungen wie Rezepte von Chefkoch.de oder Kitchen Stories, die Möglichkeit, per MyTaxi einen Wagen zu rufen, oder die nächstbeste Bahnverbindung herauszufinden. Noch sind nicht alle Skill-Kategorien mit Leben gefüllt. Hier sind Unternehmen und Anbieter aufgerufen, ihre eigene Einbindung in Alexa zu schaffen. So herrscht gerade in der extrem für eine Sprachsteuerung und –suche prädestinierten Rubrik „Film & Fernsehen“ noch gähnende Leere. Übrigens mit ein Grund, warum sich Amazon für ein Auswahlverfahren bei den ersten „Beta-Kunden“ entschied. Alexa und Echo sind noch nicht perfekt und werden es vielleicht nie sein, weil sie ständig dazu lernen. Inhaltlich, aber auch durch neue Services, die im Lauf der Zeit dazu kommen sollen und werden. So ist das eben mit der künstlichen Intelligenz. So ist der Plan.

Extrem spannend ist dagegen bereits die Kombination von Alexa und Smart-Home-Anwendungen. Schon jetzt sind die Anbieter Magenta Smart Home (Telekom), Innogy (RWE) und digitalSTROM an Bord, wie auch Thermostat-Start-Up tado, oder der französische Hersteller Netatmo, dessen Thermostat sich ebenfalls per Echo bedienen lässt. Nicht fehlen darf auch die weitreichend vernetzte Lichtsteuerung Philips Hue. Über die Alexa-App Dienst auswählen, einmal dort einloggen – fertig. „Alexa, schalte das Licht im Wohnzimmer an.“ Sie macht es ohne Umschweife. Wie gut die einzelnen Smart-Homies wirklich mit Alexa interagieren, werden wir in den kommenden Wochen noch ausführlich testen, unter die Lupe nehmen und nachreichen.
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Übrigens: Wer eine Alexa oder einen Alex in der Familie hat, und nicht ständig beim Aussprechen des Namens aus Versehen die digitale Mitbewohnerin wecken möchte, kann in der App auch auf das Erkennungswort „Amazon“ oder „Echo“ umstellen. In Zukunft soll dies auch noch individueller möglich sein. Dabei macht es durchaus Spaß, sich mit Alexa zu unterhalten. Nicht nur, weil sie viel weiß. Sondern auch, weil sie Witze erzählen kann und auch auf Fragen wie „Wie geht es Dir?“ und „Wie war Dein Tag“ eine gute Antwort weiß. Und wer dies nicht nur in seinem Hauptwohnraum erleben möchte, kann sich mit den sogenannten Echo Dots für 60 Euro pro Stück auch noch die kleineren Echo-Brüder ins Haus holen und in weiteren Räumen verteilen. So ist Alexa immer und überall dabei.

Fazit
Unser erstes Zwischenfazit – mehr kann es ehrlicherweise noch nicht sein – für den Test mit Echo und Alexa fällt positiv aus. Die Einrichtung des Lautsprechers ist kinderleicht. Die ersten Unterhaltungen mit dem System sind schon nach kurzer Zeit möglich. In seiner technischen Funktion als Lautsprecher ist Echo kein Leuchtturm, aber überrascht dennoch positiv mit seinem musikalischen Klangbild. Die Sprachsteuerung Alexa kann schon viel, auch wenn sie sich verglichen mit der menschlichen Entwicklung vermutlich erst in der Kleinkindphase befindet. Im direkten Vergleich mit Apples Siri und Google Now (Windows Cortana haben wir nicht im aktiven Betrieb) würde die hochbegabte und frühreife Alexa inhaltlich wohl noch den Kürzeren ziehen. Doch ihr unschlagbarer Vorteil ist Ihr Sprachrohr Echo, das es unnötig macht, für eine Unmenge an Funktionen immer noch ein lästiges Smartphone mit herumzuschleppen. Gerade in den eigenen vier Wänden will das niemand. Und das macht das Traumpaar Echo-Alexa so stark.
Wie weit es am Ende gehen kann mit der künstlichen Intelligenz ist heute für Nutzer noch nicht abzusehen. Doch eines ist klar: Der Traum vom Smart Life wird nach und nach Realität. Die Verknüpfung von für den Alltag wichtigen Informationen, mit der Steuerung von Geräten und Haustechnik wird zur Gewohnheit werden. Und Amazon wird sich rühmen dürfen, der erste in diesem Markt gewesen zu sein. Im neuen Jahr wird Google Home als ernsthafter Konkurrent auftreten. Weitere Anbieter dürften folgen. Doch alle wird einen, dass die Hürde holpriger Steuerungen über hunderte unterschiedliche Apps wenigstens im eigenen Haushalt der Vergangenheit angehört. Ein fließender Übergang zwischen der Frage nach aktuellen Fußballergebnissen und dem Aufdrehen der Heizung wird Standard werden. Und noch bevor Apples HomeKit die große Vereinigung der Smart-Home-Anwendungen schlagkräftig vorantreiben kann, können Echo und Alexa nun zeigen, wie es wirklich geht.
Amazon schließt niemanden aus und überlässt es dem Markt, sich anzuschließen. Amazon legt mit den eigenen Services eine mächtige Basis an Skills vor. Allein mit dem derzeit in Vorbereitung befindlichen Ausbau von Amazon Music haben die US-Amerikaner schon wieder einen Knaller in der Hinterhand. Wer will, darf gerne schon spekulieren und Schlüsse für Amazon Video und weitere Dienste ziehen. Fakt ist: Wer sich auf die Angebote der Handelsmacht einlässt, wird viel Spaß haben. Und alle, die vor der vernetzten Technik keine Angst haben, sondern ihre Möglichkeiten sehen, sowieso. Echo und Alexa haben das Zeug dazu, die heiß ersehnten Game Changer zu werden für die IoT-Industrie, die Smart-Home-Plattformen und für das vernetzte Zuhause, wenn die Technik mit derselben Konsequenz wie bisher vorangetrieben wird. Und für uns Anwender wird zuhause schlicht und einfach eine Portion Science-Fiction Realität. Alexa, schönen Tag!