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Die Klangkünstler

Vergleichstest: DVD-Player

Wir verraten, warum es sich lohnt, in Zeiten von Blu-Ray und HD-DVD noch viel Geld für einen DVD-Player auszugeben

Autoren: Redaktion pcmagazin und Roland Seibt • 16.8.2007 • ca. 8:35 Min

DVD-Player
Vergleichstest: DVD-Player
© Archiv

Eigentlich ist der Markt für DVD-Player schon lange im Sinkflug begriffen. Preiswerte Chipsätze bringen mittlerweile gute Leistungen, und fernöstliche Firmen bauen auf deren Basis Player für einen Massenmarkt auf, der 100-Euro-Produkte bereits für überteuert hält. Und dann kommt ganz lan...

Eigentlich ist der Markt für DVD-Player schon lange im Sinkflug begriffen. Preiswerte Chipsätze bringen mittlerweile gute Leistungen, und fernöstliche Firmen bauen auf deren Basis Player für einen Massenmarkt auf, der 100-Euro-Produkte bereits für überteuert hält.

Und dann kommt ganz lange gar nichts. Die Mittelklasse ist ausgedünnt. Die wirklich hochwertigen Geräte müssen immer intensiver nach kaufkräftigen Kunden suchen, die exzellente audiovisuelle Leistungen zu würdigen wissen. Marantz und NAD sind Paradebeispiele für Hersteller, die die Fahne für außergewöhnliche Top-Qualität hochhalten.

Marantz bietet im DV 7001 alles, was ein DVD-Player nur beinhalten kann, und rundet das Paket mit ultrafeinen Klangausgangsstufen wie professioneller Videotechnik ab. NAD sieht sich dagegen eher als Klangpurist und verschweigt in den offiziellen Spezifikationen sogar einige von uns getestet Multimediatalente des T 585. Der Marantz wie der NAD sind Universalplayer, geben also SACD-Mehrkanal und DVD-Audio wieder. Um die hochauflösenden Tonformate ist es zwar recht still geworden, doch echte Musikfans besitzen lieb gewonnene Scheiben beider Formate und können nunmehr nicht mehr auf die Klangoffenbarungen der Formate verzichten. Blu-ray und HD-DVD haben noch genug damit zu tun, die eigene Technik in den Griff zu bekommen und den Systemkrieg zu entscheiden, alte High- End-Musikformate werden da zweitrangig behandelt oder die CD-Wiedergabe gar komplett vergessen, wie im Falle von LG geschehen.

Von einem hochwertigen DVD-Player erwarten wir, dass er alle gängigen und zusätzlich einige Exotenformate abspielt, ein lupenreines Bild über Scart-RGB sowie hochgerechnete, verschärfte Digitalbilder über HDMI liefert, alle Tonformate verlustarm digital weiterleitet und zusätzlich in exzellenter Qualität über einen analogen Mehrkanalausgang zum Klingen bringt. All das haben sich diese Player vorgenommen und tun es mit unterschiedlichen Schwerpunkten.

Marantz DV 7001
Marantz DV 7001, 425 Punkte, 800,- EUR
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Der Universelle: Marantz DV 7001

Den DV 7001 von Marantz gibt es bereits mehrere Monate, doch brandneu ist ein Firmware- Update, das den Faroudja-Skalierungschip nun auch für europäische Systeme richtig nutzt. Es ist schon fast peinlich, doch vor der Revision wurde eine PAL-DVD (50 Hz) erst auf 60 Hz umgerechnet, um in 720p, 1080i oder 1080p auf einem Digitalfernseher im neuen Glanz zu erscheinen. Jetzt ist dieser Fauxpas aus der Welt, und Bewegungen sehen so flüssig aus, wie der Fernseher es zulässt.

Auf den ersten Blick zeigt der DV 7001 starke Ähnlichkeiten zum erheblich teureren Erfolgsmodell DV 9600. In den Spezifikationen wurde nur der regelbare Kopfhörerausgang inklusive Dolby Headphone getauscht gegen DivX- und WMA-Wiedergabe. Dass die verwendeten 216-MHz-Videowandler von 14-Bit auf preiswertere 12-Bit gestutzt wurden, ist zu verschmerzen, da eine DVD-Quelle eh nur 8 Bit pro Kanal (YUV) anbietet, die nach der Videooptimierung zu vielleicht 11 Bit gerechnet werden. Außerdem kommen bei digitaler HDMI-Wiedergabe die Videowandler nicht zum Einsatz. Die veränderten On-Screen-Menüs lassen die Vermutung zu, dass Marantz auf eine neue Kernhardware, also einen neuen DVD-Decoder-Chipsatz setzt. Wichtigstes Erbgut, das sich der DV 7001 mit dem großen Bruder teilt, sind die acht hauseigenen diskreten HDAM-Tonausgangsmodule, die statt simplen Operationsverstärkern die Klangausgänge high-endig antreiben.

Rückansicht
Neben der HDMI-Buchse befindet sich ein Feld für die Steuersignale. Dabei dient der in der Bedienungsanleitung liebevoll "Blinkeinrichtungs-Eingang" genannte Flasher dem Anschluss von Geräten für die Weiterleitung von Infrarot-Fernbediensignalen
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Ausstattung

Die getesteten Spezifikationsdaten des DV 7001 füllen unsere Ausstattungstabelle wie kaum ein anderer Player. Angefangen mit der Auswahl an Anschlüssen über die Vielzahl der zu verwendenden Medien und den darauf befindlichen Codecs bis zu qualitätsrelevanten und luxuriösen Einstellungs- und Anzeigeoptionen, hat Marantz an alles gedacht. Speziell für Musikfreunde sei die Anzeige sowohl der Titelinformationen von MP3 als auch derer von CD-Text auf dem schön großen Punktmatrixdisplay erwähnt, andere werden sich an den Digest-Optionen erfreuen, die DVD-menüunabhängig Übersichten von Titeln oder Szenen erstellen. Alle werden es begrüßen, dass von den letzten zehn eingelegten Discs die aktuelle Spielposition automatisch wieder aufgerufen wird. Tolle Sache.

Die lange Liste der Hardwarebesonderheiten fängt bei den Steueranschlüssen an. Der Marantz eignet sich für vollwertige Systeminstallationen, denn über eine RS-232-Schnittstelle, zwei Steuerbuchsen und eine Signalleitung für Infrarotsignale bleiben für Haussteuerungsintegratoren keine Wünsche offen. Der HDMI-Ausgang bietet die Version 1.1, sprich Bilder bis 1080p50/60 und neben Dolby Digital und PCM mehrkanalig hoch aufgelösten PCM-Ton. Der wird mit decodierten Sounds von DVD, DVD-Audio und CD gespeist, nicht jedoch von SACD. Hier ist die analoge 5.1-Verbindung erste Wahl. Sie war an sämtlichen getesteten Verstärkern (leider immer noch) den Digitalverbindungen - klassisch wie HDMI - klanglich haushoch überlegen. So hat die "alte" Analogtechnik selbst in einer fast vollständig digitalisierten Welt beste (Sound-)Karten.

Entscheidend sind die perfekte Digitalaufbereitung, also die Abtastung und das Pre-Processing, und die einmalige hochwertige D/A Wandlung an der richtigen Stelle in der Systemkette. Wie wichtig Marantz die klanglichen Fähigkeiten nimmt, sieht man an der Option, alle Videoschaltkreise inklusive HDMI abschalten zu können, und an der Upsamplingtechnik einer CD auf 88,2 oder 176,4 KHz. Insgesamt hat der Hersteller im DV 7001 ein mächtiges Technikpaket geschnürt und das zudem hübsch verpackt. Wichtig ist jedoch, was hinten rauskommt.

Menü zur Systemeinstellung
Die Menüs zur Systemeinstellung sind gut sortiert. Hier lässt sich beispielsweise einstellen, ob der HDMI Ausgang DVD-Tonströme oder Mehrkanal-PCM führt
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Wahrscheinlich liegt es am DVD-Chipsatz, denn der gleiche Effekt konnte bereits in Geräten unterschiedlicher Hersteller beobachtet werden: Der DV 7001 macht einen Farbversatz (Chroma-Delay), zum einen bei der Überlagerung der interaktiven Schaltflächen (Overlays) von DVD-Menüs im 16:9-Format, zum anderen in schwächerer Form auch bei Filminhalten. Hier musste die Jury einige Punkte in der Bewertung der Farbdarstellung sowie der Bildschärfe abziehen. Ob das Problem durch ein Firmware-Update aus der Welt zu schaffen ist, wird sich zeigen. Es ist jedenfalls auflösungsabhängig und spielt bei der Benutzung der skalierten 1080p-Auflösung kaum eine Rolle. Das Chroma-Delay lässt sich wie das Gamma (Kontrastakzente) leider nur auf den Analogausgängen korrigieren. Hier, also über Scart-RGB oder YUV, ist der Marantz spitze, erreicht jedoch niemals die Brillanz des farblich suboptimalen HDMI.

Im Klang setzt der Marantz in seiner Preisklasse neue Bestmarken. Die gesamte Tontechnik wurde dem teuren Spitzenmodell entliehen. Der DV 7001 klingt extrem sauber, offen und harmonisch, jedoch nicht ganz so präzise, prickelnd musikalisch wie der NAD. Beide befinden sich auf sehr ähnlichem Niveau, jedoch mit unterschiedlichem Charakter.

Wertung: Marantz DV 7001
Die Bewertung des Marantz
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Verarbeitung und Bedienung

Marantz gibt dem DV 7001 eine Fernbedienung mit, die gleichzeitig die Eingangswahl und Lautstärkeregelung eines hauseigenen Verstärkers übernimmt. Ihre großen Tasten sind gut sortiert angebracht, die Bedienung von Bildschirmmenüs und DVD-Optionen gelingt schnell. Das Gerät selbst verzichtet auf eine wertige Aluminiumfront, imitiert deren gebürsteten Look jedoch täuschend echt. Der Marantz DV 7001 ist in Silber oder Schwarz erhältlich und macht insgesamt einen hochwertigen, sehr soliden Eindruck.

NAD T 585
NAD T 585, 422 Punkte, 1.300,- EUR
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Der Klangpurist: NAD T 585

NAD wurde gegründet, um mit "neuen akustischen Dimensionen" den Herstellern entgegenzutreten, die sich allzu sehr um Ausstattungslisten bemühten und das wichtigste Attribut einer HiFi-Anlage vernachlässigten: den perfekten Klang. Da ist es kaum verwunderlich, dass auch die Ausstattung auf das Wesentliche begrenzt und in spartanischer Weise Konzentration auf guten Klang geübt werden soll. Das wird hier so weit getrieben, dass die Spezifikationen im Handbuch sich auf die Wiedergabe von DVDs (Audio/Video), SACD und CDs beschränken und nebenbei nur noch selbst gebrannte CDs mit MP3-Musikversprechen. In der Realität haben wir zusätzlich die "bösen" Multimedien WMA-Musik, JPG-Fotos, (S-)VCDs und selbst DivX erfolgreich nutzen können, sogar von selbst gebrannten DVDs. Wer Letzere für die Speicherung von DVD-Filmen verwendet, darf sich auf Überraschungen gefasst machen: Ausgenudelte alte Aufnahmen, vor allem auf Billigrohlingen, quittierte das NAD-Laufwerk ab und zu mit kompletter Ignoranz oder Lesefehlern während der Wiedergabe. Hier sei dem Hersteller zugutegehalten, dass DVD-Rohlinge ebenfalls in den Spezifikationen des T 585 nicht festgeschrieben sind.

serielle Schnittstelle und Triggerung
Mit serieller Schnittstelle und Triggerung ist auch der NAD sehr gut für eine komplexe Haussteuerung gerüstet
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Ausstattung

In der Bestückung mit Ausgangsbuchsen ziehen NAD und Marantz praktisch gleich. Wichtig ist, dass NAD ebenso an professionelle Heimkinoinstallationen gedacht und einige hierfür notwendige Steuerbuchsen integriert hat. Beim HDMI-Ausgang wird Marantz mit dem Schlagwort "1080p" viele Unbedarfte als Freunde gewinnen, während der NAD T 585 im realen Einsatz über 1080i an nahezu allen TV-Geräten bessere Bildergebnisse abliefern wird. WasMedienvielfalt und deren begleitende Aufbereitung am Bildschirm betrifft, hat der Marantz klar die Nase vorn. Hier gibt es beim NAD kaum Besonderheiten, die nicht ins Raster unserer Ausstattungstabelle fallen.

Verarbeitung und Bedienung

Der NAD T 585 ist in Grau und Titan erhältlich und gibt sich, wie es die Firmenphilosophie verlangt, eher schlicht. Die Verarbeitungsqualität ist sehr ordentlich, reicht jedoch nicht an Vollmetall-High-End heran. Auch hier ist es konsequente Firmenpolitik, keine Blendergeräte im Glitzerlook zu bauen, die konventionelle Technik unter der hochglanzpolierten Haube haben, sondern die Geräte auf audiovisuelle Qualitäten hin zu optimieren.

Was gar nicht so schlicht daherkommt, ist, dass sich sowohl alle Laufwerksfunktionen als auch die DVD-Menüs komplett direkt am Gerät steuern lassen. Die Bildschirmmenüs sind in der Tat spartansich, die Einstellungen jedoch gut geordnet.

Mehrkanaldecoder des NAD
Beim Mehrkanaldecoder des NAD lässt sich sogar die Übergangsfrequenz des Subwoofers aus 80, 100, 120 und 150 Hz wählen
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Bild und Ton

Hier wartet NAD mit der großen Überraschung des Direktvergleichs auf. Es hätte doch jeder gedacht, der Klangspezialist NAD würde den preiswerten Marantz beim Soundvergleich klar abhängen, läge beim Bild jedoch hinten, gerade da Marantz mit 1080p die modernere Variante der HD-Konvertierung besitzt. Es ist genau umgekehrt. Der NAD zieht Vorteile aus dem Farbfehler desMarantz und erzeugt das homogenere und schlussendlich sogar schärfere Bild. Beide Geräte setzen auf Faroudja- Skalierungstechnik mit der Farbglättung DCDi und zeigen bei der Bewegungsoptimierung ähnliche Ergebnisse. Brillanz und Farbneutralität sind sehr gut. Auf fast allen aktuellen TV-Geräten ist grundsätzlich der Vorteil von 1080p50 gegenüber 1080i50 kaum auszumachen, in NTSC oder bei den HD-Discvarianten sähe das anders aus.

Klanglich sind beide Player sehr gut, vor allem mit der CD-Wiedergabe über die Analogausgänge. Sie distanzieren sich damit klar und direkt nachvollziehbar von Standard- DVD-Playern, jedoch sind sie auch noch weit entfernt von unseren Referenzen von T+A DVD 1240 R-HD und Burmester 061. Dies allerdings auch im Preis.

Wertung: NAD T 585
Die Bewertung des NAD
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Der NAD zeichnet sich durch insgesamt einen Tick mehr Präzision, Lebendigkeit und straffere Bässe aus als der harmonische, unaufdringliche Marantz, der Klangfarben einen guten Schuss Würze mitgibt.

Testergebnisse
Testergebnisse
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Testfazit

Wer hohe Musikalität will, muss tatsächlich tiefer in die Tasche greifen. Eine begeisternde CD-Wiedergabe hat sogar techniktheoretisch nichts zu tun mit den stark komprimierten Dolby- Digital-Heimkinosounds, auf die sich der Massenmarkt konzentriert. Die Uhren der Entwickler ticken für beide Einsatzzwecke anders, und deshalb bekommen sowohl DVD-Player als auch Verstärker in HomeVision getrennte Noten für CD-Klang (Analogübertragung) und Digitalklang (Mehrkanal-Heimkinosounds). Im direkten Vergleich ziehen derMarantz und der NAD fast gleich.

Für den Freund hochwertiger AV-Technik sollte die Bewertung der ästhetischen und klanglichen Kombination zum Verstärker die endgültige Entscheidung bringen. Beide Player eignen sich sehr gut als Quell der Freude und stellen einen ordentlichen Kompromiss zwischen CD-Klangpurismus und moderner DVD-Multimedialität dar.

Daten
Daten
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Standpunkt

Knut Isberner:

Als High-Ender kommt für mich ein Standard- DVD-Player als CD-Tonlieferant nicht infrage. Der Marantz sowie der NAD heben sich im (Analog-)Ton davon nachhaltig ab. Mit seinen authentischen Klangfarben und feineren Nuancierungen steht besonders der NAD in meiner Gunst. Dennoch würde ich mich für getrennte Player entscheiden. Einen preiswerten DVD-Player beispielsweise von Panasonic mit Top-Bild und einen CD-Spieler - gerne von Marantz oder NAD, die hier exzellente und erschwingliche Modelle führen. Beides zusammen ist dann wohl noch günstiger als ein Kombiplayer. Ist aber kein Platz für getrennte CD- und DVD-Player, sind die auf Klang getrimmten Spieler von Marantz und NAD erste Wahl.

Roland Seibt:

Für mich als Heimkinofreak war es eine herbe Enttäuschung, zu hören, wie meine innig geliebte und stets treue, hochauflösende Dienste leistende HDMI-Verbindung beim Klang so dermaßen vom "alten" Cinch-Kabel hinweggefegt wurde - zumindest bei CD- und DVD-PCM-Wiedergabe. Erklärbar ist dies bloß dadurch, dass die im Test verwendeten - weil realitätsnahen - Mittelklasse-Heimkinoverstärker eine massiv schlechtere D/A-Wandlung einsetzen, als sie die DVD-Player intern besitzen. Aus der Traum vom einzigen HDMI-Kabel, das sowohl Bild als auch Ton und Steuersignale in einem Kabel überträgt. Ich werde jetzt jedenfalls zusätzlich wieder Analogstrippen zwischen Player und Verstärker ziehen, um besser Musik hören zu können.