Teil 3: Der Rechner im Rechner
Wichtigstes Merkmal der Para-Virtualisierung ist, dass die Emulator-Software direkt auf die Hardware zugreifen kann und nicht unter der Kontrolle desHost-Betriebssystems steht. Vereinfacht ausgedrückt, schiebt sich Para-Virtualisierungs- Software zwischen Hardware- und OSSchicht, überwacht das Zus...
Wichtigstes Merkmal der Para-Virtualisierung ist, dass die Emulator-Software direkt auf die Hardware zugreifen kann und nicht unter der Kontrolle desHost-Betriebssystems steht. Vereinfacht ausgedrückt, schiebt sich Para-Virtualisierungs- Software zwischen Hardware- und OSSchicht, überwacht das Zusammenspiel, regelt die Ressourcenverteilung (Hypervisor) und agiert quasi als autonomes Betriebssystem. In der Praxis hat diese Methode viele Vorteile. Besonders die im Vergleich zur nativen Virtualisierung um ein Vielfaches höhere Performance spricht für diese Emulationsvariante, deren bekanntester Vertreter Xen 3.0 (www.xensource.com) ist. Aber auch ParallelsWorkstation 2.1 (www.parallels.com) unterstützt diese Art der Virtualisierung zumindest in Teilbereichen.
Über spezielle Schnittstellen greift die derzeit ausschließlich für die Host-Betriebssysteme Linux und FreeBSD erhältliche Open-Source-Software Xen 3.0 direkt auf Host-Komponenten wie Prozessor, Festplatten und Netzwerkadapter zu, was der Performance zugute kommt. Ein weiterer Grund für die bemerkenswerte Leistung ist, dass Xen 3.0 die einzelnen Gastsysteme in eigenen, als Domains bezeichneten virtuellen Maschinen laufen lässt und sich um die Ressourcenverteilung der einzelnen VMs kümmert.

Im Gegenzug ist es aber zwingend nötig, die in den virtuellen Maschinen laufenden Betriebssysteme an diese Architektur anzupassen - ein nicht immer einfacher Vorgang. Zudem ist die Para-Virtualisierung ausschließlich mit Betriebssystemen möglich, deren Quellcode frei zugänglich ist. Die Windows-Familie und andere kommerzielle OS-Varianten gehören nicht dazu. Zwar ist es bereits gelungen, einige Windows-Varianten so zu modifizieren, dass sie unter Xen 3.0 laufen. Aus nahe liegenden Gründen sind diese Versionen allerdings nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
Das innovative Virtualisierungsverfahren ist inzwischen so ausgreift, dass die Xen-Integration in den Kernel 2.6 angedacht ist. Bereits implementiert ist Xen 3.0 in verschiedenen aktuellen Linux-Distributionen, darunter beispielsweise Fedora Core 5, CentOS 4 und Open Suse 10.1.