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Von Gravenreuth: Seine spektakulärsten Abmahnungen

[SPECIAL] "Abmahnanwalt" Gravenreuth verübt Selbstmord - die Fälle

Die spektakulärsten und kuriosesten Fälle des "Abmahn-Papstes" - magnus.de blickt zurück.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Tim Kaufmann • 23.2.2010 • ca. 2:00 Min

Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth
Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth
© Archiv
Inhalt
  1. [SPECIAL] "Abmahnanwalt" Gravenreuth verübt Selbstmord - die Fälle
  2. Teil 2: [SPECIAL] "Abmahnanwalt" Gravenreuth verübt Selbstmord - die Fälle

Trat Günter Freiherr von Gravenreuth auf den Plan, dann flogen nahezu unweigerlich die Fetzen. Der Münchner Jurist, in der Internetszene als "Abmahn-Papst" verschrien, beging in der vergangenen Nacht Selbstmord. magnus.de blickt zurück auf die spektakulärsten Fälle und kuriosesten Kapitel seine...

Trat Günter Freiherr von Gravenreuth auf den Plan, dann flogen nahezu unweigerlich die Fetzen. Der Münchner Jurist, in der Internetszene als "Abmahn-Papst" verschrien, beging in der vergangenen Nacht Selbstmord. magnus.de blickt zurück auf die spektakulärsten Fälle und kuriosesten Kapitel seines Leben.

Rechtsanwalt Günter Werner Freiherr von Gravenreuth
Rechtsanwalt Günter Werner Freiherr von Gravenreuth
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Der Rechtsanwalt Günter Werner Freiherr von Gravenreuth war dafür bekannt, dass er die (Urheber-) Rechte seiner Mandanten fachkompetent und konsequent durchsetzte. Doch ein Gespür für den Unterschied zwischen Recht und dem, was nach Volkes Meinung gerecht ist, ließ er dabei oft vermissen. Die unzähligen Abmahnwellen, mit denen er über Jahrzehnte alle möglichen Gegner überzog, sind ebenso Legende wie die hitzigen Foren-Diskussionen, an denen er sich oft selbst beteiligte und die ihm teilweise sogar virtuelle Hausverbote eintrugen.

Der Mensch Gravenreuth war bekannt als umgänglicher und selbstironischer Typ, der sich immer wieder auf Computerszenepartys blicken ließ. Bei der Party Cologne Conference soll er sich einmal mit den Worten "Jetzt will ich aber auch" Jugendlichen angeschlossen haben, die sein Konterfrei mit Dart-Pfeilen bewarfen. In der Nacht auf Montag hat sich Gravenreuth wegen einer Reihe von Problemen in seiner Münchner Wohnung in Schwabing mit einer Pistole das Leben genommen. Er wurde 61 Jahre alt.

Alles begann mit Asterix

Als Rechtsvertreter von Asterix-Miterfinder Albert Uderzo zerrte von Gravenreuth schon Anfang der 1980er Jahre jeden vor den Kadi, der sich ohne Zustimmung des Franzosen dessen beliebter Comic-Motive bediente. Atomkraft- und Rüstungs-Gegner, die Asterix-Parodien gezeichnet hatten, gerieten genauso in die Mühlen der Justiz wie Comic-Sammler und Buchhandlungen. Wie Bernd Kling, einer der Betroffenen auf Teczilla schreibt: "Um seiner Abmahnung Nachdruck zu verleihen, stellte er wie in vielen anderen Fällen Strafanzeige - wegen schwerwiegender Urheberrechtsverletzung und dergleichen. Und Überraschung, die Behörden ließen sich überrumpeln und für seine Zwecke einspannen. Es hagelte Hausdurchsuchungen in unseren Berliner und Münchner Läden, Wohnräumen und dann auch noch in einem als Zweitwohnsitz genutzten Bauernhaus."

Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth
Rechtsanwalt Günter Freiherr von Gravenreuth
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Als "Tanja" Opfer geködert

In den frühen 1990er Jahren widmete sich Gravenreuth dann der Software-Szene. Unter dem Pseudonym "Tanja Nolte-Berndel" wandte er sich brieflich an vorwiegend männliche Inserenten diverser Zeitschriften. In den Schreiben bat die angebliche, 15jährige Tanja um den Tausch von Computerspielen. Den Briefen lagen teilweise sogar aus Bildagenturen gekaufte Fotos der vermeintlichen Schülerin bei. Empfänger, die auf den Wunsch eingingen, mahnte von Gravenreuth wegen Urheberrechtsverstößen ab. In einigen Fällen folgte auch eine Strafanzeige.

Der Vorwurf, dass er zu den Straftaten selbst aufgefordert habe, bestätigten die Gerichte damals nicht. Böse Revanche: Unbekannte entfernten das Praxisschild von Gravenreuths Kanzlei, montierten es auf einen Grabstein und veröffentlichten entsprechende Fotos.

Gravenreuths Kampf gegen Ballermann, Explorer und die "taz", aber auch die Geschichte vom Ende seiner Karriere - darum geht's auf Seite 2...

zm_timkaufmann