SLR oder Systemkamera: Welcher Kameratyp passt besser?
Klassische SLR oder spiegellose Systemkamera – welche Vor- und Nachteile zeichnen diese Lösungen aus? Lesen Sie hier, welche Kamera zu Ihnen passt.

- SLR oder Systemkamera: Welcher Kameratyp passt besser?
- SLR oder Systemkamera: Autofokus und Geschwindigkeit
- SLR oder Systemkamera: Bedienung und Bildqualität
- SLR oder Systemkamera: Blitzen, Video und Fazi
Spiegellose Systemkameras galten vielen lange als Spielzeug. Doch längst begegnen die klassische SLR mit Schwingspiegel und die spiegellose Systemkamera einander auf Augenhöhe. Seit einigen Jahren wachsen die Marktanteile spiegelloser Systemkameras. Mit kleinen Abmessungen und geringem Gewich...
Spiegellose Systemkameras galten vielen lange als Spielzeug. Doch längst begegnen die klassische SLR mit Schwingspiegel und die spiegellose Systemkamera einander auf Augenhöhe. Seit einigen Jahren wachsen die Marktanteile spiegelloser Systemkameras.
Mit kleinen Abmessungen und geringem Gewicht kann man sie immer dabeihaben. Der Verzicht auf den Spiegel erlaubt zudem mehr Freiheiten beim Kamera- und Objektivdesign. Doch auch für klassische SLRs mit Umlenkspiegel gibt es gute Argumente, auch wenn die vormals klassischen Vorteile – etwa der schnellere Phasen-AF – heute der Vergangenheit angehören.
Was für welche Lösung spricht, haben wir anhand der beiden Top-Modelle Nikon D500 und Sony Alpha 6500 in der Praxis getestet. Das Besondere an diesen Kandidaten: Viele Teile der Elektronik stammen aus den firmeneigenen Vollformat-Topmodellen. Beide Kameras nutzen einen APS-C-Sensor mit 21 beziehungsweise 24 Megapixeln.

Größe und Gewicht
Während die SLR-Konstruktion wegen des ausladenden Spiegelkastens eine gewisse Mindesttiefe des Gehäuses fordert, bieten Spiegellose mit weniger als dem halben Auflagemaß (Abstand zwischen Bildebene und Auflagefläche des Objektivs) ganz andere Möglichkeiten zur Miniaturisierung.
So auch hier. Die Sony misst 120 x 67 x 52 mm und wiegt 460 Gramm. Die Nikon bringt bei Abmessungen von 147 x 115 x 82 mm mit 850 g Gewicht fast das Doppelte auf die Waage. Kommt noch das Objektiv AF-S Nikkor 2,8-4/16-80 mm E ED dazu, wiegt die Kombination satte 1320 g.
Flanscht man dagegen das vergleichbare Vario-Tessar E 4/16-70 mm ZA OSS von Zeiss an die Sony, wiegt dieses Paket nur 760 g. Beide Kameras bestehen zum großen Teil aus Magnesium, und der Spritzwasserschutz gehört im gehobenen APS-C-Segment zum Standard. Die ausgezeichnete Ergonomie ist ein Argument der SLR-Befürworter.
Durch Form und Gewicht liegt sie gut in der Hand und lässt sich mit den großen Knöpfen und Rädern zuverlässig bedienen. Dafür passt sie aber nicht in eine Jackentasche. Soweit die Theorie. In der Praxis liegen beide Kameras sehr gut in der Hand, die Griffe sind ausgeprägt und dank Strukturbeschichtung gut zu halten.
Beim Transport von Kamera und Objektiven kann die spiegellose Sony punkten, bei der Griffigkeit gibt es keinen Unterschied. Der kompakteren Bauweise steht der höhere Strombedarf für den elektronischen Sucher gegenüber. Das zehrt nicht nur am Akku, sondern bringt eine zusätzliche Wärmequelle in die Kamera ein.

Sucher
Beim Sucher unterscheiden sich die Ansätze am stärksten: Der Spiegelsucher erlaubt den direkten Blick auf das Motiv, ohne dass das Bild vorher digital bearbeitet wird. Wer das Bild eines guten optischen SLR-Suchers gewohnt ist, wird sich mit elektronischen Sucherbildern zunächst schwertun.
Lichtschwache (Zoom-)Objektive mindern in beiden Fällen die Qualität des Sucherbilds, der Effekt ist beim elektronischen Sucher aber noch stärker. Die Unterschiede sind bei den beiden Testmodellen deutlich: Der Pentaprismensucher der Nikon ist groß, hell und klar.
Die BriteView-Einstellscheibe hat AF-Bereich-Markierungen, zusätzlich können Gitterlinien eingeblendet werden. Weitere Symbole sind stets im unteren Randbereich sichtbar. Der 1,0 cm (0,39 Zoll) kleine elektronische Sucher der Sony mit 786.432 Bildpunkten unterscheidet sich von der Realansicht im Nikon-Sucher deutlich.
Die Abbildung ist scharf, die Farben korrekt, und Farbe sowie Helligkeit sind einstellbar. Das Bild wirkt trotzdem "synthetisch", es ist halt schon bearbeitet. Dafür können hier wechselnde Symbole oder Text über die gesamte Fläche abgebildet werden.
Muss der Nikon-Fotograf die Kamera absenken, um das Bild auf dem Display zu prüfen, erledigt der Sony-Fotograf dies direkt im Sucher: Belichtungskorrekturen und Weißabgleich sind schon vor der Aufnahme einberechnet. Man kann aufhellen oder abdunkeln, sich ein Histogramm einblenden lassen.
Im Sony- Sucher lässt sich mit der Funktion "Kantenanhebung" auch die Lage der Schärfe anzeigen. Das hilft beim Scharfstellen, was mit einem optischen Sucher – auch wenn er so großartig wie in der D500 ist – eher zum Glücksspiel wird. Im Sony-Sucher wird die Abbildung bei wenig Licht in dunklen Partien aufgehellt – je nach Kameraeinstellung zeigt das Display kurz die reale Lichtsituation, bei anderen Einstellungen wird der aufgehellte Zustand bei der Belichtung angezeigt.
Das ist einerseits hilfreich – man sieht bei Nacht, was man fotografiert – andererseits gewöhnungsbedürftig. Zudem verbraucht der elektronische Sucher der Sony reichlich Strom. Nächster Unterschied: Der Sony-Sucher sitzt weit entfernt vom Display an der Gehäuseecke. Nikon dagegen platziert den optischen Sucher der D500 in der Gehäusemitte.
Natürlich ließe sich der Strahlengang mit Spiegeln oder Prismen zur Ecke umlenken, doch dies würde die Kamera noch größer machen. Und der mittig platzierte Sucher hat auch einen Vorteil: Er sitzt über der optischen Achse, was manchen Fotografen die Kameraausrichtung erleichtert. Insgesamt erhält der "spiegellose" Fotograf wesentlich mehr Informationen, muss allerdings auf die Homogenität des optischen Suchers verzichten.