Pulldown - So testen wir
Der Stotterer namens Pulldown ist zurück - und diesmal in allen Dimensionen. Was sich wie der Stoff eines üblen Horrorfilms anhört, ist bittere Realität. Labortests beweisen, dass die neuesten Top-TVs einen Rückschritt bei der Kinoqualität darstellen könnten.

Das Bild im Kino ruckelt, aber das tut es schön gleichmäßig. Die 24 Bilder pro Sekunde werden in Lichtspielhäusern frequenzverdoppelt projiziert, können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie für eine wirklich flüssige Bewegungswiedergabe nicht ausreichen. Was das Überseefernsehe...
Das Bild im Kino ruckelt, aber das tut es schön gleichmäßig. Die 24 Bilder pro Sekunde werden in Lichtspielhäusern frequenzverdoppelt projiziert, können jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie für eine wirklich flüssige Bewegungswiedergabe nicht ausreichen.
Was das Überseefernsehen mit seinen 60 Hz Betriebsfrequenz daraus jedoch macht, ist ruckeltechnisch noch schlimmer und in den letzten Jahren bis ins letzte Detail ausdiskutiert worden. Um aus den 24 Kinobildern 60 Bildaufbauten zu machen, wird das erste Bild zweimal dargestellt und das folgende dreimal (24 x 2,5 = 60).
Beim "2:3-Pulldown" genannten Verfahren steht also ein Kinobild jeweils länger oder kürzer auf dem TV-Schirm, was eine neue Art des Ruckelns erzeugt. Unsere amerikanischen und asiatischen Freunde hatten sich seit Jahrzehnten in NTSC daran gewöhnt, wir Europäer blieben durch PAL (50 Hz) davon verschont.

Bessere Technik
Bei Einführung der HD-ready-Norm von HDTV-Geräten wurden leider wie gehabt 50 und 60 Hz als Eingangssignale festgelegt und sogar Blu-ray wurde ohne filmgetreue Wiedergabe konzipiert. Einer Qualitätsoffensive von Pioneer ist es zu verdanken, dass mittlerweile jedermann Blu-ray-Kinofilme in der ursprünglichen Wiederholfrequenz und damit im echten Kino-Look zu Hause erleben kann.
Die Firma hatte als erste einen Plasma-Fernseher nebst passendem Blu-ray-Player entwickelt, der eine 24p-Wiedergabe nutzt, also den Pulldown umgeht. Filmbilder werden mit 24 Hertz ausgegeben und verarbeitet, um mit 48, 72 oder 96 Hertz, also einem ganzzahligen Vielfachen, auf dem Schirm zu erscheinen.
Die Heimcineasten jubelten und die Testredakteure freuten sich. Die Welt der gehobenen Unterhaltungselektronik war wieder in Ordnung. Zwar ist die 24p-Wiedergabe keine Pflicht in den aktuellen Normen, doch haben wir seit einigen Jahren keinen Blu-ray-Player mehr gesehen, der kein 24p wiedergibt und kein TV-Gerät, das es nicht akzeptiert.

Trügerische Ruhe
Das Thema Pulldown schien endgültig vom Tisch, ja die besten TV-Geräte bieten jetzt gar "Inverse Telecine", wollen also erkennen, wenn sie vom Quellgerät ein Signal mit 2:3-Stottern erhalten. Dann lassen sie die doppelten Bilder weg, um das Ergebnis als echtes 24p weiterzuverarbeiten - traumhaft.
Diese modernen Geräte arbeiten mit bis zu 400 Hz Bildfrequenz. Bewegungen werden geglättet und dem Auge durch geschicktes Schalten der Hintergrundbeleuchtung gar noch schärfer gezeigt.

Fehler entdeckt
Die Bewegungsglättungen sind immer mit Nebenwirkungen verbunden. Manchmal stören Halo-Artefakte, also Klötzchenhüllen um bewegte Objekte, das Bild. Zumindest entspricht die aalglatte Bewegungswiedergabe nicht mehr der Kinoästhetik. Wenn Puristen diese ausschalten, landen sie - wie wir jetzt im Labor aufgedeckt haben - oft wieder beim 2:3-Pulldown. 24p zu akzeptieren heißt nämlich für den TV nicht unbedingt, 24 Bilder pro Sekunde wiederzugeben.
Oft werden im TV-Gerät daraus wieder 60 Hz. Lobenswerte Ausnahmen bei den Messungen waren Toshiba und Panasonic: interessanterweise die Geräte, denen wir in unseren Sehtests regelmäßig besondere Kinotreue attestiert haben.
Anders sieht es in der 3D-Welt aus: Hier muss bei Shuttertechnik jedes Auge mit der halben maximalen Bildfrequenz auskommen. Dabei werden die Karten der 24p-Wiedergabe neu gemischt. Längst nicht jeder TV, der es in 2D richtig macht, beherrscht 24p auch in 3D. Unsere neueste Labor-Errungenschaft sind Testsequenzen und Mess-Equipment, mit denen wir diese Effekte nun auch in 3D nachvollziehen können.
Wir haben viel in Messungen von Ansprechzeit und Bewegtbildwiedergabe investiert, doch es hat sich gelohnt. Die ersten TV-Hersteller haben bereits auf unseren Hinweis hin ihre Firmware angepasst, so dass es auch ohne Bewegungsglättung nicht mehr zum Pulldown kommt.

Die MPRT-Messung: Bewegtbildschärfe
Die Schärfe von bewegten Objekten ist ein äußerst wichtiger Punkt für die Bildqualität von Flachbild-TVs. Wir haben eine Methode zur Messung der MPRT (Motion Picture Response Time) entwickelt, bei der die schwierigste Bewegung, nämlich eine Rotation, analysiert wird. Drehende Kontrastkanten werden von einer genauso schnell drehenden Kamera aufgezeichnet.
Fazit
Pulldown oder kein Pulldown: Das ist hier die Frage. In unserem Labor kommen wir jedem Timing der Bildwiedergabe auf die Spur, und gute Hersteller schaffen schnell Abhilfe, wenn wir einen Fehler in der Signalverarbeitung entdecken.