PlayStation 5 und Xbox Series X/S: Zwischenfazit nach zwei Jahren
Seit zwei Jahren markieren die PlayStation 5 von Sony und die Xbox Series X/S von Microsoft die aktuelle Konsolengeneration. Zeit für ein ganz persönliches Zwischenfazit.

Die PS5 und Xbox Series X/S sind seit über zwei Jahren auf dem Markt. Was sich im Langzeittest für Erfahrungen angesammelt haben, darüber berichtet unser freier Autor und Konsolenexperte Philipp Briel in seinem persönlichen Zwischenfazit:Im November 2020, inmitten der Corona-Pandemie, veröffent...
Die PS5 und Xbox Series X/S sind seit über zwei Jahren auf dem Markt. Was sich im Langzeittest für Erfahrungen angesammelt haben, darüber berichtet unser freier Autor und Konsolenexperte Philipp Briel in seinem persönlichen Zwischenfazit:
Im November 2020, inmitten der Corona-Pandemie, veröffentlichten sowohl Sony als auch Microsoft ihre neuen Konsolen. Doch mit der aktuellen Generation hat sich das einstige Duell stark verändert. Warum das so ist, wo die Unterschiede liegen und wie ich diese beiden Jahre seit dem Release mit den Konsolen erlebt habe, lesen Sie in den folgenden Zeilen.
Zwei Jahre PlayStation 5 und Xbox Series X/S – Die Ausgangslage
Inmitten der vorherrschenden Chip-Knappheit und Lieferengpässe befinde ich mich in der glücklichen Lage, beiden aktuellen Konsolen – oder besser gesagt allen drei, wenn man die Xbox Series S einzeln betrachtet – mitunter bereits seit dem Verkaufsstart im heimischen Wohnzimmer ein warmes Plätzchen bieten zu können.
Wie viel Glück dafür nötig ist, zeigt ein Blick auf die aktuelle Situation. Gerade der Kauf einer PlayStation 5 grenzte in den vergangenen zwei Jahren fast schon an ein Wunder. Mittlerweile hat sich die Situation zwar deutlich verbessert, wer im Dezember eine PS5 bestellt, muss sich allerdings noch immer bis Ende Januar gedulden.
In meinen mittlerweile über 30 Jahren als Gamer kenne ich jede Microsoft- und Sony-Konsole bis ins kleinste Detail. Ein Duell oder gar Konsolenkrieg, wie er gerne mal heraufbeschworen wird, stellten die Systeme für mich jedoch noch nie dar.

Mit der PlayStation 5 und Xbox Series X/S hat die Debatte aber eine ganz neue Richtung eingeschlagen, denn die Konzepte von Sony und Microsoft haben sich mit dieser Generation stark verändert.
Xbox oder PlayStation? Eine Grundsatzfrage
Sony geht mit der PS5 den Weg kontinuierlich weiter, den man bereits mit den vorangegangenen PlayStation-Konsolen eingeschlagen hat. Es handelt sich auch weiterhin um ein ganz klassisches Videospielsystem, das sich durch seine Exklusivtitel, eine breite Palette an Spielen von Drittherstellern und die Abwärtskompatibilität zur PlayStation 4 auszeichnet.
Titel wie Marvel’s Midnight Suns (Test) oder F1 22 (Test) gibt es für für beide Systeme, aus technischer Sicht fällt der Unterschied verschwindend gering aus.
Microsoft geht mit der Xbox Series X und Series S hingegen einen ganz anderen Weg, immerhin hat das Unternehmen aus Redmond die Marke Xbox bereits vor einiger Zeit in das hauseigene Gaming-Ökosystem verwandelt. Xbox umfasst mittlerweile also auch PC-Spiele.
Damit einhergehend rückt man die eigene Spiele-Flatrate Xbox Game Pass in den Vordergrund, die für mich eine der spannendsten Innovationen im Gaming-Bereich schlechthin markiert. Exklusivtitel lassen sich nicht nur auf den Konsolen, sondern eben auch am PC spielen.

Das wird vor allem dann interessant, wenn Sie einerseits einen starken Gaming-PC beziehungsweise ein Gaming-Notebook besitzen und andererseits erlaubt gerade die Xbox Series S damit einen preisgünstigen Einstieg in die aktuelle Konsolengeneration. Dafür müssen Sie allerdings einige technische Abschnitte in Kauf nehmen und beispielsweise auf ein Laufwerk verzichten.
Oder kurz gesagt: Für PS5-Spiele benötigen Sie zwingend auch die entsprechende Konsole. Xbox-Titel lassen sich, gegen eine monatliche Gebühr, auch am PC oder via Cloud-Gaming sogar auf Smartphone oder Smart-TV genießen.
Was macht den Xbox Game Pass so einzigartig?
Mit dem Xbox Game Pass hat Microsoft eine Spiele-Flatrate erschaffen, die im Gaming-Bereich bis heute einzigartig ist. Darin enthalten sind Hunderte Spiele, die Sie gegen eine monatliche Gebühr spielen können – inklusive aller wichtiger Exklusivtitel direkt am Tag ihres Erscheinens.
In der Xbox Game Pass Ultimate-Variante gilt das sowohl für die Konsolen als auch für den PC, hinzu gesellen sich mit Xbox Cloud Gaming und der Xbox Live Gold-Mitgliedschaft weitere Vorteile.
12,99 Euro werden dafür monatlich aufgerufen. Oder, auf das Jahr hochgerechnet, 155,88 Euro. Im Umkehrzug bedeutet das: Finden Sie innerhalb des mittlerweile gigantischen Spielekataloges nur drei Titel, die Sie interessieren und die Sie ohnehin kaufen würden, haben Sie das Geld für ein Jahr Xbox Game Pass Ultimate schon wieder eingespielt.
Sony hat zwar mittlerweile mit dem neuen PlayStation Plus einen vergleichbaren Weg eingeschlagen, kann damit dem Game Pass allerdings nicht das Wasser reichen. Allein der Fakt, dass sämtliche Xbox-Exklusivtitel zum Release Bestandteil der Spiele-Flatrate sind, ist beeindruckend.
Die Spiele-Situation: Wer hat die besseren Games?
Es dauerte eine ganze Weile, bis die Spiele-Situation auf den aktuellen Konsolen so richtig Fahrt aufnahm. Zwar gibt es noch immer die obligatorischen Grafik-Updates und grafisch aufpolierte Varianten von Titeln vorangegangener Konsolen, doch mittlerweile bieten aber sowohl PlayStation 5 als auch Xbox Series X/S eine relativ breite Palette an hervorragenden Exklusivtiteln.
Gerade in den vergangenen zwölf Monaten hat sich in diesem Bereich einiges getan. Xbox blickt dabei auf Highlights wie den Shooter Halo: Infinite, das Arcade-Rennspiel Forza Horizon 5 oder den Microsoft Flight Simulator zurück.
Die PlayStation 5 hat allerdings im Jahr 2022 einen Gang hochgeschaltet und Spielerinnen und Spielern mit Horizon: Forbidden West, Gran Turismo 7, Stray oder zuletzt God of War: Rangarök (Test) eine ganze Fülle hochwertiger Exklusivtitel an die Hand gegeben.
Auch wenn sich die exklusiven Spiele beider Systeme aus qualitativer Sicht nicht viel nehmen, ist die PlayStation 5 hier aktuell breiter aufgestellt. Doch Microsoft schläft nicht und hat mit STALKER 2, Redfall, Fable oder Starfield einige heiße Eisen für das Jahr 2023 im Feuer.
Bei Sony wird es allerdings auch nicht langweilig. Hier startet mit der PlayStation VR2 das einzige VR-Headset im Konsolensegment. Hinzu kommen Titel wie Final Fantasy XVI, Marvel’s Spider-Man 2 oder Marvel’s Wolverine.
Welche Auswahl Ihnen besser gefällt, hängt von den persönlichen Vorlieben ab. Eine breite Palette an hervorragenden Spielen gibt es auf beiden Plattformen und gerade das kommende Jahr verspricht noch einmal spannender zu werden.
Die Technik erreicht noch nicht das Maximum
Doch auch zwei Jahre nach ihrem Release sind die PlayStation 5 und Xbox Series X noch nicht so „Next Gen“, wie man es sich im Vorfeld erhofft hatte. Das hat verschiedene Gründe. Einerseits wird die bestmögliche Grafik noch dadurch zurückgehalten, dass ein Großteil der Spiele aktuell auch noch für die vorangegangene Generation entwickelt wird.
Das ergibt natürlich im Hinblick auf die Konsolen-Verfügbarkeit durchaus Sinn und erfreut Besitzerinnen und Besitzer der PS4 beziehungsweise Xbox One. Auf der anderen Seite erreichen die (nicht mehr ganz so) neuen Konsolen damit noch nicht die technischen Möglichkeiten, zu denen sie eigentlich zu leisten im Stande wären.
Zumal die verbaute Hardware auch langsam erste Alterserscheinungen zeigt. Beide Konsolen setzen beispielsweise auf eine AMD-CPU auf Basis der Zen 2-Architektur, die in etwas mit dem Ryzen 7 3700X vergleichbar ist.
Auf dem PC ist der Hersteller mit der im August 2022 enthüllten Ryzen-7000-Serie mittlerweile bei Zen 4 angelangt.

Ähnlich verhält es sich mit der Grafikkarte, die zum Erscheinen der Konsolen mit hochwertigen Gaming-PCs mithalten konnte. Doch während die Konsolen an die verbaute Hardware gebunden sind, entwickelt sich das PC-Segment konsequent weiter. Eine potenzielle PlayStation 5 Pro und Xbox Series X Pro sind unausweichlich und könnten möglicherweise bereits im Jahr 2023 erscheinen.
In aktuellen Multi-Plattform-Spielen wie beispielsweise A Plague Tale: Requiem (Test) oder Gotham Knights (Test) wird das gut ersichtlich. Hier bieten beide Konsolen nicht die Voraussetzungen, die für eine Wiedergabe in 1080p-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde auf dem PC notwendig sind.
Wie Next-Gen sind die Konsolen wirklich?
Während beide Konsolen aus grafischer Sicht also noch nicht das Maximum aus der verbauten Technik herausholen und man sich langsam, aber sicher, von dem Traum des Spielens in 4K-Auflösung mit 60 Bildern pro Sekunde verabschieden muss, brachten PS5 und Xbox Series X doch einige echte „Next Gen“-Features in das Konsolensegment.
Schnellere, mitunter gar nicht mehr vorhandene, Ladezeiten dank der verbauten SSD beispielsweise. Oder eine allgemein bessere Bildqualität dank Technologien wie HDR (High Dynamic Range) oder VRR (Variable Refresh Rate), sowie bis zu 120 Hertz in Verbindung mit einem entsprechenden HDMI 2.1-fähigen TV-Gerät oder Monitor.
Andere Technologien zeigen hingegen, dass sich die Spielerschaft auf Konsolen noch immer stark von der im PC-Bereich unterscheidet. So ist auf dem PC das Thema Ray-Tracing bereits seit Jahren ein großes. Ray-Tracing beherrschen auch beide Konsolen, eine wirkliche Rolle spielt die Technik dabei aber nicht. PC-Spielerinnen und -Spieler waren und sind in meinen Augen ohnehin schon immer mehr auf Technik bedacht gewesen, während man auf Konsolen meist einfach entspannt spielen möchte. Controller in die Hand, Konsole starten und einfach losspielen.

Zwei Jahre PS5 und Xbox Series X – Ein persönliches Fazit
Die ersten beiden Jahre mit den Konsolen von Sony und Microsoft gestalteten sich aufgrund einer globalen Pandemie, anhaltender Lieferengpässe und logistischer Probleme ganz anders als es sich die Hersteller oder Spielerinnen und -Spieler vorgestellt haben.
Stärker als in den vorangegangenen Generationen haben sich jedoch die Philosophien beider Anbieter verändert. Sony wählt mit der PlayStation 5 den klassischen Hardware-Ansatz, Microsoft setzt hingegen auf ein Xbox-Software-Ökosystem, das den Kauf einer Konsole nicht zwingend voraussetzt.
Welcher Weg einem letztendlich mehr zusagt, ist eine ganz individuelle Entscheidung. Und auch, wenn beide Konsolen noch immer nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können, sind im Jahr 2022 beide Plattformen hinsichtlich des Spielekataloges breit aufgestellt.
Die PS5 hat in meinen Augen bei den Exklusivtiteln die Nase vorn, Xbox bietet mit der Series S oder dem Xbox Game Pass einen preisgünstigen Einstieg und die Möglichkeit, die aktuellen Spiele-Highlights genießen zu können.
Spaß macht Gaming auf beiden Plattformen aber allemal und das ist doch immer noch die Hauptsache. Gerade das kommende Jahr 2023 dürfte noch einmal ordentlich Bewegung in den Konsolenmarkt bringen und das wird mit Sicherheit noch einmal richtig spannend.
Doch wie spiele ich nun ganz persönlich? Mittlerweile greife ich zum gemütlichen Spielen auf dem Sofa fast ausschließlich zum PlayStation-5-Controller und genieße ansonsten die Vorzüge des Xbox Game Pass Ultimate an meinem Gaming-Notebook.