HDR-Workshop: Staunfotos komponieren
Das Zauberwort jüngster Fototechnik heißt HDR. Mit diesem Verfahren kann praktisch jeder Bilder herstellen, die man sonst nur auf teuren Hochglanzkalendern zu sehen bekommt. Ganz ohne Know-how und Tricks geht es aber nicht.

- HDR-Workshop: Staunfotos komponieren
- Kamerawahl, Stative, Weißabgleich
Drei Dinge wollen wir mit diesem Workshop erreichen: Sie sollen erfahren, wie HDR-Fotografie funktioniert, worauf man in der Praxis achten muss und welche Bearbeitungsschritte notwendig sind, um die beeindruckenden Bilder selbst zu erstellen, die derzeit in diversen Online-Galerien für Furore sorg...
Drei Dinge wollen wir mit diesem Workshop erreichen: Sie sollen erfahren, wie HDR-Fotografie funktioniert, worauf man in der Praxis achten muss und welche Bearbeitungsschritte notwendig sind, um die beeindruckenden Bilder selbst zu erstellen, die derzeit in diversen Online-Galerien für Furore sorgen.
Die High-Dynamic-Range-Fotografie hat ein bisschen was mit Trickserei zu tun. Aus verschiedenen Aufnahmen desselben Motivs mischt man ein optimales Bild zusammen. Das fertige HDR-Bild kommt dem, was das menschliche Auge wahrnimmt sehr viel näher, als es einem einzelnem digitalen Foto jemals möglich wäre, denn der Mensch ist in der Lage, mit einem Blick Helligkeitsunterschiede von etwa 10 000:1 wahrzunehmen.
Kontrastumfang und damit auch die Detaildarstellung sind beim HDR-Bild deutlich höher. Es gibt weniger "abgesoffene" schwarze Schatten und auch jene Bildpartien, die von einer Lichtquelle völlig überstrahlt wären, zeigen noch Details. Herkömmliche Fotografie ist nicht in der Lage, so große Kontrastumfänge abzubilden, wie sie in der Natur vorkommen. An einem sonnigen Tag kann der Kontrastumfang durchaus 40 000:1 oder mehr betragen.

Man denke beispielsweise an ein Strand- oder Gletscherszenario. Zwischen den enorm hellen Objekten in der prallen Sonne oder typischerweise auch dem Himmel und dem schattigen Eingang einer Berghütte ist der Kontrast enorm. So viele Vorteile die digitale Fotografie gegenüber der analogen auch haben mag, beim Kontrastumfang ist sie mit einem Wert von 256:1 benachteiligt. Negativfilme erreichten Werte von 500:1 und mit Diafilmen erreichtman sogar noch etwas mehr Kontrastumfang, weshalb Profifotografen insbesondere bei Landschaftsbildern früher lieber zum Diafilm gegriffen haben.
Die Kunst bei der HDR-Fotografie liegt nun darin, mehrere Aufnahmen desselben Motivs anzufertigen und dabei sowohl die Details in den Schatten, wie auch jene in den sehr hellen Bildbereichen korrekt zu belichten und so den Kontrastumfang zu erhöhen. Man fängt die unterschiedlichen Lichtsituationen quasi Stück für Stück ein und überwindet so die Unzulänglichkeit der Technik. Ein Problem gibt es aber noch: So entstandene Bilder können nicht auf einem Monitor dargestellt werden und auch kein Drucker wäre jemals in der Lage, diese Bilder korrekt auszugeben. Beim HDR-Bild muss man die Tonwerte erst komprimieren - man spricht vom Tone-Mapping.
Wann ist HDR sinnvoll?
Nicht alle Motive können mit der HDR-Technik eingefangen werden und nicht bei allen Motiven ist es sinnvoll. HDR kommt meist nur da zum Einsatz, wo der Fotograf keine Kontrolle über die Lichtverhältnisse hat, beispielsweise in der freien Natur oder in Gebäuden, deren Ausleuchtung zu aufwändig wäre. Studiofotografen können das Licht so einrichten, dass alle Bildbereiche optimal ausgeleuchtet sind und so mit einer Aufnahme alle gewünschten Details einfangen. Oder aber bewusst Schatten zulassen - man denke beispielsweise an die Portraitfotografie.

Als Regel kann man festhalten: Wenn die Kamera es nicht schafft, den Kontrastumfang eines Motivs einzufangen, dann kommt man mit HDR-Technik ein ganzes Stück weiter. Auf ein erhebliches Manko der HDR-Fotografie sei aber noch hingewiesen: Weil ein HDR-Bild aus wenigstens zwei Aufnahmen besteht, darf sich das Motiv praktisch nicht bewegen. Leichte Abweichungen können die Software-Tools ausgleichen und auch so genante "Geisterbilder" werden von einigen Programmen mehr oder weniger gut aus dem Bild herausgerechnet. Man denke hier beispielsweise an laufende Menschen in einer Landschaftsszene. Grundsätzlich darf sich das Hauptmotiv aber nicht bewegen und damit kann man viele Bereiche der Fotografie, wie etwa die Sportfotografie, ausklammern.

Hat man einige Belichtungsreihen erstellt, geht's zuhause am Computer mit der Zusammensetzung der Bilder weiter. Wir haben uns entschlossen, das Programm Photomatix Pro 2.4 als Beispiel für die HDR-Erstellung zu wählen. Mit Photomatix erzielt man gute Ergebnisse, der HDR-Effekt lässt sich regeln und es verfügt über einen guten Mechanismus, Bilder automatisch auszurichten. Außerdem gefällt es besser als andere Programme, wenn es darum geht, bewegte Baumblätter auszurichten, ohne dass zu viele Artefakte ins Bild geraten. Für farbenprächtige Herbstmotive, die derzeit viel vor die Linse kommen, ist das natürlich ideal.
HDR im Kinderschuh

Derzeit hört man häufig, dass die HDR-Fotografie ein richtiger Hype sei. Betrachtet man die "Hardware", dann muss man allerdings ernsthafte Zweifel anmelden. Keine Fotokamera verfügt über einen HDR-Modus. Nun, das wäre sicherlich auch verwegen, denn wie Sie wissen, benötigt man ja mehr als eine Aufnahme. Auf der anderen Seite sind aber selbst bei hochwertigen Spiegelreflexkameras nur ungenügende Funktionen für Belichtungsreihen vorhanden. Eine optimale Belichtungsreihe für HDR müsste erlauben, dass man nicht nur die Anzahl der Aufnahmen und deren Belichtungssprünge einstellt.
Unbedingt müsste man die Belichtungsreihe auch mit den Funktionen Selbstauslöser und "dauerhaft hochgeklapptem" Spiegel verbinden können. Technisch wäre das alles machbar. Nur dran gedacht haben die Hersteller bis jetzt nicht. Und auch daran sieht man, dass uns der große HDR-Hype wohl noch bevorsteht.