Umsonst ins Internet

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20.5.2008 von Redaktion pcmagazin

Umsonst ins Internet - rund um den Globus oder gleich um die Ecke - das ist keine Utopie mehr. Wer Mitglied in einer WLAN-Community ist und seinen eigenen Breitbandzugang öffnet, kann über tausende von Hotspots online gehen.

ca. 5:05 Min
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Das französische Städtchen Blanquefort ist ein Surfer-Paradies. Dabei liegt es nicht etwa günstig in einer Atlantik-Bucht, sondern ungefähr 50 Kilometer landeinwärts, direkt neben Bordeaux. Vielmehr ist Blanquefort weltweit die erste FON-Stadt. Hier kann man an jeder Straßenecke per WLAN ins Web und surfen, was das Notebook hergibt. Das spanische Unternehmen FON schenkte der Stadtverwaltung von Blanquefort 1.000 WLAN-Router. Die Geräte namens "La Fonera" öffnen die Verbindung und machen aus einem normalen Breitbandanschluss einen Hotspot. An 20 Stellen rund um das Rathaus schafft die Stadt so drahtlose Internetzugänge. Die übrigen FON-Router erhalten Bürger, die ebenfalls ihren Breitbandanschluss mit anderen teilen wollen. Dafür, dass sie ihren eigenen Zugang öffnen, können sie unterwegs die Hotspots anderer FON-Mitglieder völlig kostenlos benutzen.

Nutzertypen

FON hat sich zum Ziel gesetzt, ein weltweites, möglichst flächendeckendes WLAN-Netz aufzubauen. Nach eigenen Angaben gibt es derzeit rund 400.000 Mitglieder, so genannte Foneros, von denen 150.000 einen Hotspot zur Verfügung stellen. Knapp 50.000 Mitglieder soll es in Deutschland geben. Das Unternehmen finanziert sich durch Risikokapital von Google, Skype und Sequoia sowie zunehmend durch den Verkauf von Tagestickets, mit denen man sich als Nicht-Mitglied der Community in FON-Hotspots einwählen kann. Wer mitmachen will, kann zwischen drei Arten der Mitgliedschaft wählen:

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Alternative: Bei der Heidelberger Mitsurfzentrale verdienen die Hotspot-Betreiber am Traffic.
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Als so genannter Linus (nach Linus Torvalds, dem Entwickler des Open-Source-Betriebssystems Linux) ist man Mitglied bei FON und stellt seinen Breitbandzugang mithilfe des FON-Routers anderen FON-Mitgliedern kostenlos zur Verfügung. Dafür hat ein Linus kostenfreien Zugang zu den Hotspots aller anderen FON-Mitglieder weltweit.

Der Nutzertyp Bill (nach Microsoft-Chef Bill Gates) stellt seinen Internetzugang ebenfalls für andere FON-Mitglieder zur Verfügung, erhält jedoch 50 Prozent der Tagestickets, die über seinen Hotspot verkauft werden. Auch Bills dürfen mittlerweile kostenlos die Zugänge anderer FON-Mitglieder nutzen. Bisher mussten sie dafür Tageskarten für zwei Euro erwerben.

Die so genannten Aliens (wörtlich: "Fremde") stellen selbst keinen Internetzugang zur Verfügung, können aber über die Hotspots von FON-Mitgliedern surfen, indem Sie Tagestickets für 3 Euro oder fünf Tagestickets für 10 Euro kaufen. Die Tickets können im Voraus oder zu Beginn einer WLAN-Sitzung gekauft und per Kreditkarte oder PayPal bezahlt werden. Das Guthaben lässt sich dann zu beliebigen Zeitpunkten innerhalb eines Jahres aufbrauchen.

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Auswertung PCgo-Umfrage: Über fünfzig Prozent der Nutzer wollen Ihren DSL-Anschluss nicht mit anderen teilen
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Seit Mai sucht FON unter anderem auch in Deutschland nach Städten und Gemeinden, die zur FON-Stadt werden wollen. Rund 400 Bewerbungen seien bereits eingegangen, auch von Bürgern, die in ländlichen Gemeinden kein DSL bekommen können. FON will für seine City-Initiative bis zu 5.000 WLAN-Router und Signalverstärker kostenlos bereitstellen.

Für neue Mitglieder kostet La Fonera derzeit 39,95 Euro und wird zusätzlich mit der Richtantenne La Fontenna ausgeliefert, die die Reichweite maximal um das Fünffache erweitern soll. Um herauszufinden, wo sich FON-Hotspots in der Nähe befinden, nutzen Foneros die Seite https://maps.fon.com. Auf den Google Maps werden - stündlich aktualisiert - die Standorte der aktiven Hotspots durch grüne Flecken und Sterne gekennzeichnet.

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Fon-Nutzer können sich im Internet über die aktuellen Hotspot-Standpunkte informieren
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Ganz unproblematisch ist die Nutzung von FON allerdings nicht. Die rechtliche Lage bei der Verwendung des Webzugangs ist zum Beispiel nicht eindeutig geklärt. Die großen Internet-Dienstanbieter in Deutschland gestatten zwar mittlerweile die Nutzung des Zugangs durch mehrere Teilnehmer, dabei muss es sich jedoch um eine unentgeltliche, nicht gewerbliche Nutzung handeln. Das "Linus"-Modell von FON entspricht dieser Regelung, die kommerzielle Nutzung im "Bill"-Modell hingegen nicht. Sie ist bei vielen Anbietern problematisch oder sogar ausgeschlossen. Die größten deutschen Provider dulden jedoch derzeit auch diese Nutzung.

Heikel ist zudem die Frage nach der Haftung. Wer ein offenes Funknetz betreibt, trägt eigentlich nicht die Verantwortung für die Online-Aktivitäten, die über das Funknetz durchgeführt werden. Allerdings liegt die Beweislast beim Betreiber des FON-Hotspots. Der Gast, der über seinen WLAN-Router surft, ist für den Anbieter des DSL-Anschlusses nicht zu erkennen, da der Router dem Linus, Bill oder Alien die IP-Adresse zuteilt. Dem Betreiber des Hotspots dürfte es allerdings nicht ganz leicht fallen seine Unschuld zu belegen, wenn über seinen Zugang beispielsweise Spam-Mails versendet oder illegale Daten heruntergeladen werden.

FON bietet seinen Nutzern keine Möglichkeit, die WLAN-Datenübertragung des öffentlichen Signals zu verschlüsseln. Alle übertragenen Daten (auch Benutzernamen, Passwörter und Mails) sind daher im Empfangsgebiet für Dritte mithilfe entsprechender Software lesbar. Der seit Oktober 2006 ausgelieferte Fon-Router sendet immerhin mit zwei getrennten Netzwerknamen, einem öffentlichen und einem verschlüsselten, um wenigstens den privaten Zugang zu sichern.

Schließlich kann man sich nicht darauf verlassen, dass ein FON-Hotspot tatsächlich zur Verfügung steht. Immerhin handelt es sich um private Internetzugänge, die nicht alle rund um die Uhr aktiv sind. Viele Foneros schalten ihre Router ab, wenn sie längere Zeit nicht selbst im Web unterwegs sind.

Expertenmeinungen

"Zum jetzigen Zeitpunkt besteht für die freenet AG kein Grund, gegen eine Nutzung des Angebots von FON.com vorzugehen. Im Gegenteil: Wir sehen in dem Geschäftsmodell eine vielversprechende Möglichkeit, schnelle Internetzugänge und WLAN in Deutschland weiter zu verbreiten. Von diesem Trend können letztlich auch die Internetanbieter profitieren", feut sich Freenet-Manager Claas Voigt über die Initiative.

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Claas Voigt, Leiter Internet Access bei der freenet AG
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Rechtliche Bedenken äußert 1&1-Sprecherin Ingrun Senft: "Der Besitzer des DSL-Anschlusses könnte sich ziemlich viel Ärger einhandeln oder sogar strafbar machen, wenn ein anderes FON-Mitglied bei Nutzung seines WLAN-Routers Straftaten begeht (z.B. Kinderpornografie abruft). Die Bereitsteller eines solchen WiFi Spots dürften sich nämlich rechtlich als Teledienste-Anbieter betätigen, was gravierende rechtliche Konsequenzen für eine Privatperson hat."

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Ingrun Senft, Pressesprecherin Consumer-Produkte, 1&1 Internet AG
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Die T-Com duldet derzeit lediglich die Öffnung privater Hotspots. Unternehmens-Sprecher Ralf Sauerzapf: "Wir erfahren nicht, wenn Kunden ihren WLAN-Zugang nicht schützen, bzw. für fremde Nutzer öffnen. Aus rechtlicher Sicht wird die Öffnung der privaten Hotspots zur Zeit lediglich toleriert. Die AGBs von T-Com gestatten eine solche Nutzung nicht. Wir prüfen zur Zeit, ob und in welcher Form die AGBs im Hinblick auf private Hotspots angepasst werden müssen."

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Ralf Sauerzapf, Pressesprecher Head Office T-Com, Deutsche Telekom AG
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Die Alternativen

Neben FON haben sich bereits einige andere Communitys etabliert, die ähnlich funktionieren, aber längst noch keine vergleichbaren Nutzerzahlen vorweisen können. Bei der Mitsurfzentrale (www.mitsurfzentrale.com) handelt es sich um einen Anbieter aus Heidelberg. In diesem Netzwerk werden pro Stunde Internetnutzung über einen Mitsurfzentralen- Hotspot ein Euro fällig. Für einen festen Standort kann eine Flatrate für 10 Euro monatlich erworben werden. Wer seinen Breitbandanschluss für andere öffnet, erhält 75 Prozent der Einnahmen. Bis zu drei Freunde ohne eigenen Internetanschluss können kostenlos an einem Hotspot mitsurfen.

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Aktive Hotspots von FON-Mitgliedern sind durch grüne Flecken markiert, wie hier in der Kölner Südstadt
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Auf die gleiche Weise funktioniert auch das Netz des Berliner Unternehmens Hotspots.de.

Das Frankfurter Unternehmen Sofanet.de bietet dagegen das so genannte NachbarschaftsDSL an. Damit können Besitzer eines T-DSL-Anschlusses einen Zugang für den Nachbarn öffnen. Er braucht dafür einen zweiten, beliebigen WLANRouter, der die DSL-Zweitkennung von Sofanet für den Nachbarn verwaltet. Auf diese Weise könnten laut Sofanet Haftungs- und Abrechnungsprobleme bei geteilten Internetanschlüssen vermieden werden. Der Nachbar kauft Prepaid-Pakete ab ein Euro und erhält dafür Übertragungsvolumen zwischen 500 MByte und 6 GByte. Der Hotspot- Anbieter erhält davon eine Provision und ein Datenvolumen, dass er unterwegs, bei anderen Sofanet-Hotspots kostenlos verbrauchen kann.

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