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Klassengesellschaft

Das europäische TV-Energie-Label

Seit dem 20. Dezember 2010 dürfen Hersteller das von der Haushaltselektronik bekannte Energie-Label auch auf TV-Geräten anbringen - ab 30. November 2011 müssen sie es tun. Im Vorfeld wurde diese Bewertung schon kontrovers diskutiert.

Autor: Roland Seibt • 18.2.2011 • ca. 2:20 Min

Das europäische TV-Energie-Label
Das europäische TV-Energie-Label
© Video-HomeVision

Die Hersteller werden von den Öko-Ministern ganz schön gebeutelt. Jahr für Jahr werden mehr und mehr Giftstoffe bei der Produktion verboten, durch die Öko-Design-Verordnung (EU 642/2009) wird reguliert, dass Geräte in den kommenden Jahren immer weniger Strom verbrauchen dürfen, und jetzt erfol...

Die Hersteller werden von den Öko-Ministern ganz schön gebeutelt. Jahr für Jahr werden mehr und mehr Giftstoffe bei der Produktion verboten, durch die Öko-Design-Verordnung (EU 642/2009) wird reguliert, dass Geräte in den kommenden Jahren immer weniger Strom verbrauchen dürfen, und jetzt erfolgt auch noch eine Beschilderung des tatsächlichen Verbrauchs in knallharten Effizienzklassen.

Die betreffende Verordnung EU 1062/2010 trat am 30.11.10 in Kraft, und 20 Tage später durften die Hersteller die Energieetiketten verwenden. Einige, allen voran Sharp, taten das auch sofort und mit viel Ökostolz auf ihre Produkte.

Wir hatten das Ergebnis etwas vorweggenommen und bereits in der Video Homevision 8/10 in einem großen Fokus-Beitrag das Label vorgestellt, die Parameter durchleuchtet und mit TV-Herstellern sowie Verantwortlichen für die Verordnung gesprochen. Damals war die Verabschiedung noch in der Endphase und die Emotionen kochten hoch.

Zu harte Kriterien?

europäische TV-Energie-Label
Das Energie-Label erinnert an die Labels von Wasch- und Spülmaschinen, ist jedoch durch seine neue Definition ungleich härter. Die Klasse "A" entspricht den derzeit schlechtesten Haushaltsgeräten, doch nur die besten und modernsten LED-TV-Geräte erreichen diese Klassifikation mit Not.
© Video Homevision

Die Klassen, in die der berechnete Energieeffizienz-Index der Geräte einsortiert wird, sind tatsächlich sehr streng gewählt. Die EU-Kommissare wollen vermeiden, dass wieder das passiert, was wir von Wasch- und Spülmaschinen kennen: Dort liegen nach wenigen Jahren alle Geräte in der Klasse A, so dass sich die Produktbewertungen jetzt nur noch in ein bis drei Pluszeichen unterscheiden.

Wir waren genau wie die Hersteller schockiert, als wir vor einem halben Jahr die besten Öko-TVs einsortierten und nur ganz selten einmal ein schwaches "A" herausbekamen. Aber genau das ist die Absicht der EU-Sparfüchse.

Bei den Waschmaschinen hat es ja funktioniert. Konsumenten glauben ans Label und würden nichts kaufen unter "AAA". Immerhin gibt es dort aber auch eine Bewertung für die Waschleistung, die den TV-Geräten im übertragenen Sinne fehlt.

Jetzt steht, da die Hersteller vor allem unter großem Druck stehen, den Stromverbrauch zu senken, zu befürchten, dass sich die Qualität der TV-Geräte mittelfristig verschlechtern wird. Wird ein TV auf Lichteffizienz optimiert, leiden darunter Blickwinkel, Farbdarstellung und vielleicht auch die Bewegtbildwiedergabe.

Dass TVs mit schnellen Prozessoren für Multimedia-Anwendungen und Internet-Applikationen automatisch eine Klasse schlechter eingestuft werden, ist offensichtlich - allein die Zahl der Tuner und die Festplatten-Integration werden von der Norm berücksichtigt. Wenn die Hersteller das Display etwas dunkler machen, dann benötigt es deutlich weniger Strom und das Gerät landet in einer höheren Klasse.

Die tatsächliche Lichtleistung in Relation zum Stromverbrauch geht nicht in die Norm ein. Da hilft auch nicht die nachträgliche Vorgabe, dass der Stromverbrauch im zu messenden "Wohnzimmer"-Modus bei mindestens 66 Prozent der Maximalhelligkeit liegen muss.

Das aus für Plasma?

Schlimm trifft es die Hersteller von Plasma-TVs. Unsere ersten Einsortierungen haben nur Klassen unterhalb von "C" ergeben. Obwohl die Geräte oft das beste Bild haben, werden wohl leider viele Konsumenten jetzt abwinken. Dabei konnte gerade der Stromverbrauch von Plasma-TVs in den letzten Jahren extrem gesenkt werden.

Es ist fast so, als würde man den Benzinverbrauch unabhängig von der Leistung auf fünf Liter begrenzen und damit praktisch Luxusautos verbieten. Wer auf Qualität setzt, wird weiterhin Sportwagen bzw. Plasma-TVs kaufen. Man kann nur hoffen, dass der weltweite Absatz Stückzahlen bringt, die die Geräte preiswert halten.

Fazit

Das Energie-Label für TVs ist da und wird Ende des Jahres Pflicht. Man sollte neben der Sparsamkeit jedoch die Qualität nicht vergessen.