"Wer agil sein muss, kommt um die Cloud nicht herum."
Susan J. Volkmann, Director Cloud Computing für Deutschland, Österreich und Schweiz (DACH), spricht über die Bedeutung von Cloud Computing, internationale und deutsche Trends sowie die Cloud-Strategie ihres Arbeitgebers IBM.

Business & IT: IBM investiert Milliardenbeträge in Cloud Computing. Welche Strategie verfolgen Sie damit?Susan J. Volkmann: Wir wollen Unternehmen auch im Cloud-Umfeld das bieten, was sie von IBM kennen und schätzen: erprobte Technologie, höchste Sicherheit und Zukunftsfähigk...
Business & IT: IBM investiert Milliardenbeträge in Cloud Computing. Welche Strategie verfolgen Sie damit?
Susan J. Volkmann: Wir wollen Unternehmen auch im Cloud-Umfeld das bieten, was sie von IBM kennen und schätzen: erprobte Technologie, höchste Sicherheit und Zukunftsfähigkeit. Daher investieren wir rund 1,2 Milliarden US-Dollar in den Ausbau weiterer Cloud-Rechenzentren und eine weitere Milliarde in unser Portfolio. So können wir unser Cloud-Angebot stetig den Marktanforderungen anpassen und unsere Kunden auf ihrem Weg in die Cloud optimal unterstützen.
Heute sind zum Beispiel SaaS-Lösungen (Software as a Service) stark nachgefragt, die weltweiten Ausgaben für SaaS sollen bis zum Jahr 2017 auf 45,6 Milliarden US-Dollar steigen. Eine weltweite IBM-Umfrage bestätigt: Fast die Hälfte der Befragten, die SaaS-Anwendungen einsetzen, profitieren von mehr Flexibilität und Agilität und sparen zudem Kosten. Vor allem Fachbereichsleiter setzen auf Software-Dienste, um ihren Teams schnell die gewünschten Funktionalitäten zur Verfügung zu stellen.

Apropos: Die Rollenteilung zwischen Fachbereichen und IT wird gerade breit diskutiert. Wie sehen Sie das?
Wir beobachten bei unseren Kunden, dass ITEntscheidungen zunehmend von der gesamten Entscheider-Ebene oder auch nur einer Fachabteilung getroffen werden, nicht mehr nur vom CIO oder IT-Leiter. Mit zunehmender Digitalisierung und kundenzentrierten Geschäftsmodellen geht es heute mehr denn je um schnelle Reaktion und zielgerichtete Aktion. Wir bieten mehr als 110 Cloud-Lösungen, die speziell auf Entscheider in Fachbereichen zugeschnitten sind.
IBM hat im letzten Jahr das Unternehmen SoftLayer übernommen. Wie passt diese Akquisition in Ihre Cloud-Strategie?
Wir verfolgen einen ganzheitlichen Cloud-Ansatz und können mit dem integrierten Portfolio alle Anforderungen und Bedürfnisse unserer Unternehmenskunden bedienen. Dies umfasst Private Cloud, Public Cloud sowie hybride Cloud-Modelle auch im Mix mit virtuellen und physikalischen Servern. Damit können wir ganz im Sinne einer Dynamic Cloud die Off-Premise- und die On-Premise-Welt bedienen und miteinander verbinden.
In der Praxis geht es häufig um folgendes Szenario: Unsere Kunden möchten heute immer mehr Cloud-Services in ihre IT-Umgebungen integrieren und wollen für sie passende Optionen für die heutigen und zukünftigen Anforderungen, damit sie hinsichtlich Budget und Geschäftsbedingungen die bestmögliche Entscheidung treffen können.
SoftLayer als Infrastructure as a Service (IaaS) mit den verschiedenen Cloud-Optionen im Bereich Bare Metal, Privat Cloud und Public Cloud ist eine ideale Ergänzung zu unserem Angebot IBM Cloud Managed Services, das eine nach ITIL-Standards gemanagte Cloud-Umgebung anbietet.
Cloud ist ein weltweiter Trend - wie sieht es konkret auf dem deutschen Markt aus?
Auch für deutsche Unternehmen gilt: Die Cloud macht den Unterschied! IDC hat in seiner Studie "Cloud Computing in Deutschland 2013" ermittelt, dass 55 Prozent der befragten Unternehmen Cloud-Services nutzen, Tendenz steigend.
Mit getrieben wird dieses Wachstum sicherlich auch von Megatrends wie Big Data oder Social Business: Immer mehr Daten aus unterschiedlichsten Quellen geben Auskunft über Kundenwünsche oder -erfahrungen. Unternehmen wollen diese möglichst schnell auswerten und direkt in Innovationen sowie aktuelle Produkt- und Marktentwicklungen einfließen lassen - mit Cloud-Services geht das schneller als bisher und Unternehmen können so Time-to-Market und Time-to-Value erheblich verkürzen. Wer schnell und agil sein muss, kommt um die Cloud nicht herum!
Welche Vorteile bringt Cloud Computing dem Mittelstand?
Cloud-Modelle - und vor allem auch die Optionen, die SoftLayer bietet - bringen dem Mittelstand deutlich mehr Agilität, Flexibilität und Schnelligkeit sowie auch Kostenvorteile. Anstelle hoher Investitions- und Folgekosten für Hard- und Software fallen lediglich Servicegebühren an.
Auch Engpässe beim Personal - mittelständische Unternehmen haben häufig nur kleine IT-Abteilungen - entschärfen sich, wenn Cloud-Dienste extern zugekauft werden.
Angesichts der Meldungen über Spionageprogramme stellen sich Unternehmen die Frage, ob sie ihre Daten weiterhin einer Cloud-Lösung anvertrauen sollten.
Sicherheit und Datenschutz sind unabhängig vom Sourcing-Modell. Die jüngsten Meldungen zeigen nur, was ohnehin grundsätzlich gilt: Datensicherheit ist kein Selbstläufer. Hier bietet die Cloud aus meiner Sicht sogar eine Chance, denn ein Unternehmen kann von hohen Sicherheitsstandards des Cloud-Anbieters profitieren. Generell empfehle ich: Jedes Unternehmen braucht eine eigene Cloud- Sicherheitsstrategie, bei der berücksichtigt wird, wie die Cloud genutzt wird und welche Zugriffsmodelle geeignet sind.
Ein Grundproblem sehe ich darin, dass Unternehmen die verschiedenen Cloud-Modelle wie Private, Public und Hybride Cloud über einen Kamm scheren. Das führt zu Missverständnissen, denn das Thema Datensicherheit stellt sich bei einer Private-Cloud-Umgebung völlig anders dar als bei einer Public Cloud.
Wir raten unseren Kunden, ihre Daten und Anwendungsfälle zu klassifizieren und auf dieser Basis zu entscheiden, welches Cloud-Modell idealerweise wo zum Einsatz kommt. So können nicht geschäftskritische Daten häufig in die Cloud ausgelagert werden und unternehmenskritische Daten wie Entwicklungspläne bleiben im Unternehmen oder werden nur an einen Cloud-Anbieter mit höchsten Sicherheitsstandards ausgelagert.