Ultra-HD-Fernseher
Sony KD-65XD9305 im Test
Der Sony KD-65XD9305 soll nach eigenem Bekunden ihr derzeit hübschester 4K-HDR-Fernseher sein. Bei video muss der 164-Zentimeter-Riese allerdings auch seine inneren Werte offenlegen und sich auf Bestenlisten-Tauglichkeit abklopfen lassen.

Design stand im Pflichtenheft der 2016er-Produktlinie bei Sony offenbar ganz oben auf der Liste. Auch der neue 65-Zöller aus diesem Ensemble wurde von Kopf bis Fuß durchgestylt. Die Entwickler verbauten gebürstetes Aluminium im schlanken Sockel und farbig eloxierte Metallschienen am Panel. Alle großen Anschlussfelder und auch der Standfuß selbst können mit beiliegenden Blenden zum Fernseher verdeckt werden. So verschwinden auch die unschönen Kabelstränge weitgehend.
Alternativ lässt sich der 3D-Riese auch ohne Unterbau über die mitgelieferte Halterung an die Wand hängen. Die Montagevorrichtung bleibt dabei seitlich gesehen unsichtbar, so dass der filigrane Schirm zu schweben scheint. Sie ist zudem so raffiniert konstruiert, dass der Anwender auch nach der Montage noch an die Eingangsbuchsen gelangt. Von Letzteren besitzt der Japaner schließlich jede Menge. HDMI- und USB-Ports sind in ausreichender Anzahl und aktueller Konfiguration vorhanden. Eine USB-Buchse beherrscht die hohen Daten-raten des USB 3.0-Standards und die HDMI-Eingänge nehmen UHD-Signale bis zu einer Frequenz von 60 Hertz entgegen.
Einziges Manko: Über HDMI lassen sich derzeit keine HDR-Signale einspeisen. Die Eingangsbuchsen für den doppelten Tripel-Tuner sind ebenfalls dort verbaut. Allerdings ist einer davon momentan obsolet, da es außer dem Bildschirm selbst keine Abnehmer für dessen Signale gibt. Der Fernseher streamt weder ins Netzwerk, noch zeichnet er einen Sender auf. Zumindest noch nicht, denn das USB-Recording ist aufgrund softwaretechnischer Probleme des relativ jungen AndroidTV-Betriebssystems noch nicht aktiviert und wird deshalb auch nicht beworben. Wie in der Produktpalette vom letzten Jahr soll das Feature nachträglich per Software-Update aktiviert werden.
Streaming satt
Langeweile dürfte für Sony-Kunden dennoch nicht aufkommen, denn durch die opulent vorhandenen Strea-ming-Angebote ist stets für genug Unterhaltung gesorgt. Vorinstalliert sind bereits die wichtigen kostenlosen und kostenpflichtigen Mediatheken. Auf der schmucklosen, aber funktionalen Fernbedienung gibt es bereits an exponierter Stelle Tasten für Google Play und Netflix. Es ist sogar geradzu verwirrend, an wie vielen Stellen neue Apps zu finden sind. So gibt es Spiele zum Download im Google Play Store, bei Google Play Spiele, dem Game Loft oder im Opera TV-Store. Die Qualität der Spiele liegt inzwischen übrigens in etwa auf dem Niveau der ersten Playstation mit gerenderten 3D-Objekten. Sogar Multiplayer-Spiele übers Internet sind möglich. Steuern lassen sich Akteure auf der Mattscheibe per Fernbedienung, einem Gamepad oder einer Tastatur-/Maus-Kombination. Letztere helfen auch bei der Eingabe von Suchbegriffen innerhalb der Youtube-App oder beim Surfen mit dem freien Opera-Browser.

Im klassischen TV-Genre macht die Tablet-App "TV-Sideview" richtig Spaß, liefert sie doch übersichtlich das laufende TV-Sender und auf Wunsch auch Programm-Tipps für den Fernsehabend. Steuern kann der Nutzer den Fernseher darüber ebenfalls. Um Inhalte vom Smartphones oder Tablets auf den Fernseher zu schieben, bietet der Sony zwei Optionen an: Entweder per Miracast-fähigem Endgerät - also durch Spiegelung des Displays - oder einfach per Browser von jedem mobilen Begleiter aus. "Photo Sharing Plus" heißt die Funktion. Einfacher geht es nimmer.
Laborgeflüster
Beim Tontest musste der flache Gigant einige Federn lassen. Zwar waren seine Stimmlagen im Mittel- und Hochtonbereich noch recht ausgewogen, im Frequenzkeller dagegen spielte sich so gut wie gar nichts ab. Knackiger Filmton - Fehlanzeige. Nicht umsonst preist Sony auf der Produkt-Webseite des Fernsehers unter Zubehör den kabellosen Subwoofer SWF-BR100 an. Kostenpunkt: 300 Euro. Im Bild überzeugte der Japaner dagegen schon bei Zuspielungen von TV-Signalen in Standardauflösung. Der X1 Signal-Prozessor bereitete das SD-Material so auf, dass es auch noch bei mittlerem Sitzabstand noch gefiel. Die sonst weichgezeichnet wirkenden Motive erhielten deutlich härtere Konturen, was besonders auf dem großen Display gut zur Geltung kam.
So auch bei HD-Bildern. Tuner-Signale oder HDMI-Zuspielungen gewannen durch das Upscaling der 4K X-Reality PRO-Engine noch etwas an Durchzeichnung und Tiefe. Besonders gespannt waren die Tester auf das im Vorfeld angepriesene Local Dimming im extrem schlanken Panel. In der Regel funktioniert das zwar auch bei Edge-LED-Fernsehern, allerdings deutlich gröber als bei direkter Hinterleuchtung. Sony hat dafür extra das Slim Backlight Drive entwickelt. Die seitlich einstrahlenden LED leuchten dabei angetrieben von der X-tended Dynamic Range PRO-Schaltung durch zwei Schichten von Lichtleiterfolien und erhöhen so die Anzahl und die Präzision der dimmbaren Zonen. Im Praxistest schlug sich der XD93 für einen Edge-LED außerordentlich gut. Zwar übertraf er nicht Direkt-LED-Modelle, kam ihnen aber recht nahe. Davon profitierte natürlich sein Kontrast.

In HDR-Zuspielungen reproduzierte das Panel feine Abstufungen in dunklen und hellen Szenen. Abgesehen von der sehr knackigen Farbwiedergabe stellte sich im Test die Bewegungsdarstellung als Highlight heraus. Der Motionflow XR 1000 getaufte Bildverbesserer arbeitet bei Laufschriften oder Kamera-Schwenks beinahe fehlerfrei. Die kleineren Artefakte an senkrechten Kanten fallen im laufenden Bild kaum auf.
Fazit
Die Sony-Ingenieure haben beim Sony KD-65XD9305 ganze Arbeit geleistet. In diesem Preissegment bekommt der Kunde ein grandios lebendiges Bild in edlem Gewand. Dabei lassen sich die - durch ein Soundsystem behebbaren - Schwächen im Ton locker verschmerzen.