Godfall für PS5 im Test: Hätte, könnte, wäre, wenn …
Godfall wurde als exklusives Konsolenspiel für Sonys neue PlayStation 5 angekündigt. Ein Feuerwerk der Gefühle löst es zwar aus, aber das war sicher nicht im Sinne der Erfinder. Unser Test zeigt, was wir meinen.

Wenn man über Exklusivtitel redet, dann redet man normalerweise von Highlights. Die Latte der wirklich tollen Playstation-Exklusivspiele ist lang. Godfall für PS5 indes wird sich hier nicht einreihen, so viel können wir nach dem Test vorwegnehmen. Godfall wurde erst als PS5-Exklusive wahrgenommen...
Wenn man über Exklusivtitel redet, dann redet man normalerweise von Highlights. Die Latte der wirklich tollen Playstation-Exklusivspiele ist lang. Godfall für PS5 indes wird sich hier nicht einreihen, so viel können wir nach dem Test vorwegnehmen. Godfall wurde erst als PS5-Exklusive wahrgenommen, erscheint aber im Mai 2021 auch für Xbox und kam zum Release-Termin am 12. November auch für PC über den Epic Games Launcher.
Ja, Godfall sieht ziemlich gut aus. Das allerdings auch nur, weil das Spiel vor Partikel- und Glanzeffekten nur so strotzt. Es überspielt damit geschickt, dass es in Wahrheit nicht viel besser macht als ein recht austauschbarer Asia-Grinder. Die Rüstungen und Waffen sehen nicht nur wahnsinnig impraktikabel aus, sie sind auch immens groß. Und sie glänzen natürlich. Sehr.
Godfall für PS5 im Test: Glanz und Gloria?
Im Action-Rollenspiel besuchen wir drei Welten: Erdreich, Wasserreich und Luftreich. Die Level sind schick und wissen auf den ersten Blick zu begeistern. Auf den zweiten Blick fällt auf, dass sie sich hinsichtlich ihres Aufbaus allesamt ähneln. Relativ öde. Da helfen dann auch die Partikel- und Glanzeffekte nicht mehr.
Klassen gibt es nicht, vielmehr soll sich das Spiel über die Rüstungen, die zwölf sogenannten Valorkürasse, definieren. Das klingt zwar total spannend, spielt sich aber gähnend langweilig. Denn die Unterschiede zwischen den einzelnen Rüstungen könnten profaner kaum ausfallen. Das erklären wir gern näher. So gibt es eine Rüstung, die gewährt uns eine erhöhte Giftchance und eine Giftnova. Nun ersetzen wir das Wort Gift einfach durch andere, wie zum Beispiel Feuer oder Wasser. Ja, tatsächlich: weitere Unterschiede existieren – bis auf eher nutzlose Passivfähigkeiten - ganz einfach nicht. Und selbst die Effekte am Gegner sind immer dieselben. Denn anstatt Gegner beispielsweise effektreich in Feuer zu hüllen, zieht das Spiel einfach Lebenspunkte ab. Dasselbe gilt bei Wasser, Gift und so weiter. Chance vertan. Und das gleich mehrfach.

Und selbst die Missionen sind auf Dauer einschläfernd, weil hochgradig repetitiv. Prinzipiell verläuft jede Mission nach Schema F: Kloppe dich durch schlauchartige Level bis zum Ende vor. Wirklich, mehr bietet Godfall eigentlich nicht. Spannende Nebenmissionen? Fehlanzeige. Coole Mechaniken? Nada. Und wie sieht es mit unterschiedlichen Missionstypen aus? Nicht vorhanden. Nett: Wir können alle Missionen auch im Online-Koop spielen. Weniger nett? Es gibt eigentlich keinen Grund, das zu tun, denn wir können nicht mit unserem Mitstreiter interagieren, ihn also zum Beispiel nicht heilen oder wiederbeleben.
Godfall für PS5 im Test: Recycling-Wahnsinn
Zwischen den Missionen können wir uns frei in der Welt bewegen. Allein, es fehlt der Grund dafür. Denn auch hier gibt es absolut nichts zu entdecken, abgesehen von ein paar lieblos dahingeklatschten Truhen aus denen vielleicht mal ein Gegner spawnt. Das ist fast schon tragisch, denn die Spielwelten sehen – wie oben beschrieben – auf den ersten Blick wirklich einladend aus. Man fragt sich die ganze Zeit über: Warum wurde hier so viel Potenzial verschenkt?
In Godfall regiert das Recycling. Was der Natur in der wahren Welt gut tut, ist für Spiele allerdings Gift. Warum nur besiege ich erst den Boss, dann sein Haustier, wenn ich in einem weiteren Kampf beide gleichzeitig noch einmal besiegen muss? Warum gibt es vier Oberbosse aber nur drei Welten, obwohl früher mal fünf angekündigt waren? Warum nur ist jede Mission genau gleich aufgebaut? Jeder Akt wirkt wie der vorherige.

Okay, schauen wir mal, ob die Story womöglich das Spiel noch rettet. Denn das tatsächlich famose Render-Intro lässt auf eine tolle Fantasy-Story in epischer Breite hoffen. Auch hier bleibt am Ende indes die Enttäuschung. Denn die Story geht so: Die beiden Brüder Orin und Macros kämpften einst Seit an Seit gegen das Böse. Doch dann schwang sich Macros auf, ein Gott zu werden und Orin zu verraten. Innovativ, nicht wahr?
Und das sieht im Spiel dann so aus, dass wir als Orin versuchen, unseren Bruder aufzuhalten. Schade nur, dass von der epischen Breite des Intros im Spiel nichts zu spüren ist. Dazu reicht es schon zu wissen, dass wir mit genau zwei NPCs kommunizieren können. Dem Sanktum, unserem Hub, von wo aus wir unsere nächsten Missionen „planen“ und dem Schmied. Wobei kommunizieren vielleicht zu viel verspricht, denn die Dialoge im Spiel wurden wahrscheinlich binnen weniger Minuten vertont, so wenige gibt es.
Wer es tatsächlich bis zum Endgame von Godfall schafft, wird allerdings nicht belohnt. Nein, nein. Wir dürfen hier dann gegen Bosse antreten, die wir allesamt schon während der Kampagne umgeholzt haben. Oder aber gegen Zwischenbosse, auch aus der Kampagne bereits bekannt. Übrigens muss man diese Bosse nicht etwa nur einmal legen, sondern gleich zweimal. Das alles, um sogenannte Traumsteine zu sammeln. Im zweiten Durchgang geht es dann darum wieder Traumsteine zu sammeln, diesmal aber welche, die sich geringfügig von den ersten unterscheiden ...
Godfall für PS5 im Test: Fazit
Godfall wirkt an nahezu allen Stellen so, als wäre entweder das Geld oder die Zeit ausgegangen. Vier Bosse, aber nur drei Welten? Komisch. Warum tauchen in Zwischensequenzen Verbündete auf, die wir aber im Spiel gar nicht zu Gesicht bekommen? Warum wurden nicht einmal für das Endgame neue Gegner kreiert? Und was soll das ganze Recycling?
Godfall macht in den ersten vier, vielleicht fünf Stunden echt Spaß. Weil man noch nicht weiß, dass danach quasi nichts Neues mehr kommt. Aber spätestens nach diesen Stunden wird klar: Da wäre viel, viel mehr möglich gewesen! So ist Godfall am Ende ein "Exklusivspiel", bei dem die PS5 mal kurz ihre Muskeln zeigen kann - mehr aber auch nicht.
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