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Testbericht

AMD 780G gegen Nvidia 780A

Mit zwei unterschiedlichen Konzepten versuchen AMD und nVidia die Chipsatzgrafik abseits der Büro- und Billigrechner salonfähig zu machen. Beide setzen auf die Option, eine zusätzliche Grafikkarte zu nutzen.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Guido Lohmann • 4.6.2008 • ca. 4:00 Min

Kampf der Konzepte
Dauerkampf: Intel gegen AMD
© Archiv

Mit zwei unterschiedlichen Konzepten versuchen AMD und nVidia die Chipsatzgrafik abseits der Büro- und Billigrechner salonfähig zu machen. Beide setzen auf die Option, eine zusätzliche Grafikkarte zu nutzen....

Mit zwei unterschiedlichen Konzepten versuchen AMD und nVidia die Chipsatzgrafik abseits der Büro- und Billigrechner salonfähig zu machen. Beide setzen auf die Option, eine zusätzliche Grafikkarte zu nutzen.

Kampf der Konzepte
Dauerkampf: Intel gegen AMD
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Mit Crossfire und SLI ist es schon seit langem möglich: mehrere Grafikkarten in einem System zu betreiben und im besten Fall die kombinierte Grafikleistung zu erhalten. ATIs Crossfire bot sogar die Option, verschiedene Grafikkarten zu verkuppeln - etwa eine alte weiter zu nutzen nachdem man sich eine neue Karte gekauft hat. Genau diese Möglichkeiten wollen AMD und nVidia jetzt nutzen, um den als langsam verschrienen Chipsatzgrafiken neue Käuferschichten zu erschließen. Die Vorgehensweise dazu unterscheidet sich.

Hybrid SLI

Nvidia schickt mit dem 780a den ersten Hybrid- SLI-Chipsatz ins Rennen. Dahinter verbirgt sich die Option, je nach Anforderung entweder die interne Chipsatzgrafik oder eine im PCI-Express-Slot steckende Grafikkarte einzusetzen. Vom Notebook-Bereich ist das schon bekannt, allerdings musste bisher der Rechner heruntergefahren werden, sollte von der internen auf die diskrete Grafik oder umgekehrt gewechselt werden.

Ganz automatisch geht es auch bei den neuen Chipsätzen nicht. Aber es kann immerhin während des Betriebs gewechselt werden. Der Treiber stellt dazu ein Icon im Infobereich der Taskleiste bereit. Dort lässt sich je nach gewünschter Leistung die Option "Save Power" oder "Boost Performance" aktivieren. Alternativ kann auch ein Modus gewählt werden, der es erlaubt, bis zu vier Monitore an die beiden Karten anzuschließen. Diese können ein oder zwei verschiedene Bilder darstellen. Wähltman Power Save, schaltet sich die diskrete Grafikkarte nebst Lüfter ab. Damit das klappt, empfiehlt nVidia die Verwendung eines geeigneten Netzteils. Welche das sind, kann man in einer Liste nachlesen, die auf der Homepage zu finden ist.

Kampf der Konzepte
Über ein Icon kann man beim Hybrid SLI auswählen, ob die interne (Save Power) oder externe Grafik (Boost Performance) arbeiten soll.
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Soll ein Spiel gestartet werden, empfiehlt es sich, in den Boost-Modus zu wechseln. Die Grafikkarte springt dann an und spielt die berechneten Bilder der Chipsatzgrafik zu, die diese über den OnBoard-Ausgang ausgibt. Das erspart einem das Wechseln des Monitorsteckers, kostet aber Strom.

Bislang funktioniert Hybrid-SLI nur mit Grafikkarten der 9800er-Reihe. Da es sich dabei um leistungsstarke Modelle handelt, ist der Spielraum für Hybrid-SLI entsprechend groß. Das betrifft sowohl die Performance als auch die Leistungsaufnahme. Unser Testsystem, bestückt mit einem Phenom 9850, verbrauchte im Boost-Modus allein im Leerlauf 250W. Bei leistungsintensiven Benchmarks wie dem 3DMark 2006 oder dem PCMark 2005 maßen wir an der Primärseite gar bis zu 335W.

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Bei grafikintensiven Anwendungen hat AMDs 780G die Nase vorn.
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Auf Power Save umgeschaltet, sank der Stromverbrauch im Leerlauf auf 198 Watt und 223W im 3DMark. Eine echte Option ist das allerdings nicht, denn die Chipsatz-Grafikleistung ist deutlich schlechter und zumindest für neuere 3D-Spiele schlicht zu langsam. So maßen wir bei dem Shooter Call of Juarez mickrige 2 Frames pro Sekunde und auch Call of Duty läuft durchschnittlich mit 9 FPS nicht gerade flüssig. Und das bei einer verhältnismäßig bescheidenen Auflösung von 1280x1024 Bildpunkten.

Hybrid Crossfire

Einen anderen Weg geht AMD mit seinem neuen Chipsatz. Auch der 780G verfügt über eine Chipsatzgrafik und auch der 780G erlaubt es, eine weitere Grafikkarte einzubauen. Damit enden die Gemeinsamkeiten auch weitgehend. Während man beim nVidia- Chipsatz bislang auswählen muss, welche Grafik aktiv sein soll (erst Ende Mai bietet nVidia mit den "GeForce Boost"-Treibern die Möglichkeit, einen SLI-Verbund von externer Grafik mit der Chipsatzgrafik zu erstellen), setzt AMD auf eine Zusammenarbeit der Chipsatzgrafik mit einer Zusatzkarte. Leider funktioniert das bisher nur mit relativ schwachen Karten der 3400er-Serie. Wer also eine Spielekiste auf der Basis eines 780G zusammenbauen will, kann die interne Grafik getrost vergessen.

Wir haben im Labor ein 780G-Mainboard mit und ohne zusätzlicher 3450-Grafikkarte getestet. Das Positive: Die Zusammenarbeit der beiden Karten funktioniert tatsächlich. Das Negative: Der Leistungsgewinn fällt so schwach aus, dass man schon mit der Lupe nach Anwendungen oder Spielen suchen muss, die tatsächlich von einer Zusatzkarte profitieren. Moderne Spiele wie Call of Juarez, die der Hardware einiges abverlangen, sind weder mit der Chipsatz-, noch mit der Kombi- Grafik spielbar. Bei 1280x1024 Bildpunkten maßen wir gerade einmal 3 Frames pro Sekunde. Auch das in seinen Ansprüchen moderatere Call of Duty läuft mit durchschnittlich 18 Frames pro Sekunde nicht flüssig genug, um Spaß zu machen - trotz Zusatzkarte. Besser schneidet die interne Grafik von AMD ab, wenn es um das Abspielen von Blu-rays geht. Hier zeigten sich mit der Software WinDVD 9 bei der Chipsatzgrafik von nVidia zumindest in den Vorspännen des "Silbernen Surfers" leichte Bildfehler, während die ATIGrafik das Bild einwandfrei wiedergibt.

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Klarer Fall: Für aufwändige 3D-Spiele sind beide Onboard-Lösungen nur sehr bedingt geeignet.
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Und auch was die Leistungsaufnahme angeht, hat der 780G die Nase vorn. Im 3DMark 2006 maßen wir als Spitzenlast 294 Watt und somit bei gleicher übriger Ausstattung etwa 40 Watt weniger als das System mit dem nVidia- Chipsatz im Boost-Modus braucht. Im Leerlauf kam der ATI-Rechner auf 153 Watt - fast 100 weniger als beim Einsatz des nVidia- Boards. Ohne externe Grafik kamen wir auf 92 Watt im Leerlauf und 168W Spitzenlast.

Fazit

On-Board-Grafik auch für Gelegenheitsspieler oder sogar Powergamer interessant zu machen, hat Nvidia besser geschafft als AMD. Beschränkt man sich auf die Chipsatzgrafik, darf man in beiden Fällen nur ältere Spiele wie FarCry spielen. Möchte man aktuelle 3D-Shooter zocken, kommtman um den Kauf einer leistungsstarken Grafikkarte nicht herum, die vom nVidia-Chipsatz besser in Szene gesetztwird. ATI schneidet dafür etwas besser ab, wenn es um die Wiedergabe von Blu-rays geht und verbraucht weniger Strom. Ein Vorteil, wenn nur die Chipsatzgrafik zum Einsatz kommen soll - etwa in HTPCs.