Zocken in der Eurozone
Deutschland einig Spielerland? Hierzulande gibt es weniger Spieler als in Resteuropa, aber dafür geht es intensiver zur Sache.

Deutschland wurde bei der WM nur Dritter - macht nichts, denn im Europa-Vergleich der Spieler liegen wir ganz weit vorne. Was dem einen das Schrauben am Auto, dem anderen die Modelleisenbahn, so entwickelte sich für viele das Videospiel zum gerne gepflegten Hobby. Und weil die Deutschen trotzdem ge...
Deutschland wurde bei der WM nur Dritter - macht nichts, denn im Europa-Vergleich der Spieler liegen wir ganz weit vorne. Was dem einen das Schrauben am Auto, dem anderen die Modelleisenbahn, so entwickelte sich für viele das Videospiel zum gerne gepflegten Hobby. Und weil die Deutschen trotzdem gerne vereinsmeiern, sprießen gerade hierzulande die Gaming-Clans und Gilden aus dem Boden.
Dem gefühlten Anstieg der Spielermassen spürt jetzt eine Studie der Interactive Software Federation of Europe (ISFE) nach. Insgesamt 10 000 Spieler und Nichtspieler befragten die Forscher über ihr Spielverhalten. Die Studie befasst sich ausführlich mit Marktdaten, Einstellungen zu Spielen, Motivationen und witzigerweise sogar damit, wie aus Spielverweigerern doch Spieler werden können.
Deutschland hart im Training
Wer die Ergebnisse der Studie genauer untersucht, stellt fest, dass die Deutschen eher zu den Spielverweigerern zählen. 12 Millionen Spieler gibt es hierzulande, bei 82 Millionen Einwohnern. Vergleicht man diese Zahl mit unseren französischen Nachbarn, so finden sich unter 65 Millionen Franzosen tatsächlich 16 Millionen Daddler. Hier sind es natürlich vor allem die 16-bis 29-jährigen.
Drei von Vieren aus dieser Gruppe spielen in Frankreich, während es bei uns gerade mal die Hälfte ist. Geht es um die exzessivere Spielerfahrung, so lassen sich die Deutschen Zocker nicht lumpen: 21 Prozent der Spaßgemeinde verbringt in der Woche 11 und mehr Stunden mit seinem Hobby. Spannend bleibt die Wahl der Spieleplattform. Die beliebteste Station ist und bleibt der PC.
Ob Browser-Game, MMO oder Offline-Games - in Deutschland ziehen sechs von zehn Spielern den Alleskönner vor. Bei den Konsolen trumpfen in Deutschland die Wii und die PS3 auf. Besonderes Schmankerl: Während die Wii es in allen Ländern auf Platz zwei hinter den PC geschafft hat, werden die Next-Gen-Konsolen PS3 und XBox 360 mit nur wenig Spielergunst verwöhnt.
Die hat sich die Hosentaschen-Arkadestation Handy geholt (ohne iPhone, das war in der Studie sogar ein eigener Punkt). Liebste Beschäftigung beim Warten auf Bekannte oder während des Transports mit Tram, U-Bahn oder Bus ist europaweit gesehen der spielerische Zeitvertreib mit dem Mobiltelefon geworden.
Interessant und witzig ist auch die Einstufung der Spieler in verschiedene Klassen. Die Studie beruft sich auf den GameVision-Index, der für Spieler, die mehr als eine Stunde täglich spielen und mehr als drei Spiele im Quartal kaufen, die Bezeichnung Committed vorsieht. Magpies (flatterhafte Elstern) sind Zocker, die viele Spiele kaufen, aber wenig Zeit investieren.
Loyalists hingegen erübrigen viel Zeit, kleben aber an wenigen Titeln. Es folgen die Dabbler (Pfuscher), die mäßig kaufen und nur wenig Zeit investieren. Marginals und Intermitents runden das Spektrum zu den Gelegenheitsspielern hin ab.
Kaufen, klauen, online daddeln
Gerade was das Kaufverhalten angeht, könnte man als verzweifelter Produkt-Manager angesichts der ISFE-Studie wieder einmal eine Schmipfkanonade auf Raubkopierer loslassen. In Deutschland sagen immerhin 31%, dass sie keine Spiele kaufen.
Allerdings wurde diese Zahl auch nicht um Browser-Spieler und die kostenlosen Handy-Games, bzw. Bestandsspieler bereinigt. In der Tat kaufen die Deutschen im Durchschnitt mehr neue Spiele, als der Rest Europas.