Sicherheit

Versteckte Spuren in Firefox löschen

28.1.2013 von Peter Schnoor

Das Löschen von Cookies im Firefox-Browser reicht nicht, um sich vor dem Ausspähen Ihres Surfverhaltens zu schützen, denn es gibt versteckte SQLite-Datenbanken, die alles aufzeichnen. PC Magazin zeigt, wie Sie die Informationen lesen und wie Sie sie löschen können.

ca. 5:25 Min
Ratgeber
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Weniger Lücken in Firefox, Thunderbird und Seamonkey
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SQLite ist das am weitesten verbreitete Datenbanksystem der Welt. Jede Installation vom Mozilla Firefox nutzt diese Datenbank, auch in Mobiltelefonen mit den Betriebssystemen Android, Windows Phone, iOS, SymbianOS ist SQLite anzutreffen. Dieses Datenbanksystem ist angenehm klein und arbeitet sehr schnell. Für den Firefox-Browser gibt es einen SQ-Lite Manager, mit dessen Hilfe Sie die Daten dieses Datenbanksystems sehr komfortabel auswerten. Den Manager integrieren Sie als kostenloses Add-on in Firefox.

Gehen Sie im Menü von Firefox auf den Befehl Extras/Add-ons. Geben Sie in das Suchfeld den Begriff SQLite ein. Daraufhin erscheint eine Liste der Suchergebnisse. Installieren Sie aus dieser Liste den SQLite Manager. Nach der Installation müssen Sie den Browser neu starten.

software, tools, firefox
Bereits der erste Blick auf diese Tabelle verrät mehr, als jemand zugeben möchte. Es werden nicht nur Web-Adressen gespeichert, sondern auch, wie oft Sie auf der Seite waren.
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Erst dann können Sie den SQLite Manager nutzen. Klicken Sie im Firefox-Menü auf den Befehl Extras/SQLite Manager. Wählen Sie die Datenbank Ihrer Firefox-Anwendung aus. Aktivieren Sie aus dem Verzeichnis-Feld Profildatenbank die Datenbank places.sqlite aus. Sie enthält viele versteckte Informationen.

Im linken Fensterausschnitt (Vollansicht) sehen Sie jetzt die einzelnen Tabellen dieser Datenbank. Klicken Sie hier auf die Tabelle moz_places. Im rechten Fensterbereich klicken Sie auf das Register Durchsuchen. Schon sehen Sie, was vielleicht niemand sehen sollte. Die letzten besuchten Webseiten (url) und die Häufigkeit der Besuche dieser Seiten (visit_count) fallen sofort ins Auge. Um die Struktur des Tabellenaufbaus zu erkunden, klicken Sie in den oberen Registerblättern auf den Eintrag Struktur.

In dieser Ansicht erkennen Sie neben der Anzahl der Datensätze auch die einzelnen Spaltennamen sowie die dazugehörigen Datentypen. Über die Schaltfläche Exportieren transferieren Sie die Datenbank in die Formate CSV, SQL oder XML für weitere Auswertungen. Das Registerblatt DB-Einstellungen legt grundsätzliche Einstellungen fest.

Die Suche nach intimen Daten beginnt

Zunächst müssen Sie die zu durchsuchenden Datenbanken auf Ihrem System lokalisieren. Sie finden sie profilanhängig in den jeweiligen Unterordnern der Benutzer. Dabei kann jeder Benutzer unterschiedliche Profile besitzen. Sie erkennen diese Ordner durch eine achtstellige Zahlen- und Buchstabenkombination mit der Endung .default. In XP befindet sich der Ordner im Laufwerk c:Dokumente und EinstellungenBenutzernameAnwendungsdatenMozillaFirefoxProfiles.

In Windows Vista und Windows 7 in c:UsersAppDataRoamingMozillaFirefoxProfiles. Um die Verzeichnisse zu sehen, öffnen Sie den Windows Explorer, drücken die [Alt]-Taste und klicken auf Extras/Ordneroptionen. Wählen Sie die Registerkarte Ansicht und entfernen Sie den Haken vor Erweiterungen bei bekannten Dateitypen ausblenden sowie Geschützte Systemdateien ausblenden und markieren Sie die Option Ausgeblendete Dateien, Ordner und Laufwerke anzeigen. Klicken Sie auf Ok.

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Die jeweilige Datenbank verbinden Sie mit dem SQLite Manager in Firefox, indem Sie im Hauptmenü auf Datenbank klicken und den Befehl Mit Datenbank verbinden auswählen. Wählen Sie downloads.sqlite aus und klicken Sie auf die Schaltfläche Öffnen.

Welche Dateien wurden aus dem Internet geladen?

Klicken Sie im linken Teil des Fensters auf die Tabelle moz_downloads. Auf dem Register Durchsuchen sehen Sie alle Daten, die mit diesem Profil heruntergeladen wurden. Um die Spalten breiter zu machen, ziehen Sie die Spaltenbreite zwischen den Spaltennamen auseinander. Zum schnellen Sortieren klicken Sie auf eine Spaltenüberschrift. Bei jedem Mausklick verändert sich die Farbe der Überschrift:

  • Grün = aufsteigend sortiert
  • Rot = absteigend sortiert
  • Schwarz = nicht sortiert
Falls Ihnen die Übersicht zu viele Informationen enthält, schränken Sie die Auswahl ein. Dazu benötigen Sie etwas SQL Code. Klicken Sie im SQLite-Manager auf das Register SQL ausführen. Die Grundsyntax steht schon drin. Wir modifizieren etwas: SELECT name, source, target FROM moz_
downloads

Klicken Sie auf die Schaltfläche SQL ausführen. Jetzt werden nur die ausgewählten Spalten angezeigt. Mit einem Klick auf die Schaltfläche Aktionen entscheiden Sie, ob Sie die Tabellenansicht oder die Ansicht im CSV-Format bevorzugen. Sie möchten zusätzlich wissen, zu welcher Anwendung der Download gehören könnte? Dafür gibt es das Feld preferredApplication.

SELECT name, source, target, preferred
Application from moz_downloads

Wann fand der Download statt?

Es ist sicher von Interesse, wann ein Download stattgefunden hat. Schreiben Sie den SQL-Befehl um:

SELECT name, source, target, starttime,
endtime FROM moz_downloads

Die Zeiten werden in den Feldern startTime und endTime gespeichert. Daraus lässt sich sogar die Zeit berechnen, die der Download gedauert hat. Die Datenbank speichert die Zeiten als UTC-Zeiten (Universal Time Coordinated) im Format datetime. Da die Daten im UNIX-Format mit exaktem Timestamp abgelegt sind, ist eine Division durch 1.000.000 nötig.

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D ie Datenbank downloads.sqlite enthält die Information, was Sie alles heruntergeladen haben.
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Der Modifier unixepoch modifiziert das Unixformat und der Modifier localtime wandelt das Ergebnis in die lokal eingestellte Zeitzone um. Die Ergänzungen AS Feldname weisen dem umgewandelten Wert einen eindeutigen Feldnamen zu. Es ist übrigens egal, ob Sie die Anweisungen groß oder klein schreiben. Zur besseren Lesbarkeit sollten Sie SQL-Befehle jedoch groß schreiben.

SELECT name, source, target, datetime(
starttime/1000000,'unixepoch','localtim
e') AS Startzeit, datetime(endtime/1000
000,'unixepoch','localtime') AS Endzeit
FROM moz_downloads

Welche Seiten wurden wie oft besucht?

Wissen Sie, wie häufig Sie bestimmte Seiten, zum Beispiel Facebook oder Google, besucht haben? Verbinden Sie den SQLite-Manager dazu mit der Datenbank places.sqlite. Die Tabelle moz_places enthält alle gewünschten Informationen. Mit der SQL-Anweisung bekommen Sie die gewünschten Daten:

SELECT title, visit_count FROM moz_
places

Wollen Sie die Suche nach Facebook verfeinern, so ergänzen Sie die SQL-Anweisung folgendermaßen:

SELECT title, visit_count FROM moz_
places WHERE title LIKE "facebook"

Hier mit der entsprechende URL angezeigt:

SELECT title, url, visit_count FROM
moz_places WHERE title LIKE "facebook"

Jetzt soll die Anzahl der Besuche auch noch absteigend, mit der höchsten Trefferquote oben, sortiert werden. Dazu gibt es den Befehl ORDER BY und den Zusatz ASC für Aufsteigend und DESC für absteigende Sortierreihenfolge:

SELECT title, url, visit_count FROM
moz_places WHERE title LIKE "facebook"
ORDER BY visit_count DESC

E in weiteres soziales Netzwerk, zum Beispiel Google+, ist schnell eingebaut:

SELECT title, url, visit_count FROM
moz_places WHERE title LIKE "face
book" OR title LIKE "google+" ORDER BY
visit_count DESC

Häufig wird behauptet, dass man zufällig auf einer Seite gelandet ist, was bei einem Klick auf einen Link gut möglich ist. Oder wurde die Adressezeile manuell eingegeben? Das finden Sie schnell heraus. Die Spalte typed besteht aus den Werten 0 und 1. Die 1 bedeutet, dass die Internetadresse manuell eingegeben wurde. In SQL:

SELECT * FROM moz_places WHERE typed
= 1

Wenn Sie die Abfrage auf eine Webadresse mit bestimmten Feldern beschränken wollen, modifizieren Sie die Abfrage:

SELECT url, title, typed, visit_count
FROM moz_places WHERE title LIKE
"facebook" and TYPED = 1

Den zeitlichen Verlauf von besuchten Seiten anzeigen

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S QL-Befehle filtern die Datenbank. Die Abfrage im CS V-Format dient der weiteren Auswertung.
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Die Seite wurde nur einmal besucht? Wenn Sie die Tabelle moz_historyvisits öffnen, finden Sie alle benötigten Informationen. Um diese allerdings sinnvoll auszuwerten, müssen Sie diese Datei mit der Tabelle moz_places verknüpfen. Nur so bekommen Sie die gewünschten Daten lesbar zu Gesicht. Wichtig ist es, den gemeinsamen Schlüssel dieser beiden Tabellen zu kennen.

Das sind in diesem Fall das Feld id aus der Tabelle moz_places und das Feld place_id aus der Tabelle moz_historyvisits. Diese beiden Tabellen müssen per SQL über einen INNER JOIN verknüpft werden. Zur eindeutigen Auswahl der Felder geben Sie in der Abfrage immer den Tabellennamen mit an, also anstatt nur url, bitte moz_places.url:

"SELECT moz_places.url, moz_places.
title, moz_places.visit_count,
datetime(moz_historyvisits.visit_date/
1000000,'unixepoch','localtime')
as ZEITEN FROM moz_places INNER JOIN
moz_historyvisits ON moz_places.id =
moz_historyvisits.place_id

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