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Mobile Abmahnwelle

Popcorn Time: Abmahnung bekommen - was tun?

In der Vergangenheit sind viele Abmahnung verschickt worden, unter anderem wegen der Nutzung der Streaming-App Popcorn-Time. Was tun?

Autor: Christoph Hoffmann • 18.11.2015 • ca. 4:30 Min

Popcorn Time Mahnung - Shutterstock 306977867
Wenn Sie eine Abmahnung erhalten haben, sollten Sie unbedingt Ruhe bewahren. Keinesfalls sollten Sie die Abmahnung ignorieren.
© Kues / shutterstock.com

Einem PCgo-Leser flatterte kürzlich eine Abmahnung ins Haus – Absender war die Münchner Anwaltskanzlei Waldorf Frommer, die unter anderem die Filmfirmen 21st Century Fox und Warner Brothers sowie deutsche Rechteinhaber wie Tele München oder Universum Film vertritt. Der Leser wur...

Einem PCgo-Leser flatterte kürzlich eine Abmahnung ins Haus – Absender war die Münchner Anwaltskanzlei Waldorf Frommer, die unter anderem die Filmfirmen 21st Century Fox und Warner Brothers sowie deutsche Rechteinhaber wie Tele München oder Universum Film vertritt. Der Leser wurde zu einer Zahlung von über 900 Euro aufgefordert und sollte zeitnah die beigefügte Unterlassungserklärung unterschreiben. Sein Vergehen: Er hat auf seinem Android-Tablet mithilfe der Gratis-App Popcorn Time einige Folgen der US-Kultserien Homeland und Die Simpsons sowie auf dem Notebook mit der PC-Software von Popcorn Time einige Kinofilme wie Fack ju Göhte angesehen.

Den entsprechenden Warnhinweis „Das Herunterladen von urheberrechtlich geschütztem Material kann in Ihrem Land verboten sein. Benutzung auf eigene Gefahr.“ auf der Webseite hat der Leser ignoriert. Dass es sich bei der Abmahnung der Anwaltskanzlei Waldorf Frommer um keinen Einzelfall handelt, wird nach einer Google-Suche schnell klar. Neben Popcorn Time sind auch weitere Dienste und Programme betroffen, die nach dem gleichen Prinzip arbeiten und vermeintlich unwissende Nutzer in die teure Abmahnfalle tappen lassen.

Hinweis: Auch wenn Popcorn Time mittlerweile geschlossen wurde, sind die folgenden Tipps weiterhin gültig. Ähnliche Apps und Programme wird es weiterhin geben.

Verhängnisvolle Software

Zugegebenermaßen, es ist verlockend. Einfach auf PC, Notebook oder Android-Tablet die kostenlose Popcorn-Time-Software installieren, danach in einer Art Programmzeitschrift einen Film oder eine Serienfolge auswählen und die Wiedergabe starten. Je nach Geschwindigkeit der Internetverbindung schaut man Filme in hoher Qualität, ganz ohne Ruckler. Vieles erinnert dabei beispielsweise an die Mediatheken von ARD, ZDF und anderen Fernsehsendern.

Problem: Bei den Inhalten, die man via Popcorn Time auf seinen Bildschirm holt, handelt es sich in den meisten Fällen um urheberrechtlich geschütztes Material, dessen Weiterverbreitung illegal ist – das Bundesministerium für Justiz hält das bloße Betrachten eines Videostreams für rechtmäßig.

Dazu der Kölner Rechtsanwalt Christian Solmecke „Nicht alles was Streaming heißt, ist auch Streaming. Wer sich auf diesem Portal (Popcorn Time, die Redaktion) Filme über einen vermeintlichen Stream anschaut, lädt diesen Film auch automatisch, ohne gesonderte Vorwarnung per BitTorrent hoch. Im Ergebnis wurde die Datei genauso geteilt wie beim klassischen Filesharing.“

Das bestätigte unmissverständlich auch die FAQ auf der Webseite von Popcorn Time: „Popcorn Time works using torrents, fair enough. Am I seeding while watching a movie? Indeed, you are. You‘re going to be uploading bits and bits of the movie for as long as you‘re watching it on Popcorn Time.“ Man lädt also einen Film auf seine Festplatte herunter und stellt ihn im Torrent-Netzwerk zur Verfügung. Vereinfacht: Ihre IP-Adresse wird von Popcorn Time öffentlich gemacht, andere Nutzer verbinden sich mit Ihrem PC und laden den Film – übrigens so lange, wie die Popcorn-Time-Software aktiv ist.

Identifizierung über die IP

Die Identifizierung der Popcorn-Time-Nutzer, die urheberrechtlich geschützte Dateien streamen, erfolgt über ihre IP-Adresse. Sobald Sie einen Download – in diesem Fall die Wiedergabe eines Films – starten, ist Ihre IP-Adresse als Filesharer sichtbar. Im Auftrag der Kanzlei Waldorf Frommer übernimmt die Identifizierung ein externer Dienstleister. Er führt ein Auskunftsverfahren beim jeweiligen Internetprovider durch, dem ein gerichtlicher Beschluss zugrundeliegt.

Nur wer über eine gesicherte VPN-Verbindung (virtuelles privates Netzwerk) ins Internet geht, kann sicher sein, dass man ihm nicht auf die Schliche kommt. Anonymisierungs-Netzwerke wie Tor oder der Proxy-Client JonDonym stellen keine zufriedenstellenden Lösungen dar, da die Bandbreite stark eingeschränkt ist.

CurrPort
Mit einem Tool wie CurrPorts von Nirsoft können Sie auf einen Blick sehen, welche Software einen Port geöffnet hat und ob eine Verbindung zu einem anderen Rechner besteht. Im Bild unten hat Popcorn Time (nw.exe) Kontakt zu mehreren Gegenstellen.
© CurrPort

Vereinfacht ausgedrückt handelt es sich bei einem VPN um eine Software, die über eine als Tunnel bezeichnete, verschlüsselte Verbindung den Kontakt zu einem Server des VPN-Anbieters herstellt, sodass der eigene Rechner Teil dieses Netzwerks wird und fortan über dessen IP-Adresse erreichbar ist.

Lesetipp: VPN-Tools im Vergleich

Legal Serien und Filme schauen

Mit einem iPad, Android-Tablet beziehungsweise am PC und Notebook können Sie auf eine Vielzahl von legalen Quellen zugreifen, um Filme und Serien zu schauen. Da sind zunächst die Mediatheken der Fernsehsender, die als Gratis-App für Smartphone und Tablet zur Verfügung stehen. Bei ARD und ZDF sowie den daran angeschlossenen Sendern werden die Inhalte für zwei Wochen nach der Ausstrahlung im Fernsehen bereitgestellt. Bei den privaten TV-Anstalten auch länger.

Mit einem Amazon-Prime-Abo für 49 Euro im Jahr erhalten Sie per App auf dem Smartphone und Tablet kostenlosen Zugriff auf Amazon Instant Video und können dort auf rund 13.000 Filme und Serienepisoden zugreifen. Weitere 15.000 Filme und Serien können gegen Gebühr ausgeliehen werden. Die Preise variieren je nach Aktualität der Filme beziehungsweise der Bildqualität. Mit vielen Smart-TVs und TV-Boxen wie AppleTV, Google Chromecast und Amazon Fire TV sowie Blu-ray-Playern und Spielkonsolen können Sie Amazon Instant Video ebenfalls abrufen.

Popcorn Time Android und Windows
Auf dem Android-Tablet ist die Gratis-App schnell installiert und bereit (links). Auch unter Windows funktioniert das Streaming mittels Software (rechts).
© Hersteller

Im Netflix-Abo ab 7,99 Euro monatlich können Sie unbegrenzt Filme und Serien schauen – rund um die Uhr. Die Flatrate ist monatlich kündbar. Netflix kann man auf dem PC oder dem Fernseher empfangen, aber auch auf Tablets und Smartphones. Die mobilen Apps sind für iOS, Android und Windows Phone erhältlich. Zudem ist Netflix auf Smart-TVs, TV-Boxen, Blu-ray-Playern und Spielkonsolen nutzbar.

Fazit und Ausblick

Streaming-Angebote wie Popcorn Time sind auf den ersten Blick interessant, kann man doch kostenlos eine Vielzahl von Serien und Filmen am PC, Smartphone und Tablet ansehen. Allerdings ist die Torrent-Technik hinter den Clients so konzipiert, dass man urheberrechtlich geschützte Inhalte verbreitet, sobald man die Wiedergabe eines Films im Player startet.

Lesetipp: Wer streamt was? Die besten Streaming-Suchmaschinen

Auf Massenabmahnungen spezialisierte Anwaltskanzleien finden Nutzer von Popcorn Time anhand ihrer IP-Adresse und dann wird es teuer. Besser, Sie nutzen legale Videoangebote.