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IT Professional: Auralisation

Im Konzertsaal

Autor: Tom Rathert • 5.2.2010 • ca. 1:55 Min

Im Konzertsaal werden die Berechnungen dann noch komplizierter. Während es in einer Sportarena weitestgehend egal ist, ob der Ton von links oder rechts kommt, erwartet ein Konzertbesucher, dass die Musik von dem Orchester kommt. Dazu müssen die positionierten Lautsprecher und die Berechnungen auch...

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Virchow-Haus, Charite Berlin: Isometrische Ansicht des Simulationsmodells mit Darstellung der Verteilung des direkt abgestrahlten Schalls als Mittelwert der Oktavbänder 1 bis 4 kHz. Jedem Pegel ist mit einer Auflösung von 2 dB eine entsprechende Farbe zugeordnet, sodass von der Konstanz der Farben auf die Gleichmäßigkeit des direkten Schallfeldes geschlossen werden kann. Die Beschallung erfolgt mit architektonisch eingepassten und damit optisch unauffälligen Linienschallquellen von vier bzw. zwei Metern Länge.
© PC Magazin

Im Konzertsaal werden die Berechnungen dann noch komplizierter. Während es in einer Sportarena weitestgehend egal ist, ob der Ton von links oder rechts kommt, erwartet ein Konzertbesucher, dass die Musik von dem Orchester kommt. Dazu müssen die positionierten Lautsprecher und die Berechnungen auch noch das räumliche Hören berücksichtigen.

Der Mensch hört, aus welcher Richtung ein Klang kommt, mit Hilfe der Zeit- und Pegeldifferenzen des Schalls am linken und rechten Ohr. Wenn jemand einen Kopfhörer aufgesetzt hat, lassen sich damit Verzögerungen gezielt simulieren, und damit ein räumlicher Eindruck künstlich erzeugen.

Bei freistehenden Lautsprechern ist es jedoch schwieriger, weil bei ihnen beide Ohren alles hören - das linke Ohr hört auch den rechten Lautsprecher und rechte den linken. Um dies zu korrigieren, werden deshalb beide Signale entsprechend gefiltert, so dass durch Interferenz (Überlagerung von Wellen) das Zuviel am Ohr verschwindet. Die Experten nennen das Übersprechkompensation.

Rein mathematisch müsste man bei jeder Schallreflexion und jedem zusätzlichen Lautsprecher als zusätzlicher Schallquelle das Gesprochene oder die Musik jedes Mal neu hören. Warum ist das nicht so? Grob verinfacht: Das menschliche Ohr kann zwei gleiche Signale nicht unterscheiden, wenn Sie weniger als 35 Millisekunden auseinander liegen.

Ab einer Verzögerungen von 50 Millisekunden vermindern die Differenzen die Verständlichkeit, ab einer Differenz von 80 bis 100 Millisekunden werden die Signale als Echo hörbar. 50 Millisekunden entsprechen einer Strecke von 17 Metern. Und warum bestimmt der Lautsprecher nicht die Richtung woher die Musik kommt? "Das verhindert ein psychoakustische Effekt", erklärt Thomas Streinbrecher.

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Bose Auditioner und Modeler können den Klangraum von Sälen, Hallen und Bars simulieren. Man hört mit dem Gerät, wie es in dem Raum klingt, und auch wie es mit möglichen Änderungen wie Umbauten, anderer Bestuhlung, Hintergrundgeräuschen oder Lautsprechersystemen klingen würde.
© PC Magazin

Das Signal, dass zuerst gehört wird, bestimmt die Richtung. Das zweite Signal erhöht im Idealfall die Lautstärke des ersten. Steinbrecher: "Untersuchungen haben gezeigt, dass der zweite Klang bis zu 10 Dezibel lauter sein darf, als das Signal, das das Ohr zuerst erreicht, ohne das die Lokalisation gestört wird."

Der Bose Auditioner geht im Zusammenspiel mit dem Modeler sogar noch einen Schritt weiter, und erzeugt den berechneten Klang, so wie er im Konzertsaal oder in der Arena klingen würde. So lassen sich Änderungen nicht nur berechnen, sondern auch sofort akustisch anhören.

Hohe Sprachverständlichkeit, auch bei Fan-Gesängen oder bei Pfeifkonzerten für den Gegner, ist die Anforderung hierzu an ein Soundsystem im Stadion. In Augsburg wurden zwei ringförmige Lautsprecher-Installationen unter dem Stadiondach angebracht. Das bringt ein homogenes Klangbild mit geringen Pegelunterschieden, bei dem sich die Lautsprechergruppen auch nicht gegenseitig über ihre Nachhallfelder oder durch Echos in die Quere kommen.

Im Stadion sind die Hintergrundgeräusche sehr hoch, was kein Problem ist, da das Bose-System auch Hintergrundgeräusche simuliert. Der Stadionsprecher ist so immer verständlich, selbst wenn einer "Lauter" ruft, obwohl er es nicht müsste.