IGZO-Display-Technologie lässt iPad 3 alt aussehen
Die Retina-Display-Technologie, die von Apple für das iPhone 5 und das iPad 3 eingesetzt wird, ist sehr hoch auflösend und ziemlich scharf. Doch Retina war gestern. IGZO heißt die kommende Technologie, die so überzeugt, dass auch Apple richtig scharf darauf ist.

Retina etwa beim iPhone 5 oder iPad 3 war lange der Inbegriff für das hochauflösende Display schlechthin. Steve Jobs selbst hatte dem Betriff damals, bei der Einführung des iPhone 4, eine geradezu mystische Überlegenheit gegenüber allen bis dato bekannten Display-Technologien bescheinigt. "Nie ...
Retina etwa beim iPhone 5 oder iPad 3 war lange der Inbegriff für das hochauflösende Display schlechthin. Steve Jobs selbst hatte dem Betriff damals, bei der Einführung des iPhone 4, eine geradezu mystische Überlegenheit gegenüber allen bis dato bekannten Display-Technologien bescheinigt. "Nie gab es ein solches Display für ein Telefon. Die Leute haben nicht mal von einem solchen Display für ein Telefon zu träumen gewagt."
Und tatsächlich: Bei einem typischen Sichtabstand von etwa 25 bis 30 Zentimeter ist eine Pixeldichte von 300 ppi (pixel per inch) so dicht, dass das Auge nicht mehr in der Lage ist, einzelne Bildpunkte zu differenzieren. Das Auge oder, genauer gesagt, die Netzhaut (engl. Retina), nimmt beispielsweise Text ab dieser Pixeldichte als homogene Fläche mit scharfen Kanten wahr. Kein Wunder, dass Jobs sogar jubelte: "Mit 326 ppi liegen wir sehr komfortabel über diesem Limit."
Richtig ist: Das iPhone 4 besticht mit einer sehr hohen Auflösung von 960 x 640 Bildpunkten bei einer relativ kleinen Displaydiaganale von 3,5 Zoll (8,89 cm). Und im Vergleich zum Vorgängermodell, dem iPhone 3, das bei gleicher Display-Diagonale lediglich 480 x 320 Bildpunkte bzw. 163 ppi darstellt, war das natürlich eine enorme Verbesserung. Doch eines hatte der verstorbene Apple-Chef nicht bedacht: Ein Display kann man natürlich auch näher an die Augen halten als 30 Zentimeter.
IGZO: ganz neu und super scharf

Dieser kleine, aber nicht ganz unbedeutende Fakt war einigen aufmerksamen Journalisten auf der damaligen Pressekonferenz nicht entgangen. Hinzu kam, dass Raymond Soneira, Präsident von Display Mate Technologies, vorrechnete, dass wenigstens eine Auflösung von 477 ppi nötig sei, um der Netzhaut ein wirklich vollkommenes, scheinbar pixelfreies Bild vorzugaukeln. Die Reaktion von Apple? Bislang keine.
Dafür hat Sharp, einer der weltweit größten Display-Hersteller, zusammen mit dem Semiconductor Energy Laboratory eine völlig neue Display-Technologie entwickelt, die wohl unter dem wenig werbeträchtigen Namen "IGZO" bekannt werden wird. IGZO ist die Abkürzung für Indium-, Gallium-, Zink-Oxid. Es handelt sich dabei also um einen neuartigen, hochkristallinen Oxid-Halbleiter, der auf Basis der Elemente Indium, Gallium und Zink hergestellt wird. Laut Sharp ist das neue Display vor allem für Smartphones und Tablet-PCs geeignet.
Vorteile von IGZO

IGZO soll eine Auflösung von rund 500 ppi haben. Das ist nochmals deutlich mehr als die Auflösung von Apples Retina-Display. In der Praxis wird dies nicht nur bedeuten, dass man ein enorm scharfes, quasi pixelfreies Bild wahrnimmt, sondern auch, dass man insbesondere bei Fotos viel weiter in ein hochauflösendes Bild hineinzoomen kann, bevor einzelne Pixel den scharfen Bildeindruck trüben. Ein weiterer Vorteil von IGZO ist der geringere Strombedarf, der etwa 30 Prozent niedriger liegen soll als bei aktuellen Geräten mit Retina-Display.
Diese Einsparung rührt wohl daher, dass die IGZO-Bildpunkte mehr Hintergrundlicht durchlassen. Man kommt also mit weniger LED-Hintergrundbeleuchtung aus. Schließlich soll die Herstellung von IGZO-Panels günstiger sein als bisherige Verfahren. Kein Wunder also, dass man sich auch bei Sharp über so viele Vorteile freut: "IGZO ist ein echter Quantensprung in der Display-Technologie.", sagte uns Martin Beckmann von Sharp Electronics Europe.
Erste Geräte mit IGZO-Technologie
Auch Apple wird wohl alsbald IGZO-Displays einsetzen. Bis ein entsprechendes Gerät des Branchenführer aber auf den Markt kommt, wird in Cupertino eisern geschwiegen. Als sehr wahrscheinlich gilt jedoch, dass Apple IGZO-Displays von Sharp für eine zweite Revision des iPad 3 einsetzen wird. In Foren haben sich Anwender darüber beklagt, dass das iPad 3 schon im Ruhezustand Temperaturen von über 40°C erreichen würde. Das Problem hätte Apple mit dem neuen IGZO-Display elegant aus der Welt geschafft.
Sharp hat bereits drei Panelvarianten für die verschiedensten Geräte angekündigt: ein 10-Zoll-Display mit 2.560 x 1.600 Bildpunkten, das wohl hauptsächlich für Tablet-PCs und möglicherweise für exklusive "Mini-Ultra-Books"eingesetzt werden wird. Dann ein 32-Zoll-Panel mit 3.840 x 2.160 Pixeln, welches wohl in hochwertigen Computermonitoren zum Einsatz kommt. Und ein 7-Zoll-Panel mit 1.280 x 800 Bildpunkten.
Und schließlich ist das kleine IGZO-Panel auch deshalb besonders interessant, weil es neben diversen Android-7-Zoll-Tablets auch ein mögliches iPad Mini ausstatten könnte, dessen Erscheinen bis Redaktionsschluss aber spekulativ war. Momentan scheint es aber so zu sein, dass Sharp mit der Herstellung der Displays in Verzug geraten ist. Es bleibt also abzuwarten, ob Apple die Umstellung vom Retina-Display, das von Samsung produziert wird, auf die neue IGZO-Technologie von Sharp nach eigenem Zeitplan gelingen wird.
Rekord: Das schärfste Mini-Display der Welt mit 5374 ppi

Das Ende der Fahnenstange ist noch längst nicht erreicht, wenn es um die Bildschirmauflösung geht. Dass technologisch noch ordentlich Luft noch oben ist, beweist die Firma Mikro-OLED. Sie hat kürzlich ein OLED-Display mit 5.374 ppi vorgestellt. Das Panel hat eine Diagonale von 0,61 Zoll (15,5 mm) und verfügt über 2.560 x 2048 Bildpunkte.
Eine derartig hohe Pixeldichte ist bislang von keinem anderen Display erreicht worden. Zudem erreicht das OLED laut Hersteller einen hohen Kontrast von 100 000:1. Auch der Energieverbrauch ist mit 0,2 Watt recht gering, verglichen mit anderen OLED-Bildschirmen. Für Smartphones oder gar Tablet-PCs wird es aber wohl nie eingesetzt werden, da die Auflösung völlig übertrieben wäre.
Ein bloßer Vorzeige-Prototyp soll das OLED aber auch nicht bleiben. Für den Einsatz in einem Brillensystem, wo das Display direkt vor dem Auge positioniert wird, ist es aber ideal. So soll die Technologie in Nachtflugsichtgeräte wandern oder Chirurgen bei Gehirn- oder Rückenmarksoperationen in Verbindung mit einem Kamerasystem helfen.