Grundlagen zur PC-Übertaktung
Holen Sie mehr aus ihrer Hardware. Wir verraten wie Sie aus Prozessoren, Grafikkarten und Arbeitsspeicher mehr Leistung herauskitzeln können.

- Grundlagen zur PC-Übertaktung
- Teil 2: Grundlagen zur PC-Übertaktung
Beim Stichwort Übertakten denken die meisten PC-Anwender an instabile Systeme, verbrannte Prozessoren und nicht enden wollendes Herumprobieren. Noch vor einigen Jahren waren das tatsächlich typische Begleiterscheinungen, weshalb sich nur ausgemachte Bastler an das heikle Thema heranwagten. Seit de...
Beim Stichwort Übertakten denken die meisten PC-Anwender an instabile Systeme, verbrannte Prozessoren und nicht enden wollendes Herumprobieren. Noch vor einigen Jahren waren das tatsächlich typische Begleiterscheinungen, weshalb sich nur ausgemachte Bastler an das heikle Thema heranwagten. Seit dem hat sich einiges geändert.
Mit dem Aufkommen immer höher integrierter Mainboard-Chipsätze und Grafikkarten im Referenz-Design haben Hersteller wie Asus, Abit und MSI das Übertakten als wirkungsvolle Möglichkeit entdeckt, sich vom Hardware-Einheitsbrei abzusetzen. Das reicht von beigelegten Übertaktungs-Tools bis hin zu Hauptplatinen, die schon fertige Übertaktungsprofile bieten, aus denen man nur noch auswählen muss. Gleichzeitig ist das Risiko, etwas kaputt zu machen, dank sich selbst drosselnder Prozessoren extrem gesunken. Kein Grund also, es nicht mal zu probieren, denn der mögliche Leistungsgewinn ist enorm - wenn man richtig vorgeht.
Den Hebel ansetzen
Das Wissen um die Leistungsbremsen ist entscheidend, wenn es darum geht, durch Übertakten mehr aus dem System zu holen. Ist zum Beispiel der Hauptspeicher so knapp bemessen, dass das Betriebssystem regelmäßig Daten auf die Festplatte auslagern muss, hilft es überhaupt nichts, den Speichertakt oder die Zugriffszeiten zu ändern.

Eher könnte man in diesem Fall die Festplatte defragmentieren und der Auslagerungsdatei eine feste Größe zuweisen. Am sinnvollsten wäre in diesem Fall aber eindeutig die Anschaffung weiteren Speichers. Bevor es mit dem Tunen losgeht, sollte man sich einen Überblick verschaffen, wo das System eventuell zu leistungsschwach ist.
Am besten lässtman dazu die Anwendungen laufen, bei denen man sich durch Tuning-Maßnahmen einen Leistungsschub erhofft. Mit dem Taskmanager oder Diagnose-Tools kann dann anhand einiger Parameter - wie der CPU-Auslastung und dem Einsatz der Auslagerungsdatei - geprüft werden, wo es hakt. Den größten Einfluss auf die Gesamtleistung haben der Prozessor, die Grafikkarte und der Hauptspeicher. Wieviel das Übertakten dieser Komponenten tatsächlich bringt und wie weit man ohne exotische Kühllösungen gehen kann, haben wir im Labor geprüft.
Prozessor
Die wirkungsvollste Stellschraube, wenn es darum geht, mehr Leistung aus dem System zu holen, ist der Prozessor. Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit, die CPU erfolgreich übertakten zu können, gerade bei neuen Prozessoren sehr hoch. Das hängt mit der Art und Weise zusammen, wie Fertigung und Vermarktung ineinander greifen.

Wer einen Blick auf die derzeit angebotenen Prozessoren wirft, stellt fest, dass es zig verschiedene Modelle gibt, die aber nur auf wenigen Kernen beruhen. Während Intel und Co. früher mit Testreihen ermittelten, wie gut ein gerade aus der Fertigung gekommener Chip ist, um diesen als so schnelle und damit teure CPU wie möglich auf den Markt bringen zu können, verhält sich das heute genau anders herum. Die Fertigung und damit die Ausbeute sind derzeit so gut wie nie (auch wenn kein Hersteller freiwillig die genauen Zahlen preisgibt). Es könnten wesentlich mehr "höhere" Prozessoren gefertigt werden als es Kunden dafür gibt.
Um auch den preiswerteren Markt bedienen zu können, haben sowohl Intel als auch AMD schon seit Jahren künstlich gedrosselte Prozessoren im Programm. Diese Drosselung erfolgt per Multiplikator-Lock und funktioniertwie folgt: Die Prozessorfrequenz leitet sich aus einem Grundtakt, zum Beispiel dem des FSB ab. Diese Grundfrequenz wird mit einer ganzen oder halben Zahl multipliziert - besagtem Multiplikator. Wie weit sich der Prozessor übertakten lässt, hängt unter anderem von der Größe des Multiplikators und der Nominalgeschwindigkeit der CPU ab.
Je größer der Multiplikator ist, desto wahrscheinlicher geht dem Prozessor beim Übertakten die Puste aus, je niedriger der Multiplikator, desto eher stößt der FSB an die Grenzen des Machbaren. Eine CPU mit hohem Multiplikator zu kaufen. um sie später übertakten zu können, ist dennoch keine allzu gute Idee. Je höher der Multiplikator ist, desto teurer ist normalerweise die CPU, da es sich meist um ein Spitzenmodell handelt.
Ausnahmen bestätigen die Regel: So eignet sich der Pentium D 805, der vor etwas über einem Jahr auf den Markt kam, hervorragend zum Übertakten. Er weist einen niedrigeren FSB als alle anderen Modelle mit dem selben Kern auf und kommt trotz hohen Multiplikators auf eine relativ niedrige Prozessorfrequenz. Im Testlabor konnten wir den eigentlich mit 2666 MHz getakteten Prozessor ohne Schwierigkeiten per FSB auf 3466 MHz hochtakten. Erst dann stieß der Kern an seine Grenzen, während der FSB immer noch unter der Frequenz der übrigen Modelle mit gleichem Kern lag. Mit einer höheren Spannung und besserer Kühlung hätten wir vermutlich sogar noch mehr herausholen können.
Wer seinen Prozessor übertakten möchte, sollte zunächst auf den dem Mainboard oder dem Komplettsystem beigelegten CDs nachsehen, ob der Hersteller eine Übertaktungs-Software beigelegt hat. Auch ein Blick auf die Seite des Herstellers lohnt sich, da Übertaktungs-Tools nicht nur unkomplizierter sind als der Gang ins BIOS, sondern manchmal sogar selbst testen, wie weit sich das System stabil übertakten lässt.

Ist ein solches Tool nicht vorhanden, bleibt nur der Gang ins BIOS. Je nach Platine unterscheiden sich die dort zu wählenden Menüpunkte voneinander. Letztlich läuft es aber immer darauf hinaus, die Grundfrequenz zu erhöhen. Hierbei kann man ruhig ein wenig forscher zu Werke gehen und mehrere Frequenzen überspringen. Da man den Rechner nach jeder Übertaktung einem ausführlichen Test unterziehen sollte, kann das Übertakten per FSB ansonsten zu einer äußerst langwierigen Sache werden.
Wichtig ist, nach dem Übertakten nicht nur auf Systemstabilität zu achten, sondern auch auf die System- und vor allem Prozessortemperatur. Diese steigt beim Übertakten durch eine höhere Leistungsaufnahme unweigerlich an, was bei unzureichender Kühlung zu Problemen führen kann. Wie hoch die CPU-Temperatur sein darf, darüber streiten sich die Geister. Wir empfehlen, nicht über 75 bis 80 Grad bei Volllast zu kommen, auch wenn AMD eine Dauertemperatur von bis zu 95 Grad für unbedenklich hält.
CPUs ohne festen Multiplikator
Nachdem einige Jahre lang sämtliche Prozessoren mit einem festen Multiplikator ausgestattet wurden - teilweise aus Angst vor Produktfälschern, teilweise aber auch um dem Übertakten einen Riegel vorzuschieben ist Intel vor einiger Zeit dazu übergegangen, die jeweils schnellsten Prozessoren ohne festen Multiplikator anzubieten. Nach dem Motto, wer schon 1000 Euro für die CPU zahlt, soll auch damit machen können, was er will. Wer eine solche CPU sein eigen nennt, braucht sich um das Übertakten nicht viele Gedanken zu machen: Den Multiplikator im BIOS in 0,5er-Schritten hoch setzen und zusehen, wie weit er damit kommt.
Allen anderen bleibt als Übertaktung nur die Option, die Grundfrequenz, also zum Beispiel die des FSB, hochzusetzen, um so die damit gekoppelte Prozessorgeschwindigkeit zu erhöhen. Den Multiplikator herabzusetzen (geht bei vielen CPUs), um so eine höhere FSB-Geschwindigkeit bei gleichem Prozessortakt zu erreichen, können wir nicht empfehlen.