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Ratgeber: Drucker

Drucksysteme im Vergleich: Laser, Tinte und Gel

Die Entscheidung fällt keinem leicht: Soll es ein Laser- oder ein Tintenstrahldrucker sein? Selbst in kleinen Büros sind heute meist beide Drucksysteme anzutreffen. Ricoh schickt mit dem Gelsprinter jetzt noch ein drittes ins Rennen. Aber taugt das auch was?

Autor: Oliver Ketterer • 9.8.2012 • ca. 6:10 Min

Drucksysteme im Vergleich: Laser, Tinte und Gel
Drucksysteme im Vergleich: Laser, Tinte und Gel
© Hersteller/Archiv

Wir haben uns den ersten verfügbaren Gel-Drucker von Ricoh noch vor Markteinführung ins Labor geholt. Und weil das noch nicht interessant genug ist, haben wir typische Bürovertreter der Gattung Tinte und Laser dazu gestellt und verglichen. Allerdings ist der Ricoh SG 310 ein einfunktionales Druck...

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Flüssiges Gel: Das Gel von Ricoh ist so flüssig, dass sich vollflächige Grafikausdrucke auf Normalpapier nach der Trocknungsphase aufrollen.
© Hersteller/Archiv

Wir haben uns den ersten verfügbaren Gel-Drucker von Ricoh noch vor Markteinführung ins Labor geholt. Und weil das noch nicht interessant genug ist, haben wir typische Bürovertreter der Gattung Tinte und Laser dazu gestellt und verglichen. Allerdings ist der Ricoh SG 310 ein einfunktionales Druckgerät. Bei den anderen beiden Kandidaten handelt es sich um Multifunktionsgeräte.

Der Office Edge Pro 5500 ist eine völlig neue Konstruktion aus dem Hause Lexmark, dessen Drucksystem klar auf den Businessbereich ausgelegt wurde, trotz oder vielleicht auch wegen seines Tintendruckwerkes. Denn eigentlich gelten tonerbasierte Drucker immer noch als Standard für den Bürobereich, weil Laserdrucker als besonders schnell und zuverlässig angesehen werden - und deutlich günstiger im Unterhalt. Ob das alles noch Gültigkeit hat oder Gel das Siegertreppchen besteigt, soll unser Test klären.

Gel, eine gelungene Mischung?

Zunächst einmal: Auch Tinte ist bereits ein komplexes Thema. Aus unserer jahrelangen Erfahrung mit Tintengeräten im Testlabor können wir den Tintenarten bestimmte Eigenschaften zuordnen. Farbstoffbasierte Tinte zeichnet sich etwa durch besonders leuchtende und intensive Farben aus. Das hat den Vorteil, dass man bereits mit den Grundfarben Cyan, Magenta und Gelb sehr ansprechende Bilder ausdrucken kann.

Der Nachteil ist allerdings, dass die Lichtbeständigkeit gering ist und wasserfest ist die Farbstofftinte auch nicht. Pigmentierte Tinte ist dagegen sehr lichtbeständig und auch besser gegen Wasser gefeit. Allerdings sind die Farben von Pigmenttinte generell nicht so schön leuchtend. Bei ausgewiesenen Pigment-Fotodruckern kommen deshalb zusätzlich zu den Grundfarben spezielle Fotofarben hinzu - das können insgesamt dann locker bis zu elf Farbpatronen sein.

Damit gleicht man das Farbmanko aus und kann dennoch auf Pigmenttinte setzen, um die Lichtbeständigkeit der Bilder so zu erhöhen, dass auch spätere Generationen die Fotos noch bewundern können. Aber was hat das bitteschön mit dem Gel von Ricoh zu tun? Ganz einfach: Bei dem "Gel" handelt es sich offensichtlich um nichts anderes als eine Tinte, die mit einem speziellen Rezept gebraut wurde. Auf Nachfrage von PC Magazin hat Ricoh angegeben, dass das Gel das Beste aus beiden Tintenarten für sich vereinen soll.

Zum einen soll das Gel besonders leuchtende, kräftige Farben bei Fotos ermöglichen, zum anderen sollen die Bilder aber auch lichtbeständig und wasserfest sein. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann könnte das Unternehmen den Druckermarkt mit entsprechenden Produkten kräftig aufmischen. Das genaue Geheimnis der Gel-Rezeptur wollte Ricoh uns aber nicht verraten. Unsere Vermutung ist jedoch, dass es sich grundsätzlich um Pigmenttinte handelt, deren Pigmente besonders klein gemahlen wurden.

Druckgeschwindigkeit der Systeme

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Außer Kontrolle: Gelalarm beim PC-Magazin-Testlabor. Magenta-Gel macht sich auf dem Transportband des SG310 breit.
© Hersteller/Archiv

Der Ricoh Afico SG 310DNw ist dann richtig schnell, wenn es nicht auf hohe Qualität ankommt. Grundsärtzlich kein Manko, denn im Büro werden besonders häufig ein- und zweiseitige Dokumente ausgedruckt. Der Gelsprinter braucht für die erste sw-Seite im Draftmodus lediglich 7,1 und bei Standardqualität 12,3 Sekunden. Das sind sehr gute Werte und das ist deutlich schneller als unser Vertreter des Laserdrucker-Lagers. Sobald der Gelspritzer aber richtig gute Ausdrucke produzieren soll, braucht er dafür eine kleine Ewigkeit.

Der Lexmark als Vertreter der Büro-Tintendrucker ist bei einseitigen Ausdrucken in dieser Disziplin nicht zu schlagen. Erst ab zweiseitigen Dokumenten nimmt der Lasermulti an Fahrt auf und der erhebliche Unterschied zum Tinten-bzw. Gel-Drucker schmilzt ein wenig dahin. Dass der HP Office Drucker für die erste Seite ungewöhnlich lange braucht, liegt jedoch vor allem an seinem Energiemanagement.

Bei hohem Qualitätsanspruch und mehrseitigen Dokumenten hat der Laserdrucker nämlich wieder die Nase klar vor dem Gelsprinter. Wirklich erstaunlich ist, dass der Lexmark tatsächlich hält, was er verspricht, denn er ist wirklich schnell - insbesondere bei der kontinuierlichen Seitenproduktion pro Minute im laufendem Betrieb.

Druckqualität der Delinquenten

Für die gängigen Bürodokumente ist der Laserdrucker aber immer noch die beste Wahl, wenn es um Druckualität geht. Das gilt für farbige Tortendiagramme und Infografiken ebenso wie für den gedruckten Text: scharfe Kanten, homogene Flächen und satte Farben - sehr gut! Bei Fotoausdrucken hat der Laserdrucker allerdings keine Chance gegen die Tinten- und Gel-Konkurrenz. Seine Rasterung der Bilder lässt sich bei näherem Hinsehen auch mit bloßem Auge gut erkennen.

Der Lexmark ist der einzige Drucker im Test, der auch randlose Hochglanzfotos ausdrucken kann, auch wenn sich diese Funktion hinter der Papierauswahl im Treiber sehr gut versteckt. Der Gelsprinter muss sich in der Qualitätsfrage unterm Strich deutlich geschlagen geben. Er ist klar als Business-Drucker definiert. Einzig beim Fotodruck kann er dem Laserdrucker Paroli bieten. Aber auch er kann keine randlosen Fotos drucken - trotz der technischen Nähe zu den Tintenstrahlgeräten.

Der Gelsprinter im Praxiseinsatz

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Kommt ein Gel nicht immer aus der Tube? Nicht das von Ricoh. Das Gel ist genauso flüssig wie Tinte und verhält sich auch so.
© Hersteller/Archiv

Ricoh hat sich bei der Positionierung des Gelsprinters klar für den Businessbereich entschieden. In diesem Segment kommt es auf Geschwindigkeit an. Die erreicht der SG 310 nur mit einem Transportband, das vergleichbar ist mit jenen aus Laserdruckwerken. Beim randlosen Fotodruck läuft der Druckkopf aber über das Papier hinaus, so dass Tinte von einem Schwamm aufgefangen werden muss. Das lässt sich technisch nicht mit einem Transportband verbinden, da ja auch dieses über den Papierrand hinausragt.

Man musste sich also entscheiden: entweder Schwamm oder Geschwindigkeit. Im Praxiseinsatz ist das Unglück dann aber dennoch passiert. Gleich nach dem ersten Patronenwechsel begann der Gelsprinter, die Magentafarbe an Stellen im Gerät zu verteilen, wo sie sicher nicht hingehört - insbesondere auch auf das Transportband. Wir vermuten hier als Ursache einen Schaden am Gerät. Auf Nachfrage des PC Magazins kam aber noch ein weiterer interessanter Aspekt des Druckwerkes zutage.

Offenbar ist der Druckkopf lediglich in zwei Farbbreiche geteilt: Cyan und Schwarz teilen sich die eine Hälfte der Druckdüsen, Gelb und Magenta die andere Hälfte. Beim Austausch der Kartuschen soll eine Ansaugung ein Vakuum im Druckkopf erzeugen, das die Düsen reinigt. Dieser Vorgang ist eine mögliche Ursache für den zweiten gravierenden Fehler des Gelsprinters: Anstatt Gelb hat er nämlich Magenta gedruckt - bis wir einen Düsenreinigungsvorgang im Treiber durchgeführt hatten.

Solche Kapriolen sind aber für den hektischen Betrieb im Büro ganz und gar nicht geeignet. Für den Gelsprinter ist das ein sauberer rechter Haken, der ihm quasi schon in dieser Diziplin den Büro-Knockout beschert.

Druckkosten

Tintenstrahldrucker haben ein echtes Imageproblem, wenn es um Druckkosten geht. Die Kombination eines "billigen" Tintenspritzers mit regelmäßigem Fotoausdruck macht ein vermeintliches Schnäppchen zum Geldschlucker - das ist und war die Masche der Branche schon seit vielen Jahren. Den Tintenspritzer für 50 Euro oder weniger abgeben und dann für den Satz Patronen 60 Euro verlangen - daran verdienen die allermeisten Hersteller schon seit Jahren exzellent.

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Herkömmlicher Standardlaserdrucker mit Nachheizphase von 15 Minuten
© Hersteller/Archiv

Dass Tintenstrahler per se immer horrende Folgekosten verursachen, scheint auch deshalb immer noch in vielen Köpfen von IT-Entscheidern eingemeißelt zu sein. Dieses Vorurteil kann von Durckerherstellern nur schwer entkräftigt werden, haben sie doch selbst die Preisspirale für das "Verbauchsmaterial" Tinte kräftig nach oben gedrückt. Richtig ist aber auch, dass es inzwischen Business-Tintenstrahler gibt, die sehr günstige Seitenpreise aufweisen. Bei unseren Testkandidaten ist das auch so.

Freilich ist der HP Laserdrucker mit 2,1 Cent pro sw-Seite immer noch der günstigste Drucker im Feld, aber auch ein Tintenstrahler wie der von Lexmark mit 2,3 oder ein Ricoh Geldrucker mit 2,7 Cent reißt keinem Büro ein Loch in die Brieftasche. Der Fotodruck ist hier differenziert zu betrachten, denn Laserdrucker können nicht auf beschichtetes Hochglanzpapier drucken. Die dafür nötigen, hohen Papierkosten fallen also ebenfalls weg.

Intelligenter Stromverbrauch bei Lasergeräten ist im Kommen

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HP-Laserdrucker mit "Instant-on"-Technologie
© Hersteller/Archiv

Jahre lang hat es niemanden gestört, dass Laserdrucker nach einem Druckauftrag ständig ihre Fixiereinheit nachgeheizt haben. Dass das enorm viel Strom verbraucht hat, wurde erst mit steigenden Stromkosten relevant. HP hat die "Instant-on" Technik in ihren Laserdruckern implementiert. Das bedeutet: Man verzichtet auf das Nachheizen.

Der Nachteil: Der erste Ausdruck liegt erst nach über 20 und nicht nach 8 Sekunden vor.

Fazit

Ricoh hat mit dem Gel als drittem Player im Druckermarkt zwar eine aufregende Formel gefunden, denn sie versucht zwei positive Eigenschaften von Tinte zu vereinen, die bislang als unvereinbar galten. Leider hat Ricoh es noch nicht geschafft, dafür auch ein genügend zuverlässiges und durchdachtes Produkt zu bauen, das die Vorteile von Gel ohne Stolpersteine an den Kunden durchreicht.

Am Ende stehen wir mit verschmierten Ausdrucken da. Tinte und Laser sind dem Gel-Drucker auch deshalb deutlich überlegen - noch. Für Anhänger der Tintenstrahltechnologie ist der Lexmark Pro 5500 derzeit absolut empfehlenswert, denn er druckt nicht nur schnell und gut, sondern er ist auch günstig im Unterhalt.

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