Soundcheck

Das eigene Tonstudio für 150 Euro zusammenstellen

17.4.2012 von Michael Hiebel

Dank aktueller Technik ist hochwertige Audioproduktion kein Exklusiv-Terrain mehr für teure Profi-Studios. Soft- und Hardware-Hersteller bieten viele günstige Produkte zum Soundrecording. Wir zeigen Ihnen worauf Sie bei der Anschaffung achten müssen.

ca. 6:00 Min
Ratgeber
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  1. Das eigene Tonstudio für 150 Euro zusammenstellen
  2. Das eigene Tonststudio für 150 Euro zusammenstellen Teil 2
Das eigene Tonststudio für 150 Euro zusammenststellen
Das eigene Tonststudio für 150 Euro zusammenststellen
© Archiv

Sie sind bereits durch das Herumspielen mit einem Gratis-Musikprogramm auf den Geschmack gekommen. Jetzt harren Sie ungeduldig auf den schnellen Startschuss! Doch ein wenig Geduld, und vor allem zuerst ein wenig Theorie vorab: Das spart Fehlkäufe und damit das meiste Geld. Im Folgenden gibt es nicht nur No-Budget-Spartipps, sondern auch Empfehlungen für relativ günstige Hard- und Software mit einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis.

Tipp 1: In der Studiotechnik zählen Mikrofone, Lautsprecher und auch Kopfhörer zu den Geräten mit dem geringsten Wertverlust, da diese Technik weitestgehend entwickelt ist.

Viel Bewährtes hat hier mittlerweile Kultstatus - und entsprechende Kultpreise, wie manche alten Neumann-Mikrofone, Klein-&-Hummel-Lautsprecher oder die NS-10-Boxen von Yamaha. Gutes Equipment aus diesen Bereichen lässt sich bei Hobbyauflösung oder Gerätewechsel immer zu einem hohen Preis weiterverkaufen. Bedenken Sie das bei Ihrer Budget-Kalkulation!

So produzieren Profis

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Mit einem Straßenpreis um die 190 Euro erhält man mit dem Rode NT1-A Vocal Recording Set ein Mikrofon, das man gerne länger behalten wird. Spinne und Pop-Schutz sind mit dabei.
© Foto: Hyperactive

Toningenieure und Komponisten benötigen heutzutage eher selten große Mischpulte und Aufnahmeräume. Im Allgemeinen werden die Töne digital im Computer produziert. Für Live-Aufnahmen besitzt der Produktionsrechner ein kleines Audio-Interface mit Mikrofon-, Line- und Gitarrenanschluss sowie ein MIDI-Interface. Live-Instrumente und Gesang werden Spur für Spur hintereinander im Rechner aufgenommen und später mit den anderen Spuren zusammengemischt.

Viele Klänge stammen vorerst kostengünstig aus der Konserve. Damit wird ein so genanntes Layout gestaltet. Erst nach Kundenabnahme werden einzelne Soundspuren durch Aufnahmen von Naturinstrumenten und Gesang in einer professionellen Studioumgebung ersetzt.

Das Stück wird im Studio final abgemischt und zuletzt gemastert. Dabei werden Klang und Dynamik der Musik- oder Tonaufnahme für das Endausgabemedium optimiert und dabei die optimale Lautheit erzeugt. Das geschieht durch Komprimierung, Filter und Klangregelungen, entweder im Endmix oder auch bei einzelnen bereits vorgemischten Instrumentengruppen.

Tipp 2: Ein gutes Mastering ist nur bei kommerzieller Weiterverwendung des Audioprodukts nötig und erfordert viel Know-how. Sollte es bei einem Ihrer Songs dazu kommen, überlassen Sie das Mastering besser einem professionellen Tonstudio.

Computer-Hardware

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Das Steinberg CI1 hat alle Anschlüsse für Mikrofon, Gitarre und Kopfhöreranschluss sowie symmetrische Klinkenausgänge.
© Foto: Steinberg Media Technologies GmbH

Sicherlich sind Sie längst stolzer Besitzer eines flotten PCs. Sounddateien lassen sich mit aktuellen Rechnern mühelos bearbeiten. Auch das Betriebssystem sollte keine Hürde darstellen, da viele Programme auch noch Windows XP akzeptieren. Arbeiten Sie jedoch mit hohen Sampling-Raten, mehreren Tonspuren und vielen Samples und Effekten, setzen Ihnen Rechnerleistung und vor allem die RAM-Ausstattung ein paar Grenzen.

Berücksichtigen Sie die Hardware-Empfehlungen des jeweiligen Software-Herstellers. Im Allgemeinen sollten Sie mit Ihrem Heimrechner ohne weitere Aufrüstung klarkommen.

Tipp: Ein im Hintergrund laufender Virenchecker kann die schönste Tonaufnahme mit einem Aussetzer verzieren. Nehmen Sie Ihren Rechner für die Tonproduktion vom Netz. Dann können Sie das Antivirenprogramm beruhigt abstellen. Am besten ist natürlich eine auswechselbare Boot-Platte für die Audio-Software!

Bestands-"Aufnahme"

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Das Focusrite Audio-Interface 2i2 enthält alle Anschlüsse für Mikrofon, Gitarre und Line-Audioquellen. Eine Sammlung von Plug-ins und eine upgradefähige Software-Version von Ableton Live Lite 8 ist im Listenpreis von 159 Euro enthalten.
© Foto: Focusr

Bevor Sie gleich zwecks Neukauf die Brieftasche zücken: Überlegen Sie erst mal kurz, was Sie ohnehin im Schrank stehen haben. Gab es da nicht eine Videoschnitt-Suite, der ein Audioprogramm beigelegt war? Lässt sich vielleicht ein Videoschnittprogramm dank der vielen integrierten Tonspuren und Effekte als Harddisk-Rekorder zweckentfremden? Oder war da nicht noch was der neuen Audiokarte beigefügt? Vielfach findet sich bereits ein brauchbares Programm im eigenen Archiv. Das erspart vorerst die Neuinvestition.

Im zweiten Schritt überlegen Sie, was Sie denn so alles in Ihrem Tonstudio anstellen wollen. Das hat entscheidenden Einfluss auf die Verteilung Ihres Budgets.

Sprachaufnahme und Filmvertonung

Für Sprachaufnahmen und Filmvertonung reicht der Tonbearbeitungsteil Ihres Videoschnittprogramms. Das spart zusätzlich Zeit durch Ex- und Import von Audio und Video in eine andere Software. Zur Digitalisierung von Sprachaufnahmen und Geräuschen benützen Sie die interne Soundkarte Ihres Rechners. Die ist kostenlos und für Filmvertonungszwecke ausreichend. Dafür sollten Sie vielleicht etwas mehr Geld in ein gutes Mikrofon investieren.

Brauchbare Mikrofone lassen sich bei Elektronik-Discountern für etwa 30 bis 80 Euro finden.Für höhere Anforderungen der Filmvertonung kann man später ein spezielles Programm wie Adobe Audition, Avid ProTools, Steinberg WaveLab oder Magix Samplitude dazukaufen, das für Filmton optimierte Features für Störgeräusch-Reduzierung, Sprachaufnahme-Optimierung und Mischungs-Komprimierung eingebaut hat.

Tipp 3: Zur Filmvertonung sollte die Audio-Software unbedingt Videos synchron zu den Tonspuren abspielen können. Neben der CD-Samplingrate von 16 Bit 44,1 KHz sollte auch die in der Videotechnik üblichen 16 Bit 48 KHz unterstützt werden. Man kann zwar umrechnen, aber damit ist immer ein kleiner Qualitätsverlust verbunden. Viele Programme arbeiten jedoch ohnehin mit höheren Auflösungen.

Musikproduktion

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Das neue Sequel 3 ist zwar als Einsteiger-DAW konzipiert, enthält aber eine komplett ausgestattete Produktionsumgebung vom Feinsten.
© Foto: Josef Bleier

Für die Aufnahme von Musikinstrumenten ohne eingebauten Tonabnehmer sind das Mikrofon und die Akustik des Aufnahmeraums entscheidend für die Tonqualität. Eine höherwertige Audio-Schnittstelle ist eine sinnvolle Ergänzung.

Viele Interfaces sind zudem mit Einsteigerversionen diverser Software-Programme gebundelt. Wer auf den Euro schaut, erhält hier ein preiswertes Starterpaket.

Das Steinberg CI1 Interface enthält LE-Versionen von Sequel und WaveLab für 119 Euro, beim größeren Steinberg CI2 sind für 249 Euro Cubase AI und WaveLab LE mit dabei.

Auf dem Markt gibt es eine ganze Palette unterschiedlichster Audio-Interfaces, die teilweise auch hochwertige Zusatzfeatures wie Röhren-Vorverstärker, Mehrkanal-Eingänge und Ähnliches eingebaut haben. Ebenso nach oben offen ist die Preisskala. Teure Studiogeräte heben sich beispielsweise durch geringes Eigenrauschen, gute Wandlerelektronik und geringe Latenzen ab. Latenzen sind wandlerbedingte Verzögerungen, die beim spurweisen Einspielen von Live-Instrumenten und Gesang Probleme bereiten können.

Möchten Sie externe Keyboards per MIDI steuern, benötigen Sie eine Sequenzersoftware und ein Audio-Interface mit MIDI-Anschlüssen, um die analogen Klangquellen parallel im PC aufzuzeichnen und später abzumischen. Ein externer USB-MIDI-Adapter ist von Maxmox im Internet als Neugerät für 6,99 Euro plus Versand zu bekommen.

Wenn Sie überwiegend mit vorgefertigten Sounds und Samples und diese kreativ auf den Tonspuren editieren wollen, kommen Sie um ein MIDI-Keyboard mit MIDI-Interface nicht herum. Falls Sie noch keines haben, besorgen Sie sich ein Keyboard gleich mit USB-Anschluss. Einfache Neugeräte wie das M-Audio eKeys 37 USB gibt es bereits um etwa 50 Euro. Es gibt allerdings einen Unterschied zu teueren Geräten, die beispielsweise mit Anschlagdynamik arbeiten und deshalb MIDI-Klangerzeuger subtiler ansteuern können.

Tonstudio-Software

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Das M-Powered Essential Voice Studio ist als Set mit Mikrofon und Pro Tools SE für Sprachaufnahme und Filmvertonung ein günstiges Einsteigerpaket für unter 100 Euro.
© Foto: Josef Bleier

Vor vielen Jahren waren Computer für Musikaufnahmen nur dafür zu gebrauchen, verschiedene Keyboards samt ihren eingebauten Klangerzeugern wie Hardware-Synthesizer, -Drumcomputer oder -Sampler zu steuern. Das geschah mit dem Anfang der 80er Jahre eingeführten MIDI-Protokoll (für Musical Instrument Digital Interface): ein serielles Steuerungssystem mit 5-poligen DIN-Steckern und einer maximalen Kabellänge bis zu 15 Metern. Pro Musikerzeuger gab es in der Sequenzer-Software eine Steuerspur.

Natürlich konnten die MIDI-Steuerimpulse editiert und verändert werden. Später kam Harddisk-Recording hinzu. Jetzt konnten die einzelnen Spuren zusätzlich komplette Tonaufzeichnungen enthalten. Heute werden mit MIDI-Steuerung nicht nur externe Klangerzeuger getriggert, die Hardware ist in die wesentlich leistungsfähigeren Rechner hineingewandert.

Die Klangerzeugung findet nun im PC statt, beispielsweise per Software-Synthesizer oder Software-Sampler in Form von Plug-ins. Auch hier werden die Soundgeneratoren immer noch per MIDI-Impulsen gesteuert - nur inzwischen digital und ohne sichtbare Verkabelung.

Solche All-in-One-Programme heißen Digital Audio Workstation, oder kurz DAW.

Tipp 4: Mit der Wahl der Software gehen Sie eine längere Ehe ein - prüfen Sie also genau, mit wem Sie sich binden und welches Programm Ihnen am besten liegt. Fast alle Firmen bieten Trial-Versionen gratis auf ihrer Homepage an und haben zudem günstige Starterversionen um etwa 100 Euro, mit denen sich bereits prima arbeiten lässt.

So ist Cubase Elements der kleine Bruder vom Cubase Studio, Magix Studio MX der von Samplitude Pro X. Im Falle des Falles lassen sich die Projekte später problemlos in der großen Version weiterbearbeiten - infolge des bereits eingeübten Workflows ohne großes Umlernen in eine andere Software.

Auch die Software von Pro Tools ist in einer SE-Version erhältlich und kommt im Paket mit Hardware von M-Audio - wahlweise mit Mikrofon (Vocal Studio) oder Audio-Interface (Recording Studio) oder mit einem anschlagdynamischen Keyboard (Key Studio). Das mitgelieferte USB-Audio-Gerät enthält nämlich den Autorisierungs-Dongle.

Tipp 5: Musik-Software greift oftmals tief ins System ein. Legen Sie also vor der Installation einer Trial-Version ein zurückspielbares Image Ihrer Festplattenpartition an!

Planen Sie die Veröffentlichung Ihrer Musik, sollte auf dem Software-Paket explizit vermerkt sein, dass die beigefügten Sounds vollständig Lizenz- und GEMA-frei sind. Andernfalls würden Sie bereits beim Hochladen ihrer Werke auf eine Internet-Plattform eine Rechteverletzung begehen. Bei Unklarheiten fragen Sie lieber mal beim Hersteller an und bitten um eine schriftliche Bestätigung - bevor Sie Ihre Musik veröffentlichen!

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