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Protest gegen neuen Google Reader
Die angekündigte Renovierung von Google-Diensten geht weiter. Google Reader wurde nun gestern mit neuem Design und geänderter Funktionalität vorgestellt. Langjährige Nutzer protestieren vehement gegen die Neuerungen.

Wie berichtet, spendiert Google einigen seiner Dienste derzeit ein Facelift, nachdem vor einigen Wochen einige Apps eingestampft oder in andere Dienste integriert wurden. Gestern wurde nun der Google Reader im neuen Gewand vorgestellt. Schon im Vorfeld hatte es Proteste gegen die Neuerungen gegeben, namentlich gegen die Integration in Google+.
Der Trend, alle Dienste an Google+ als neuem Zentrum des Google Dienste-Imperiums auszurichten, geht also weiter. Beim Feedreader Google Reader hat das Unternehmen nun alle sozialen Funktionen entfernt und in Google+ integriert. Der +1 Button ersetzt die bisherigen "Gefällt mir" und "Empfehlen mit Kommentar", geteilt wird nun in den 'Circles' von Google+. Das Teilen von Links und RSS-Feeds mit anderen Nutzern direkt in Google Reader funktioniert nun nicht mehr.
Google Reader hat immer ein wenig im Verborgenen geblüht, hat jedoch eine recht große und sehr aktive Nutzerschaft. Die Aktivsten davon sind die sogenannten 'Sharebros', die besonders viele Links und Feeds mit der Gemeinschaft teilen. Einer davon, der Student Brett Keller, hat eine Petition zur Erhaltung der alten Funktionalität aufgelegt, die bereits von mehr als 10.000 Nutzern unterschrieben wurde.
Der Protest richtet sich aber nicht nur gegen die visuellen und operativen Änderungen, sondern auch gegen die Tatsache, dass User ab sofort auch für Google Reader einen Google+ Account benötigen. Das Anmelden bei dem sozialen Netzwerk setzt aber die Preisgabe des Realnamens voraus. Nicknames werden derzeit noch nicht akzeptiert, dies soll aber laut Aussage des Konzerns in der Zukunft möglich sein.
Ein Problem könnte das im Iran darstellen. Google Reader ist seit der 'Grünen Revolution' in 2009 die landesweit meistbesuchte Seite. Die meisten sozialen Netzwerke im Iran sind abgeschaltet oder unter staatlicher Kontrolle. So war Google Reader bisher nach Aussagen iranischer Blogger eine gute Möglichkeit, sich unterhalb des Radars auszutauschen. Mit der Pflicht, Klarnamen zu benutzen, fällt diese Möglichkeit für viele User weg.
Nun muss Google entscheiden, ob es seine Integration in G+ weiter vorantreibt, oder ob man den langjährigen aktiven Sharebros ermöglicht, ihre gewachsenen Strukturen weiter zu benutzen.
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